Zimmerische Chronik/Band 2/Kapitel 4

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Autor: Froben Christoph von Zimmern
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Titel: In disem capitel wurdet angezaigt, was der churfürst von Menz herrn Wörnhern freiherrn von Zimbern fürgehalten, auch wie bemeltem herrn Wörnhern vergeben, dessen er sterben müeßen und zu Oberndorf begraben worden.
Untertitel:
aus: Zimmerische Chronik Band 2. S. 24–30
Herausgeber: Karl August Barack
Auflage: Zweite Verbesserte Auflage
Entstehungsdatum: 16. Jahrhundert
Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck)
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Erscheinungsort: Freiburg und Tübingen
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Quelle: Digitalisat der UB Freiburg
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In disem capitel wurdet angezaigt, was der churfürst von Menz herrn Wörnhern freiherrn von Zimbern fürgehalten, auch wie bemeltem herrn Wörnhern vergeben, dessen er sterben müeßen und zu Oberndorf
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begraben worden.
Als nu die handlung also ain zeitlang unerörtert zu baiden thailn angestanden, haben die von Werdenberg sovil bei der künigclichen Majestat angehalten, das dieselb dem churfürsten von Menz, erzbischof Berchtoldten, herrn
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Wörnhern freiherrn von Zimbern etliche artikl fürzuhalten, in dieselben von wegen sein und seiner geschwistergit zu bewilligen, auferlegt und, so solchem volg beschehe, welle Ir Majestat baide partheien vertragen. In somma, es war dahin angesehen, das denen von Werdenberg die herrschaft
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Messkirch mit aller zugehörde, wie auch hieoben gemelt, beleiben sollte, dargegen aber wolten die von Werdenberg hern [A262b] Wörnhern und seinen geschwistergiten die spreuer, das war Oberndorf und anders, lassen. Nu beschribe der churfürst von [324] Menz herrn Wörnhern geen Menz;
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geschach fast umb Othmari anno vierzehenhundert neunundneunzige. Dem schreiben volgt herr Wörnher, und so bald er zu Menz ankomen und sich anzaigen ließe, hielte im der churfürst der künigclichen Majestat schreiben und bevelch, dessgleichen die artikl des vertrags für, also lautent: Von
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ersten soll denen von Werdenberg beleiben Messkirch und sein zugehördt, mit aller maß, wie inen sollichs von der kaiserlichen, auch künigclichen Majestaten gegeben und besteetigt, dargegen sollen die von Werdenberg fraw Margrethen, weilund herrn Johannsen Wörnhers von Zimbern des
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eltern nachgelassnen wittib, ires heiratguots, widerlegung und morgengab halben entrichten, sollichs zu verzinsen, oder aber mit ain tausendt guldin iedes jars abzulösen. Zuedem so sollen auch die von Werdenberg die schulden, die auf der herrschaft standen, auch bezaln und denen von Zimbern
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ain summa gelts darzu nach erkantnus Ir Majestat geben oder verzinsen, doch sollichs in allweg mit aim tausendt guldin abzulösen. Die zwai tausendt guldin aber, so die von Werdenberg Oberndorf halben der künigclichen Majestat zugestelt, sollen auch in die summa, so die von
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Werdenberg nach Ir Majestat erkanntnus geben, gerait werden. So aber sollichs die von Zimbern nicht annemen, soll denen

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[25] von Werdenberg Messkirch in allwege dannost, allermaßen wie vor, beliben. Darneben welle Ir Majestat mandatta allenthalben in das reich, dessgleichen an punt zu Schwaben, an die herrschaft Würtenberg, an alle reichsstet, auch an
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die amptleut des [A263a] haws Österreichs ausgeen lassen und gepieten, die von Werdenberg wider Zimbern und menigclich in Irer Majestat nammen zu schützen und zue handthaben, damit ihe denen von Zimbern nichts wider sie gestatet. Oberndorf solle es, wie obgehört, beleiben, doch
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das in dem vertrag begriffen, denen von Werdenberg sei Oberndorf nit mit recht, sonder mit gwalt entzogen und entwert worden. Zudem haben die von Zimbern etliche güetere und gülten zu Oberndorf erkauft, die nit in die pfantschaft gehören, umb dieselben soll die künigclich
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Majestat sie vernügen. Uf sollich fürhalten des churfürstens hat herr Wörnher nit wenig, als wol zu gedenken, beschwerd empfangen, dann gemainen reichsstenden und im, wie obgehört, auf vergangnem reichstage zu Freiburg vill zugesagt worden, welches aber
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alles vergessen und in ain andere mainung verwendt. Derhalben er den churfürsten underthenigclichen, ime hierinnen zu raten, ansuchte, dann er, auch seine gebrüeder ihe nit des willens, Messkirch sich zu verzihen oder zu verkaufen. Der könig möchte sie wol gar vertreiben; er were aber der
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underthenigisten hoffnung, die künigclich Majestat wurde sie als arme, unverschuldte freiherrn des reichs gnedigist nochmals bedenken und sie zu dem iren kommen lassen. Darauf hat im erzbischof Berchtoldt ain suplication an ine zu stellen geraten, darin er sein mainung anzaigen solt; solche
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welte er der künigclichen Majestat zuschicken und, was im für antwurt hierauf begegnet, welt er in wider berichten. Herr Wörnher volgt dem rath [A263b] und stelte an den churfürsten ain suplication, darin er nochmals pat, bei der künigclichen Majestat ain bewilligung [325] in den vertrag,
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durch baid graven von Zollern und Fürstenberg abgeredt, zu erlangen, mit erzellung sein, auch siner geschwistergit armut, unschuld und der dienst seiner vorfarn, dem reich und dem haus Österich bewisen. Solche suplication überantwurt er dem churfürsten. Der übersendet sie fürter der
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künigclichen Majestat, gab darneben herrn Wörnhern den abschid. So bald im hierauf widerumb antwurt zuekeme, welt er in die wissen lassen. Her Wörnher, als er den ab-

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[26] schid bekommen, ritt er widerumb an hove zu herzog Eberharten. Aber der gut herr mocht derselben antwurt vom churfürsten nicht erwarten; es war die zeit hie, das er auch daran muste zum alten haufen[1], [A264a] dann er seiner
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dapferkait und daz er bei chur- und fürsten und dem mererthail allem adl verdient und angesehen, darneben seinen widersechern bewist, daz er zu eroberung und widerbringung seines vätterlichen erbs kain gefaar scheuhen, höchlichen entgelten hat müeßen. In somma, es hat im das leben,
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das im in seiner jugent und blüeendem, angendem alter lesterlichen und mörderisch gestolen, mit großem nachtail seins stammens und namens, golten; dann, als er zu Stutgart bei seinem herrn, herzog Eberharten, sich nach solchen obgemelten handlungen enthalten, ist im vergeben worden.
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Nu ist solcher sein gebrech nit gleich zu endlicher würkung komen, dann das gift durch schwechung seiner creften zu aim verzug zugericht und gemacht worden, und so er bei zeiten die ursachen seiner krankhait (dann er sich täglichs ains beschwerten haupts mit scheinbarer schneller
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abnemung aller seiner chreften befonden) durch [A264b] die arzt erkundigen het lassen und denen gefolgt, so het im durch gnad des allmechtigen geholfen mögen werden; dann doctor . . . Meuchinger, welcher zu Stutgarten seßhaft und gar ain gelerter, berüempter arzt gewest, zu im kommen,
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sein krankait, auch derselben ursachen zu erkundigen. Der hat wol befunden, wo her im dise krankhait kommen, welches er im angezaigt, darbei, so er im volgen und ain claine zeit zu Stutgarten beleiben, verhoff er im mit der hilf Gottes zu helfen; so er aber verreiten, möge er mit dem leben hart
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darvon kommen. Aber die zeit war da, das er sein junges[2] leben unschuldig und unverdient darraichen und des von seinen widersechern beraupt mueste werden. Nichtsdesterweniger, wiewol er sich ganz übel befunden, als es dann in wenig zeit erschinen, auch ain getrewen rat von doctor
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Meuchingern entpfangen, nochdann hat er nit volgen, auch sich nit sonders clagen, noch dessen annemmen wellen. Zu dem ist diser zeit der zug des römischen königs Maximiliani wider die Schweizer angangen; uf solchen zu hat sich herr Wörnher, [A265a] unangesehen seiner tödtlichen krankhait,

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[27] auch gerüst[3], und, als im bewist, das herr Gotfrid der elter, sein vetter, dozumal zu Seedorf sein haushaltung, ritt er also schwach von Stutgarten, des vorhabens, mit iezbemeltem seinem vettern, zu dem er ain besonders vertrawen, sich
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vorhin, ehe und dann er auf den zug sich begebe, sich früntlichen zu ersprachen. Zu dem er in seiner krankhait sich also beredt, wover [326] er geen Seedorf keme, dahin er ain besonders verlangen, und den bach alda hörte rauschen, so wurden seine sachen sich zu fürderlicher pesserung schicken. Wie er nun geen Sulz an Negker kam, het sein
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anligen durch die übung des reitens dermaßen überhand genommen, das er sich zu bet legen und wol befandt, das der bitter dodt verhanden. Desshalben schickt er eilendts ain potten zue seiner fraw muter geen Rottweil, die dozumal alda seßhaft war, mit pit, soverr sie ine noch lebendig sehen,
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das sie eilendts geen Sulz kommen welte. Es warde aber fraw Margrethen dise traurige potschaft so spaat verkündt, das sie desselbigen tags nit weiter dann [A265b] geen Oberndorf komen mögte. Mitler weil ließe sich herr Wörnher mit allen sacramenten nach alter christenlicher ordnung
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versehen und starb also zu Sulz ganz christenlich auf ain donderstag in der zehenden stundt nach mittag, den fünfundzwainzigisten Apriliis, war sant Marx tag, im jar nach Christi unsers lieben herrn und seligmachers gepurt gezelt vierzehenhundert neunundneunzige. Dem Got und uns allen gnade!
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Es het sein krankhait sich also bis an sein ende geschickt, das, nachdem er verschaiden, sein haut schier ainer spannen brait ringsweis umb das herz ain schwarze, dodemliche und erstorbne farb gesehen worden, darin vil gele dupf und masen zugleich aim mollen, daraus wol zu nemen, was krankhait
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er sterben müeßen[4]. [A266a] Dieselbig nacht ist sein fraw muter zue Oberndorf in der sammlung übernacht gewest, des willens, gemelten herrn Wörnhern auf sein begern vor seinem ende zu sehen. Als sie nu ganz kumerhaft zu bet und an ir rhuo gangen, hat sie in derselbigen nacht, daran
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sie doch wenig geschlaffen, ain gestalt gesehen ains mentschen (dann sie ain hels nachtliecht gehapt) in ainer grawen, langen beclaidung, dann in ain solche claidung ist der leib

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[28] herrn Wörnhers eingeneet worden, ganz traurengclichen vor irem bet hin und here schwebende, welche gestalt sich zu letst zun füeßen ires pets gehalten und ain gute weil, sie ansehent, also steen beliben; hat sie doch letstlich die
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gestalt ires sons sein erkennt. Darab sie nit wenig kummers und trüebtnus empfangen, auch aus solchem woll [A266b] abnemen mögen, das ir son verschaiden. Zu letst hat solcher genius, oder wie man im ain nammen geben soll, ir die füeß begriffen, darab sie heftig erschrocken, die füeß
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an sich gezogen und geschreien; derselbig aber gleich etlich vil als brinnige genaist von im gelassen und ungeredt widerumb, das sie nit gewisst, wohin er kommen, abgeschaiden und verschwunden. Des morgens früe ist sie eilendts geen Sulz gefaren, doch imerdar verhofft, herrn Wörnhern noch
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in leben zu befinden. Als sie aber ongevärlich auf halben weg kommen, ist ir Lorenz Münzer, der dann steetigs bei herren Wörnhern in der krankhait, auch bei seinem ende gewesen, entgegen geritten, von dem sie die traurigen mere mit großem schmerzen gehört, desshalben umbkert und
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wider geen Oberndorf gefaren und, so bald die leich zu Oberndorf ankommen, hat sie die letst trew und guttat, so aim mentschen von seinem nechsten mag bewisen werden, irem son erzaigt und den eerlich nach irem vermögen zur erden in sant Michaels kirchen bestäten lassen.
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* [1535] Gleich im andern jar hernach, wie diser theur herr zu sonder unfal seines geschlechs gestorben, do ist auch das schloß Antian- oder Herren-Zimbern aller ußbronnen, darbei abzunemen, das noch grösere unfal hernach im zimbrischen geschlecht volgen sollen, wie sich dann ain sollichs
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unfälligs wesen vilfaltigclichen erwisen und in gegenwurtiger historia iedes an gepürendem ort vermeldet wurt. Das schloß Zimber ist [1536] ußer großer hailosget und liederlicher haushaltung also verwarloset worden, het mit ainer schisslen mit leimen oder letten mögen fürkommen werden;
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und das het die gestalt gehapt. Es het der groß steinin stock am schloß ain hilzin haus darauf, in die rigel gemaurt und etliche schuch an allen orten ußgeladen, wie dann die alten im geprauch. Es ist aber gleichwol in sollichem werlichen stock kain gewelb gewest, sonder allain hilzin büninen
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und deren etliche ob ainandern, und hat man durch hülzin stegen von ainem soler zum ander uf oder ab künden kommen. Oben aber im rigelwerk, ob dem stock, do hat es

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[29] die recht wonung sampt der kuchin gehapt. Derselbig boden ist eintweders mit zigln für feur besetzt gewest, oder aber, als nemlichen in der kuchin, mit ainem laimin estrich beschlagen. Als aber dem ledigen Zimberer, junker
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Hainrichen, sein erste fraw, von Heckelbach, gestorben, hat er ain solliche liederliche haushaltung uf Zimber gehapt, das der estrich in der kuchen ainer halben hand breit schadhaft worden. Solchs hett mit ain wenig leimens wider vermacht mögen werden, aber es ist so lang angestanden, das
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im obernempten jar etliche kolen vom herd daselbs hinab sein gefallen, die haben das haus von unden uf angezündt. Hainrich ist domals nit anhaimbsch gewest, sonder hat die haushaltung mit ehalten und liederlichen, ungehorsamen sind versehen. Also ist es auch ergangen; das schloß ist
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allerdings von unden uf ußbronnen, das nichts ußkommen, dann allain die mentschen, so darauf gewest, das überig ist alles darin verbronnen, vil alter brief, register, redel und anders, daran dem stammen und nammen Zimber vil gelegen; schöne, alte armature von tartschen, werinen, turnierzeugen ist auch
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mit hingangen. In somma, wenn ain unfal über ain geschlecht soll gen, so beschicht es und ist mit ainem stuck nit ußgericht, sonder es folgt ie ains ufs ander. Uf dißmal sein die alten turnierzeug, settel und ander zugeherde verbronnen, hernach über etliche jar hat herr Gottfrid Wernher
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von Zimber, was noch von solchen turnierzeugen im schloß zu Messkirch vorhanden gewest, zerhawen und verbrennen lassen, wenig darvon sein errettet worden. Das aber ain schloß von einer so liederlichen ursach wegen soll verbrinnen, das ist bisanher vil beschehen, wie dann in diser zimbrischen
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historia mermals vermeldet worden. Also ist auch das schloß im stettle Öttingen, das den grafen von Öttingen zugehert, verbronnen, wie man sagt, ußer ainer klainfugen ursach, das nemlich ain faden ußer aim truchlin soll gehangen; den soll ain junkfraw bei der grefin ußer hailoskait mit aim liecht
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haben abbrennt und der faden ins trüchlin gebronnen haben, darvon das trüchlin und was darin, angangen, auch das schloß darvon entlichen soll verbronnen sein. Gleichwol andere anders darvon sagen wellen, nemlich, wie das feur ufgangen, sei der graf zu disch gesessen ob aim kalpfskopf,
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und ob im gleichwol die feursnot fürgehalten, so hab man ine doch vom tisch nit bringen kenden, sonder soll gesagt haben, er well denost sein kalpskopf vor essen. Damit hat

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[30] das feur überhand genomen, das mans hinach nit mer leschen künden. Ist also das schloß ußer großer liederlichkait, es sei gleich durch den abgebrenten faden oder von des kalpskopfs wegen beschehen, zu eschen verbronnen, wiewol es
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darnach widerum ist uferbawen worden. *



  1. haufen] der übrige theil der seite, ebenso der anfang der folgenden ist in A vom corrector durchgestrichen.
  2. junges] hs. jungens.
  3. gerüst] die folgenden 11 linien dieser seite sind in A vom corrector durchgestrichen.
  4. müeßen] der übrige theil der seite und die hälfte von 266a sind in A durchgestrichen.