Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg/Kapitel B 19

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Schwieberdingen,


Gemeinde II. Kl. mit 1577 Einw., wor. 1 Kath. Schwieberdingen, Pfarrdorf, mit Hardthof, Weiler, Nippenburger Hof, Stumpenmühle und Neumühle. – Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Hohen-Asperg eingepfarrt.
Das Pfarrdorf Schwieberdingen, ein großer, etwas gedrängt gebauter Ort gehört zu dem sog. Strohgäu und liegt theils in der Thalebene, größtentheils aber an den linken, durch ein Seitenthälchen unterbrochenen Gehängen der Glems, welche ganz nahe (westlich) am Dorf vorüber fließt und daselbst die sog. Brückenmühle mit 4 Mahlgängen und einem Gerbgang in Bewegung setzt; unterhalb des Orts treibt sie die Neumühle mit 4 Mahlgängen und einem Gerbgang und oberhalb desselben die Stumpenmühle (s. unten). Das Glemsthal ist hier nicht besonders tief eingeschnitten, doch gewähren die Gehänge dem größten Theil des Orts Schutz gegen Nordwinde; übrigens erweitert| sich in der Nähe des Dorfs die Thalebene, was zur freundlichen und gesunden Lage desselben viel beiträgt. Der Ort ist, seiner unebenen Lage ungeachtet, dennoch freundlich und gut aussehend; an den gut unterhaltenen Ortsstraßen, namentlich an der durch das Dorf führenden Stuttgart–Vaihinger Landstraße lagern sich zum Theil im städtischen Styl aufgeführte Gebäude, welche im Allgemeinen aus Holz, größtentheils mit steinernen Unterstöcken gebaut sind. Gutes Trinkwasser liefern in hinreichender Menge 5 laufende und 2 Pumpbrunnen. Außerhalb des Orts befinden sich auch mehrere Quellen, von denen der Othenbrunnen, der Klingelwaldbrunnen und der Landersbrunnen die bedeutendsten sind.

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Am nördlichen Ende des Dorfs liegt hoch die sehr ansehnliche, dem heil. Georg geweihte Kirche, zu deren ehemals sehr festem, mit Mauern umgebenen Kirchhof steinerne Treppen und ein bedeckter Durchgang führen. An der Kirchhofmauer, die einen zum Theil noch sichtbaren Umlauf hatte, sind an der östlichen Innenseite einige alte Consolen, Fratzengesichter vorstellend, eingemauert, die vermuthlich von einer früheren im romanischen Styl erbauten Kirche herrühren. Die jetzige Kirche, welche mit einem dreiseitig schließenden, weit über das Langhaus emporragenden Chor geziert ist, wurde im rein germanischen, gegenwärtig noch gut erhaltenen Styl im Jahr 1495 erbaut, welche Zahl neben dem südlichen Eingang über zwei Wappenschilden, desgleichen an einem Strebepfeiler der Sacristei und im Chor über einem zu einer Wendeltreppe führenden Eingang angebracht ist; letztere Inschrift lautet: Anfang des Baues als man zolt 1495 Jar. Der viereckige, aus 5 Stockwerken bestehende Thurm, enthält in dem vierten Stockwerke spitzbogige mit germanischem Maßwerk gefüllte Fenster und ein schön germanisch gehaltenes Geländer (Umlauf), unter dem ein reich ornamentirter Fries hinzieht; das oberste Stockwerk wurde erst später, nachdem der Blitz in den Jahren 1795 und 1796 in den Thurm geschlagen, neu aus Holz erbaut und mit einem Bohlendach versehen. Das untere Stockwerk des Thurmes enthält einen spitzbogigen Durchgang mit schön construirtem Netzgewölbe, auf dessen Schlußstein das Wappen der Herren von Nippenburg abgebildet ist; an den Maschenkreuzungen befinden sich ebenfalls Wappenschilde, die früher bemalt waren, nun aber beinahe gänzlich verwischt sind. An der äußeren Westseite des Thurmes stehen auf zwei Streben, beinahe lebensgroße Statuen des heil. Georg und des Apostels Petrus. Auf dem Thurme hängen 3 Glocken, die in den Jahren 1699, 1706 und 1850 gegossen wurden. Das geräumige, im Jahr 1850 freundlich restaurirte Innere der Kirche enthält außer dem germanisch| gehaltenen hohlen Taufstein mehrere Grabdenkmale, namentlich befinden sich in dem Langhaus: 1) ein trefflich aus Stein gearbeiteter, auf einem Löwen stehender geharnischter Ritter, zur Rechten das v. Nippenburgische, zur Linken ein unbekanntes Wappen. Die Umschrift lautet: 1498 † der edel und vest Ludwig v. Nippenburg u. s. w.; 2) eine Grabplatte aus Marmor, auf der in halberhabener Arbeit ein Crucifix, vor dem eine Frau und 3 Kinder knieen, und die Wappen der Herren von Rieppur und von Gültlingen dargestellt sind mit der Inschrift Anno dom. 1572 28. September † etc. Reinhart von und zu Rieppur der Zeit Obervogt zu Lewenberg mit seiner ehrgeliebten Hausfraw etc. Rosa von Rieppur geb. von Gültlingen u. s. w.; 3) eine Grabplatte mit dem Wappen der Herren von Nippenburg; 4) ein auf einem Hunde stehender geharnischter Ritter, zu dessen Füßen das Nippenburg’sche Wappen. Anno dom. 1348 † der erentvest und streng Her Friederich von Nippenburg etc.; 5) ein geharnischter Ritter, zu dessen Füßen das Wappen der Herrn v. Nippenburg angebracht ist; oben an der Grabplatte befindet sich in der rechten Ecke das Nippenburg’sche, in der linken ein unbekanntes Wappen; 6) eine Grabplatte mit dem Nippenburgischen Wappen und der Umschrift: anno dom. 1350 ...... de Nippenburg etc.; 7) das Nippenburgische Wappen mit übertünchter Umschrift.

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Von dem Langhaus führt ein spitzer Triumphbogen in den um 3 Stufen höher gelegten, mit einem schön construirten, frisch bemalten Netzgewölbe gedeckten Chor; die Gewölbegurten gehen von den Brustbildern des hl. Andreas, hl. Simon, hl. Bartholomäus, hl. Jacob, hl. Thomas und des Evangelisten Johannes aus, während die Schlußsteine in der Richtung von Westen nach Osten folgende Darstellungen enthalten: 1) die hl. Catharina, 2) den Apostel Paulus, 3) die Mutter Gottes, 4) den Apostel Petrus und 5) einen Engel, der einen Schild mit dem Steinmetzzeichen des Baumeisters der Kirche hält. An den Maschenkreuzungen sind die Wappen von Württemberg, Nippenburg, Gültlingen u. s. w. angebracht. Überdieß enthält der Chor ein im germanischen Styl gearbeitetes Tabernakel, einige aus Holz gefertigte Bilder des Gekreuzigten, des hl. Josephs und der Maria, wie auch ein Grabdenkmal, auf dem ein Crucifix, vor dem 3 Ritter, 3 Frauen und 2 Kinder knieen, dargestellt ist. Die Unterschrift lautet: Als man zolt nach Christi unsers Erlösers Geburt 1591 den 19. August etc. † Friedrich von Nippenburg etc. dessen Frau Benedicta von Nippenburg, geb. v. Nippenburg † 1563 etc.| dessen zweite Gemahlin Kunigunde von Nippenburg geb. Gölerin von Rabenspurg † 1598 etc.

Die Unterhaltung der Kirche liegt der Stiftungspflege ob.

Der um die Kirche gelegene Begräbnißplatz wurde zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts aufgegeben und dagegen ein neuer außerhalb (nördlich) des Orts angelegt, der im Jahr 1842 eine Erweiterung erhielt.

Das der Kirche gegenüber gelegene ansehnliche Pfarrhaus wird von der K. Hofdomänenkammer unterhalten.

Nächst der Kirche liegt das gut erhaltene, 1796 erbaute und 1842 vergrößerte Schulhaus, das vier Lehrzimmer und die Wohnungen des Schulmeisters, des Unterlehrers und des Lehrgehilfen enthält. Eine Industrieschule besteht schon längst.

An der Hauptstraße in der Mitte des Orts steht das Rathhaus; ein öffentliches Backhaus mit zwei Öfen wurde im Jahr 1844 mit einem Gemeindeaufwand von 800 fl. erbaut. Außerhalb des Orts befindet sich eine Kelter mit zwei Bäumen und ein Schafhaus; auch ist ein Armenhaus vorhanden.

Am westlichen Ende des Dorfs stand in der Thalebene ein Schloß, das früher von verschiedenen adeligen Familien, zuletzt aber noch von den Herren von Wallbrunn bewohnt wurde; dasselbe bildete ein Viereck und war mit einem Wassergraben, über den eine Zugbrücke führte, umgeben. Das Schloß wurde abgebrochen, dagegen haben sich der ummauerte Hofraum und einige ehemalige Ökonomie- und Nebengebäude, die nun zu Bauernwohnungen eingerichtet sind, noch erhalten.

In der Nähe der Kirche steht ein ansehnliches Gebäude, das sog. Schlößchen, welches König Friedrich als Prinz zeitweise bewohnte, wie er auch während seiner Regierung nicht selten einige Tage hier verweilte. Die freundlichen, jedoch nicht ausgedehnten Gartenanlagen, welche derselbe jenseits der Glems hatte anlegen lassen, sind größtentheils abgegangen und in Ackerland umgewandelt.

Die Einwohner sind im Allgemeinen auffallend großgewachsene und kräftige Leute, die mit großem Fleiße hauptsächlich Feldbau und Viehzucht, auch etwas Weinbau betreiben; ihre Vermögensumstände gehören zu den befriedigenden, indem der größte Güterbesitz 120 – der allgemeinste 25–30 Morgen beträgt, während minder Bemittelte noch 1–2 Morgen Grundeigenthum haben. Die Vertheilung der Grundstücke geht meistens auf 1/2 Morgen. Die K.| Hofdomänenkammer besitzt auf der Markung etwa 160 Morgen, welche sie an Ortsbürger verpachtet.

Dermalen genießen sieben Personen Gemeindeunterstützung.

Die sehr ausgedehnte Markung bildet mit Ausnahme der nicht beträchtlichen Gehänge gegen das Glemsthal und das Münchinger Thälchen eine wellenförmige, mit einem fruchtbaren Diluviallehm überlagerte Ebene, auf der bei den günstigen klimatischen Verhältnissen alle in Württemberg vorkommende Kulturgewächse gedeihen. Hagelschlag kommt sehr selten vor, indem die sog. Hochscheide bei Hochdorf eine Wetterscheide bildet, welche die Gewitter von dieser Gegend abweist.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung der meisten in neuerer Zeit eingeführten Ackergeräthe und Verbesserungen schwunghaft betrieben; außer den gewöhnlichen Getreidearten, von denen vorherrschend Dinkel gebaut wird, pflanzt man in der beinahe ganz angeblümten Brache, neben den allgemeinsten Brachgewächsen, sehr viel Zuckerrüben, Welschkorn, Reps, Mohn, Hanf etc.; auch mit dem Hopfenbau sind auf 2–3 Morgen Versuche mit gutem Erfolg gemacht worden. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens Acker wird zu 9 Scheffel, ausnahmsweise 12 Scheffel Dinkel, 5–6 Scheffel Hafer, 4 Scheffel Gerste, 3 Scheffel Waizen und 6 Scheffel Einkorn angegeben und der Gesammtertrag erlaubt über die Befriedigung des örtlichen Bedürfnisses noch einen jährlichen Verkauf von 5000 Scheffel Dinkel, 500 Scheffel Hafer, 300 Scheffel Gerste und 120 Scheffel Reps. Die Ackerpreise bewegen sich zwischen 200 und 450 fl. pr. Morgen.

Die Wiesen, von denen nur wenige bewässert werden können, liefern durchschnittlich 25 Centner Heu und 12 Centner Öhmd von dem Morgen; sie sind zwei-, zuweilen dreimähdig, das Futter aber ist ziemlich mittelmäßig. Die Preise eines Morgens steigern sich von 300–400 fl.

Der Weinbau ist nicht beträchtlich und liefert einen guten Wein (sog. Schiller), der im Ort selbst verbraucht wird; er kostete im Jahr 1846 50–60 fl., 1847 18–25 fl., 1848 16–20 fl., 1849 15–20 fl., 1850 12–18 fl., 1851 16–18 fl., 1852 32–36 fl., 1853 und 1854 kam keiner zum Verkauf, dagegen wurde der Eimer in dem Jahre 1857 um 37–50 fl. und 1858 um 27–38 fl. verkauft. Die häufigsten Sorten sind Silvaner und Elblinge, weniger Trollinger und Affenthaler. Der Ertrag eines Morgens wird zu 4–6 Eimer angegeben und die Preise bewegen sich zwischen 300 und 550 fl. pr.| Morgen. Den besten Wein auf der Markung erzeugen die Thalhäuser Weinberge.

Die Obstzucht, welche sich nur mit Mostsorten und ziemlich viel Zwetschgen beschäftigt, wird in großer Ausdehnung betrieben und erlaubt in günstigen Jahren einen Verkauf nach Außen von 6–7000 Sri. Kernobst und 600 Sri. Zwetschgen; im Jahr 1855 wurden, neben Befriedigung des eigenen Bedarfs, gegen 5000 fl. aus Kernobst erlöst.

Eine Baumschule, welche hauptsächlich zur Belehrung der Schüler dient, ist vorhanden.

Pferdezucht findet nicht statt, dagegen werden viele, zum Theil sehr tüchtige Pferde gehalten.

Der aus einem braunen Neckarschlag bestehende Rindviehstand ist sehr beträchtlich und wird durch vier tüchtige Farren nachgezüchtet. Einige Mastung findet statt und mit Vieh wird lebhaft auf benachbarten Märkten gehandelt.

Auf der Markung laufen im Vorsommer 200 Stücke, im Spätsommer 550 Stücke meist Bastardschafe, wofür der Gemeindekasse als Pachtsumme jährlich 430 fl. und für die Pferchnutzung 6–700 fl. zufließen.

Die Schweinezucht ist nicht unbedeutend, jedoch werden immer noch mehr Ferkel (in neuerer Zeit meist englische Bastarde) von Außen aufgekauft, als im Ort gezogen.

Mit Geflügel wird einiger Handel nach Stuttgart getrieben.

In der Glems, die übrigens nur Weißfische, Grundeln und Krebse führt, hat die K. Hofdomänenkammer das Fischrecht, welches an einen Ortsbürger verpachtet ist.

Außer den schon berührten Mühlgewerben sind nicht allein die nöthigsten, sondern auch solche Handwerker vorhanden, welche gewöhnlich in Dörfern nicht gefunden werden, wie Flaschner, Glaser, Gerber, Sattler etc.; überdieß bestehen zwei Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, und drei Kaufläden.

Zur Förderung des Verkehrs bestehen außer der durch den Ort führenden Landstraße noch Vicinalstraßen nach Möglingen und Ludwigsburg, nach Hemmingen, nach Markgröningen und nach Nippenburg; überdieß führt die Straße von Markgröningen auf die Stuttgart–Vaihinger Landstraße über die Markung. Im Ort besteht eine Post, von der ein von Leonberg kommender Eilwagen Morgens und Abends bis zur Eisenbahnstation Asperg und von da wieder zurückgeht. Die Entfernung von der östlich gelegenen Oberamtsstadt beträgt zwei Stunden und die zu dem nördlich gelegenen Markgröningen 3/4 Stunden.

| Die Gemeindepflege besitzt einiges Grundeigenthum, etwa 6000 fl. Kapitalien, die Stiftungspflege etwa 8000 fl., worunter eine Stiftung begriffen ist, deren jährliche, 28–30 fl. betragende Zinse zu Brod für Arme verwendet werden (s. Tab. III.).

Das Ortswappen besteht aus zwei von einander stehenden Halbmonden, zwischen welchen sich ein Stern befindet.

Auf den sog. Scheerwiesen, etwa 1/8 Stunde östlich vom Ort, befindet sich ein alter gefaßter Brunnen, in dessen Nähe man römische Ziegel, Teichel, Gefäßefragmente und wenige Spuren von Mauerresten findet, die einen hier bestandenen römischen Wohnplatz verrathen.

Nahe (östlich) am Ort, an dem sog. Schelmenpfad, wurden vor einigen Jahren mehrere Reihengräber aufgedeckt, die neben spärlichen Resten menschlicher Skelette verschiedene alte Waffen, Perlen von Glasfluß, Bruchstücke von Gefässen, Knöpfe und Ringe von Bronce, eine römische Münze etc. enthielten; letztere hatte ein goldenes Öhr und wurde vermuthlich als Anhänger getragen (s. hierüber auch die Schwäb. Chronik von 1850 S. 864).

Etwa 1/2 Stunde östlich vom Ort stand auf der freien Hochebene, die noch „zu Vöhingen“ genannt wird, der längst abgegangene Weiler Vöhingen, von dem noch vor etwa 60 Jahren Ruinen der ehemaligen Kirche vorhanden waren. Jetzt lassen nur noch einige künstlich angelegte Ackerraine (Terrassen) die ehemalige Ortslage vermuthen. An der Stelle der ehemaligen Kirche ziehen noch Reste eines alten Hohlwegs vorüber, der nach der Sage ein Wallfahrtsweg gewesen sein soll. Ein alter, auf der südlichen Seite mit einem Rain begleiteter Weg zieht von Schwieberdingen gegen das sog. Vöhinger Kirchle und führt noch den Namen Vöhinger Weg; ebenso zieht ein Fußweg von Kornwestheim dahin, welcher stellenweise das Vöhinger Pfädle genannt wird.

Zu dem Ort Vöhingen gehörten 822 Morgen Güter, welche gegenwärtig noch vermarkt sind; von denselben hatte das Hofkameralamt Stammheim, vormals die Kellerei Markgröningen 1/3 und der Hospital Stuttgart 2/3 des Zehenten zu beziehen. Der Antheil des Hofkameralamts wurde mit dem von Wallbrunn’schen Rittergut erworben und ist besonders ausgeschieden. Der Antheil des Hospitals Stuttgart wurde schon im Jahr 1435 von Hans Welling in Stuttgart, welcher solchen als Lehen von Württemberg inne hatte, erkauft, daher sich auch die Familie Welling darnach nannte.

Etwa 1/4 Stunde nordwestlich von Schwieberdingen wird ein hochgelegener Punkt „Wartbügel“ genannt und in der Nähe desselben| befindet sich der „Lauerbrunnen“, was auf eine ehemalige Befestigung oder Warte hindeutet.

Ferner gehören zur Gemeinde Schwieberdingen:

a) Hardthof, Weiler; liegt freundlich, mit schöner Aussicht, 1 Stunde nordwestlich von dem Mutterort an der Landstraße nach Vaihingen und bildet mit dem zur Gemeinde Markgröningen gehörigen Weiler Schönbühlhof einen Wohnort. Derselbe erhält sein Trinkwasser, was übrigens in trockenen Jahrgängen zuweilen mangelt, aus Pumpbrunnen. Eine Wette ist vorhanden.

Die landwirthschaftlichen Verhältnisse sind die gleichen, wie auf der übrigen Dorfsmarkung, nur ist der Boden etwas weniger fruchtbar.

Hardthof und Schönbühlhof haben eine gemeinschaftliche Schule, an der ein Unterlehrer angestellt ist, zu dessen Gehalt die Gemeinde Markgröningen 2/3 und die Gemeinde Schwieberdingen 1/3 beiträgt. Seit 1849 besteht auch ein gemeinschaftlicher Begräbnißplatz.

b) Nippenburger-Hof; liegt 1/2 Stunde südwestlich von dem Mutterort auf einem schön geformten, steilen Vorsprung der rechten Glemsthalgehänge und bildet im Verein mit der nahe gelegenen Ruine der ehemaligen Nippenburg eine sehr malerische Ansicht. Die Gebäude stammen, mit Ausnahme eines neueren, aus früheren Jahrhunderten und sind meist massiv erbaut, übrigens für den gegenwärtigen landwirthschaftlichen Betrieb des Guts nicht ganz ausreichend; sie lagern sich unregelmäßig um einen ziemlich ausgedehnten Hofraum und sind theilweise mit Gärten umgeben. Ein laufender Brunnen versieht den Ort nur spärlich mit Trinkwasser und nicht selten tritt sogar Wassermangel ein. Der Hof begreift ein 425 Morgen großes Gut, das mit Ausnahme der Abhänge gegen das Glemsthal ziemlich eben liegt und im Allgemeinen einen fruchtbaren, vorzugsweise aus Diluviallehm bestehenden Boden hat, welcher von der Lettenkohlengruppe unterlagert wird, die mit ihren Mergeln und Sandsteinen an mehreren, weniger mit Lehm überlagerten Stellen wesentlichen Einfluß aus die Beschaffenheit des Bodens äußert. Die durchschnittliche Ertragsfähigkeit des Bodens ist etwas geringer, als die der übrigen Markung Schwieberdingen, der wirkliche Ertrag jedoch nicht, weil die Bewirthschaftung eine intensivere ist. Das Gut ist Eigenthum der Familie von Leutrum-Ertingen und seit dem Tode des früheren Pächters Freiherrn vom Holz im Jahr 1857 an Freiherrn von Varnbüler verpachtet, der dasselbe durch Ökonomieverwalter Ramm rationell bewirthschaften läßt. Es ist in acht Schläge eingetheilt, von denen immer ein Schlag mit Luzerne angebaut wird. Auf den übrigen Schlägen wird die gewöhnliche Siebenfelder-Wirthschaft| getrieben und zwar: 1. Hackfrucht, 2. Gerste, 3. Klee, 4. Winterfrucht, 5. Repsbrache, 6. Reps, 7. Winterfrucht. Der Viehstand besteht aus 40 Kühen, 10 Stück Ochsen und 10 Pferden; man treibt Melkerei ohne Nachzucht, daher keine Race vorzugsweise gehalten wird, sondern bei dem vorhandenen Viehstand sämmtliche Racen und Schläge des Landes vertreten sind. Auf dem Gut laufen etwa 150 Stücke feinere Merinos und Bastardschafe; die Schäferei wird mit dem Gut Mauer gemeinschaftlich betrieben und ist eine Zuchtschäferei.

Unfern (westlich) des Hofs stehen die ansehnlichen Überreste der Nippenburg, welche auf drei Seiten natürlich unzugänglich und auf der vierten, östlichen, mittelst eines tiefen Grabens abgeschlossen war. Über diesen Graben führt eine steinerne Brücke von dem Hof zu der Burg, von der noch die zum Theil 30′ hohen Umfassungsmauern, einzelne Pfeiler, Thorbögen etc. vorhanden sind.

c) Die Stumpenmühle mit vier Mahlgängen (worunter ein Kunstgang) und ein Gerbgang liegt 1/4 Stunde oberhalb des Orts an der Glems;

d) Die Neumühle, welche im Jahr 1845 erbaut wurde, ist unterhalb im Glemsthale gelegen und hat vier Mahlgänge und einen Gerbgang.

Der Name des Dorfs ist vom Mannsnamen „Suidbert“ abzuleiten.

Die hohe Obrigkeit über den Ort kam 1339 mit der Herrschaft Vaihingen an Württemberg.

An dem hiesigen Adelsgut und der Vogtei hatten die Truchseßen von Waldeck Antheil, welchen Graf Eberhard der jüngere erkaufte und zwar theils im Jahr 1418 von Catharina, Hans und Ulrich von Altheim als Waldeckischen Erben, theils im Jahr 1419 von Heinrich Truchseß von Waldeck. Sonst erscheint ein Drittheil der Vogtei im Besitz der von Nippenburg und deren Rechtsnachfolger. Hiesiger Nippenburger Besitz und Mitvogtsherrschaft gelangte über die Herren von Stockheim (s. u.) an die von Wallbronn, da Joh. Christoph Wallbronn († 1729) im Jahr 1688 die jüngere Tochter des im Jahr 1676 gestorbenen Johann Eberhards von Stockheim geehlicht hatte. In dieser Wallbronnischen Familie erneute Herzog Karl von Württemberg den 14. Aug. 1748 die abgegangene, ehmals nippenburgische Erbschenkenwürde für den Neffen obigen Johann Christophs, den württ. Oberhofmarschall und Stuttgarter Obervogt Ferd. Reinh. Wolfg. Freih. von Wallbronn (God. Dan. Hoffmann De approp. feudorum 65). In Folge nicht geordneten Haushalts von Seiten zweier Sprossen der Familie von Wallbronn kam das Rittergut| Schwieberdingen zuerst unter Administration und sodann zu Befriedigung der Gläubiger im Jahr 1773 durch Kauf für 80.000 fl. an den Herzog von Württemberg, an welchen auch der Rittercanton Neckarschwarzwald seinen Antheil an hiesiger Collectation vertauschte gegen Einkünfte des Klosters Hirschau in Eberdingen (Breyer Elem. 102. Ausg. 2).

Vordem hatten die adelichen Mitvogtsherrn an den abfallenden Strafen 2/3 und Württemberg nur 1/3 bezogen. Die hohe Obrigkeit hatte aber Württemberg schon allein zugehört, was alles durch Vertrag von 1562 fest bestimmt wurde. Nach demselben sollte der Vogt von Markgröningen jährlich in Schwieberdingen Vogtgericht halten und dieses den Herren von Nippenburg je acht Tage zuvor verkünden; in allen Vogtgerichten sollte der Vogt die württembergische Landesordnung verlesen lassen, und Richter und Gemeinde sollten sowohl den Herzogen von Württemberg als auch den Herren von Nippenburg Treue und Huld geloben.

Den hiesigen Pfarrsatz erkaufte Graf Eberhard von Württemberg den 18. Oct. 1321 von Graf Bürgi von Hohenberg, welcher ihn von seiner Mutter Maria geb. von Magenheim geerbt hatte. Als hiesiger Kirchherr erscheint in den Jahren 1380 u. ff. Friedrich von Nippenburg. Das Patronats- und Nominationsrecht steht dem königlichen Hause zu. In frühern Zeiten hatte Pfarre und Frühmeßpfründe, auch die Mößnerei der Herrschaft Württemberg einig und allein zugestanden, wogegen bis zum 16. Jahrhundert die Herren von Nippenburg die beiden Kaplaneien St. Barbarä und des hl. Kreuzes zu vergeben hatten.

Was den Nippenburger Hof (oben b) insbesondere betrifft, so erscheint der Name Nippenburg schon im 12. Jahrhundert, als Berward, nachheriger Propst im Kloster Hirschau, zu Vortheil dieses Klosters hier eine Mühle erbaute (Cod. Hirs. 61 b).

Von hiesiger Stammburg nannte sich eine Adelsfamilie, welche immer unter württembergischer Hoheit und Lehensherrlichkeit gestanden, während das Hofgut, auf dem Württemberg die hohe Gerichtsbarkeit hatte, steuerfrei war. Belehnungen kennt man seit 1412. Das älteste bekannte Glied ist Fr. de Nippenburc miles, den 3. Nov. 1275 Zeuge Graf Ulrichs von Tübingen für Walther Burggraf von Kaltenthal (St.A.). Walther von Nippenburg erscheint den 20. Aug. 1280 in einer Urk. Graf Eberhards von Württemberg für das Kloster Salem. Friedrich der Leteni blühte am Ende des 13. Jahrhunderts (Schmid Pfalzgr. Urk. 84. 103. 105). Später häufig vorkommende Taufnamen sind Albrecht, Wolfram (Albrecht von N.| genannt der More, Wolf von N. genannt der Brackenheimer 359. Gerbert. Hist. nigr. silv. 3, 293), Konrad, Georg, Johann (Hans genannt Schlegel 15. Jahrh. Anfang), Ludwig, Philipp, Bernhard (ein solcher zeichnete sich als Kriegsheld aus unter K. Friedrich IV.) u. m. a. Das Geschlecht verzweigte sich in mehrere Äste; mehrere Glieder thaten sich auch im geistlichen Stande hervor; Johann v. Nippenburg war z. B. im Jahr 1448 Deutschordens-Comthur zu Heilbronn. Das Wappen der Familie war ein geöffneter Adlersflug im blauen Felde. Nachdem Philipp von N. den 13. Juni 1515 durch Herzog Ulrich von Württemberg mit dem Erbschenkenamt belehnt worden war, kamen in’s Wappen noch die drei Pokale. Die Besitzungen der Familie waren in der Nähe Nippenburgs, welches unter württembergischer Landeshoheit zum ritterschaftlichen Kanton Neckar-Schwarzwald gehörte, bei Schwieberdingen, Pflugfelden, Oßweil; zeitweise gehörten ihr die Burg Klein-Ingersheim, die Veste Bromburg im Zabergäu, der Burgstall Ditzingen, Antheile an Heimerdingen, Schöckingen u. a. m. Noch heutzutage lebt der Name des Geschlechts, von dem im Ausland noch am Ende des 17. Jahrhunderts ein Zweig blühte (Gauhe Adelslexicon 1114), aber längst ausgestorben ist, als Beiname im gräflichen Hause Bissingen fort, im welchem Johann Friedrich von Bissingen, k. k. östreichischer Kriegsrath, Vicerichter des kaiserl. Reichshofsgerichts zu Rotweil im Jahr 1646 Catharina von Nippenburg, Tochter Ludwigs von Nippenburg, ehlichte.

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Nippenburgische Besitzungen zu Nippenburg, Schwieberdingen (mit 1/3 der vogteilichen Obrigkeit) und zu Wankheim gelangten – unter württ. Lehensoberherrlichkeit – mittelst Heirath an den Tochtermann Wilhelms von Nippenburg, Johann Heinrich von Stokheim † 1630, aus einer rheingauischen Familie, Director der ritterschaftlichen Cantone Neckar-Schwarzwald und Ortenau, seit 1611 Gemahl der Anna Benedikta von Nippenburg und vererbten sich von diesem Paare auf ihren Sohn Johann Eberhard von Stokheim zu Elfeld, württemb. Oberrathspräsident, Hofgerichtsassessor und Director der Rittercantone Neckar-Schwarzwald und Ortenau († 1676 Leichsermon fol.). Die ältere der zwei hinterlassenen Töchter dieses letzteren, Friederike Juliane (geb. 1668) brachte bei ihrer Heirath mit dem badendurlachischen Geheimenrath und Ritterhauptmann des Cantons Neckar-Schwarzwald, Carl Ludwig Leutrum von Ertingen (geb. 1655. † 1734) im Jahr 1685 diesem das Schloßgut Nippenburg zu. Seine Nachkommenschaft ist noch im Besitze, gegenwärtig Adolf Friedrich Philipp Balduin von Leutrum, kön. württ. Kammerherr und Legationsrath a. D.


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