Zedler:Lauer oder Laur, Laur-Wein, Leir, Leyr, Glauren, Lurcke, Nach-Wein, Trester-Wein

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
unkorrigiert
<<<Vorheriger

Laur

Nächster>>>

Lauer

Band: 16 (1737), Spalte: 1036–1037. (Scan)

[[| in Wikisource]]
in der Wikipedia
Dieser Text wurde noch nicht Korrektur gelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du bei den Erklärungen über Bearbeitungsstände.
Linkvorlage für WP  
Literatur
* {{Zedler Online|16|Lauer oder Laur, Laur-Wein, Leir, Leyr, Glauren, Lurcke, Nach-Wein, Trester-Wein|1036|1037}}
Weblinks
{{Wikisource|Zedler:Lauer oder Laur, Laur-Wein, Leir, Leyr, Glauren, Lurcke, Nach-Wein, Trester-Wein|Lauer oder Laur, Laur-Wein, Leir, Leyr, Glauren, Lurcke, Nach-Wein, Trester-Wein|Artikel in [[Johann Heinrich Zedler|Zedlers’]] [[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Universal-Lexicon]] (1737)}}


Lauer oder Laur, Laur-Wein, Leir, Leyr, Glauren, Lurcke, Nach-Wein, Trester-Wein, ist ein Geträncke vor das Gesinde und die Arbeiter, welches, wenn der Most von denen Trestern, oder Wein-Träbern, herab, durch Aufgüssung frischen Brunnen-Wassers, und nachmahliger Stampf- und Auspressung dererselben gemachet wird. Man pfleget, wenn nunmhro die Wein-Trauben ein oder zwey Mahl getrottet oder gepresset sind, die Hülsen oder Trester in Fässer oder Bottiche zu schütten, und je eher ie besser gut rein Brunnen-Wasser darauf zu güssen, so viel die Nothdurfft erfordert, doch daß es nicht allzuschlecht werde, und also die Nacht über stehen zu lassen, folgenden Tages aber solches auszupressen, was denn davon lauffet, ist der Lauer oder die Lurcke; wie wohl nicht aller Orten das pressen geschiehet, sondern das Wasser nur blosser Dinges auf denen Trestern eine Zeitlang stehen gelassen, und nach diesem in die Fässer davon abgezogen wird. Will man aber dem Gesinde zum besten einen guten Lauer machen, so kan man vorhero überschlagen und ausrechnen, wie viel der zehente Theil des Weins betrage, so man den gantzen Tag getrottet oder gemachet hat; und alsdenn soll man eben so viel, als solcher zehenter Theil austräget, frisch Brunnen-Wasser über die Wein-Träber schütten, dazu wird noch der Schaum oder Jäscht von dem vergährten Weine, zusammt denen Drüsen, so noch in der Butte geblieben seyn, gethan, und also lässet man es, nachdem die Trester oder Wein-Träber vorher mit Stösseln von einander gestampfet worden, die gantze Nacht durch einander beitzen, und darauf des folgenden Tages, wenn alles noch wohl mit Füssen durch einander getreten, endlich gar pressen. Dasjenige denn, was heraus flüsset, wird in Fässer geschüttet, und, wenn es vergohren, der Spund zugeschlagen, und alsdenn in den Keller geleget. Etliche lassen das Wasser, welches sie nach und nach über die Wein-Trester güssen, zwey oder drey Tage auf selben stehen, bis es die Krafft und Farbe an sich gezogen, nehmen hernach den Lauer heraus, und füllen ihn in die gehörigen Gefässe, welcher öffters bis auf die künfftige Lese gut bleibet. Hernach güssen sie auf eben dieselben Trester zum andern Mahl Wasser, und machen es wieder so, wiederhohlen auch den Aufguß manch Mahl zum dritten Mahle, wenn nehmlich die ersten zwey Aufgüsse nicht zu starck gewesen. Die letzte gemachte Lauren muß man am ersten wegtrincken, weil sie von keiner solchen Dauerhafftigkeit seyn als die ersten. Der Lauer wird auch von guten safftigen Aepfeln und Birnen, welche zerstossen auf die Trester geworffen und ausgepresset werden, noch besser und schmackhaffter gemacht. Weil die Fässer und Bottiche oder so genannten Butten durch die Trester, wenn sie lange darinne bleiben, sehr verderbet werden, also daß sie auch hernach bey künfftiger Lese den Most schlechter machen, als soll man gedachte Trester, so bald der Lauer herab ist, aus denen Bottichen oder Butten heraus thun, und solche sauber und reinlich mit warmen Wasser ausbrühen und auswaschen, und, wenn sie abgetrocknet, an einem lufftigen Orte aufheben. Am besten ist es, wenn ein Haus-Vater seine besondern Bütten und Gefässe hat, die er zu nichts anders als zum Lauer machen brauchet; doch wollen auch diese reinlich gehalten seyn.