Westphälische Sagen und Geschichten/Das verwünschte Schloß

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Textdaten
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Autor: H. Stahl alias Jodocus Temme
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Titel: Das verwünschte Schloß
Untertitel:
aus: Westphälische Sagen und Geschichten
Seite 111–112
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1831
Verlag: Büschler’sche Verlagsbuchhandlung
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Erscheinungsort: Elberfeld
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[111]
X.


Das verwünschte Schloß.


Zwischen den Oertern Schwerte und Wandhofen, unweit der Ruhr[WS 1], hat da, wo jetzt die Wandhofer Heide ist, vor Zeiten ein großes, prächtiges Schloß gestanden, von dessen früherer Geschichte aber nichts mehr bekannt ist. Nur das weiß man noch, daß dessen letzter Besitzer ein Pracht und Ueppigkeit sehr liebender Herr gewesen ist, der, seinen Begierden und Wollüsten ganz fröhnen zu können, einen Packt mit dem Bösen errichtete. Nachdem dieser eine lange Zeit ihm gedienet, sind einstens Beyde uneins geworden, worauf der Teufel den Ritter hat holen wollen. Weil aber dessen Zeit noch nicht um gewesen, hat der Teufel in dem Augenblicke, als er das Schloß unsichtbar gemacht, um es mit sammt seinen Bewohnern in die Hölle zu stoßen, seine Macht darüber verloren, und es nicht bis in die Hölle bringen können. Vielmehr ist es auf seiner alten Stelle geblieben, und nur nicht wieder sichtbar geworden. Alle hundert Jahre aber kommt es in der Vollmondsnacht zum Vorscheine. Zuletzt [112] hat es ein angesehener Mann von Westhofen gesehen. Diesen führte vor mehreren Jahren, als er von Schwerte nach Westhofen zurückkehren wollte, sein Weg über die Wandhofer Heide, auf welcher er gegen zwölf Uhr Nachts ankam, als gerade der Mond voll wurde. Auf einmal verschwand der Weg, auf dem er ging, und er sah sich in eine fremde Gegend versetzt, die er noch nie geschauet hatte. Vor sich erblickte er ein großes, schönes, hellerleuchtetes Schloß, aus dem ihm lauter Jubel und die schönste Musik entgegenschallte. Er blieb verwundert eine Zeitlang stehen; als ihm aber die Geschichte des verwünschten Schlosses einfiel, eilte er erschrocken von dannen. Doch den Weg konnte er nicht wieder finden, und wohl zwey Stunden lang lief er voll Angst in der Irre umher, bis er zuletzt von Fernen dreschen hörte. Darauf ging er zu, und erreichte glücklich das Dorf Wandhofen. Am anderen Morgen ging er mit vielen Leuten auf die Heide zurück; aber sie fanden nichts; nur an Einer Stelle, die etwas hügelicht war, kam ihnen starker Schwefelgeruch entgegen.

(Mündlich.)

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Rhur