Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen/Georg von Frundsberg

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Textdaten
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Autor: Ludwig Bechstein
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Titel: Georg von Frundsberg
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aus: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen, S. 121–122
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Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Georg Wigand's Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Georg von Frundsberg.
Geb. 1463, gest. 1528.


Georg von Frundsberg, und nicht wie die neueren Schriftsteller ihn schreiben, Frondsberg oder Fronsberg, dieser ritterliche Feldherr in einer kriegerisch bewegten Zeit, Musterbild eines Heerführers ohne Furcht und Tadel, wie sein ebenbürtiger Ruhmesgenoß Ritter Bajard, wurde auf dem Schlosse zu Mündelheim im Oberdonaukreis des Königreichs Bayern geboren. Sein Vater Ulrich von Frundsberg, der erste Hauptmann des Schwäbischen Bundes, erzog ihn ritterlich, und schon im 17. Jahre unternahm Georg seinen ersten Feldzug, auf dem er Freude am Kriegshandwerk gewann. In seinem 24. Lebensjahre zog der junge Held abermals unter seinem Bruder Adam, der an des Vaters Stelle Hauptmann des schwäbischen Bundes geworden, mit dem Heere Maximilian’s gegen die Schweiz, und wohnte dann später im Bayrischen Kriege der Schlacht im Nordgau in der Nähe Regensburgs bei, in der er ein Fähnlein von den Böhmen eroberte und vom Kaiser den Ritterschlag empfing. Fortdauernd kriegerisch thätig, schwang sich Frundsberg zum kaiserlichen Feldhauptmann auf; er machte die italienischen Feldzüge sammt und sonders mit, hielt eine Belagerung von Verona, das er besetzt hatte, mit großer Tapferkeit aus, zog von dieser Stadt mit 1000 Fußknechten Bologna zu Hülfe, entsetzte die Stadt, nahm das Lager und schlug das päpstliche Heer in die Flucht. Mehr als eine Fahne eroberte in diesen Kriegen mit den Wälschen der deutsche Held, und sandte sie in die Kirche seiner Heimathstadt. Durch zahllose Kämpfe ging er fast immer siegreich und blieb auch nach der Rückkehr aus Italien beständig an der Spitze tapferer Heerhaufen, stets bereit, des Kaisers Befehle zu vollstrecken. So bestürmte und eroberte Georg von Frundsberg unter andern das Schloß Hohenkrähen die Hegau, darauf sich ein Schnapphahn festgesetzt hatte. Bald aber stand er mit Georg von Lichtenstein und Hans Jacob von Landau als Oberster über das deutsche Fußvolk wieder an der Spitze von 6000 Streitern und rückte gegen Venedig; er erlitt mancherlei Bedrängniß mit seinem Heer, bis eine entscheidende Schlacht am 7. Oct. 1515 sich für die Deutschen siegreich wendete. Frundsberg und seine tapfern Streitgenossen nahmen eine wälsche Stadt nach der andern ein, und er besetzte abermals Verona mit 4000 Deutschen und 500 Schweizerkriegern, deren Oberster Arnold Winkelried war. Bei der darauf erfolgenden Belagerung Verona’s unter [Ξ] den tapfersten Gegnern erlitt Frundsberg und sein muthiger Mitstreiter Antonius de Columna mit der Besatzung und den Einwohnern die schrecklichsten Entbehrungen – nur Wasser zum Getränk, nur gefallene Pferde und Esel als Fleischspeise –; dennoch wurde Verona behauptet, bis der Kaiser die übel mitgenommene Stadt entsetzte. Bald darauf endete der venedische Krieg und es begann der schwäbische, in welchem abermals Georg von Frundsberg jetzt als Bundesoberster über das Fußvolk, 20,000 Mann, befehligte. Burg um Burg und Stadt um Stadt im Würtemberger Lande eroberte der sieggewohnte Feldherr, zuletzt auch den eisenfesten Hohenasberg.

Maximilian war tod und Carl V. bestieg den deutschen Kaiserthron. Eine seiner ersten Regierungshandlungen war die, daß er Georg von Frundsberg zu Worms zum kaiserlichen Rath und obersten Feldhauptmann in der Grafschaft Tyrol bestätigte und ihn mit Schloß und Burghut Ruggelstein belehnte. So wie der Krieg zwischen Karl V. und Franz I. von Frankreich ausbrach, wurde Frundsberg befehligt, in Gemeinschaft mit Franz von Sickingen und Florian von Iffelstein die flandrischen Grenzen zu schirmen, wobei er Gelegenheit fand, Umsicht und strategischen Takt auch durch einen klug angelegten Rückzug seines damals schwachen Heeres gegen eine Macht von ungefähr 40,000 Streitern an den Tag zu legen, durch welche Umsicht er das Leben tausender rettete.

Wieder entbrannte verderblicher Krieg in Oberitalien und wieder ward Frundsberg gerufen; er vollführte einen eben so beschwerlichen als kühnen Alpenmarsch im tiefsten Schnee durch das Val Kemoni, über das Wormser Joch in die Lombardei, und rettete Mailand durch seine Mannheit und seine hervorragende Persönlichkeit. Er war von starkem Körperbau, trat kecklich in das erste Glied der Landsknechte an der Spitze der Schlachtordnung, und war dabei nicht nur eines kriegerischen, sondern auch eines gottfrommen Muthes. Mit Gebet auf den Knien begann er seine Angriffe; auch dieses mal geschah es also, und er rief: »Wohlauf, in einer guten Stunde! Im Namen Gottes!« Die Vorhut unter ihm kniete noch, als der Feind schon anstürmte; dieses mal war Arnold Winkelried Gegner Frundsberg’s und bedreute diesen im Mordgefecht mit dem Tode, eine Drohung, die Frundsberg auf diesen selbst zurückschleuderte und mit größerem Glück wahr machte. Winkelried fiel und Frundsberg blieb, obschon mehrfach verwundet, am Leben. Da galt es keinen Sieg für die Schweizer, wie unter jenem hochherzigen gleichnamigen Ahn in der Sembacher Schlacht 1386, und vergebens ließ der Stier von Uri sein Schallhorn tönen. Fünftausend Schweizer mit 22 Hauptleuten bedeckten todt die blutige Wahlstatt.

So heftete sich Sieg auf Sieg an Frundsberg’s Fersen, und schon konnte er in diese Kämpfe in Oberitalien seinen Sohn Caspar einführen, der bereits in seinem 23. Jahre in dem belagerten Pavia die Hauptmannschaft über ein Fähnlein Knechte erlangte und dem Vater im Streben nach Feldherrnruhm auf das wackerste nacheiferte.

Bekannt ist, wie Georg von Frundsberg auf dem Reichstag zu Worms im Jahre 1521 Luther nahe trat, ihm zutraulich auf die Achsel klopfte und zu ihm sprach: »Mönchlein, Mönchlein! Du gehst jetzt einen Gang, den ich und mancher Oberster auch in unsrer allerernstesten Schlachtordnung nicht gethan haben. Bist Du auf rechter Meinung und Deiner Sache gewiß, so sei getrost und fahre in Gottes Namen fort. Gott wird Dich nicht verlassen!« Eben so ist bekannt, welche Bedeutung Frundsberg in der Pavier Schlacht und bei der Gefangennehmung König Franz I. gewann, über die er selbst glaubhaften Bericht erstattete.[1] Ihm hauptsächlich gebührte die Palme dieses wichtigen Sieges, der lange in deutschen Liedern gefeiert ward. Caspar von Frundsberg erwarb sich durch seine Tapferkeit in derselben Schlacht die Stelle eines obersten Hauptmanns. Nach der glorreichen Schlacht im Thiergarten eilte Georg Frundsberg nach Deutschland zurück, einte sich mit Georg Truchseß gegen die aufwieglerischen Bauern und beschwichtigte den Aufstand in Süddeutschland fast ohne Schwertschlag.

Im folgenden Jahre, als Papst Clemens VII. mit Kaiser Karl’s V. Feinden sich abermals in Bündniß eingelassen, zog auch der unermüdliche Georg v. Frundsberg wieder nach Italien, wohin nächst dem Kaiser auch sein Sohn, der als Oberster über 10 Fähnlein Fußvolk in Mailand befehligte, den Vater dringend rief. Georg warb schnell ein Heer, das er aus seinen eigenen Mitteln besoldete und zu diesem Zweck selbst seiner Gemahlin Geschmeide verkaufte. Unter den Hauptleuten, welche diesen bedeutenden Kriegszug mitmachten, war auch Konrad von Bemelberg, der kleine Heß. Trotz eines abermaligen gefährlichen Alpenzugs und trotz aller Feinde drang das deutsche Heer bis Rom vor und machte den Papst in seiner Engelburg erzittern. Dennoch geschah es, daß Aufruhr und Meuterei wegen mangelnden Soldes, nicht gestatteter Plünderung und sonstiger Verkürzung im eigenen Heere des deutschen Feldherrn ausbrach, und die äußerste Aufregung den tapfern Helden mitten im Ring der Kriegsleute und in seiner beschwichtigenden Rede durch einen schlagähnlichen Anfall verstummen machte. Schwer krank wurde Frundsberg nach Ferrara gebracht, von da in die Heimath. In ihrem Friedensschoße endete der ruhelose Sohn des Kriegs, der Feldzüge, der Belagerungen, Eroberungen und Schlachten, unbereichert, denn er hatte für seinen Kaiser und Herrn Hab und Gut zum Opfer dargebracht. Nur allein die Ausrüstung des letzten Feldzuges hatte ihm achtzigtausend Gulden gekostet. Dafür ließ er den Ruhm eines glänzenden Namens und den unverwelklichen Lorbeer eines deutschen Heerführers zurück, wie es zu seiner Zeit außer ihm nur wenige, vielleicht keinen zweiten gab.

  1. Frundsberg’s Bericht habe ich wortgetreu in m. Deutschen Museum für Geschichte, Literatur, Kunst und Alterthumsforschung, Erster Band, Jena 1842, abdrucken lassen.