Zur Berichtigung einer Stelle aus den „Nachrichten von dem Herzogl. Sächs. Klosteramt Sonnenfeld, von J. C. G. Faber“

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Anonym
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Zur Berichtigung einer Stelle aus den „Nachrichten von dem Herzogl[ich] Sächs[ischen] Klosteramt Sonnenfeld, von J. C. G. Faber“
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 6, S. 591–596
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1793
Verlag: Raw
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Nürnberg
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld, Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


|
IV.
Zur Berichtigung einer Stelle aus den „Nachrichten von dem Herzogl. Sächs. Klosteramt Sonnenfeld, von J. C. G. Faber.“
In dieser mit unverkennbarem Fleisse zusammen getragenen und sehr vollständigen Beschreibung dieses ehemahligen Cisterzienser-Nonnen-Klosters und dermahligen herzogl. S. Hildburghäusischen Amtes Sonnenfeld,| findet sich S. 108 unter dem Texte folgende Anmerkung:

 „Seit einigen Jahren hat sich die Evangel. Gemeinde zu Michlau über einen Hut-Proceß mit Tit. Herrn Grafen von der Schney grossen Theils von der Parochie Schney getrennet, und sich willkührlich zu Sonnenfeld und Weidhausen eingepfarrt. Diese Michlauer pfarren eigentlich in das Wirzb. Pfarrspiel Graitz, und müssen einem katholischen Schulmeister ihre Kinder in die Schule schicken. Das heiß ich Teutsche Freiheit!!!“

 So wie diese Anmerkung dem Buchstaben nach da lieget, muß sie jedem nachdenkenden Leser ein wahres Räthsel seyn. „Die evangel. Gemeinde zu Michlau pfarret a) eigentlich in das Pfarrspiel Graitz; doch trennet sie sich, nicht von dieser, sondern b) von der Parochie Schney; und pfarret sich c) willkürlich zu Weidhausen und Sonnenfeld ein.“

 Wer sich hier diese anscheinenden Widersprüche ohne Hülfe eines sachkundigen Auslegers selbst erklären wollte, der würde sehr wahrscheinlich auf den Gedanken fallen: die Wirzburgische Pfarre Graitz versire blos in petitorio, und sehe sich aus dem wirklichen| Besitzstand ihrer Gerechtsame auf Michlau verdrungen; indem sich die evangelischen Einwohner daselbst das Recht anmasseten, sich nach Belieben in eine Parochie ihrer Religion einzupfarren. Und dieses hieße Teutsche Freyheit.
.
 Die Sache verhält sich aber wirklich ganz anders. Die protestantische Gemeinde zu Michlau hat nie zu der Parochie Schney gehöret, und konnte sich folglich auch nicht von derselben trennen. Nie sind von besagter Gemeinde der fürstl. Wirzburgischen Pfarre zu Markt-Graitz ihre iura parochialia widersprochen worden. Sie ist sehr zufrieden, daß sie eine eigene Filialkirche hat, die von der Pfarre Markt-Graitz als der Mutterkirche abhanget. Ein zeitiger Pfarrer zu Markt-Graitz hält jährlich viermahl zu Michlau feyerlichen katholischen Gottesdienst. So werden auch in dieser Filialkirche von demselben Taufen und Copulationen aller Einwohner daselbst verrichtet, und bey Leichen die gewöhnlichen Predigten und Sermone gehalten. Es ist dabey den protestantischen Einwohnern erlaubt, die Lieder, so gesungen werden sollen, sich aus ihrem eigenen Gesangbuche zu erwählen, die sodann der katholische Schulmeister| selbst anstimmet und mit der Orgel begleitet. Und dieses verdient mit Recht Teutsche Freyheit genennet zu werden.

 Es bleibt inzwischen den protestantischen Einwohnern dieses Ortes unverwehrt, ihren Gottesdienst in benachbarten Kirchen ihrer Confession abzuwarten, wozu sie ehehin die zu Schney als die näheste allgemein erwählten. So ist es auch einem zeitigen Gräfl. Brockdorfischen Pfarrer daselbst (aber keinem andern) erlaubt, gegen jedesmahlige Ausstellung eines Reverses den Protestanten zu Michlau das heil. Abendmahl in ihren eigenen Behausungen zu reichen, wenn Krankheit, Alter und Gebrechlichkeit sie verhindern, solches öffentlich zu genießen; auch sonst dieselben in ihren Krankheiten zu besuchen und zu trösten. Wer hier über Mangel Teutscher Freyheit seufzen wollte, der hätte gewiß offenbar Unrecht.

 Auch die Schuleinrichtungen mehr besagten Ortes sind gewiß keine Beweise von Gewissenszwang. Freylich kann der daselbst angestellte Schulmeister keiner andern Religion seyn, als der Kirche, bey welcher er angestellet ist. Inzwischen lernen die Kinder der evangelischen Einwohner in dieser Schule in ihren eigenen Büchern lesen, die Hauptstücke| des Lutherischen Katechismus, auch Schreiben und Rechnen. Lernen denn die Kinder in den Landschulen des Amtes Sonnenfeld ein Mehreres? Aus den hievon gelieferten Nachrichten ist wenigstens solches nicht zu ersehen.
.
 Vielleicht dürfte hier eine kleine Beschreibung des so oft erwähnten Ortes nicht am unrechten Orte stehen. Michlau ist eins der volkreichsten und nahrhaftesten Dörfer in dem Hochstift Bamberg. Es liegt am Mayn, eine halbe Stunde von Lichtenfels. Der fürstl. Bambergische Stadt- und Amts-Vogt zu Burkunstadt übt in demselben die Dorfs- und Gemeinds-Herrschaft. Das Dorf selbst bestehet aus verschiedenen Lehen. Es befinden sich nämlich in demselben 60 fürstl. Bambergische lehenbare Häuser; 20 freyherrl. von Redwitzische Seniorats-Lehen; 1 herzogl. Sachsen-Koburg. und 1 gräfl. Giechisches Lehen; in allem nebst dem Gemeindhaus und der darin befindlichen Wohnung des Schulmeisters 82 Häuser. Nach ihren eigenen Statuten darf ein Mädchen, das kein eigenes Haus hat, keinen auswärtigen Mann heyrathen, und als Hintersassen in den Ort einführen. So bestehen folglich die mehresten Familien seit einer undenklichen Reihe| von Jahren aus lauter Eingebornen. Die zur Dorfsmarkung gehörige Flur ist von sehr weitem Umfang, und enthält sowohl sehr sehr fruchtbares Ackerland, als auch fette, futterreiche Wiesen. Die Einwohner nähren sich theils vom Feldbau, theils vom so genannten Krätzenstricken, oder Verfertigung der aus geschälten Weiden geflochtenen Waschkörbe, die sie selbst bis nach Schlesien, Berlin und Hamburg verfahren. Nebst einigen Fischern und Flößern finden sich hier auch verschiedene Meister und Handwerker, als Schneider, Schuster, Becker, Metzger, Büttner, Hafner und ein Dorf- und Gemeinds-Schmid. Die Gemeinde hat ihr eigenes von Steinen aufgeführtes Brauhaus. Sie bestehet beynahe ganz aus Einwohnern evangelischer Religion.