Zedler:Pygmalion, ein König in Cypern

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Pygmalion, König zu Tyrus

Band: 29 (1741), Spalte: 1790–1791. (Scan)

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Pygmalion, ein König in Cypern, lebte vor den Zeiten des Trojanisches Krieges, wenn anders denen Glauben beyzumessen ist, die ihn zu einem Vater der Myrrha machen, welche mit dem Cinyras den Adonis zeugte.

Es wird von einigen versichert, daß Pygmalion, ein Phönicier von Geburt, seinem Vater dem Delus im Reiche gefolgt. Auf seinen Befehl ward ein Priester, der Opffer-Fleisch gegessen, und seinem Weibe davon zu essen gegeben hatte, nebst derselben mit der Straffe einer Herabstürtzung beleget, ob man schon in den übrigen Lebens-Umständen wenig Andacht oder Gottesfurcht antrifft.

Man lieset von ihm, daß er eine Statue, welche die Göttin Venus vorstellte, auf eine schändliche und unzuläßige Weise geliebt. Nach Ovidii Bericht (der ihn aber nicht für einen König in Cypern ausgiebt) ärgerte er sich über die Unkeuschheit gewisser Frauens-Personen dergestalt, und empfand überhaupt von denen an diesem Geschlecht befindlichen Eigenschafften einen solchen Eckel, daß er sich unverheyrathet zu bleiben entschloß, sich aber dagegen in ein helffenbeinern Bild dermassen verliebte, daß er alles an demselben that, was man sonst, eines Frauenzimmers Hertz zu gewinnen, [1791] zu thun pflegt, und es auf alle ersinnliche Art liebkosete, auch so gar kostbar beschenckte und mit sich zu Bette nahm. An dem der Venus zu Ehren gehaltenen grossen Feste, bat er diese Göttin, daß sie ihm doch eine Gemahlin, die der von ihm geliebten Statue gleichte, bescheren möchte. Sein Absehen, so er sich aber nicht zu eröffnen getrauete, war, daß er dieses leblose Bild gern in ein Frauenzimmer verwandelt gesehen hätte. Die Göttin, die seinen Wunsch errathen, machte ihn auch desselben theilhafftig, und das Bild bekam nach und nach Empfindung, und ward zu einer lebendigen Person, die ihm nach 9 Monaten einen Sohn, mit Namen Paphus, gebohren.

Dieser Pygmalion ist durchaus nicht, wie von einigen geschehen, mit einem andern, der König zu Tyrus gewesen, zu verwechseln.

Apollodor l. 3. Ovid. metam. l. 10. Bayle.