Wie Verdi sich seine Einsamkeit bewahrt

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Wie Verdi sich seine Einsamkeit bewahrt
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 3, S. 48
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1866
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Giuseppe Verdi in Paris
Blätter und Blüthen
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[48] Wie Verdi sich seine Einsamkeit bewahrt. Verdi, der berühmte italienische Maestro, verweilt gegenwärtig in Paris, wo er ein sehr hübsches Haus in den Champs-Elysés bewohnt. Er ist eifrig damit beschäftigt, die letzte Hand an die Composition einer neuen Oper, „la Forza del Destino“ zu legen, wird aber dabei unaufhörlich von unwillkommenen Neugierigen gestört, was ihm natürlich sehr lästig ist.

Einer seiner Freunde kam kürzlich eben dazu, wie Verdi seinem Bedienten den Auftrag gab, ihn vor den zudringlichen Besuchern zu bewahren, hörte die Anweisungen mit an und erzählte dieselben folgendermaßen wieder:

„Wenn Jemand klingelt,“ sagte Verdi, „so öffnest Du und sprichst, ich sei sehr krank. Besteht der Fremde aber darauf, mich zu sehen, so führst Du ihn in das Rauchzimmer, wo ich eine große, angekleidete Puppe mit dem Gesicht nach der Wand gekehrt auf das Sopha gelegt habe. Dort nöthigst Du den Besucher zum Niedersetzen, sagst ihm, daß ich schlafe, und setzest Dich neben ihn, mit der Bitte, sich ja recht still zu verhalten und mich nicht zu stören.

Nach Verlauf von höchstens einer Stunde wird der Fremde ungeduldig und geht fort, um, wie er sagt, später wiederzukommen. Dann nimmst Du die Puppe und legst sie in derselben Weise auf das Sopha im kleinen Salon, wo der Kamin so unausstehlich raucht; kommt der Besucher noch einmal wieder, so fängst Du dieselbe Komödie wieder von vorn an und setzest sie fort, bis er durch das lange Warten ungeduldig, vom Rauch belästigt und Deiner dummen Gesellschaft überdrüssig wird, das Haus verläßt und schwört, es nie wieder betreten zu wollen und mich ruhig sterben zu lassen, ohne einen Finger zu rühren.“

Dieses Mittel dürfte allerdings probat sein, um Störungen abzuhalten.