Zur Natur- und Jagdgeschichte des Tigers

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Textdaten
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Autor: E. M. / William Rice
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Titel: Zur Natur- und Jagdgeschichte des Tigers
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 18, S. 254–255
Herausgeber: Ferdinand Stolle
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Erscheinungsdatum: 1858
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Zur Natur- und Jagdgeschichte des Tigers.

Indien ist das klassische Land für Tiger-Jagden. In keinem Theile der Erde wuchert die Gattung dieses stärksten und furchtbarsten aller Raubthiere in solcher Masse, weil es den Eingebornen an Mitteln fehlt, sie zu bekämpfen und zu vertilgen, und die europäischen Jäger finden dort ein Jagdgebiet, wie sie es sich nur wünschen können. Wild in Masse, und wenn sie in rechter Ausrüstung zu dessen Jagd ausziehn, eine nicht allzu schwer zu erlegende Beute, welche ihnen Staunen und Bewunderung in ihrer Heimath verheißt.

Gegen die Gefahren, welche Jäger, wie Gordon Cumming, in Afrika zu bestehen hatten, sind die in Indien gering, weil die Jagd in diesem von bewohnten Stellen ausgeht und die Eingebornen den Europäern, welche sie von ihrer Plage befreien wollen, gern Beistand leisten.

Es ist daher auch begreiflich, daß die englischen Officiere sich die Jagd in Indien im hohem Grade angelegen sein lassen, um bei ihrer Rückkehr die glänzenden Trophäen mit sich nehmen zu können, welche die hohe Jagd in Indien verheißt.

Einer derselben, welcher seine Jagd-Abenteuer kürzlich dem Druck übergeben hat, berichtet, daß er in einem Jahre 156 Stück größeren Wildes erlegt hat. Unter diesen befanden sich 68 getödtete und 30 verwundete Tiger, im Ganzen 98, 25 getödtete und 26 verwundete Bären und sieben Panther. Damit ihm nicht der Vorwurf gemacht werden kann, daß er etwa bloße Jagdgeschichten erzähle und seinen Lesern Bären, aufbinden wolle, beruft er sich dabei auf das Zeugniß von sieben Officieren, welche Theilnehmer seiner Jagdzüge an verschiedenen Stellen des Landes waren.

Sein im Ganzen etwas einförmig und in zu wenig fesselnder Weise geschriebenes Buch enthält nichtsdestoweniger manche interessante Beiträge zur Naturgeschichte des Tigers, und wir hoffen, uns den Dank unserer Leser zu verdienen, wenn wir diese zusammenstellen und ihnen eine Anschauung von diesem Zweige der hohen Jagd geben.

Während der Regenzeit, welche mit Ende Juni beginnt und vier Monate anhält, ist dem Raubgezücht in Indien nicht beizukommen, da es während derselben unmöglich ist, in die schlüpfrigen Wälder und die sumpfigen Theile des Landes zu dringen, und der Aufenthalt in diesen außerdem zu ungesund ist. Selbst die folgenden fünf Monate dauern diese Gefahren noch fort und es sind deshalb die drei Monate der heißen Jahreszeit, welche auf diese Jagd verwandt werden müssen.

Zu derselben bedarf man drei und mehr guter Doppelbüchsen und der Begleitung von zwei Eingebornen, welche die Büchsen stets in Bereitschaft halten müssen. So lange der geübte Jäger auf diese Hülfe rechnen kann, ist er im Stande, dem aufgestörten oder umherstreifenden Tiger sicher entgegen zu treten und ihn durch ein Paar gut gezielte Schüsse zu erlegen; hierin liegt aber seine größte Gefahr, daß sie beim Anblick des Tigers davon laufen.

Die englischen Officiere bilden deshalb gewöhnlich Jagdgesellschaften, welche für längere Zeit ausziehen und außer dem Vortheil der gegenseitigen Hülfe zugleich das Vergnügen des gesellschaftlichen Verkehrs gewähren.

Beim Beginne der Jagd leisten die Pfauen und die Affen dem Schützen die größten Dienste. Beide sind die natürlichen Feinde des räuberischen Katzengeschlechts, das ihnen fortwährend nachstellt, und rächen sich dafür an diesem, sobald sie sehen, daß ihm deren stärkster Feind, der Mensch, naht. Beim ersten Lärm der Treiber erheben die Pfauen ihr Geschrei „ha-uk, ha-uk“, das alsbald von ihren ferner hausenden Genossen wiederholt wird und fast jedes Mal das Zeichen ist, daß sich Tiger oder wilde Katzen in ihrem Reviere aufhalten. Wenn Hirsche und Bären durch das Gebüsch streifen, schweigen die Pfauen. In gleicher Weise erheben die Affen ihr Kriegsgeschrei, sobald ein Tiger oder Panther von den Treibern aufgestört wird. Sie mögen damit wohl nur ihr Geschlecht von der nahenden Gefahr benachrichtigen wollen, verrathen aber zugleich dem Menschen die Anwesenheit des Raubthieres, denn auch sie schreien nur beim Anblick eines solchen, nicht des andern Wildes. Die Affen führen in Indien ein äußerst comfortables Leben, da die Indier ihnen aus religiösen Vorurteilen nicht nachstellen, aber die Panther und die Boa’s verbittern es ihnen, weil diese Nachts die hohen Bäume erklimmen und sie im Schlaf überraschen und tödten.

Auch das Geschrei der Krähen verräth den Tiger, doch kann man sich darauf nicht verlassen, da sie es auch beim Anblick anderen Wildes erheben. Nachts verkündet dagegen das „Kole ballu“ der Schakals den Tiger, da die alten Thiere dieser Gattung den Tiger zu begleiten pflegen, um sich der von ihm übrig gelassenen Jagdbeute zu bemächtigen, und diese dem Tiger durch ihr Geheul die Nähe von Vieh, Kameelen, Pferden und Menschen verkünden, um ihn zum Raubzug gegen sie zu stacheln.

Die Tiger-Jäger kleiden sich sorgfältig in braune Farben, damit ihre Kleider nicht gegen die Felsen und die in der heißen Jahreszeit braun gesengten Büsche abstechen. Tiger sind, wie alles größere Wild, außerordentlich vorsichtig, namentlich wenn sie schon einmal angeschossen sind, und brechen lieber durch die Treiber durch, als daß sie auf einen ihnen fremden Gegenstand zueilen.

Gut gezielte Schüsse in die Hirnschale oder in’s Blatt strecken den Tiger leicht zu Boden, aber selbst dann ist noch große Vorsicht nöthig. Einmal begegnete es dem Verfasser des erwähnten Buches, daß ein Tiger, der nach zwei Schüssen in seiner Höhle wie todt niedergestreckt dalag, nachdem der Vorsicht halber noch ein Schuß in’s Blatt abgefeuert worden, plötzlich wieder aufsprang und ein furchtbares Gebrüll erhob. Zum Glück war er jedoch selbst so von Furcht erfüllt, daß er sich in seine Höhle flüchtete, statt sich, wie zu besorgen war, auf die Leute zu stürzen, welche ihn auszuweiden im Begriff standen. Dadurch konnte er auf’s Neue erlegt werden, ehe er dazu kam, Unheil anzurichten.

Wenn die Treiber sich zusammenhalten und den Tiger unter lautem Lärm mit Steinen werfen, getraut er sich nicht, sie anzugreifen; sieht er sie jedoch vereinzelt, so wirft er sich auf einen von ihnen und trägt ihn im Maule fort, um ihm den Kopf zu zerbeißen, sobald er Zeit dazu gewinnt. Häufig wird ihm die Beute jedoch auch abgejagt. Ein solches Schicksal betraf selbst einmal einen englischen Officier, welcher der Jagdgefährte des erwähnten Schriftstellers war.

Wir wollen diese Schilderung wiedergeben.

Um das hohe Gras in unserer Nähe zu übersehen, stiegen wir Beide mit unsern Büchsen auf einen kleinen Dornbaum. Kaum hatten die Treiber ihren gewöhnlichen Lärm begonnen, als ein schöner Tiger erschien und zu unserer Freude gerade auf uns zukam. Wir wollten ihn bis auf einige Schritt herankommen lassen, als zu unserm Leidwesen ein Mann, der einen höheren Baum hinter uns erklommen hatte, uns zurief, um uns vor dem Nahen des Tigers zu warnen. Dieser Ruf machte ihn stutzig, er stand still, lugte einen Augenblick umher und sprang in entgegengesetzter Richtung fort. Wir feuerten darauf unsere Doppelbüchsen ab und das laute Geheul des Tigers sagte uns, daß wir nicht gefehlt hatten, aber das dichte Gebüsch verbarg den Tiger, so daß wir nicht mehr zum Schuß kommen konnten. Wir warteten, um den Treibern Zeit zu lassen, das Revier zu durchstöbern, und hörten darauf einige Pfauen-Rufe. Ein junger Tiger erschien und wurde durch einen Schuß zu Boden gestreckt, verkroch sich jedoch so tief in das hohe Gras, daß wir seiner nicht habhaft werden konnten und ihn erst nach zwei Tagen todt fanden. Da der Abend nahte, so folgten wir nun schnell den Spuren und den Schweißtropfen des verwundeten Tigers. Sie führten uns durch dichtes Dorngebüsch und hohes Gras, und wir folgten ihnen an der Spitze unserer Leute, bis wir an einen offenen Platz kamen, wo sie aufhörten. Wir ließen einen Mann auf einen Baum steigen, um zu recognosciren, und Elliot und ich gingen ein paar Schritte vor, um die Spuren genauer zu untersuchen, ehe sie von unsern Leuten zertreten würden.

Bei dieser Beschäftigung hörten wir plötzlich ein lautes Gebrüll in einem Sumpfe wenige Schritte rechts von uns. Elliot war etwa zwanzig Schritte weit von mir entfernt. Dem Gebrüll folgte gleich darauf eine Tigerin, welche gerade auf mich los ging. Ich hatte kaum Zeit, beide Läufe meiner Büchse abzuschießen; diese Schüsse oder der Pulverdampf veranlaßten sie, von mir abzulassen und sich Elliot zuzuwenden, auf den sie so rasch zusprang, [255] daß er nicht Zeit hatte, seine Büchse zu erheben. Im nächsten Augenblicke sah ich ihn rücklings unter der Tigerin hinstürzen, welche furchtbar brüllte und heulte. Meine „Shikari’s“ blieben bei dieser Gelegenheit bewundernswerth kaltblütig und händigten mir rasch meine Reserve-Büchse ein. Ich feuerte zwei Mal in das Schulterblatt der Bestie, während sie über dem armen Elliot lag; diese Wunden übten aber wenig Wirkung, denn sie schleppte ihn rückwärts an dem linken Oberarme, den sie mit ihren Zähnen festhielt, nach dem Sumpfe zu, in dem sie gelegen hatte. Der Grund war äußerst uneben und mit Felsstücken bedeckt, ich getraute mich deshalb nicht zu schießen, aus Furcht, meinen Freund zu treffen, denn da sein Gesicht unter ihrem Kopfe lag, konnte ich nicht nach ihrem Schädel zielen, während sie über die Felsstücke sprang. Elliot war ohnmächtig, als die Tigerin ihn fortschleppte. Sie brüllte fortwährend und sah nach uns, als ich ihr mit den Leuten etwa acht Schritt weit folgte und auf den Augenblick wartete, wo ich nach ihrem Kopfe zielen konnte, denn jeder andere Schuß war nutzlos. Endlich, nachdem ich zwei bis drei Mal vergeblich gezielt, traf meine Kugel sie glücklich in die Hirnschale, worauf sie den armen Elliot fallen ließ und todt auf ihn hinstürzte, ihre Klaue nach seiner Brust streckend. Rasch gab ich ihr mit dem zweiten Lauf den Rest und stürzte dann mit den Bheels hinzu, um Elliot unter der Tigerin hervorzuziehen.

Als wir ihn aufhoben, kam er sogleich zur Besinnung und bat um Wasser. Wir gaben ihm den Schlauch, der unser Wasser enthielt, und er that einen langen Zug daraus. Sein Arm war furchtbar zerfleischt, und wir verbanden ihn, so gut es ging, mit den Turbanen, welche die Leute bereitwillig dazu hergaben, und machten dann eine Bahre aus Zweigen, auf der wir ihn nach unserm Zelt in Rajghur, zwei und eine halbe Meile weit durch das Gebüsch trugen. Hinter ihm folgten die Bheels mit der Tigerin, einem äußerst starken Thiere.

Den ersten Schlag, welchen die Tigerin ihm mit der Tatze geben wollte, hatte Elliot mit seiner erhobenen Büchse parirt. Auf dem Schaft waren die Spuren ihrer Klauen zu sehen, Hahn und Versicherung waren so platt gedrückt, daß die Büchse erst reparirt werden mußte, ehe sie gebraucht werden konnte. Von Rajghur ließ ich Elliot nach der nächsten Stadt bringen, und nahm, als Alles dazu angeordnet war, Abschied von ihm, da ich ihm nicht weiter helfen konnte.

Nachdem ich gehört, daß eine Anzahl Officiere fünfzehn Meilen weit vom Lager auf einer Piknikpartie befindlich sei, ritt ich zu ihnen, und war sehr erfreut, bei ihnen Speise und Trank zu finden. Am nächsten Morgen meldeten die Bheels, daß ein Tiger gespürt worden sei, und es wurde beschlossen, eine Jagd anzustellen. Oberst D., die beiden Doctoren C. und M. und ich zogen dazu aus. Wir hatten drei Doppelbüchsen und meine Pistolen. Als wir den Abhang erreichten, ließen wir treiben, Doctor C., der Oberst und ich faßten auf Bäumen mit den Büchsen Posto, während Doctor M., welcher nur als Zuschauer gefolgt war, sich auf einen niedrigen Baum stellte. Sobald der Lärm der Treiber erschallte, kam ein starker Tiger in raschem Trabe auf uns zu. Wir ließen ihn dicht herankommen, feuerten dann dicht hinter einander, und streckten ihn zu Boden; gleich darauf sprang er aber wieder auf, und stierte umher in sichtlicher Unschlüssigkeit, was er thun solle. Er ging einige Schritte zurück. Hier gewahrte er Doctor M., der weiß gekleidet war, und vollkommen regungslos auf einem niedrigen Zweige des Baumes zwanzig Schritt weit von dem Tiger stand. Nachdem er lange den Doctor angestiert, der die Geistesgegenwart hatte, sich nicht zu rühren, lief die Bestie raschen Schrittes einem Korinthen-Gebüsche zu, und wir sahen sie nicht wieder, wie viel Mühe wir uns auch gaben, sie durch Herabrollen von Steinblöcken zu treffen und zu reizen. Der Regen machte unsern Bestrebungen vollends ein Ende.

Doctor M. wäre verloren gewesen, wenn er sich geregt hätte. Die „Shikaris“ sagten uns jedoch, der Tiger habe den Doctor sicher für ein Stück weißen Tuches genommen, das die Eingebornen bei ihren Jagden auf die Büsche hängen, um die Tiger zu schrecken.

Nach zwei Tagen erst wurde der Tiger etwa dreihundert Schritt von dem Orte, wo er stürzte, verendet gefunden.

Für ihre Raubzüge beschränken sich die Tiger gewöhnlich auf ein Gebiet von wenig Meilen, das sie dadurch genau kennen lernen. Beim Nahen der Nacht erschallt ihr Gebrüll an verschiedenen Stellen in einiger Entfernung von einander, um das in der Nähe liegende Wild nach dem Sumpfgebüsch zu treiben, dem sich der Tiger darauf zuwendet. Wenn er sich dann dort an den Stellen, welche das Wild zum Saufen aussucht, auf die Lauer legt, seine Opfer zu Boden reißt und tödtet, hat er nicht halb soviel Mühe, als wenn er sie auf einer großen Fläche jagt. Das Gebrüll dient indessen auch dazu, das Wild und kleinere Thiere zu warnen und zur Flucht zu treiben, sonst würden sie von den Raubthieren vollends aufgerieben werden.

Zu den Feinden des Tigers gehören auch die wilden Hunde. Wo es solche in Indien gibt, jagen sie den Tiger, der vor ihnen furchterfüllt flieht, bis er einen Baum findet, durch dessen Erklimmen er sich vor ihnen retten kann. Die Hunde belagern ihn jedoch darauf, und erheben einen so furchtbaren und fortgesetzten Lärm, bis gewöhnlich Schützen erscheinen, und den Tiger mit leichter Mühe erlegen.

Hat der Tiger einen Stier getödtet, so folgt ein interessantes Schauspiel. Schon während seiner Jagd kreisen die Geier, welche den Mord wittern, und ist er geschehen, so setzen sie sich ruhig auf die nächsten Bäume, um zu warten, bis der Tiger seinen Durst und Hunger aus dem Blut und Fleisch seines Opfers gestillt hat. Eben so sitzen die Schakals in ehrfurchtsvoller Entfernung. Erhebt sich der Tiger dagegen, so stürzen sie hinzu, und zanken sich dabei auf eine höchst komische Weise mit den Vögeln, sobald diese ein Stück Eingeweide oder Fleisch weghacken. Die Geier wissen dem Schnappen der Schakals jedoch sehr geschickt auszuweichen. Entfernen sich die letzteren mit einem Knochen, so beginnt erst das wahre Mahl der Geier. Oft fressen sie sich so voll, daß sie nachher kaum fliegen können.

Zuweilen rächen sich die Kuhhirten auf raffinirte Weise an den Tigern, welche sie ihres Viehes berauben. Nachdem sie von einem Baume aus zugesehen, wie der Tiger ein Stück Vieh erwürgt und seine erste Gier an diesem gestillt hat, steigen sie nach dessen Entfernung herab, machen mehrere Einschnitte in die Keulen des erwürgten Stieres, und streuen Arsenik oder das Mehl einer giftigen rothen Beere hinein, welche in den Dschungeln wächst. Jede dieser Giftarten ist geschmacklos, und wenn der Tiger nach einiger Zeit zurückkehrt, und auf’s Neue zu schwelgen beginnt, merkt er nicht, daß er den sichern Tod einsaugt.

Einer dieser Hirten zeigte mir die Reste von drei Tigern, welche er auf diese Weise getödtet hatte. Als Tiger-Jäger mußte ich über diesen Erfolg erfreut scheinen, bedauerte aber im Herzen dieses Tödten, das der Jagd Eintrag that.

Nach der Tödtung eines Stieres lauern die Eigenthümer desselben dem Tiger auch häufig von den Bäumen aus auf und schießen nach ihm, verwunden ihn jedoch nur, da ihre schlechten Gewehre und ihr schlechtes Pulver nicht hinreichen, die starken Thiere zu erlegen. Sie können höchstens darauf rechnen, daß die Tiger an den Folgen der Verwundung verenden; sie überstehen diese jedoch gewöhnlich, und ich fand häufig Kugeln unter dem Fell der von mir erlegten Thiere.

E. M.