Zedler:Porzellan, Porzelan, Porzellein, Porcellin, Porcelan

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Porzellan-Fabrique

Band: 28 (1741), Spalte: 1680–1690. (Scan)

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Porzellan, Porzelan, Porzellein, Porcellin, Porcelan, Vasa Porcellana, Porcellaine. Eine Art erdener Gefässe, so aus Tsina und Japan geholet werden, von einer sehr reinen Erde und feinen Arbeit.

Die gemeinesten sind weiß und blau, etliche sind auswendig braun, und inwendig weiß: die [1681] kostbaresten werden mit bunten Farben und Gold ausgeziert. In ihrem Orte werden sie zum Anrichten und Auftragen der Speisen so wohl als der Geträncke gebrauchet. Bey uns sind sie nach ihrer Grösse und Feine in hohem Werth. Denn je schöner die Farben, die zierliche Arbeit, der Glantz und das durchsichtige Wesen des Porzellans, je desto mehreren Werth und Hochachtung verdienet es, und wegen seiner Zubrechlichkeit erfordert es ein um so viel sorgfältigeres Umgehen.

Vor diesem wurde das allerfeinste aus China und Japan zu uns nach Europa gebracht, und jährlich viele 100000 Thaler aus Deutschland geschleppet, nach diesem aber hat man in Holland und an anderen Orten, besonders zu Dreßden angefangen, solches nachzumachen, wie unten ausführlicher soll gesagt werden. Die Holländer pflegen mit dem Porzellan ihre Gemächer sauber auszuzieren; Und ob es schon eine gebrechliche und kostbare Waare ist; So ist es doch allenthalben bey vornehmen Leuten so in den Gebrauch gekommen, daß auch einige gantze Cabinete davon voll haben, und solche als die Seltenheiten ihres Hauses den Fremden zeigen.

Der Einkauf des Porzellans geschiehet in Holland aus der ersten Hand von den Ostindischen Compagnien, welche dasselbe in China erhandeln, und nach Europa bringen. Man hat beständig geglaubt, daß die Porzellanmacherey in China auf das allerheimlichste gehalten, und diese Wissenschafft von den Vätern als ein Erbtheil nur den Kindern hinterlassen würde. Einige haben zwar wissen wollen, weil man die glatten Cochleas venereas in Italien und Franckreich Porcellanas nennete; so würde daraus mit vermischten Eyerschalen und Eyweiß eine Masse geknätet, die nach Verflüssung hundert Jahre allererst zu dergleichen Gefässen könnte gebildet und hernach gebrannt werden. Bes. Jul. Cäsar Scaliger de Subtilitate Exercitat. XCII. p. 322. Wie aber iedem, der von der Glasmacherkunst die geringste Wissenschafft hat, bekannt ist, daß aus Beinen, Muscheln, Eyerschalen, und dergleichen, zwar ein Kalck kan gebrennet werden, der, wenn er mit Glas-Materie vermischet, dem Glase zwar eine milchichte Farbe giebet, wie gemeiniglich mit Beinweiß zu geschehen pfleget; so ist es doch für sich im Glas-Ofen nicht in Fluß zu bringen. Deswegen folgende Schrifftsteller dieses alles nicht allein widerleget, sondern gantz anders gewiesen, wie es mit der Porzellanmacherey in Sina, ehe das Reich im Mittel des vergangenen Jahrhunderts unter Tartarische Regierung kommen, zugegangen: Ivan Goncalez von Mendoza Hist. du grand Royaume de la Chine Lib. I. Cap. ult. in Athanas. Kirchers China illustrata Part. IV. Cap. XI. pag. 208. in Joh. Hugon. Lintschotts Navigatione in orientem Part. I. cap. 23. in den Actis Philosophicis Societat. Reg. in Angl. An. 1666 in Erasmi Francisci Ost- und West-Indischen wie auch Sinesischen Lust-Garten Part. II. pag. 1105. u. ff. in Arnold Montans Gesandschafft an den Kayser zu Japan pag. 95. insonderheit [1682] in Georg Everh. Rumphs Amboinischer Raritäten-Kammer, Lib. III. c. 23. pag. 234. und anderen mehr. Aus welchen wir das merckwürdigste herauszühen, und eine Anweisung von der wahren itzigen Zubereitung geben wollen.

Die Materie anbelangende, schreiben sie, woraus sie in Sina das Porzellan machen, ist ein weisser Mergel, nicht fett, wie Leimen, sondern zart, sandigt, so zwischen den Felsen in der Provintz Nanking bey der Stadt Hoeichen geholet wird. Daselbst konnten sie wegen Temperaments des Wassers es nicht bereiten, sondern machten daselbst nur, wenn der Mergel vorher gestossen und geschwemmet, viereckigte Klumpen, darauf denn das Kayserliche Wapen gedruckt, um allen Unterschleif zu vermeiden, und zu Wasser in die Landschafft Kiangsi geführet würde, allwo man es alsdenn zu Gefässen bildete, mit Indigo mahlete; (welche Kunst sie insonderheit geheim hielten) in der Lufft und endlich an der Sonne trocknete, und in den Ofen setzte. Dieser müste alsdenn feste verschlossen, daß die geringste Lufft weder aus noch ein gehen könnte; von einem Kayserlichen Befehlshaber versiegelt, und funffzehen Tage starck mit trockenem Holtze, welches wenig Rauch gebe, eingeheitzt werden; dann giengen noch eilf Tage zum Abkühlen hin; nach welcher Verflüssung in Gegenwart dieses Befehlshabers der Ofen wiederum eröffnet, das fünffte Stück für den Kayser ausgelesen und geliefert, das übrige aber nach Uzienjeu, da der Stapel des Porzellan-Handels, verkaufft würde.

Und zwar soll in dem Flecken Sinktesimo in dem Gebiete Joachen ehemahls das beste Porzellan gemacht worden seyn. Wie aber am wahrscheinlichsten mit der Verfertigung des Porzellans daselbst es ietzo zugehe, ist umständlich zu lesen im Journal des Scavans Mens. Oct. Ann. 1716. p. 399. bis 453. da ein Päbstlicher Missionarius nach China P. d’Entrecolle das gantze Geheimniß in dem 12 Recueil des Lettres edifantes & curieuses des Missionaires deutlich offenbahret, so zugleich zu finden in den Memoires Trevoux Ann. 1717. Mens. Jan. p. u. ff. Davon wir in möglichster Kürtze folgenden Auszug hieher setzen: Die Jahrbücher von Feouleam erzählen, daß seit dem andern Jahre der Regierung des Kaysers Tam oder Te, d. i. nach unserer Zeit-Rechnung seit An. Chr. 442 Porzellan vor den Chinesischen Kayser gearbeitet worden; doch ist es wahrscheinllich, daß solches schon vorhero mag gebräuchlich gewesen, und nach und nach zur Vollkommenheit und Gebrauch der reichsten Europäer gebracht worden seyn. Von dem Erfinder, und durch was vor Gelegenheit man hierzu gekommen, wird in gedachten Büchern nichts gemeldet, ausser nur, daß es von der schönsten Weisse gewesen, und daß man diese Gefässe das kostbare Kleinod von Jaotcheon genennet, das feineste aber, so wohl von weisser als blauer Farbe, von Kimtetchim komme. Von dar zwar der Kayser die Fabric gerne nach Pekin legen wollen, aber ohne Fortgang, und ist die Ehre allein Kimtetchim geblieben, so die gantze Welt mit Porzellan versiehet, und von dar es die Japaner auch empfangen.

Das Wort Porzellan ist eigentlich nicht Chinesisch, [1683] sondern Portugiesisch, und bedeutet so viel als eine Tasse, Kopff oder Schale, da in China selbst der Porcellan insgemein Thski genennet wird.

Die Materie des Porcellans bestehet in zweyerley Erde, won die eine Petuntse, die andere Kaolin heißt: jene ist mit etlichen gläntzenden Theilen vermischt, da diese gantz weiß und sehr zarte im Anfühlen ist: werden beyderseits von Kimtetschim zu Schiffe in Gestalt der Ziegel nach Kimneu gebracht, als welcher letztere Ort keine Materialien zum Porzellan liefert.

Und ist die Petuntse anders nichts als Stücke von Felsen, so man in obige Forme bringt. Die erste Arbeit bestehet darinnen: Anfangs wird das Gesteine mit einem eisernen Kolben zerschlagen, in einem Mörsel geworffen, gantz klein und fein wie Mehl zerstampet, nachgehends in ein grosses, mit Wasser angefülltes Gefässe geworffen, und mit einem eisernen Spatel starck umgerühret: Hierauf ruhet man ein wenig, und denn setzt sich oben eine Art von einem Cremor oder dicken Raum, welcher abgenommen, und in ein anderes darzu bereitetes Gefässe, voll Wassers gethan wird: da inzwischen die Materie in dem ersteren Gefässe von neuem gerühret, und der Cremor auf gleiche Weise abgenommen wird: die grobe zu Boden sinckende stampet man von neuem, und wiederholet das Rühren und Abschäumen auf obige Weise, so lange bis nichts mehr von dem subtilen Wesen zu erhalten. Wenn nun in dem andern Kessel oder Gefässe diese zusammen geflossene feine Materie sich wie ein Teig allmählich zu Boden gesetzet, und das kläreste Wasser gemächlich davon abgegossen worden, so schlägt man diesen Teig in besondere Formen, trocknet selbigen, u. theilet ihn nachgehends in kleine viereckigte Stücke, welche man der Figur und Farbe halber Pituntses nennet: weil solche aber von den Chinesern verfälschet zu werden pfleget, so muß man solche endlich in Kimtetchim von neuem läutern.

Das Kaolin, als die andere Materie des Porzellans, braucht weniger Mühe als die Petuntse: Dieses wird in dem Gebürge, welches mit einer röthlichen Tannenerde bedecket ist, sehr tief in Klumpen gefunden, und auf oben beschriebene Weise, wie die Petuntse gearbeitet, und zu fernerem Gebrauche der Porzellan-Arbeit aufbehalten. Der Missionarius glaubt, daß die weisse Erde aus Malta, so man Terram S. Pauli zu nennen pflegt, von eben dergleichen Art und Güte sey; doch ohne daß man einige Silbertheiligen in dieser, so wie wohl in der Kaolin bemercken solte. Dieser Kaolin giebt den Porzellan seine Halte, und ist der hartsteinigte Pituntse, wegen seiner Weiche und Zärte sehr nöthig; Daher auch, als die Holl- und Engelländer einst die die Petuntse nach Europam gebracht, den Porzellan nachzumachen, sie hierinnen nicht fortkommen können, weil sie das Kaolin nicht mit gebracht: weshalben sich die Chineser hierüber aufgehalten und gesagt: Sie hätten einen Cörper haben wollen, dessen Fleisch von keinem Beine befestiget würde.

Diese beyde Materien werden zu Wasser nach Kimtetchim gebracht, und zugleich auch ein anderes weißlichtes und flüßiges Wesen, so dem Porzellan seine völlige Weisse und Glantz giebt und die der Herr P. Entrecolles vor dasjenige Oel hält, so man in China, Tsy, und in [1684] Europa Vernis nennet. Selbiges soll ebenfalls, wie die Petuntse, von Gesteinen herkommen, wovon diejenigen das beste Oel geben, welche Flecken den Cypresblättern (Pechuyepan) gleich hätten, oder die rothfleckigt, und im Grunde etwas bräunlich schienen, fast wie das Flachskraut, Jutchimatain. Dieses Steinöl aber wird hierzu nicht allein gebrauchet, sondern zugleich noch ein anderes, so gleichsam die Seele giebt.

Die Zusammensetzung ist folgende: Man löschet mit angesprengtem Wasser grosse Stücke lebendigen Kalck ab, daß er in Pulver zerfalle; worüber man eine Lage von trockenem Farrenkraute (une couche de fugere seche) und hierüber eine neue Lage von ungelöschtem Kalck machet, und so wechselweise fortfähret; worauf man das Farrenkraut anzündet, und wenn alles verzehret ist, vertheilet man diese Asche zu neuer dergleichen Lagen mit dem Farrenkraut, und dis fünff bis sechs mal hinter einander: je öffter man solches thut, je besser wird das Oel.

Ausser diesem Farrenkraut, wie die Historie von Feouleam meldet, bedienete man sich sonst auch des Holtzes eines gewissen Baums, dessen Frucht Setse genennet, und von dem Herrn Referenten vor eine Art von Mespeln gehalten wird: welches man aber anitzo hierzu nicht mehr bräuchet, vermuthlich weil es nunmehr rar worden, daher es auch vielleicht kommt, daß der itzige Porzellan nicht mehr so schön ist, als vorzeiten.

Diese Asche von Kalck und Farrenkraute, wirfft man in ein Gefässe voll Wasser, und löschet allemal mit hundert Pfund, ein Pfund Chekao, so der Alaune gleich, auf, rühret alles wohl unter einander, und lässet es stehen, bis sich oben eine dickliche Wolcke oder Rinde ansetzet, die man abnimmt, und in ein ander Gefässe thut, da sich denn ein Teig zu Boden setzt, wovon man das klare Wasser abgüsset, und also dieses andere Oel mit dem ersteren vermischet; welche beyderseits von gleich dicker Consistentz seyn müssen; und bestehet die beste Vermischung darinnen, daß man zu zehen Maß obigen Steinöls ein Maß desjenigen Oels nehme, so von Kalck und Farrenkraut gemacht wird.

Die Verfertigung des Porzellans selbsten erfordert grosse Mühe, und muß ein Stück, ehe es in den Ofen kommt, wohl zwantzig Personen durch die Hände gehen, doch alles ohne Confusion und Unordnung. Anfangs reiniget man von neuem die Petuntse und Kaolin, wie oben gemeldet: von beyden nimmt man gleiche Theile zu feinem Porzellan, zum mittlern vier Theile von Kaolin und sechse von Petuntse; zum geringsten ein Theil von Kaolin und drey von Petuntse. Die Massen werden in ein wohl verküttetes Behältniß geschüttet, und denn zu ihrer gebührenden Härtigkeit geknetet. Hiervon werden Stücke genommen, über breiten Schieferstein ausgedehnet, denn mehr geknetet, und gerollet, doch so, daß kein Sandkörnlein oder Haar darunter komme, weil sonst die Arbeit verdirbt: worauf endlich der Porzellan entweder auf dem Rade, oder bloß in gewissen Formen verfertiget und zuletzt mit einem Messerlein vollkommen gemachet wird, fast wie man mit unserer Töpffer-Arbeit zu verfahren pfleget, doch so, daß ein jedes Stücke wohl sechtzig Arbeitern durch [1685] die Hände gehen muß, ehe es seine vollkommene Gestalt erhält; welches alles, so wie auch die Verfertigung grosser Stücke, desgleichen auch die Art Figuren drein zu machen und Steine einzusetzen, der Herr Referente weitläufftig erzählet. Wenn nun nach so vieler Arbeit der Porzellan seine gehörige Forme erhalten, so giebt man ihm den Verniß und brennet ihn hierauf wieder gemahlet, auch mit Golde belegt, und denn noch ein mal gebrennet. Alle diese Arbeit muß mit nichten in der Kälte verrichtet und wohl acht gegeben werden, daß alles gleich trocken sey, indem die verhaltene Nässe macht, daß der Porzellan springt, zu welchem Ende denn in den Werckstätten einige mal Feuer angemachet wird.

Die Mahlerey betreffend, so sind ihre Meister, Hoapei genennet, keine grosse Künstler, so wohl überhaupt, als im Porzellan mahlen, in welchem letztern sie aber doch noch eher zu bewundern seyn. Diese Mahlerey gehet ebenfalls durch viele Hände, deren einer den äussersten Circkel am Rande macht; der andere entwirfft die Blume, die der dritte mit Farben bemahlet, u. s. w.

Die Farben selbst sind von allerhand Art; und ist sonderlich die Blume auf weissem Grunde so schön, als man in Europa nicht hat. Vorzeiten hatte man bloß weissen Porzellan, ehe man das blaue erfunden, so zu dieser Arbeit anietzo gebrauchet wird, als welches durch einen Porzellanhändler, so durch Schiffbruch an eine wüste Küste verworffen worden, an den daselbst befindlichen vielen Steinen, woraus das schönste Blau zu bringen, soll entdecket worden seyn; wovon er eine grosse Ladung mit sich genommen. Diese Farbe wird im Sande über den Ofen vier und zwantzig Stunden lang geröstet, und denn in einem grossen porzellanen Mörser zu einem subtilen Pulver gestampt oder zerrieben. Die rothe Farbe wird aus dem Vitriol, Harsan, gemacht, deren Bereitung der Herr Schrifftsteller umständlich erzählet. So hat man auch eine besondere weisse Farbe, so von der Porzellanweisse unterschieden, und die zu etlichen Figuren genommen wird. Selbige wird, wie das Blaue, von einem durchsichtigen Kies, gebrennet, dessen eine halbe Untze pulverisiret, mit einer gantzen Untzen Bleyweiß vermischet, und nachmals zu allerhand Farbevermischungen gebrauchet wird, z. E. grün, gelb und dergleichen.

Diese Farben werden auf den das erste mal gebrennten Porzellan mit Bleyweiß, Salpeter, und Vitriol, nach der Chineser Bericht, oder bloß vermittelst des Bleyweisses allein, wie die hieran arbeitenden Christen vorgeben, aufgetragen, wenn man solche zuvor in Gummiwasser aufgelöset; und denn wird der Porzellan noch einmal gebrennt, da sich denn die Farben vollkommen zeigen. Sie machen unter andern, einen besondern roth geblasenen Porzellan, welcher kostbarer und rarer ist, als der übrige: auch hat der schwartze, Oumien genannt, seinen Preiß und Schönheit.

Das Gold giebt dieser Art Porzellan eine neue Annehmlichkeit: und giebt man selbigem diese Schwärtze mit drey Untzen vom Azur oder blauen, und mit sieben Untzen des ordinairen Steinöls: Wenn diese Farben trocken, so brennt man den Porzellan, und denn träget man das Gold auf, wornach [1686] das Gefässe in einem besondern Ofen von neuem gebrennet werden muß. Man macht noch eine Art von durchbrochenem Porzellan, in dessen Mitte die Schale befindlich, die Säffte zu halten: ingleichen noch eine andere Art, worauf das Sinesische und Tartarische Frauenzimmer nach dem Leben gemahlet sind. Und wenn man dem Porzellan kein ander Oel, als bloß das, so aus dem Kies gemacht wird, giebt, so wird auch eine besondere Art daraus, so gantz gemarmelt und mit lauter Adern versehen ist, daß man es auch vor zerbrochenen Porzellan halten solte; wird sonst Tsomki genannt. Das Gold wird zerrieben mit Gummiwasser und Bleyweiß aufgetragen.

Wann nun das Mahlwerck und die Vergöldung trocken, so bringt man die Gefässe in den Ofen, welcher, wenn er klein, von Eisen seyn kan, insgemein aber irdisch zu seyn pflegt, von Mannshöhe, und fast so weit als ein grosses Weinfaß; dessen Boden einen halben Fuß hoch von der Erde absteht; mit einem gemauerten Umfange, so drey oder vier Lufftlöcher hat. Wenn nun der Ofen mit den Porzellan-Gefässen angefüllet ist, ausser einer Oeffnung in der Mitte, da man zu dem Porzellan sehen kan, so wird unten und oben, und an der Seiten Kohlfeuer gemacht, und die Gefässe so lange gebrennet, bis sie gläntzend und die Farben lebhafft werden, worauf man das Feuer und zugleich den Porzellan abräumet.

Inzwischen bedauren die Chineser, daß sie die Kunst, Fische und andere Thiere an den Porzellan zu mahlen verlohren, welche man ehe nicht erkennen können, als wenn das Gefässe mit einem gewissen Saffte angefüllet gewesen: welche Art sie Kiatsim nennen. Wovon der Herr Referente seine Gedancken umständlicher eröffnet, und zugleich erinnert, daß ehe das Oel aufgetragen wird, der Porzellan zuvorhero, um alle Ungleichheit zu benehmen, poliret werden müsse; worzu man sich eines Pinsels von den feinsten Federn bedienet, der naß gemacht und hiermit darüberhin gefahren wird. Die Auftragung des Oels selbst erfordert mehr Kunst, um hierinnen weder zu viel, noch zu wenig, auch überall gleich zu thun. Der sehr dünne Porzellan bekommt zwo Aufträge: Der feine und starcke aber nur einen, jene geschehen durch Ansprengung, diese aber durch Eintauchung; worauf alsbald der Verniß aufgetragen wird: zuvor aber wird der Fuß, so massiv ist, ausgedrehet, alsdenn gemahlet und gefirnset; letztlich in den Ofen gebracht.

Von deren Beschaffenheit, Form, Heitzung u. d. g. der Herr Referente eine weitläufftige Vorstellung machet, welches aber alles zu erzählen die Circkel unsers Vorhabens überschreiten würde. Dis bemercken wir nur noch hierbey, daß das Feuer wohl regieret werden, und alle Gefässe nach ihrer Grösse und Stärcke ihr gehöriges Feuer haben müssen, wo anders nicht die gantze Brennerey zu Grunde gehen soll.

Der Herr P. Entrecolles erzählet hierauf verschiedenes von dem unterschiedenen Werth des Porzellans, von vielerley Sorten der Gefässe, von der Verhandlung derselben, u. d. g. und erinnert zugleich, daß man in China einen besondern Gott über den Porzellan verehret, den sie Ponsa nennen; und [1687] soll derselbe seinen Ursprung daher haben, daß, als einst ein Kayser Porzellan nach einer gewissen Forme verfertiget wissen wolte, ihm aber die Unmöglichkeit vorgestellet wurde, und er doch solches gleichwol schlechterdings haben wolte, und aber nach vieler angewendeten Mühe und Kosten die Sache immer unthunlich geschienen, sich endlich ein Arbeiter aus Verzweiffelung in den glühenden Ofen gestürtzet habe, worinnen er alsbald verbrannt; worauf denn das herausgenommene Porzellan vollkommen nach dem Willen des Kaysers soll ausgesehen haben; und davon hat man diesen Unglückseligen als einen grossen Helden und Gott verehret, der der Porzellan-Arbeit vorstehe.

Die Chineser schätzen sonderlich den alten Porzellan sehr hoch, obschon einige den neuern dem alten vorzühen. Diejenigen, so dem alten den Vorzug geben, suchen solchen sonderlich in der Farbe; es läugnet aber der Herr Referente, daß, wie man bishero in Europa geglaubt, der Porzellan seine Vollkommenheit erlange, wenn er lange in der Erde vergraben liege; als über welche Meynung sich die Chineser selbst aufhielten. Man hätte zwar unter dem Verfalle alter Gebäude und Säuberung der Brunnen manchmal schöne Stücken von Porzellan gefunden, der aber hierunter nicht eben schöner worden, sondern bloß seine anhabende alte schöne Gestalt behalten, welcher denn allein auf die Schätzung der Chineser ankomme, als die grosses Geld vor dergleichen alte Gefässe zu geben pflegten, deren sich sonderlich die alten Kayer Yao und Chun bedienet, als die vor vielen Jahrhunderten und zu der Zeit regieret, da die Kayser sich des Porzellans zu bedienen angefangen. Das gantze Werck von solchem alt vergrabenen Porzellan kommt auf die Farbe an, als woraus man dessen Alter abnimmt; und ist zuweilen ein solches Gefässe vor achtzig Reichsthaler in China verkauffet worden.

Der Mandarin von Kimtetchim hat am Hofe bekannt gemacht, daß er eine Kunst wisse, altartig Porzellan zu verfertigen, worzu er sich einer gelblichten Erde bedienet, so in der Gegend von ietztgemeldtetem Orte gegraben wird. Die Gefässe sind sehr dicke, und hat eine Affite,(?) so der Mandarin den P. Entrecolles geschenckt, so schwer als zehen andere von gemeiner Art gewogen.

Die Arbeit ist nicht viel von der andern unterschieden, als daß das Oel von einem gelben Steine darzu genommen, und mit dem ordinairen vermischet wird, als wovon der Porzellan die Meergrünliche Farbe bekommt: Wenn selbiger gebrannt ist, wirfft man ihn in eine fette Hüner- oder andere Fleischbrühe, brennt ihn noch ein mal, legt ihn hernach in die schlammigsten Cloace, und lässet solchen einen Monat lang darinne liegen, worauf er denn vor drey bis vier hundert jährigen paßiret.

Zuletzt erzählet der Herr Referente noch, welcher gestalt die Chineser eine besondere Kunst wissen, das zerbrochene Porzellan wieder zu ergäntzen; Sie durchbohren nemlich mit einem Diamant die zerbrochenen Stücke und stecken einen meßingenen Drat oder Faden durch, und befestigen die Stücke dergestalt fest und subtil, daß man den Schaden kaum daran wahrnehmen kan. Und so weit gehet unser [1688] kurtzer Auszug aus dem weitläufftigen und curieusen Berichte des P. Entrecolles von gedachter neuen Entdeckung der Chinesischen Porzellan-Manufactur, wovon viel mehrere Specialia in dem Berichte selbst im Journal des Sçavans nachzulesen.

Es meldet zwar Rumph an oben angeführtem Orte, daß, als die barbarischen alles Tartarn verwüstet, die Meister dieser Arbeit verjaget und erschlagen, ihre Werckstätte und Brennöfen zerstöret; am Ende des vergangenen Jahrhunderts einige Kunstverständige sich in die Landschafft Quantung wiederum bey der Stadt Tikoa eingefunden, welche weil sie die alte Erde nicht gehabt, einen gewissen weissen Marmor oder vielmehr Alabaster genommen, (daraus aber nichts anders als Gips zu brennen,) selbiger, klein zerstossen, mit Wasser zu derbem Teige gemacht, und Gefässe daraus gebildet hätten; welche zwar schön weiß sollen fallen, aber den blaulichten Wiederschein wenig oder gar nicht wie die alte Sinesische geben; Er soll auch in der Kälte offt von sich selbst springen, noch mehr die Schälgen, wenn kalt und heiß Wasser darein gegossen wird; zum wenigsten bekommen sie oben kleine Rißgen, deswegen es auch Kraakwerck, das ist Krachwerck in Holland genennet wird, welches bey dem ouden Werk oder Gut, (so nennen sie dasjenige Porzellan, welches vor dem Tartarischen Einfalle unter der Regirung der Sinesischen Kayser gemacht worden,) kein mal geschehen soll.

Es wird auch deshalb ietzo fleißig aufgesucht, und theuer verkauffet, so noch unlängst in gutem Preiß zu haben; Dieweil die Tartarn diese schöne Gefässe nicht sonderlich hoch geschätzet, also häuffig an die Holländer verhandelt, die denn solches heraus gebracht, und wiederum wohlfeil geben können, so aber ietzo selbst in Sina sehr schwer zu bekommen ist. Sonst saget man, daß der Japanische Porzellan diesen Fehler auch an sich habe, sey aber solchem abzuhelffen, wenn man ihn in einen Kessel laulichten Wassers thue, Feuer darunter mache, und mit demselben einige Zeit starck kochen lasse, welches das Springen auch allem andern durchsitigen Porzellane benehmen soll.

Nirgends, so viel als wissend, ist das Ost-Indische Porzellan in Europa besser nachgemachet worden, als wie zu St. Clou nahe bey Paris, und zu Dreßden, noch bis ietzo geschiehet; Die Gefässe sind zu St. Clou sehr dünne, durchsichtig und klingend, schön weiß, mit licht und dunckelblau nett bemahlet, und so harte, daß es wie das Orientalische Feuer schläget und Glas schneidet; ausser daß es dem Entzweyspringen unterworffen seyn soll.

Nach der Zeit hat der berühmte Herr von Tschienhausen in Dreßden dem damaligen Herrn Baron Bötticher eine Art eröffnet, wie man auch allda könnte dem Sinesischen gleichendes Porzellan machen, welches dieser auch aus einer geschwemmten aschfarbigen Landerde zu Stande gebracht, nur daß dir Gefässe weisser oder milchigter fallen, auch etwas undurchsichtiger seyn; doch sollen sie in der Härte selbst das wahrhaffte übertreffen, weil dieses in dem Brenn-Ofen daselbst geschmoltzen, welches dem Dreßdnischen nicht begegnet. So ist auch die Gestalt von [1689] letzterem viel besser, die Auszierung vornemlich mit Golde viel höher, und die erhabenen Figuren viel sonderbarer, nur daß das Belegen mit Goldblättgen mehr Ansehen macht, als Dauer hat; da hingegen auf dem Orientalischen, worauf nur gemahlen Gold gestrichen, beständig bleibet.

Im Anfange ist auch dieses gantz weiß, wie in alten Zeiten das Sinesische, ehe sie die Farbe erfunden, gelassen worden, welches nun aber seit etlichen 20 Jahren von Herrn Köhlern blau gemahlet wird, nicht aber mit Indigo, wie von dem Indianischen alle im Anfang angeführte Schrifft-Steller melden, (weil es unmöglich, daß der Safft von einer Pflantze das starcke Feuer aushalten, und noch darzu eine blaue Farbe geben könnte,) sondern mit dem feinsten Smalta; wie also auch P. d’Entrecolle in oben gegebener Nachricht eines harten Steines gedacht, woraus das schönste Blaue in Sina durch das Rösten jetzo zur Porzellan-Mahlerey gebracht wird, welches ohnfehlbar nichts anders als ein Kobolthaltendes Ertz seyn muß.

Noch ist von dem Dreßdnischen Porzellan zu melden, daß nunmehro das Chinesische Porzellan an künstlicher Arbeit, Nettigkeit und Schönheit von diesem weit übertroffen wird, davon ein jeder, ja der geschickteste Chineser selbst bey Betrachtung der fast unzähligen, so wohl zum Prunck und Staat dienlichen Curiositäten, als auch derer zu vornehmen Haushaltungen nöthigen, ihrer Nettigkeit halber sehr raren und sonderbaren Geschirr, wie er sie theils in den Dreßdnischen Porzellanmagazine und zum Verkauff, theils aber in einem und andern Cabinette zum Prunck aufgestellet, theils auch im täglichen Gebrauche findet, das wahrhafftige Zeugniß mit bewunderendem Beyfalle wird ablegen müssen.

In Wien soll nun jetzo auch schönes dergleichen Porzellan aus einer Erde von Debrezin in Ober-Ungarn, verfertiget werden, der, wenn er dem Dreßdnischen nicht vorzuziehen, doch gewiß gleich zu achten ist; Aller dieser kan insonderheit in Dreßden, als auch allhier künstlich übermahlet, und die Farben eingebrennet werden, darauf in Breßlau erstlich Herr Preußler nur grau in grau oder schwartze Gemählde gemacht, jetzo aber verrichtet dieses Herr Pottengruber mit allen bunten Farben, und zwar in solcher Vollkommenheit, als es sonst niemals daselbst gesehen worden.

In Delfft machet man zwar auch allerhand Gefässe, schon von langen Zeiten her, die dem äusserlichen Ansehen nach dem wahrhafften Porzellan ziemlich gleich sehen, es kommet aber eigentlich dabey nur auf die Glasur an, denn inwendig ist und bleibet es Thon, hat auch weder Klang noch Durchsichtigkeit. Dem auch ähnlich sieht derselbe, so häuffig in Berlin verfertiget, und weit und breit verführet wird.

Bey einigen Jahren hat man auch angefangen vieles weisses mit bunten Blumen und Thieren bemahltes Gefässe aus Mähren meistentheils von Scalitz und Wischkau oder Wischa, an der Ungarischen Gräntze liegende, zu bringen, so ehemals das Brüdergefässe geheissen, weil eine gewisse schwärmerische Secte, so alles unter einander gemein wollen haben, es dasebst erstlich verfertiget. Und von [1690] Creutzenach wurde im Jahre 1723 gemeldet, wie allda sich in dem Flecken Bockenheim eine Porcellanerde gefunden, die dasige Herrschafft an Entrepeneurs, um eine Manufactur anzulegen, anerboten.

In dem Japanischen Reiche wird das Porcellan an verschiedenen Orten, doch nirgend besser als in dem Königreich Ficsen bereitet, und solche Arbeit stärcker, als vorhin getrieben, auch mehr und mehr verbessert, nachdem nicht nur die Holländer, sondern auch die Chineser dasselbe starck abzuholen angefangen.

Die Scherben von zerbrochenem Porzellan, werden klein gestossen, gesiebet, und aufs neue geformet; die Gefässe aber werden nicht so schön von Glantze und Farben, wie die, so aus frischer Erde gebacken.

In Persien wird an verschiedenen Orten Porzellan gebacken, der dem Chinesischen nicht weicht, und wird absonderlich Zoronde, ein Flecken in Caramania, daher gerühmt.

Eine sonderliche Gattung, die allein der König braucht, dieweil sie unmäßig theuer, und eine mittelmäßige Schüssel fünff hundert Thaler kostet, ist grün an Farbe, und durchsichtig, ob sie gleich zweyer Messerrücken dicke ist. Gesandschafft nach China. Montan. Neuhof. Chardin.

Daß der heutige Porzellan dasjenige sey, was die alten Römer Vasa murrhino genennet, und in hohem Werthe gehalten, haben Voßius, Salmasius und andere Gelehrten wider Baccium und seine Anhänger behauptet.

Die Indianer gebrauchen auch Hagel von Porcellan in ihre Canonen, wodurch sie grossen Schaden thun, denn wenn es wo antrifft, zerspringt es in viele Stücken, daß die Bleßirten solche mit dem grösten Schmertze müssen ausschneiden lassen.

Im Jahre 1717 erschien zu Paris ein Tractat, mit dem Titel: L’Art de faire la Porcellaine etc. worinne die Zubereitung der Materie, Bauung der Oefen, Verfertigung und Mahlerey des Porzellans ausführlich beschrieben.