Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen/Franz II. Joseph Karl, Deutscher Kaiser

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Autor: Ludwig Bechstein
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Titel: Franz II. Joseph Karl, Deutscher Kaiser
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aus: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen, S. 111–112
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Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Georg Wigand's Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Franz II. Joseph Karl, Deutscher Kaiser.
Geb. d. 12. Febr. 1768, gest. d. 2. März 1838.


Deutschlands letzter, Oesterreichs erster Kaiser, Zeuge großer Wandlungen in des Vaterlandes Geschicken, Zeuge und Genosse einer bedeutenden Zeit, von der noch keine Ahnung an seiner Wiege sang. Franz war der Sohn Kaiser Leopold II. und Marie Louisens, Infantin von Spanien. Seine Erziehung war der hohen Geburt angemessen, seine Neigung ritterlich. Mit 20 Jahren vermählte er sich mit Prinzessin Elise Wilhelmine Ludovica von Würtemberg, wurde nach 2 Jahren schon Wittwer, und schloß 1790 ein zweites Bündniß mit Prinzessin Maria Theresia von Neapel, die ihm 13 Kinder schenkte. Die ersten Kriegslorbeeren pflückte der junge Erzherzog unter Laudon’s kundiger Leitung und als Oberbefehlshaber des 1788 gegen die Türken ziehenden Heeres. Diese Vorschule war ihm nützlich, denn seinem Leben war nicht das Loos gefallen, in friedlicher Stille und Ruhe sein Volk zu regieren, sondern der Kriegsgott warf ihm die Würfel und führte ihn von Kampf zu Kampf. Als Kaiser Leopold gestorben war, trat Franz am 1. März 1792 die Regierung der kaiserlichen Erblande an und ließ sich am 6. Juni desselben Jahres zum König von Ungarn krönen, am 7. Juli erfolgte seine Wahl zum römisch-deutschen Kaiser, am 14. Juli die Kaiserkrönung, am 4. August die zum König von Böhmen. Die Republik Frankreich erklärte ihm den Krieg und begann denselben in Belgien, wohin der Kaiser selbst eilte und als oberster Kriegsherr sein Heer mit persönlicher Tapferkeit befehligte. Hier erfocht er bedeutende Siege, schlug im Jahre 1794 die Schlachten bei Cateau, Landrecy und Tournay als Held, sah sich aber dennoch zum Rückzug und zur Heimkehr genöthigt, weil Bonaparte aus Italien vorrückte und die Hauptstadt Wien bedrohte. Der Friede von Campo Formio am 17. Oct. 1797 endete diesen Krieg, Oesterreich verlor Belgien und Mailand und bekam dafür Venedig bis an die Etsch. Im nächsten Jahre verband sich Oesterreich mit Rußland und England zu neuem Feldzug gegen die französische Republik, schritt gegen den Rhein vor und drang in Italien ein, war aber nicht siegreich und sah sich zum Frieden von Luneville genöthigt, der am 9. Februar 1801 abgeschlossen wurde. Ebenso wenig war das Glück der Waffen Franz II. [Ξ] hold, als er, abermals mit Rußland und England verbunden, gegen Frankreich zog. Die Schlacht bei Austerlitz am 12. Dec. 1805 demüthigte Rußland, die Einnahme und Besetzung Wiens durch die Franzosen Oesterreich, und der Preßburger Friede machte am 6. August 1806 dem mehr als tausendjährigen heiligen römischen Kaiserreiche mit einem Federzuge ein Ende. Franz legte die Krone Karl’s des Großen auf immer ab und nahm den Titel eines Kaisers von Oesterreich an, zu welchem er sich schon erklärt hatte, als Frankreich sich in Napoleon Bonaparte selbst einen Kaiser gab, welcher Ehrgeiz und Muth genug besaß, die Reiche, über welche einst Karl des Großen und Karl V. Scepter geboten, für sich zu gewinnen. In den Feldzügen des Kaisers der Franzosen 1806 und 1807 gegen Preußen und Rußland hielt Kaiser Franz, – nun Franz I. von Oesterreich – sich streng neutral, bis im Jahre 1809 politische Verhältnisse ihn bestimmten, Frankreich abermals den Krieg zu erklären. Leider wurde auch dieses mal sein Vertrauen auf das Glück der Waffen getäuscht, er sah sich bald genug zu einem abermaligen Frieden genöthigt und verzichtete nun auf fernere Erfolge gegen die Waffen Napoleon’s. Der Macht der Verhältnisse sich fügend gab er sogar dem unwiderstehlichen Gegner 1810 die Hand der eignen Tochter Marie Luise, und schloß, da er in demselben Jahre seine zweite Gemahlin durch den Tod verlor, den Bund der dritten Ehe mit Marie Luise Beatrix, Prinzessin von Modena und Breisgau, Tochter seines verstorbenen Oheims Erzherzog Ferdinand[WS 1].

Die ruhelose Eroberungssucht des kaiserlichen Eidams wußte 1812 den Kaiser von Oesterreich in Dresden zu überreden, letzterem ein Hülfsheer von 50,000 Mann gegen Rußland zu stellen, allein die unheilvollen Ereignisse, die das Schicksal über Napoleon und sein Heer verhängte, wie die lauten Forderungen der Völker ließen auch Oesterreich dem großen Bunde beitreten, der die Macht des Eroberers brach. Kaiser Franz wohnte den Befreiungskriegen von 1813 und 1814 in Person bei, ohne als Feldherr zu befehligen, kniete nach der Schlacht von Leipzig dankend mit auf dem Monarchenhügel, willigte in die Verbannung seines Schwiegersohnes nach Elba, zog 1815 wieder mit zu Felde und mit in Paris ein und gewann jetzt auf unblutigem Wege, gleich seinem Ahnherrn Maximilian I., mehr für Oesterreich als es jemals besessen. Zum dritten male verwittwet, ging Kaiser Franz eine vierte Verbindung ein mit Charlotte, Prinzessin von Bayern, König Maximilians Tochter, geschiedenen Königin von Würtemberg.

Franz I. regierte mild und gütig, gerecht und Weise, liebte sein Volk und wurde von ihm geliebt; der steten Neigung der Völkerschaften Italiens zum Aufruhr, der sich in den zwanziger Jahren durch den Carbonarismus offenbarte, setzte er einen festen Damm entgegen, indem er das Königreich Neapel militärisch besetzen ließ und die Aufruhrgelüste unterdrückte. So berührten auch die westlichen Stürme des Jahres 1850 Oesterreich kaum. Eine Brustentzündung endete schnell das Leben Franz I. und rief großen und allgemeinen Schmerz um ihn hervor.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Ferinand