Beschreibung des Oberamts Eßlingen/Kapitel B 7

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7. Köngen,
Pfarrdorf mit Marktgerechtigkeit und 2167 evangelischen, 10 katholischen (nach Unterboihingen gepfarrten) Einwohnern, 21/2 geom. Stunden südöstlich von Eßlingen, 2 Stunden von Kirchheim, an der Straße, welche beide Städte verbindet. Der Ort hat eine ausgezeichnet schöne und freie Lage auf der Absenkung der Filderfläche gegen das Neckarthal, in welchem noch die untersten Theile des Dorfes gelegen sind. Die Umgebungen bieten höchst reizende Aussichten in das Neckarthal, das gegenüberliegende Kirchheimerthal und nach den großen Formen des nahen| Alpgebirges.[1] Die Luft ist rein, gesund, oft scharf; das Quellwasser gut, in sehr trockenen Sommern aber kaum zureichend. Die Anlage des Dorfes ist nicht unregelmäßig und die Straßen sind von hinlänglicher Breite, aber die älteren Häuser von schlechter Bauart und nur die neueren, im südlichen Theile des Orts, solider und gefälliger. Sehr vortheilhaft fällt schon aus der Ferne die Pfarrkirche ins Auge. Sie steht hoch und fast ganz frei am südöstlichen Ende des Orts, 67 pariser Fuß über dem Niveau des Neckarspiegels. Das Kloster Denkendorf ließ 1501 und folgenden Jahren die Kirche durch Stephan Waid, Steinmetzen und Stadtwerkmeister von Eßlingen, neu aufführen.[2] Der Chor ist regelmäßig, schön und hoch, mit zierlichem, bemaltem Gewölbe, in gothischem Styl; bei weitem minder ansehnlich und im Verhältniß zum Chor wie zur Anzahl der Pfarrgenossen zu klein ist das Langhaus mit seinen unregelmäßigen Fensteröffnungen und seiner bretternen Decke. Die Orgel, ein sehr altes Werk, das von Urach hierher versetzt wurde, wo es zur Taufe Graf Eberhards im Bart zum erstenmal gespielt worden seyn soll, stand früher am westlichen Ende des Langhauses, jetzt ist der schöne Chor damit verbaut. Man findet viele, zum Theil schöne Monumente der Thumbe von Neuburg, die eine ausgemauerte Gruft hier hatten; sie gehen von Ende des 15. bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts, und sind zum Theil noch aus der älteren Kirche hierher gebracht worden. Auch die Kaltenthal hatten in dieser Kirche eine Zeitlang ihr Erbbegräbniß (s. unten). Der Kirchthurm ist erst aus den Jahren 1722–24; seine Glocken, darunter eine besonders schöne vom Jahr 1430 sind im Neckarthal weithin hörbar. Unterhalb der Kirche liegt der im J. 1837 erweiterte Begräbnißplatz; ganz nahe der Kirche steht das, 1844 auf Staatskosten neu erbaute Pfarrhaus, ausgezeichnet durch seine herrliche Lage und malerische Aussicht. Die früheren Verhältnisse der Pfarrei s. hiernach. Im October 1841 ist die Pfarrei vom Decanat Kirchheim zu Eßlingen gekommen. Eine gleich schöne Lage hat das im Jahr 1837 von der Gemeinde neu erbaute, sehr ansehnliche Schulhaus; Lehrer sind vier angestellt, eine Industrieschule besteht seit 1819, und findet erfolgreiche Theilnahme. Alt und unansehnlich ist das Rathhaus im Innern des Ortes. Oben am| Westende steht das Schloß, wovon das Nähere hiernach. – Über den Neckar führt eine schöne steinerne Brücke von 255 Wiener Fuß Länge, gewöhnlich die Köngener Brücke genannt, wiewohl schon auf Unterboihinger Markung gelegen. Früher bestand hier eine den Thumben von Neuburg gehörige Fähre. Durch Vergleich mit Graf Ulrich von Württemberg den 20. Dez. 1452 entsagt Albrecht Thumb dem Fährrecht und gestattete die Anlage einer Straße durch seine Güter, worauf Graf Ulrich eine Brücke erbaute. Der kühne Sprung Herzog Ulrichs zu Pferde von dieser Brücke herab in den Neckar beruht auf einer Volkssage; geschichtlich ist nur ein vergeblicher Neckarübergang dieses Herzogs mit seinem Kriegsvolk gegen die Bündischen, vor welchen er sich schnell zurückziehen mußte, Sept. 1519. S. Heyd H. Ulrich I. S. 580. Die gegenwärtige Brücke ist etwas unterhalb dieser alten hölzernen, welche nicht mehr besteht, 1622 erbaut worden. Die Bewohner, deren Anzahl in raschem Zunehmen begriffen ist, sind fleißig und mehr als früher ökonomisch. Der sittliche Zustand, bei einem Theil der Gemeinde keineswegs tadelfrei, scheint sich zu bessern. Die Pfarrbeschreibung (von einem jetzt verstorbenen Ortsgeistlichen) sagt: „Die Leute besitzen größtentheils gute Verstandesgaben, wissen klüglich ihren Vortheil zu besorgen und haben von sich selbst eine hohe Meinung.“ Zu ersterem sind sie freilich durch die vorherrschende Armuth gedrängt; ein großer Theil kämpft mit Nahrungssorgen und Bemittelte giebt es in der großen Gemeinde nur sehr wenige. Auf dem Ort und den Feldgütern ruhten ungewöhnlich hohe Lasten (namentlich Theilgebühren) welche bis jetzt keinen Wohlstand aufkommen ließen, nunmehr aber zur Ablösung gekommen sind. Die Nahrungsquellen bestehen im Feldbau, in der Vieh- und Schweinezucht, dem Viehhandel und in der Leinweberei. Die Grundstücke sind hier (nächst Eßlingen) am meisten parcellirt; auf einen Morgen kommen im Durchschnitt drei Theile. Geschlossenes Gut ist nur eines, das Weishaarsche (s. unten) vorhanden. Die Ackerfläche ist zwar die ausgedehnteste im Oberamt, der Boden ein größtentheils tief gehender Lehmboden und im Ganzen fruchtbar, allein der Gewinnung des höchst möglichen Ertrags steht vielfältig die Armuth der Bewohner im Wege, welche bei beschränktem Viehstand und ungenügender Futtererzeugmig auf die Besserung ihrer Güter nicht immer den gehörigen Aufwand zu machen im Stande sind, auch mitunter für das bessere Neue noch wenig empfänglich sich zeigen. An Aufmunterung fehlt es weder von Seiten der thätigen Ortsobrigkeit, noch einzelner unterrichteter und fortschreitender Landwirthe. In letzterer Beziehung verdient besonders auszeichnende Erwähnung das anregend wirkende Beispiel, welches| von dem Pächter des Weishaarschen Gutes, Hahn, gegeben wird. Es werden die gewöhnlichen Getraidearten, am allgemeinsten Dinkel gebaut. Unter den Erzeugnissen der Brache, welche vollständig eingebaut wird, ist der Flachs von besonderer Wichtigkeit, der in guter Qualität gewonnen und hauptsächlich nach Baiern (Dinkelsbühl) abgesetzt wird. Die Ackerpreise sind 150–400–600 fl, per Morgen. Die Wiesenfläche ist ziemlich beschränkt und steht zu den Feldern nicht ganz im Verhältniß; der Ertrag aber ist reichlich und gut. Preise 150–600–1000 fl. per Morgen. Der Obstbau wird besonders seit neuerer Zeit fleißig cultivirt. Die Allmanden sind mit Obstbäumen bepflanzt, die ein Pachtlocar von 860 fl. abwerfen. Schullehrer Wagner und Gutspächter Hahn haben Baumschulen angelegt. Der Weinbau hat längst aufgehört. An Brennholz ist Mangel; um so mehr ist man auf Erlen- und Weidenpflanzungen bedacht. Die Schafwaide ist von hiesigen Schäfern gepachtet und erträgt jährlich 1700 fl. Die Pferdezucht ist ganz unerheblich; dagegen kommt die Rindviehzucht seit einigen Jahren in Aufnahme, indem die Gemeinde die Farrenhaltung übernommen und dem Gutspächter Hahn in Pacht gegeben hat, welcher einen besonders schönen Viehstand unterhält. Es wird sehr viel mit Vieh gehandelt, was einer soliden Verbesserung der Viehhaltung im Wege steht. Das Stell- und Bestandvieh, früher ein sehr häufiges Übel des hiesigen Ortes, ist abgeschafft. Überhaupt aber ist die Armuth vieler Ortsangehörigen noch immer ein Hinderniß größerer Ausdehnung und Vervollkommnung der Viehzucht. Die Schweinezucht ist bedeutend und bei weitem die stärkste im Bezirk und in der ganzen Umgegend. Geflügel, Eier etc. werden in ansehnlicher Menge an die Neuhäuser Victualienhändler verkauft.

Das stärkste Gewerbe ist das der Leinweber (gegen 80 Meister); ein Zeuglensweber betreibt sein Geschäft lebhaft. Die übrigen Professionen sind die gewöhnlichen. Schildwirthschaften sind 7, Bierbrauerei 1, Ziegelei l, Mahlmühle 1 vorhanden. Letztere ist für den Ort eine neusteuerbare Bannmühle; sie steht seit lange im Privatbesitz und hat ein 1843 neu eingerichtetes Werk mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang. Es findet sich auch eine Spezerei- und Eisenhandlung. Vieh- und Krämermärkte hält Köngen zwei, am Pfingstmontag und am Mathäustage; mit dem letzteren ist ein Flachs- und Hanfmarkt verbunden.

Den Groß- und Novalzehenten, Gülten und sonstige Gefälle bezieht der Staat, und zwar den ersteren im Betrag von jährlich 387 Schffl. Dinkel, 147 Schffl. Haber, 92 Schffl. Gerste, 3 Fuder Stroh und 91 fl. 56 kr. an Surrogatgeldern, Die Pachtperiode ist 9jährig (bis 1846 einschl.). Der Neubruchzehenten erträgt| dermalen 143 fl. 47 kr. Ausgereutete Weinberge geben ein Surrogat von 27 fl. 34 kr. Ferner bezieht der Staat an Gülten 360 Schffl. Dinkel, 240 Schffl. Haber; an Gülten und Landachten c. 72 Schffl. an Martinigefällen 650 fl. jährlich. Die Frohnsurrogatgelder (jährl. 168 fl.) hat die Gemeinde abgelöst, ebenso den Heu- und Öhmdzehenten. Der kleine Zehenten (mit Ausnahme des Salmannsweilerhofs, welcher dem Staat ein Surrogatgeld reicht) und der Heu- und Öhmdzehent innerhalb Etters steht der Pfarrei zu, wofür derselben von der Gemeinde in Folge Vertrags 700 fl. jährl. bezahlt werden. Die Widdumhofinhaber entrichten den Heu- und Öhmdzehenten außerhalb Etters der Stiftungspfiege. – Es bestehen noch einige bürgerliche Nutzungen. Unbedeutendere Grundzinse beziehen die Gemeinde- und Stiftungspflege des Orts, die Stiftungspflegen Unterensingen und Deizisau. Daß die Römer eine sehr vortheilhaft und schön gelegene Stelle südlich vom Ort, das jetzt sogenannte Burgfeld zur Anlage einer städtischen Niederlassung gewählt hatten, deren Überreste die neuere und neueste Zeit zum Theil zu Tage gefördert hat, haben wir oben S. 86 ff. gesehen. Jene Römerstadt bringt nun die Volkssage mit dem heutigen Ort so in Verbindung, daß sie behauptet, Köngen sey in alten Zeiten eine Stadt gewesen und habe Königinburg geheißen. Richtiger ist die Ableitung des Ortsnamens von dem Namen Kuno, Kun; denn die alte Schreibart war Chuningen. Ein Uodalscalch de Chuningen unterzeichnet als Zeuge den Hirschauer Stiftungsbrief 1075. Nach dem Hirschauer Codex schenken Marquardus de Cungen diesem Kloster eine Hube in Gilstein, und sein Bruder Kuno und Rudolph de Buhele Güter super montem Egge. Ein predium in pago quodam Nekkergaugiae Chuningen vertauscht ums J. 1132 das Kloster St. Peter an das Kl. Zwiefalten. Leichtl. Zähringer S. 83. Um dasselbe Jahr erhält das Kl. Zwiefalten die Hälfte des Waldes Kunzenbühl prope Cuningen cum quatuor mansis et parte ecclesiae von Heinrich von Kuppingen geschenkt. Ein Viertheil desselben Waldes erhielt es später, 1153, von Albert von Oberstetten, Sulger Annal. Zw. I. p. 126. Mechthild von Athlingen (Öthlingen) schenkt 1178 demselben Kloster ein Gut in Cunigin (Sulger I, p. 148). Diese Mechthild gehörte ohne Zweifel zu einem Teck’schen Ministerialen-Geschlechte, wie die von Brucken, die ebenfalls hier begütert waren. Als Conrad Bruckner seine Güter hier an Marquard Burgermeister von Eßlingen verkauft, so werden sie diesem von den Herzogen Ludwig und Conrad von Teck geeignet 1270, 1271. (Lunig P. sp. Cont. III. p. 212). Die Vogtei aber, die Obrigkeit und Gerichtsbarkeit und die Fähre über den Neckar besaßen die Grafen von Hohenberg. Den 5. Juni 1336 verkauften die Grafen Albrecht, Hugo und Heinrich von Hohenberg| die Dörfer Köngen und Niederboihingen nebst dem Kirchensatz daselbst und zu Hirnholz, der Fähre über den Neckar, wie auch die Hälfte des Landgerichts und der Lehen, welche zur Herrschaft Boihingen gehören, an Graf Albrecht von Aichelberg[3] um 4500 Pfd. Heller (Sattl. Top. S. 96. 383), welcher noch in demselben Jahre den Goßoltshof in Köngen von Küzzin dem Rüß um 320 Pfd. Heller erkaufte (Gab.). Anna, die Erbtochter dieses Grafen Albrecht, heirathete 1382 Hans Thumb von Neuburg, und brachte ihm Köngen und Unterboihingen in die Ehe. Dessen Sohn Albrecht theilte 1451 all sein Gut in Köngen unter seine Söhne Hans den ältern, Hans den jüngern, und Conrad; und nachdem der letztere den 29. Juni 1462 in der Schlacht bei Seckenheim gefallen war, nahmen die beiden Brüder 1462 eine neue Theilung vor, wonach jeder die Hälfte des Schlosses und Dorfes, der Ältere den Weiher am Bubenbach (westlich vom Burgfeld) und das untere, der Jüngere das obere Neckarwasser erhielt; gemeinschaftlich blieben Gericht, Bußen, Fälle, Mühle, Kelter und Schäferei etc. (Gab.). Im Anfang des 16ten Jahrhunderts ist Conrad Thumb, der bekannte Erbmarschall des Herzog Ulrichs von Württemberg, zugleich mit Adam und Albrecht Th., Besitzer von Köngen. Sein Vetter Hans Thumb, der bei dem Heer des Schwäbischen Bundes stand, nahm Schloß und Dorf mit gewaffneter Hand, plünderte und besetzte es für sich, während das bündische Heer in der Nähe gelagert war, 1519 (Steinh. IV. S. 565.). Der vorhin genannte Albrecht, Conrads Bruder und des obigen Hans des ältern Sohn, Probst zu Ellwangen zog sich 1523, nach Niederlegung seines Amtes nach Köngen zurück, und erneuerte und erweiterte den Schloßbau. Sein Nachfolger, Johann Friedrich, Conrads Sohn, war ein eifriger Beförderer der Reformation, wie auch der Ortspfarrer (Lucas Todt?), über den schon 1528 der Bischof von Constanz klagt, er sey „ganz lutherisch, aufrührisch und verführerisch, und schmähe die heil. Sakramente“. 1532 wurde mit Widerspruch des Probstes von Denkendorf die neue Lehre wirklich eingeführt, Cleß III. S. 604, Schmidlin Gesch. v. Denkendorf S. 125. Den 29. Dec. 1665 verkaufte Friedrich Albrecht Thumb die| Hälfte von Köngen mit dem Schloß um 26.000 fl. an Herzog Eberhard III. v. Württ. Schon 1678 vertauschte zwar der Administrator Friedrich Carl diese Hälfte an Philipp Conrad von Liebenstein gegen dessen Güter zu Liebenstein, Kaltenwesten und Ottmarsheim, brachte sie aber wieder 1687 um 41.000 fl. käuflich an das herzogliche Haus. Endlich wurde den 14. Jan. 1739 auch die zweite Hälfte des Dorfes von Wilhelm Ludwig Thumb gegen Unterboihingen und ein Aufgeld von 4500 fl. an Württemberg vertauscht. (Sattler Herz. X. S. 123. XI. S. 47, 152. Top. S. 506.) Herzog Carl überließ den 9. März 1750 das sog. Widumhaus im äußern Schloßhof mit einigen kleinen Güterstücken nebst einem Antheil an der niedern Jagd dem Burkhardt Friedrich von Kaltenthal als ein Mannlehen gegen seine Ansprüche auf das Gut Aldingen. Der Ertrag des ganzen Lehengütchens war damals zu jährl. 47 fl. angeschlagen. Den 7. Jan. 1779 aber wurde dasselbe dem Friedrich Carl von Kaltenthal um 1400 fl. abgekauft und dem Kammergut wieder einverleibt. Das Widumhaus, welches die Kaltenthal zu einem Schlößchen eingerichtet hatten, wurde in der Folge abgebrochen; seine Area ist jetzt ein Garten. Köngen war zwar zum Kammerschreibereigut geschlagen, blieb jedoch bis 1806 in Verbindung mit dem Rittercanton Schwarzwald; der Staatsbeamte führte den Titel eines Oberamtmanns, hatte aber außer Wendlingen keinen weitern Amtsort. Das Dorfgericht in Köngen war zugleich Stabsgericht. 1806 wurde aus Köngen, Berkheim, Denkendorf, Neuhausen, Pfauhausen, Unterensingen und Wendlingen ein eigenes Oberamt gebildet, welchem das Patrimonialamt Steinbach untergeordnet war; 1808 aber erfolgte schon wieder seine Auflösung und Vereinigung mit Eßlingen. Ein Amtmann aber war Ortsvorstand bis 1824. Mit dem Staatsgut wurde die Hofdomäne Köngen vereinigt 1814. In älteren Zeiten waren auch mehrere Klöster in Köngen begütert, Kirchheim (1330, 1331, 1408), Bebenhausen (1344), die Eßlinger Klöster und deren Erbe, der Spital daselbst, der ein bedeutendes Hofgut nebst Gülten und Zinsen 1686 und 1688 um 7645 fl. an Württemberg verkaufte, und das Kloster Salmansweiler, das seit 1304 und 1436 bis in die neuesten Zeiten fünf Freihöfe besaß. Am wichtigsten betheiligt aber war das Kloster Denkendorf, das schon 1271 einen Hof von Werner Münch von Dettingen hier erkauft, und 1380 von Gr. Conrad von Aichelberg Güter geschenkt bekommen hatte. Den Kirchensatz aber, die Kastvogtei der Kirche, den Widumhof, den großen und kleinen Zehenten kaufte das Kloster halb von vier Gebrüdern Mannsberg 1384 und halb von Diethoch und Hans Ruoß (Reuß von Reußenstein) 1385 um 930 fl.(Schmidlin S. 258), worauf die Kirche 1395 dem| Kloster einverleibt wurde. Von diesem kamen nach der Reformation die Zehenten mit dem bedeutenden Widdumhof (132 M. dreitheilige Äcker, 223/4 M. Wiesen) an Württemberg, das Patronat aber an die Thumb, und 1665 ebenfalls an jenes.

Das Staatsgut in Köngen bildete bis zum Jahr 1822 außer dem Schloß und dessen nächsten Zugehörden zwei, wiewohl nicht geschlossene Complexe, die jeder an mehrere Bürger verpachtet waren, das Schloßgut von 150, und den sogenannten Gutthäterhof[4] von 183 M. Güter. In dem genannten Jahre wurden daraus (mit Ausnahme von 40 M., die man an Bürger verkaufte) zwei Meiereien zu 193 und 100 M. gebildet, und erstere verpachtet, letztere aber nebst dem Schloßgarten (71/8 M. 15 R.) an den Präsidenten v. Weishaar um 19.108 fl. 43 kr. verkauft, letzterer erwarb 1825 theils tausch- theils kaufweise: von jener größeren Meierei 97 M., und das Schloß mit 64/8 M. Garten, zusammen im Werth von 17.516 fl. 43 kr. Diese Weishaarschen Güter sind sämmtlich neusteuerbar. Der Rest der Staatsdomäne (mit 594/8 M. Äcker, 486/8 M. Wiesen und 32/8 M. Gärten und Länder) ist einzeln verpachtet. Der Ökonomie auf dem Weishaarschen Gute ist oben gedacht worden. Das Schloß, ein maßives Gebäude, diente früher zum Sitz der Beamtung, und als Fruchtkasten, eine Zeitlang auch für ein kirchenräthliches Actendepot. Ein Wassergraben, der das Schloß rings umgab, ist nun ausgefüllt, die Hälfte des Schlosses abgetragen, und das Übrige in einen angenehmen Landsitz umgeschaffen.


  1. Man hat eine Ansicht der Gegend, wie sie sich auf der Höhe bei Köngen darstellt, gezeichnet von Kniesel, gestochen von Heideloff in der Karls-Akademie in Stuttgart, 1788.
  2. Die Orts-Stiftungspflege hat jetzt das Eigenthumsrecht und die Baulast. Zu Hauptreparaturen hat übrigens der Kirchenrath jedesmals einen Beitrag verwilligt. (Fin. Arch.)
  3. Nach einer Urk. im Cod. Salem. vom Jahr 1259 (3, 65) übergibt Gr. Diepold von Aichelberg dem Kl. Salmanswiler als Ersatz für einen von seinem Vater Egeno verursachten Schaden, jus advocaticium, quod habebat in curti Kunigen … cum omnibus juribus eisdem possessionibus intus et extra pertinentibus etc. So wären also diese Rechte von Aichelberg an Salmansweiler, von diesem an Hohenberg, und von Hohenberg wieder an Aichelberg gekommen.
  4. Der H. Württ. Stallmeister Lorenz Wolfgang v. Gutthäter, geboren zu Culmbach den 2. Januar 1655 erwarb viele Güter auf hiesiger Markung und erbaute ein Wohnhaus in der Nähe des Neckars und der Mühle, das sogenannte Gutthätersche Schlößchen, welches ums Jahr 1810 abgebrochen wurde. Er starb – laut der Inschrift auf seinem Grabstein in der Kirche – den 26. Juli 1740, worauf die Güter in das Eigenthum der herzogl. Kammer, und 1814 mit dem Schloßgut in das des Staates übergingen.


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