Zum Fest der Arbeit

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Textdaten
Autor: Rudolf Lavant
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Titel: Zum Fest der Arbeit.
Untertitel: Mai-Festzeitung der Sozialdemokratie
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Herausgeber: Buchhandlung Vorwärts
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1891
Verlag: Paul Singer
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Erscheinungsort: Berlin
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Zum Fest der Arbeit.

O Maientag, Fest sonder gleichen,
Das Millionen heut’ begehn’!
Seht, wie der Arbeit heil’ge Zeichen
In allen Landen purpurn wehn!

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Sie sollen rings die Völker mahnen:

Die Arbeit will Gerechtigkeit,
Ihr müßt den Weg zum Sieg ihr bahnen
Im Geiste einer neuen Zeit.

Wie stolz man die Kultur bewundert,

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Die immerwährend emsig schafft,

Und unserm eisernen Jahrhundert
Verleiht ein maßlos Maß der Kraft!
Doch darf man nur den Schleier heben,
Der farbenprächtig sie umfließt,

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Um ob des Elends zu erbeben,

Das für die Arbeit ihr entsprießt.

Die Arbeit spendet reichsten Segen
Und doch drückt sie der Fluch der Noth,
In Kümmerniß ringt allerwegen

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Sie um ihr kärglich täglich Brod;

Für Millionen Proletare,
Die sich der Pflicht des Schaffens weih’n,
Lohnt’s von der Wiege bis zur Bahre,
Nicht unter Menschen Mensch zu sein.

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Und wächst auch ohne ihr Verschulden

Das grimme Elend riesengroß,
Sie sollen’s tragen, sollen’s dulden,
Man nennt’s ihr „unabwendbar Loos.“
Ein schlechter Trost! Von allen Lügen

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Die unerhörtste ist’s! Doch kann

Die Selbstsucht damit nicht betrügen
Den Geist, der lösen soll den Bann.

Die große Wahrheit zu verkünden,
Braust heut‘ der Geist von Land zu Land;

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Nicht Kriegsfackeln will er zünden,

Nein, schöner Hoffnung milden Brand;
Und neue Kraft zu edlem Streben,
Das endlich doch die Welt versöhnt,
Will er dem Volk der Arbeit geben,

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Das harret aus und wird gekrönt!


Heil Arbeit dir! Laß immer thronen
Ob dir des wahren Menschthums Geist,
Er wird dir’s danken, wird dir’s lohnen
Wie er dir jetzt die Wege weist.

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Gieb Zeugnis, daß des Unglücks Bürde

Dein Selbstbewußtsein nicht erschlafft,
Daß reich du bist an freier Würde
Und unerschütterlicher Kraft.

So sollst du stark in Geisteswaffen,

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Trotz allem Drang und allem Leid

Am Werke der Erlösung schaffen,
Dem die Geschichte dich geweiht.
Und was du duldend unternommen,
Glaub‘ nicht, daß es vergeblich sei, ―

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Ein schön’rer Festtag wird dir kommen,

Ein Siegestag im Völker-Mai!
                                        R. L.