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Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen/Christian Gotthilf Salzmann

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Textdaten
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Autor: Ludwig Bechstein
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Titel: Christian Gotthilf Salzmann
Untertitel:
aus: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen, S. 317–318
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Georg Wigand's Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: [1]
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Bearbeitungsstand
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Christian Gotthilf Salzmann.
Geb. d. 1. Juni 1744, gest. d. 31. Oct. 1811 .


Ein echter Jünger der Religion der Liebe war Salzmann, der Sohn eines Predigers zu Sömmerda an der Unstrut, also ein Thüringer von Geburt. Später zog der Vater mit ihm nach Erfurt. Dort empfing der Knabe den ersten Unterricht, welchen er hernach auf der Schule zu Langensalza fortsetzte, worauf er in Jena Theologie studierte. So ging sein Jugendleben einen geräuschlos stillen, frommen Gang. Er erhielt ein Pfarramt auf dem Dorfe Rohrborn bei Erfurt im Jahre 1763 und verheirathete sich mit der Tochter eines benachbarten Predigers. In der Sphäre seines Wirkens kamen ihm häufig Gedanken über die Mittel und Wege, einen großen Theil der in sittliches Elend versunkenen Menschheit dieser Noth durch eine bessere Erziehung zu entreissen, und er begann in Rohrborn, wie auch später in Erfurt, wohin er 1772 als Diaconus an der Andreaskirche berufen wurde, die Ausarbeitung mehrer dahin zielenden Schriften, welche den Beifall der Verständigen fanden, bei manchen minder Einsichtvollen hingegen auch Mißfallen erregten. Zu den ersteren gehörte namentlich der Statthalter von Erfurt, Coadjutor Freiherr von Dalberg, und die Leiter des von Basedow in Dessau begründeten Philanthropins. Salzmann’s Schriften, besonders seine „Unterhaltungen für Kinder und Kinderfreunde“, und das „Krebsbüchlein oder Anweisung zu einer unvernünftigen Erziehung der Kinder“, das mit treffender Satire und schneidender Schärfe die bisherigen Erziehungsweisen geißelte, ließen jene Männer in dem jungen pädagogischen Schriftsteller einen für das Philanthropin höchst brauchbaren Mann erkennen. Salzmann folgte freudig dem an ihn ergangenen ehrenvollen Rufe, da er sich in Erfurt verkannt und verketzert sah, und wirkte in Dessau von 1781 als Religionslehrer und Liturg eine Zeitlang mit Erfolg und Segen. Indessen fand er dort auch manches, das ihm minder zusagte, und nährte im Stillen den Gedanken, sich selbst einen eigenen Wirkungskreis für seine Ideen und Erziehungspläne zu schaffen. Um ihn auszuführen, verließ Salzmann 1784 Dessau, und begründete, von dem Herzog Ernst zu Sachsen-Gotha unterstützt, die Erziehungsanstalt Schnepfenthal zwischen Waltershausen und Reinhardsbrunn, in glücklicher [Ξ] gesunder Gegend, auf sonniger Höhe, genau an der Grenzlinie, wo der Thüringer Wald sich gegen die weite thüringische Ebene nach Norden abdacht. Dort in einem sich erfreulich mehrenden Kreise anvertrauter und eigener Kinder, in welchen letzteren er sich selbst Gehülfen und Gehülfinnen heranzog, entfaltete nun Salzmann eine Thätigkeit als Erzieher, welche der Himmel mit dem reichsten Segen lohnte. Er umgab sich mit jungen wissenschaftlich gebildeten Männern, die ihn als Gehülfen unterstützten. Unter diesen war neben Beutler aus Suhl J. M. Bechstein der erste, André kam aus Arolsen und führte Zöglinge zu, Solger und Guthsmuths schlossen sich an, Glatz, Lenz, Blasche folgten, und Schnepfenthal erwuchs und erblühte. Ein Familienkreis umschlang alle Glieder der Anstalt, Fleiß und Liebe, Thätigkeit und Arbeitsfreude, frommer Sinn und ungeschminkte, ungeheuchelte Gottesfurcht waren ihre kräftigen Stützen. Das Grabscheit wählte Salzmann zum Wappen, D. D. H. „denke, dulde, handele“, war sein Wahl- und Sinnspruch, und so ging er durch gute und trübe Zeit, oft wegen seiner kostspieligen Bauten, durch welche er die stets wachsende Anstalt erweiterte, in große Sorge gestürzt, siegreich und ehrenvoll dem Ziele entgegen. Oft erging es ihm, wie A. H. Franke, daß der Lohn- und Zahltag kam, und kein Geld da war – immer und immer war die Hülfe dann am nächsten, wenn die Noth am größten war. Bald nach dem Beginn des neuen Jahrhunderts zählte Schnepfenthal schon 60 Zöglinge – so war Salzmann’s Hoffnung, der nur auf zwölf gerechnet, glänzend übertroffen. Wie sehr auch Salzmann’s spätere pädagogische Schriften, wie z. B. das trübgefärbte Buch: „Carl von Carlsberg, über das menschliche Elend“ u. a. Beifall und zahlreiche Leser fanden, noch mehr und besser wirkte der gottgetroste Mann durch seine persönliche lebendige Lehre, sein Beispiel der Arbeitsamkeit, des Biedersinnes, überhaupt durch seine einfache, naturgemäße Erziehungsmethode, die den Kindern das Lernen lieb und theuer machte, die körperliche Arbeit zum Fest, die Anstrengung zum Spiel, den Spatziergang zur Belehrung, die Natur zum Tempel, ohne die jungen Gemüther der kirchlichen Gottesverehrung zu entfremden. Schnepfenthal hatte und hat noch einen Betsaal, ein eigenes Gesangbuch, es hatte auch eine selbständige Druckerei. – Siebenundzwanzig Jahre lang war es Salzmann vergönnt seiner Erziehungsanstalt persönlich vorzustehen, bis seine Fackel sich senkte und erlosch. Auf seinen Hügel wurde ein Hollunderbaum gepflanzt, nach seinem Wunsche. Söhne Töchter und Enkel, Schwiegersöhne und Schwiegertöchter leiteten in dem ächten Sinn und Streben Vater Salzmann’s die Anstalt fort, sie besteht und blüht noch heute, und vererbt den Namen ihres Gründers auf die Nachwelt. Sie hat in der stillen Friedensbucht am romantischen Waldeshang des thüringischen Gebirges alle Stürme der Zeiten über sich dahin und neben sich vorüberbrausen lassen, und wird von einem guten Geiste fortgeleitet und fortgepflegt auch noch spätere Wehen der Zeiten überdauern.