Zerstörung des Schlosses Arnsberg

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Textdaten
Autor: Anonym
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Titel: Zeitungsbericht [über die Zerstörung des Arnsberger Schlosses]
Untertitel:
aus: In Köln gedrucktes Flugblatt, eingeklebt in ein Tagebuch
Herausgeber: Karl Féaux de Lacroix (1860-1927)
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1762
Verlag: Joseph Böse
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Erscheinungsort: Köln
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Karl Féaux de Lacroix: Geschichte Arnsbergs. Arnsberg 1899. [Nachdruck Werl 1983] S.445f. Scans auf Commons
Kurzbeschreibung: Bericht über die Belagerung der Stadt Arnsberg während des siebenjährigen Krieges 1762. Das damals zerstörte Schloss ist seitdem Ruine.
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Zeitungsbericht.

„Auszug eines Schreibens aus der zum größten Theil ausgeplünderte und eingeäscherte Stadt Ahrensberg, 23. April 1762. Es ist gegenwärtig leider! mehr als Welt kündig, was der arme Einwohner dieser Stadt und umliegender Oerteren, seit des gegenwärtigen Kriegs von Campagne zu Campagne hat erleben müssen. Se. Durchlaucht der Erbprinz von Braunschweig aber, welcher am 12. dieses mit einem Corps wenigstens 15000 Mann stark, Cavallerie und Infanterie, Husaren und Jägeren, auch einem starken Artillerie-Zug aufgebrochen, in zwei Colonen, wovon eine der Generallieutenant von Bock, und die andere der Generallieutenant von Oheim commandirte, über den Hamm und Lippstadt anmarschieret, gabe ihnen endlich den letzten Herzensstoß. Sie hatten zu empfinden, daß das Vorhaben, mit welchem die hohe Alliierte schon Monaten her schwanger gegangen, endlich zu seiner vollkommenen Reife und Geburt, es koste, was es kosten möge, sollte und müße gebracht werden.

Am 16. wurde die Stadt und das Churfürstliche Schloß rund umher eingeschlossen. Am 17. errichteten sie ihre Batterien, zu welcher Arbeit sie alle in der Gegend zu findenden Weibspersohnen nöthigten. In einer Nacht wurden sie damit fertig; am 18. forderten sie nochmals das Schloß auf, und nachdem der Französische Commandant, Herr v. Muret, ihr Verlangen nicht einwilligen konnte, noch möchte, so fing am 19. des Morgens das Bombardiren an. Es wurde mit solcher Wuth fortgesetzet, daß bereits um den Mittag 1200 Bomben und über 2000 schwäre Kanonenschüß auf das Schloß und die Stadt geschehen wären. Der Commandant nebst seiner wenigen Garnison thaten die rühmlichste und Heldenmüthigste Gegenwehr, und verhinderte bis diese Stunde, daß der dadurch hin und wieder entstandene Brand nicht um sich fressen konnte, wonächst aber, da die Feinde sahen, daß der Commandant nicht zu bemeistern ware, ließen sie mit lauter glüenden Kugelen und Carcassen von Pech, Schwegel und sonst zündenden Materialien auf uns zu setzen, welches die tapfere Garnison drei ganze Stunde lang außhielte. Da nun aber kein Ort im ganzen Schloß, der nicht in heller Flamme stund, übrig ware, und der Commandant seine treue Garnison der Wuth der Flammen nicht aufopfern konte, hat er sich endlich am 19. des Nachmittags 3 Uhr [446] ergeben. Die Französische Garnison bestunde aus 200 Mann; welche mit allen Kriegs-Honneurs abzoge, und über Wipperförde theils nach Cöllen, theils nach Dusseldorf abginge; bis Wipperförde wurden dieselbe durch heßische Dragoneren escortiret; von da aber durch ein Detaschement von dem Corps des Marquis von Conflans nach den Oertern ihrer Bestimmung transportiret. Der Hannöversche Herr Gen.-Lieut. von Bock hingegen bezoge wiederum den mehrst unter Glud und Asche liegenden Ort, und sahe an, daß die noch unbeschädigte Häuser ausgeplündert wurden.

Dieses betrübte Spectakel ist in sich selbst beweglich gnug, es ist also überflüssig, dasselbige beweglicher und trauriger vorzustellen; nur ist noch zu bemerken, daß der Erbprinz mit seinen Truppen und Artillerie, welche aus 8 Mörseren, so viel Haubitzen und 24 Stück Kanonen, jede von zwölfpfündigen Calibre bestanden, wieder zurück über den Hamm abzogen, auf seinem Rückmarsch sind alle junge und alte Mannschaft aufgehoben und mit fortgenommen worden; aus dem Städtel Iserlohn sind zum Kriegsdienst 150 mit weggeführet worden. Außerdem sind aus dem Chur-Cöllnischen noch folgende Geißelen mitgeschleppet: von Sunderen der Herr Pastor; von Hachen die Bürgermeisteren; von Hüsten zwei der vornehmsten Einwohner, von Nehmen eben dergleichen. Aus der Norbertiner Abthey von Ahrensberg der Hochw. Herr Prälat. Aus dem Jungfrauenkloster zu Elbnighausen (muß heißen Oelinghausen) der Herr Probst, von Balve einer der vornehmsten Eingesessenen. Von Herdringen der Rentmeister etc. etc. Balve hat noch sogleich 400 Rthlr. baar erlegen müßen. Der Herr Richter dieses Ortes hingegen, den die Alliirten auch gerne mitgeschlepfet hätten, ware nicht mehr bei der Hand, sondern mit seinen Gerichtsschreiberen abgereiset. – Diese Blätter seynd zu haben bey Joseph Böse, wohnhaft in den Klöckergassen gegen über dem K. Post-Hauß.

Anmerkungen (Wikisource)

Zum historischen Kontext siehe die Darstellung von Féaux de Lacroix S. 441-453 auf Commons. Zum Schloss Arnsberg siehe die Wikipedia.