Beschreibung des Oberamts Gmünd/Kapitel B 9

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Iggingen, mit Bahnwärterhaus,
Gemeinde III. Kl. mit 811 Einw. worunter 44 Evang. a) Iggingen. Pfarrdorf mit Marktrecht, 491 Einw., b) Brackwang, Hof. Filial von Heuchlingen, Oberamts Aalen. 18 Einw. c) Brainkhofen, Weiler, 113 Einw., d) Schafhäusle, Haus, 2 Einw., e) Schönhardt, Weiler, 187 Einw. – Kath. Pfarrei; die Evang. sind nach Täferroth, bezw. Oberböbingen eingepfarrt. Die Entfernung von der südwestlich gelegenen Oberamtsstadt beträgt 2 Stunden.

Der Ort liegt ganz ähnlich wie Herlikofen, hoch und frei auf der zwischen Lein- und Remsthal sich erhebenden Fläche; kleine Thälchen brechen nahe beim Dorf gegen Südwesten und Südosten in die Ebene ein. Herrliche Aussichten, besonders an die majestätische Kette der Alb, hat man von mehreren Punkten aus, am schönsten von dem nördlich gelegenen, sog. kleinen Berge. Das Dorf, welches zu den schönsten des Bezirks gehört, macht mit seinen meist großen, häufig verblendeten Bauernhäusern einen recht angenehmen, halbstädtischen Eindruck und ist rings von Obstbaumwiesen umgeben, die zwischen den Häusern freundlich hereintreten. Die breiten, unregelmäßig geführten chaussirten Ortsstraßen sind gekandelt und in gutem Zustande.

Die große, dem heiligen Martin geweihte Kirche, von deren Thurm aus man auch eine prachtvolle Aussicht genießt, liegt frei und erhöht mitten im Dorf und wurde 1856/59 ganz aus weißem Keupersandstein nach dem Entwurf des Bauraths Wepfer in einfachem romanischem Stil erbaut. Der hübsche 130′ hohe, oben achteckige Thurm bildet mit seinem ersten Geschoß die kreuzgewölbte Vorhalle der Kirche, die mit einem schmäleren polygonen Chore schließt. Das ansprechende flachgedeckte Innere ist schön ausgeschmückt; die drei Altäre sind in gutem neu-romanischem Stile von Fleiner in Gmünd verfertigt; an der Nordwand der Kirche ist eine in Holz geschnitzte Maria mit dem Leichname Christi aus älterer Zeit angebracht. Von den zwei Glocken hat die größere, hübsch verzierte, die Umschrift: S. Martine, ora pro nobis, ecce iesus nazarenus rex iudaeorum. crucem dni fugite patres adversae. vicit leo de tribu iuda. 1653. Die andere ist von Heinrich Kurz 1821 gegossen. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde.

Der Begräbnißplatz wurde 1853/54 außerhalb des Ortes, an der Straße nach Zimmern angelegt.

Das Pfarrhaus, samt Scheune und Garten, gewährt eine angenehme Aussicht, ist 1783 erbaut und vom Staat zu unterhalten.

In den Parzellen Schönhardt und Brainkofen bestehen Kapellen, | letztere, dem h. Ulrich geweiht, steht an der Südseite des Orts, hat einen Dachreiter, halbrunden Chorschluß und scheint aus der Renaissancezeit zu stammen; im Jahre 1829 wurde sie auf Gemeindekosten erneuert und dick übertüncht. Die Kapelle in Schönhardt steht auf einem freundlichen Platz am Südende des Orts, sie ist dem heil. Wendelin geweiht und vom Staat zu unterhalten.

Das Schulhaus, 1810 erbaut, enthält zwei Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters; außerdem ist noch ein Lehrgehilfe an der Schule angestellt.

Das Rathhaus ward 1863 in einem hiezu erkauften Privathause eingerichtet.

Gutes Trinkwasser liefern stets hinreichend für die ganze Gemeinde 14 Schöpf- und 26 Pumpbrunnen; ein zweiröhriger laufender Brunnen in schöner gußeiserner Fassung steht an der Kirche und wird von einer 1/4 Stunde langen Wasserleitung gespeist. In Iggingen, Brainkofen und Schönhardt sind Wetten angelegt. In Schönhardt war früher beim sog. Weiherdamm ein See, der jetzt in Wiesengrund verwandelt ist. Die Markung ist mit gutem Quellwasser reichlich versehen; die bedeutendsten Brunnen sind der Kastenbrunnen und das Ackerbächle bei Iggingen, der Hollen- und der Hellenbrunnen bei Brainkofen, der Brunnen auf den Stößwiesen bei Schönhardt; dann fließen über die Markung die Lein und die Rems, zuweilen verheerend austretend, ferner der Kothenbach und der Winkelsklingenbach.

Die Eisenbahn, sowie die Staatsstraße von Gmünd nach Aalen, führen durchs Remsthal über die Markung; von Vicinalstraßen berühren den Ort und die Markung die nach Zimmern, nach Schönhardt und Unterböbingen, nach Brainkofen und nach Leinzell. Ein kleiner hölzerner Steg führt über den Kothenbach, zur Hälfte von der Gemeinde, zur Hälfte vom Besitzer des Burgholzhofes zu unterhalten.

Die fleißigen und geordneten Einwohner sind ein gesunder, schöngewachsener Menschenschlag; über 80 Jahre alt ist gegenwärtig nur eine Person im Orte. Die kleidsame Volkstracht herrscht zum Glück noch vor.

Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Obstbau, Viehzucht und die gewöhnlichen Gewerbe. Ferner geben ziemlichen Verdienst mehrere Kalkstein-, Werk- und Sandsteinbrüche; dann sind Lehm-, Sand- und an der Rems Kiesgruben vorhanden; Schleifsteine werden wenn auch nicht in großer Ausdehnung gewonnen. Eine Ziegelei, 3 Schildwirthschaften, darunter eine Brauerei, und 6 Kramläden bestehen in der Gemeinde.

Seit 1863 werden jährlich in den Monaten Juni und September | zwei Märkte hier gehalten, die sich eines namhaften Aufschwunges erfreuen.

Die Vermögensverhältnisse sind im Vergleich zu andern Orten gut zu nennen. Der Vermöglichste besitzt 190 Morgen, worunter 30 Mrg. Wald, der Mittelmann 50–60 Mrg., die minder bemittelte Klasse 5–20 Mrg. Feld. Armenunterstützung ist keine nöthig.

Die große und schön arrondirte Gemeindemarkung ist in Lage, Boden- und klimatischen Verhältnissen ganz nahe verwandt mit der Markung Herlikofen und nur etwas ergiebiger als jene.

Der landwirthschaftliche Betrieb gehört zu den besseren des Bezirks und wird durch die landwirthschaftlichen Winterabendschulen und Versammlungen, wie durch das Lesen landwirthschaftlicher Schriften und das Beispiel rationeller Landwirthe wesentlich gefördert. Der verbesserte schwerzische Pflug und die eiserne Egge sind allgemein, während die Walze, die Dresch- und Futterschneidmaschine von einzelnen angewendet wird. Die Düngerstätten sind zweckmäßig angelegt und zur Besserung des Bodens kommen außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln noch Gips, Asche und Kompost in Anwendung. Man baut vorzugsweise Dinkel, Haber, Gerste, weniger Weizen, Roggen und Einkorn; der sehr bedeutende Futterkräuterbau, namentlich dreiblättriger Klee, ferner Luzerne, Wicken und Angersen ermöglichen einen namhaften Viehstand. Überdieß werden Kartoffeln, Erbsen, Linsen, Reps, Hanf, Flachs und Hopfen gebaut, von denen die Handelsgewächse in mäßiger Ausdehnung zum Verkauf kommen. Von den übrigen Felderzeugnissen können von der Gesamtgemeinde jährlich etwa 1500 Scheffel Dinkel, 1400 Scheffel Haber, 130 Schfl. Gerste, 60 Scheffel Wicken, 40 Scheffel Roggen und 5 Scheffel Erbsen nach außen abgesetzt werden.

Der ausgedehnte Wiesenbau liefert reichlich gutes Futter, von dem nur ein ganz kleiner Theil etwas sauer ist; die Wiesen, von denen 500 Morgen bewässert werden können, sind zweimähdig und etwa 1/5 dreimähdig. Das Futter wird im Ort verbraucht.

Mit vielem Eifer wird die Obstzucht getrieben, von deren Erträgnissen in günstigen Jahren 7–800 Sri., worunter etwa die Hälfte Zwetschgen, nach außen verkauft werden; das Obst geräth gerne und die Jungstämme werden in vier Gemeinde- und 10 Privatbaumschulen nachgezogen; man pflegt Goldparmäne, Reinetten, Luicken, Rosen- und Lederäpfel, Knaus-, Brat-, Grün- und Schneiderbirnen, wie auch sehr viel Zwetschgen und Pflaumen.

Gemeindewaldungen sind nur 441/2 Morgen vorhanden, deren Ertrag der Gemeindekasse im Durchschnitt eine jährliche Rente von 100 fl. sichert.

Etwa 30 Morgen gute Weiden sind vorhanden, die nebst der Brach- und Stoppelweide an einen Ortsbürger und an einen fremden | Schäfer um 13–1400 fl. verpachtet werden, über dieß trägt die Pferchnützung 160–170 fl. jährlich der Gemeindekasse ein. Auf der Weide laufen im Sommer 550, im Winter 400 St. spanische und Bastardschafe, die auch im Ort überwintert werden. Die Wolle kommt nach Kirchheim zum Verkauf und der Abstoß der Schafe geschieht vorzugsweise nach Frankreich.

Die vorhandenen Allmanden werden an die Gemeindebürger verpachtet.

Die Gemeinde hat eigene Güter, welche aber meist Gemeindebediensteten zur Benützung überlassen werden und daher nur 14 fl. jährlichen Pacht tragen.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde gerade nicht ausgedehnt, gehört jedoch zu den besseren des Oberamtsbezirks; man züchtet mittlere Zugpferde von deutscher Race und hält die Pferde theils für den eigenen Bedarf theils werden sie als Fohlen verkauft. Ausgezeichnet gut ist die Rindviehzucht, die sich mit der sogenannten Leinthalerrace beschäftigt und zu deren Nachzucht vier Farren aufgestellt sind. Im Spätjahr findet noch Viehaustrieb statt. Der Handel mit Vieh ist unbeträchtlich, dagegen wird viel Milch an die im Ort bestehende Käserei verkauft.

Ein Stiftungsvermögen besteht bis jetzt nicht und wird erst nach Ablösung der Kirchenbaulast mittelst des erhaltenen Ablösungskapitals gegründet werden.

Über den nördlichen Theil der Gemeindemarkung führte an Brainkofen vorüber die römische Grenzstraße, Limes transdanubianus (s. den Abschnitt „Römische Alterthümer“). Auf der Gemeindemarkung kommen auch mehrere Flurnamen vor, die auf abgegangene Orte, Gebäude etc. hindeuten, wir Airlighofen, alter Stall, Edelweiler, Mauerhalde, Vorder-Aushof, Kapelläcker etc.

Auf den Schloßäckern, eine starke Viertelstunde südlich von Iggingen, soll das Schloß der Herrn von Uggingen (Iggingen) gestanden sein.

Bei Brackwang kommen einige altgermanische Grabhügel vor.

Iggingen hieße besser Üggingen oder Ückingen. Denn als Ucchinga im Drachgau kommt der Ort schon anno 847 vor; das Kloster Lorsch vertauschte da Güter.

Auch später wird der Name stets Ugg. oder Uckingen geschrieben. Natürlich gehörte dieser Bezirk gleichfalls zu dem hohenstaufischen Stammgebiet, soweit dasselbe den Herrn v. Rechberg zur Verwaltung übertragen war. Aus welchen Händen das Kloster Lorch (das z. B. anno 1765 agrum Stockerii in Uggingen verlieh) seine Besitzungen empfieng, ist unbekannt. In dem festen Haus auf den Schloßäckern (s. oben) residirte ein ritterlich Geschlecht, von welchem uns in Urkunden zuerst begegnete Dom. Diemarus, miles, | 1274, 1277, 1295. Im nächsten Jahrhundert erscheint Conradus miles de Uggingen 1331 c. ux. Hedwig, † 1352, mit Hinterlassung zweier Söhne Diemar II. und Conrad II. 1352. Diese verschwinden, in Gmünd aber erscheint ein Hans v. Uckingen et ux. Agnes v. Rot (mit Gülten in Viechberg) 1364, welcher c. 1375/85 Rathsherr gewesen ist und 1398 heißt „zu Göppingen gesessen.“ Vielleicht ist das aber schon ein zweiter Hans, dessen Frau Kathrina 1402 Besitzungen in Oberkochen hatte, der einen Hof in Schechingen kaufte (Oberamt Aalen S. 306) 1404. Hans v. Uckingen der ältere, der Zeit Bürger zu Gmünd, sein Tochtermann F. v. Schnaitberg und Hans, jun., sein Sohn verkauften 1414 ihren Hof zu Uckingen, 1 Selde zu Schönhard und einen Hof samt Vogteirechten zu Straßdorf um 8921/2 fl. an Walthers im Steinhause Kinder. Des von Uggingen Brücke zu Heuchlingen wird 1366, des Uckingers Gut in Ruppertshofen (Oberamts Gaildorf) 1410 genannt. – Es folgt ein Kaspar von Uggingen, 1445 Städtemeister in Gmünd, der 1/2 Hof zu Oberböbingen 1446 verkauft um 1621/2 fl. und 1/2 Zehnten zu Rodamsdörfle und Berg (Oberamts Aalen). 1450 war Kaspar Pfleger des Klosters Gotteszell, 1454 und 57, 58 und 68 Bürgermeister in Gmünd. Den Schluß macht Hans v. Uckingen, Ritter vom heiligen Grab, † 1493. Das Siegel des Conrad † 1352 und des Hans 1398 und Kaspar 1454 zeigt im obern Theil des links schräg getheilten Schilds einen schreitenden Löwen, auf dem Helme ein halbes Sieb. Ein Gut zu Iggingen besaß 1344 Pfaff Diemar v. Degenfeld, das vielleicht an Lorch gekommen ist; den Hof zu Iggingen hatten später die Herren v. Horkheim samt dem Zehnten und noch 1 Hof und 1 Gütlein (von H. Feyerabend 1413 gekauft) dazu, das Alles als rechbergisches Lehen. Die Familie der Kurz hat schon 1357 ein Gut um 134 Pfd. verkauft an Peter Grünenberg den Arzt, und trug noch 1414 ein rechbergisches Lehengut. Hans im Steinhaus verkaufte seinen Hof 1427 an andern Bürger um 600 fl. rh. Das Dominikanerkloster kaufte 2 Gütlein von P. Stöbenhaber 1409 um 154 fl. rh. und Hohenstats 1/2 Hof 1506 um 190 fl. An Gotteszell verkaufte Veit v. Horkheim seinen Zehnten zu Iggingen und Schönhard 1473. Claus v. Horkheim hatte 1 rechbergisches Lehengut 1431 an den Spital verkauft, welcher auch noch von andern Bürgern Einiges kaufte, die Reichsstadt selbst 3 Höfe, die Schmiedstatt und 1/2 Flurhayen- (Feldhüter) und Hirtenamt, rechberg. Lehen. Anderes erwarb Gotteszell und das Augustinerkloster zu Gmünd und Limburg trat 1557 ein ihm gültbares Gut mit aller Obrigkeit, Gericht und Schatzung an die Stadt ab, unter deren Hoheit nun ganz Iggingen stand, die lorcher Besitzungen ausgenommen, welche durch die Reformation an Württemberg kamen, das nun anfieng | ein eigenes Gericht über seine Unterthanen zu halten und sich 1587 mit Gmünd darüber vertrug; württemberg. Vögte (so 1579) oder Schultheißen (z. B. 1678) zu Iggingen werden öfter genannt. Diese Trennung blieb bis zu den Staatsveränderungen 1802/03.

Gmünd ließ in ältern Zeiten durch seinen Schultheiß und Gericht auch zu Iggingen richten, z. B. 1495 war eine Sitzung zwischen den Dörfern Iggingen und Hörligkofen auf des heiligen Reichs Straße im Feld, um einen Zwiespalt der zwei Orte über Unterhaltung eines Stücks Weg zu entscheiden, wobei bemerkt sein mag, daß die alte Hauptstraße über Iggingen und Herlikofen nach Aalen führte, weil man im Thal vielfach auf das Bette der Rems angewiesen war. Die Gemeinde Iggingen verglich sich, unter Vermittlung der zwei Herrschaften 1535 über den gemeinen Hirten, Anzahl der Gaisen und Gänse, Hanf- und Flachs-Dörren, Aufenthalt fremder Leute u. s. w. Gmünd baute 1650 ein Amthaus und bildete ein besonderes Amt Iggingen (mit einem Amtsvogt), das 1728 mit Bargau vereinigt wurde.

Kirchsatz und Widemhof zu Iggingen und Herlikofen waren in rechbergischem Besitz, als Lehen vom Kloster Ellwangen, Afterlehen von Herrn Kraft von Hohenlohe. Johann v. Rechberg zu Bargau schenkte nun die beiden Kirchen 1347 dem Kloster Gotteszell zu einem Seelgeret und seine Brüder stimmen zu, auch Albrecht und Walther Haug (s. Rosenstein) geben ihre Ansprüche auf 1357, und Kraft von Hohenlohe 1351 und der Abt von Ellwangen 1357 verzichten auf ihre Lehensrechte. Die Bestätigung und Incorporation gewährte der Bischof v. Augsburg 1372, doch soll ein ständiger Vicar genügend dotirt werden.

Zu Iggingen den Kapitelsjahrtag zu halten, war schon 1472 altes Herkommen; s. o. VII. 2.

Die Pfleger der St. Martinskirche verkaufen 1437 3 Morgen Acker bei Zimmern an der Rems; die St. Veits Caplanei erwarb Güter zu Durlangen. Papst Clemens selber bestätigte 1671 die St. Josefs Bruderschaft, welche 1675/76 eine weitere Messe für ihre Mitglieder dotirte.

Daß der Pfarrer zu Iggingen auch die Kirche zu Herlikofen versehen mußte, ist bei Herlikofen bemerkt und wie diese Verbindung 1676 und 1697 soweit gelöst wurde, daß der Pfarrer blos noch bei Nacht etwaige Sterbende zu versehen hatte, weil da die Stadt Gmünd verschlossen war. Dafür behielt der Pfarrer den kleinen Zehnten von Hussenhofen und Zehntstroh von Herlikofen und Lindach. Zur Pfarrei Iggingen gehörten die St. Margarethen-Kapelle beim Gorgishof, die St. Ulrichskapelle bei Brainkofen und die Kapelle bei Schönhardt. Auch Muthlangen (s. ds.) u. Lindach (s. d.) sind Filialien von Iggingen gewesen.

| Kirche und Pfarrhof wurden 1638 von kaiserlichen Völkern verbrannt.

Vom Zehnten zu Iggingen (bis auf den Breitenstein beim Beißwang reichend 1485), Schönhard und Schuren? gehörte schon länger 1/3 dem Kloster Gotteszell und 2/3 kaufte es 1473 von Veit v. Horkheim um 980 fl. Ulrich v. Rechberg gab 1473 sein Lehenrecht auf gegen 80 fl. und ein Gütlein bei Rechherg. Mit dem Vikar und nachher Pfarrer zu Iggingen gabs einigemal Streit über Zehntsachen, bisweilen auch über Bezahlung der Competenz, besonders 1663. In Sachen des Breinkofer Zehnten zwischen dem Pfarrer und dem Spital Gmünd sprach das bischöfliche Gericht 1500.

Zu der Gemeinde gehören.

b) Brackwang, 11/8 Stunde östlich vom Mutterort gelegen. Südlich vom Ort zieht die römische Grenzstraße vorüber.

Zu Brackwang stand einst das feste Haus eines ritterlichen Geschlechts, von welchem a. 1236 Rudolfus de Bragewanc vorkommt ausdrücklich als Reichsministeriale, – aus den Hohenstaufen’schen Hausgütern. Eine falsche Annahme ist dagegen, daß die Vetzer „von Bragenhofen“ diesen Namen von Brackwang haben.

Das ritterliche Gut kam an die Herren v. Rechberg-Heuchlingen, welche 1366 mit Heuchlingen an Wilhelm v. Hohenrechberg verkauften 1/2 Maierhof zu Ober-Praggenwank und 3 Huben zu Unter-Praggenwank; später erwarben es die Herren v. Wellwart. Jörg v. Wellwart zu Leinroden verkaufte 1435 seinen Hof Brackenwang um 320 fl. an einen Gmünder Bürger Brottolf. Durch einige Hände kam der Hof halb an eine Wittwe Oppolt 1456 um 270 fl. rh. und diese setzte ihren Sohn Peter, Dominikanermönch zu Gmünd, zum Erben ein. Das Kloster mußte aber andern Erben 1483 noch eine Summe hinauszahlen. Die andere Hälfte verkaufte L. Libermann 1489 um 210 fl., und seitdem war das Dominikanerkloster im Besitz des Ganzen.

c) Brainkofen, ein 1/2 Stunde nordwestlich von Iggingen gelegener großer Weiler mit ansehnlichen Bauernhäusern, die mit schönwüchsigen Obstbäumen umgeben sind. Die Einwohner sind zum Theil vermögliche Bauern.

Brainkofen (in der Waibelhub) erscheint zuerst im Besitz von Gmünder Geschlechtern. A. Truzelin schenkte 1277 dem Kloster Gotteszell ein Gut gegen ein Leibgeding und Conrad Thaler übergab demselben einen Theil des Zehnten 1347, einen andern Theil verkaufte ihm Matthis Thaler 1439. Die Harer zu Gmünd stifteten ihren Laienzehnten 1419 in das Spital. Wiederum 1/3 des Zehnten hat dem Spital Anna Sträßerin 1450 und ihr Verwandter O. v. Horkheim 1537 1/3 verkauft; diese 2/3 gräfl. Öttingen’sches Lehen sind ohne Zweifel von den Horkheimen aufgetragen. Auch das | Dominikanerkloster hat ein Gütlein erworben und ein Hof wurde irgendwie von einem Gmünder Geschlecht (?) der Pfalz zu Lehen aufgetragen, welche c. 1550 mit demselben, als heimgefallen, die Herren v. Degenfeld belehnte (der „Heidelberger“ Hof). Limburg hat 1557 (von der Waibelhub her) ein Gut und ein Gut des Heiligen zu Eschach an Gmünd vertauscht mit aller Obrigkeit. So war allmählig, den einen Degenfeld’schen Hof ausgenommen, der ganze Ort unter die Hoheit der Stadt gelangt.

d) Schafhäusle, liegt 3/4 Stunden östlich vom Mutterort.

e) Schönhardt, hat eine schöne Lage 1/2 Stunde nordöstlich von Iggingen, auf der Hochebene unfern des Abhangs gegen das Leinthal.

Zu Schönhardt waren einige Güter Lehen von den Herren v. Rechberg; im Besitz finden wir Gmünder Geschlechter, wie denn z. B. 1369 C. v. Rinderbach eine Hube verkaufte, 1409 J. Claus mit seinem Hof belehnt wurde und Hans v. Ückingen eine Selde verkauft hat; 1431 verkauft H. Schoch verschiedene Güterstücke um 19 fl. an St. Viten zu Gmünd. Gülten besaß auch die St. Johannisfrühmesse und einen Hof die St. Kathrinenpflege; das Augustinerkloster kaufte 1483 ein Gut und das Spital empfieng etliche Gülten und Güterstücke (z. B. 1512, 1521).

Außer einem Lorchischen, also später württembergischen Unterthanen kam so der ganze Ort unter die Hoheit der Reichsstadt Gmünd; 1563 wurde ein Gemeindebrief ausgefertigt und der Waidgang gegen Mulfingen geregelt.



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