Zedler:Batavia

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Batavia Nelcke

Band: 3 (1733), Spalte: 672–673. (Scan)

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Batavia, eine berühmte Handels-Stadt an der See, auf der Insel Java, 12 Teutsche Meilen von Bantam in einer fruchtbaren Ebene. Sie gehört denen Holländern, ist unter die prächtigsten und angenehmsten Städte in Indien zu zählen, und ist mit einem guten See-Hafen versehen.

Anfangs handelten die Engländer und Holländer zugleich auf Jacatra, hatten aber beständig deßwegen Streit mit einander, als nun die Holländer von denen Englischen, welchen die Könige von Jacatra und Bantam beystunden, in ihren Vestungs Wercken, die sie zu ihrer Beschützung aufgeworffen hatten, belagert wurden, entsetzte sie der Holländische General Könne a. 1619 und eroberte das alte Jacatra, welches er schleiffen ließ. Auf diesen Platz baueten die Holländer hernach die Stadt Batavia, und legten an dem zuvor schon da gestandenen Castell noch 4 starcke Pasteyen an, welche sie der Diamant, Rubin, Sapphir und Perle nennten, und aus gehauenen Corallen-Steinen gebaut sind, welches Castell auch von dem König in Java mit 150000 Mann vergeblich belagert worden. Es fließt zwischen denselben und der Stadt der Fluß Jacatra.

Die Strassen der Stadt sind lang, breit, gerade, und mit stets grünenden Aleen besetzt. Die meisten sind mit Canälen durchschnitten, daß man auf Booten von einem Orte zum andern kommen kan, wenn man nicht gehn will. Die Gebäude sind sehr zierlich.

In dieser weitläufftigen Stadt wohnen viele Malayer, Mohren und Chineser, welche gegen jährlichen Tribut frey handeln dürffen, ja bey dem Einbruch derer Tartern in China haben sich wohl 5000 Chineser hieher begeben. Diese versehen den Ackerbau sehr wohl, haben aber auch zum Theil Handwercke gelernet. Die ausserhalb der Stadt angelegten Spatzier-Gänge von stets grünenden Bäumen erstrecken sich von der Pforte an weit hinaus, u. geht man darinne zwischen denen vortrefflichsten Gärten und Lust-Häusern. In dem ½ Meile von der Stadt gelegenen alten Castell von Iacatra liegt eine Holländ. Besatzung von 50 bis 60 Mann. Bey demselben sieht man der Chineser Begräbniß-Platz.

Die Ost-Indische Compagnie hält allhier einen General, oder Lands-Hauptmann, der zu Batauia residirt, er führt einen [673] grossen Staat, und commandirt über alle andere hohe Officiers. Es steht ihm frey alle 3 Jahre mit Einwilligung der Compagnie sein Amt niederzulegen. Der Staats-Rath, welcher die Kriegs- Friedens- Commercien- und dergleichen Sachen unter sich hat, besteht aus dem General, General-Director und 6 Räthen. Ein solcher Rath von Indien hat monathl. über 600 Thlr. Besoldung, der General aber nur jährl. 4000 Thlr, allein er hat alles unter denen Händen, also daß er alles haben kan, was er will. Der grosse Rath, welcher das höchste Gerichte ist, und vor welchen der General selbst stehen muß, besteht aus einem Präsidenten, Vice-Präsidenten und denen Räthen. Der dritte Rath ist der Schöppen-Stuhl, welcher die Ciuil-Sachen unter sich hat. Der vierdte entscheidet alle Sachen, welche von geringer Wichtigkeit sind, und nicht über 100 Thlr. betreffen, doch kan man von ihnen an kein höheres Gerichte adpelliren. Der General-Director hat den andern Rang in der Regierung. Alle Handlungs-Sachen gehen durch seine Hand, doch wird deßwegen Rechenschafft von ihm gefodert.

Die 6 Stadthalter derer andern Ost-Indischen Länder, die denen Holländern gehören, stehen unter dem Rath zu Batavia, und sind nachfolgende: der zu Coromandel residirt in Balicate, der zu Amboina in Victoria; der zu Ternate; der zu Banda; der zu Ceylan, und der zu Malacca. Ausser demselben sind zu mercken der Vorsteher derer Kaufleute, die Commendanten derer Plätze, unter denen der zu Batauia den grösten Rang hat, die Präsidenten derer Comtoiren. In Kriegs Sachen kommet nach dem General der General Major, welcher das Commando denen andern Hauptleuten zu Batauia, die ausser der Stadt als Obristen angesehen werden, zu wissen thut. Die Ost-Indische Compagnie hält gemeiniglich in dieser Gegend 12000 Mann regulirte Soldaten und eine Flotte von 50 Schiffen.

Tachard Reise nach Siam. Tavernier Reise-Beschreibung Tom. II. p. 103. seqq. Schau-Platz des Niederlandes p. 82. 83. Montani Japanische Gesandtschafft. le Guat. voyage des Indes Orientales.