Beschreibung des Oberamts Neckarsulm/Kapitel B 14

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14. Gundelsheim,


Gemeinde II. Kl. mit 1267 Einw., worunter 164 Evang., 7 eig. Konf, und 1 Israel. a) Gundelsheim, Stadt, mit Horneck, Schloß, Eisenbahnstation und Kleemeisterei 1228 Einw. (161 Ev., 1 Isr.); b) Dornbach, Hof, 25 Einw. (1 Ev.); c) Hohschön, Hof, 14 Einw. (2 Ev. 7 eig. Konf.). Die Evangelischen werden von Neckarsulm aus pastorirt. Die Israeliten gehören zur Synagoge Kochendorf.

Die Stadt liegt sehr freundlich auf dem rechten Ufer des Neckars, nur wenige Schritte vom Fluß entfernt und steigt von Süden nach Norden gegen das in beherrschender Stellung oben stehende Schloß Horneck allmählich bergan. Die alten Befestigungen der Stadt, die Ringmauer mit dem Rundbogenfries, mit den ebenfalls diesen Rundbogen tragenden Rundthürmen sind besonders auf der Westseite noch gut erhalten und gewähren von unten gesehen einen äußerst malerischen Anblick.

Ein Stadtthor besteht nicht mehr, auf der Ostseite dagegen noch der Stadtgraben. Die Stadtthore, von denen eines bei dem jetzigen Gasthof zum Prinz Karl stand, sowie ein Theil der Stadtmauer, wurden in den Jahren 1813–1818 abgetragen, und 1830 fiel an der Ostseite ein Rundthurm, der in der Linie der Straße nach Tiefenbach stand und es wurde der Stadtgraben theilweise zugeworfen, in Folge eines großen Brandes am 30. Nov. 1829. Seitdem hat sich die Stadt nach Osten, Süden und Westen weiter ausgedehnt.

Die Befestigung der Stadt stand in unmittelbarer Verbindung mit dem wieder durch besonderen Graben und Mauer geschützten Schloß Horneck, das gegen Norden und Westen steil abfallend nur von der Stadtseite her und von Osten einem Zugang sich öffnet und dessen epheuumrankte Mauern und Thürme, mit G. Schwab zu reden, „wie halbausgebrochene Zähne aus dem Gebiß einer wilden und räuberischen Zeit aus dem gähnenden Schlund der Vergangenheit in die Lüfte ragen.“

Das Wappen der Stadt, verliehen von dem Hochmeister Walther von Cronberg (zu Mergentheim, Mittwochs nach dem Sonntag Invokavit 1538. – Urkunde auf dem Rathhaus), ist geviertet und zeigt im ersten silbernen Feld das Deutschordenskreuz, im zweiten das Cronberg’sche Wappen mit den Eisenhutspitzen, „Kacheln“, im dritten rothen das der Herren von Horneck: aufrechtstehendes| Kreuz mit Haken an den Enden, im vierten goldenen einen vom dritten herkommenden Strom (Neckar), daneben ein G. (Vgl. Württ. Jahrb. 1854 II S. 150.)

Die Stadt, zum Theil etwas eng gebaut in den alten Theilen, erscheint im Innern freundlich und sauber. Eine Straße führt anfangs sanft, allmählich stärker ansteigend mitten durch die Stadt auf das Schloß, in der Richtung von Süden nach Norden; auf sie münden von rechts und links in ziemlich regelmäßiger Richtung die Seitengassen.

Die Ortsstraßen sind gepflastert und in gutem Zustand. Die von Jagstfeld nach Neckarelz führende Staatsstraße, am südlichen Ende die Stadt betretend, zieht sich durch den westlichen Theil und verläßt den Ort am nordwestlichen Ende.

Nicht weit vom südlichen Ende der Stadt, hart an der etwas eingeengten Straße, steht mit dem Chor unmittelbar an diese stoßend, auf ummauertem, jetzt verlassenem Kirchhofplatz die dem hl. Nikolaus von Myra (sein Symbol 3 goldene Äpfel) geweihte Stadtkirche. Die in ihrer heutigen Gestalt zu einem Ganzen vereinigte Kirche enthält unter ihrem Dach zwei wesentlich von einander verschiedene Theile, nämlich den Neubau der eigentlichen Kirche im Jesuitenstil und den noch von einer alten gothischen Kirche übrig gebliebenen südlichen Theil, ein besonderes Schiff bildend, den sog. Annabau (oder die St. Annakapelle.) Der letztere hat gothische Fenster und spitzbogige Wölbungen gegen das Schiff der neuen Kirche. Ein Spitzbogen verbindet das Schiff mit dem im Fünfeck östlich sich anschließenden Chor mit alten frühgothischen gefüllten Fenstern. Dieser enthält den großen Hauptaltar, an dem wir zwei schöne spätgothische Holzstatuen, der h. Katharina und der h. Elisabeth, bemerken, ist aber verunziert durch einen an der nördlichen Wand befindlichen zweistockigen Gebetsstuhl.

Über dem Chorbogen erblickt man 3 Wappen, in der Mitte ein Hochmeisterwappen mit Fürstenkrone und Krummstab, links das des Freiherrn v. Buseck, Kommenthurs zu Horneck, rechts das eines Kommenthurs, quergetheilt, oben Löwe nach rechts, unten leer; auf dem Helm spitzige Mütze mit Schwan. An der Südwand hängt ein überschlanker gothischer Kruzifixus, stark über Lebensgröße.

In der Kirche, im sog. Annabau, befindet sich ein spätgothischer Altar in Zopfumfassung; in der Mitte sieht man in Relief Maria und Anna, zu Seiten auch in Relief Katharina| und Barbara und in der Predella die Wurzel Jesse. Dann sind hier folgende Grabdenkmale: 1. das des Kommenthurs Joh. Egolf von Westernach, gest. 27. April 1653 (oben Wappen: links aufsteigender gekrönter Löwe, zu beiden Seiten je 8 kleine Wappen übertüncht). Auf dem 2 m hohen, 85 cm breiten Stein steht: „den 27. April 1653 ist in Gott seeliglich verschieden der Hochwürdig Wohl Edel gebohrene und gestrenge Herr Johann Egolf von Westernach uff Rohnburg (?) Kommenthur zu Horneckh und Oberamtmann Schewerberger Gebieths, TeutschOrdens Ritter seines Alters in dem 47. dann in dem hoch-Ritterlichen Teutschorden 28 Jahre, dessen Seele Gott gnädig sein wolle. 2. Ein Ritter in betender Stellung mit Ordenskreuz und Rosenkranz, darunter ein Wappen mit Stern und Rose. Inschrift: anno 1541 starb der würdig und edle Herr Heinrich .... (das übrige durch die Empore verdeckt). 3. Im Chor, a) an der südlichen Wand: Joseph Maria Roth von Schreckenstein auf Immendingen, Kommenthur, gestorben den 8. Febr. 1784. Auf dem Grabstein, 1,60 m hoch und 85 cm breit, ist oben das Schreckensteinische Wappen, auf beiden Seiten kleinere, nämlich oben: v. Herblinger, Wolffürt, R. v. Schreckenstein, Liebenfels; dann rechts: Rietheim, Bubenhofen, Schönau, Sickingen (5 Ringe 2, 1, 2), Andlau; links: Gosen zu Gera, v. Lichtenstein, Rein zu Dornach, Echter v. Ohten (?), v. Hagenbach: Inschrift: 1784 den 8ten Februar starb der hochwürdig Reichs hochwohlgeborne Freiherr Joseph Maria Roth von Schröckenstein auf Immendingen, des Hoch. DeutschOrdens Ritter, Raths gebietiger, Kommenthur und Oberamtmann zu Hornegg etc., alt 67 Jahr 1 Monat. R. J. P. b) An der nördlichen Wand: Joh. Christoph Buseck, Oberst des kayserl. Stahrembergischen Regiments, geb. 1. Sept. 1687, gest. 16. Jan. 1759. Der Grabstein ist ebenfalls 1,60 m hoch und 85 cm breit und ebenfalls reich ausgestattet mit Verzierungen und allegorischen Figuren. Oben Trauerurnen, auf beiden Seiten 8 Wappen (Ma. Magdh. v. Rodenhausen. Maria Jacobe v. Morbach, Anna Kathar. v. Minster, Mar. Magdh. v. Hedersdorff, Löwenstein zu Randeck, Joh. Ottmar v. Buseck, Breidenbach gen. Breidenstein, Joh. Reich v. Fechenbach), darunter das größere Busecksche Wappen. Inschrift: Johann Christoph v. Buseck, d. h. t. Or. Rathsgebietiger d. Ballei Franken, Komm. zu Hornegg, Oberamtmann Scheuerberger Gebiets, auch das löbl. Kayserl. Stahremb. Infanterie Regiments Obristlieut. etc. ist geboren den| 1. Sept. 1687, nach Horneck gekommen als Kommenthur den 6. Dezembris 1729 und allda mit allen hl. Sakramenten versehen in Gott entschlafen, den 16. Januar 1759 Abends um 3 Viertel auf 5 Uhren. Gott gebe ihm die ewige Ruhe. Amen. Im Annabau ist außerdem ein Hochmeisterwappen mit Fürstenkrone auf Holz gemalt (von einem der 3 bayrisch-pfälzischen Hochmeister.) Außen an der Kirche (Nordseite): 1. Grabstein des Paul Geiger, deutschmeisterischen Schultheißen, gest. 1648; 2. das Standbild eines Ritters mit der Inschrift: anno dom. 1543 am 6. Maitag starb der edel und ehrenfest Balthasar Fuchs von Cannenberg des Stammes und Namens der leczst, dem Gott gnädig sei (Schild mit Kanne); 3. Rosenacker, kayserl. Notar, gest. 1594 (Krebs im Wappen); 4. gegen Westen: Pastor Walbach von Weißenhorn Suevus gest. 1654; 5. gegenüber von Nr. 4 an der Ostmauer des Stadtpfarrhauses: Weis Bavarus Pastor.

Der Kirchthurm erhebt sich in 4 Stockwerken, von denen 3 hohe gothische Fenster zeigen; das vierte ist von Holz, darüber hohes spitziges Schieferdach. Auf dem Thurm hängen 3 Glocken mit folgenden Aufschriften: 1. Auf der größten: den 14. Juli 1673 ist umgegossen worden diese Glocken durch die Stadt Gundelsheim unter dem hochwürdigsten Fürsten und Herrn Joh. Casparo Administr. O. T. R zu Ehren der h. Dreifaltigkeit, unserer lieben Frauen, St. Nicolai, deren Namen Maria Susanna. Jörg Schultheiß und Hans Philips Müller Burgermeister. Stephanus Brunkler, Stephanus Arnold me fecit 1673. (Joh. Caspar von Ampringen, Hochmeister 1664–1684. Nach dem Stadtbuch war die Glocke 1673 zersprungen und wurde um 128 fl. neu gegossen.) 2. auf der mittleren: Gundelsheim anno 1801. N. Hille Stadtpfarrer. A. Rummel Stadtschultheiß, G. Scholl Burgermeister. Lucas Speck in Heidelberg. Nach dem Stadtbuch war die alte Glocke von 1522, zersprang 1800, Gewicht 858 Pfd.) 3. Stadt Gundelsheim. Zur Eintracht, zu herzinnigem Vereine versammle sie die liebende Gemeine. Gegossen von A. Bachert Kochendorf 1839 (die alte war von 1707). Am Glockenstuhl findet sich die Jahrszahl 1550.

Unmittelbar neben der Kirche gegen Westen steht das Pfarrhaus; dieses ist vom Staat, die Kirche von der Gemeinde zu unterhalten. Ebenfalls vom Staat zu unterhalten ist das in der Straße zum Schloß stehende Kaplanshaus, ursprünglich Ordensamthaus, während der Kaplan oben beim Schloß in einem jetzigen Privatgebäude seine Wohnung hatte.

| Der neuere Begräbnisplatz, ganz ummauert und seit 1878 vergrößert, liegt ziemlich entfernt von der Stadt gegen Süden. Auf ihm steht ein altes Kirchlein, die St. Georgskapelle, mit der Jahrszahl 1472 und dem Zeichen des Baumeisters; sie soll früher die Pfarrkirche gewesen sein. Das einfache Schiff scheint aus früherer Zeit, aber später verändert; es enthält an der Westseite eine Thüre mit Kleeblatt im frühgothischen Stil und auf dem Westgiebel ein schönes steinernes Lilienkreuz. Der etwas erhöhte Chor gegen Osten mit steilem Ziegeldach, das höher ist als das des Schiffs, oben mit Glockenthürmchen, enthält den Hochaltar und hat 3 gothische Fenster mit Fischblasenmaßwerk. Zwei dieser Fenster zeigen beachtenswerthe alte Glasmalerei: auf dem südöstlichen erblickt man die hl. Cäcilia mit der Harfe in blauem Kleid und rothem Mantel, daneben eine zweite Heilige, gekrönt in rothem Kleid und gelbem Mantel, in der Rechten einen Kranz haltend, in der linken eine weiße Schale mit rother Flamme. Das andere Fenster ist dekorativ bemalt und zeigt weiße Traubenblätter mit gelben Trauben. Die jetzige Decke ist flach getäfert, doch finden sich an den Seitenwänden noch die Ansätze der Gurten des früheren Gewölbes. Außen an den Wänden der Kapelle sind verschiedene Grabsteine von Gundelsheimer Bürgern aufgestellt; darunter der Grabstein des früheren Deutschorden’schen Sekretärs und württembergischen Schultheißen Malzacher 1805–1829 und der Denkstein eines am 9. Aug. 1870 bei Lichtenberg gefallenen Soldaten Zimmermann vom 1. Jägerbataillon. Ebenfalls außen an der Kirche ein Stein mit Inschrift: Als man zahlte das 75. Jahr / wurde ich nemlichen auch gewahr / daß des bitteren Todesgefahr nicht wolle verschonen meines 67. Jahrs, / mußte dahiero ich Georgius Franz / den 8. 8bris gleich andern zum Todesdantz / Schultheiß war ich allhier 25 Jahre, der liebe Gott meine Selle bewahre und gebe entlichen darzu allen Christgläubigen die ewige Ruhe. heit an mir Morgen an dir. – Die Glocke auf dem Glockenthürmchen hat die Aufschrift: anno 1783 goß mich Benedict und Georg Schneidewind in Frankfurth. An der Nordwand des Chors ein guter steinerner Kruzifixus aus dem vorigen Jahrhundert. Eine weitere Kapelle, die Kreuzkapelle, stand früher an der nach Neckarzimmern führenden Straße, am nordwestlichen Ende der Stadt vor dem Neckarthor, steht aber jetzt im Nordosten der Stadt bei der nach Tiefenbach führenden Straße auf dem Kalvarienberg. Der Weg hinauf geht zum Theil etwas steil, doch| wird man oben durch eine reizende Aussicht auf die Stadt und das Thal belohnt. Über dem Eingang erblickt man drei Wappen, in der Mitte das Westernach’sche mit den Buchstaben I. E. A. P. M. O. T. R. C. E. I. D. F. E. E. (Johann Eustach von Westernach, Administrator des Hochmeisterthums in Preußen, Meister deutschen Ordens in deutschen und welschen Landen, Herr zu Freudenthal und Eulenberg 1624–1627), links das Lichtenstein’sche mit A. O. V. L. H. C. Z. H. O. T. R. 1627 (Augustin Oswald von Lichtenstein Hauskommenthur zu Horneck 1625–1641), rechts das des Kommenthurs Schliederer von Lachen mit den Buchstaben W. M. S. V. L. D. B. F. R. G. V. C. Z. H. T. O R. (Wilhelm Michael Schliederer von Lachen der Ballei Franken Rathsgebietiger und Kommenthur zu Horneck. 1618–1625). Inschrift: Diese Kapelle stand ursprünglich an der Straße nach Mosbach unterhalb dem Schlosse und wurde 1858 von Johann Fischer, Prinz-Karlwirth, hieher versetzt. Im Innern erscheint wiederum das Lichtenstein’sche Wappen mit der Jahrszahl 1657, sowie das Kaltenthal’sche mit P. I. V. K. C. Z. H. T. O. R. (Philipp Jakob von Kaltenthal, Kommenthur zu Horneck.)

An der Straße nach Offenau südlich von der Stadt steht eine Kapelle mit Ölberg; sie zeigt die Inschrift (rechts): Augustin Oswaldt von Lichtenstein Comenthur zu Horneck Teutschordensritter und Obristleutenant fieri curavit anno 1638. Mit Wappen, einen Adlerflügel enthaltend. Links ist ein Wappen mit rechtsaufsteigendem gekröntem Löwen und die Inschrift: Johann Egolf von Westernach Comenthur zu Horneck T. O. R. 1652.

An der Straße nach Tiefenbach, links am östlichen Ende des Schloßgartens, steht der Johannesbildstock (Nepomuk), gestiftet vom Kommenthur Buseck, mit dessen Wappen.

Der Stadt gehören folgende Gebäude: das Rathhaus an der Hauptstraße rechts, mit dem städtischen Wappen über der Thüre, noch neu, früher von einem Privatmann gekauft und seit 23. Aug. 1860 als Rathhaus verwendet. Bemerkenswerth ist in einem Zimmer desselben ein großer neuer Thonofen mit dem Gundelsheimer Wappen. Auf dem Rathhaus befindet sich ein „Stadtbuch zue Gundelßheim“ von 1575 an geführt, sowie ein „Auszug aus dem Lagerbuch de anno 1520 und 1668“ vom Jahr 1821, Ortschronik enthaltend. Das frühere Rathhaus, an derselben Straße auf der andern Seite, enthält jetzt die Latein-| und Realschule, 1 Schulzimmer für die Volksschule, sowie die Industrieschule. Über dem spitzbogigen Thor steht die Jahreszahl 1541. (Im Lokal der Realschule ist ein alter Schrank bemerkenswerth mit einem Aufsatz mit gothischer Ornamentik.) Die Lehrer dieser Schulen wohnen in Privatwohnungen. – Die Volksschule, in einer Seitengasse der oberen Stadt, 1785 unter dem Deutschmeister Maximilian Franz gebaut, enthält ein Lehrzimmer und die Lehrerswohnung. Ferner gehört der Stadt eine Kelter, oben gelegen östlich vom Schloß, mit 3 Bäumen und 3 neuen Spindelpressen, ein Backhaus, ein Schafhaus und ein Armenhaus, endlich ein 1879 gebautes sehr stattliches Spritzenhaus mit Steigerthurm. Das alte, von Saunsheim gestiftete Spital, im Bauernkrieg zerstört, stand nach der Tradition bei der Stadtkirche. Ein Gebäude an der Hauptstraße oben rechts schräg gegenüber dem Kaplaneigebäude, jetzt in Privatbesitz, war ein früheres deutschherrisches Gebäude, enthielt dann das württembergische Kameralamt, noch später die (jetzt nach Mulfingen verlegte) Nikolauspflege für arme Kinder.

Von sonstigen Gebäuden erwähnen wir folgende ebenfalls in der Hauptstraße gelegene: Die Apotheke, nach der Tradition das frühere Spitalgebäude, mit hübschem Renaissancegiebel mit Voluten und Spitzsäulen, je 3 auf einer Seite, nach vorn ein viereckiger Erker von 2 Konsolen getragen. Weiter oben folgt ein Haus mit zweistockigem Erker und der Zahl 1692, ferner ein Haus mit dem Buseck’schen Wappen (Kaufmann Seiz gehörig), der frühere deutschherrische Gasthof mit Bannwirthschaft, von dem es im Lagerbuch heißt: „Es hat auch ein Deutschmeister ein eigen Wirths- und Schenkhaus, zum gülden Löwen genannt gegen dem Röhrbrunnen (s. u.) über, zwischen der Neckargasse und Elias Spechten.

Der Großh. Badischen Eisenbahnverwaltung gehört das südwestlich von der Stadt gelegene zweistockige, mit Schieferdach versehene Stationsgebäude.

Das Trinkwasser, mit dem die Stadt reichlich versehen ist, ist gut, doch etwas hart. Eine größere Wasserleitung mit eisernen Teucheln, ca. 2200 Meter lang, versorgt 3 laufende Brunnen, eine kleinere Leitung mir Bleirohr aus dem „Klingenbronnen“ speist einen laufenden Brunnen beim Prinz Karl. Einer der Brunnen, mit steinerner Einfassung, steht an der Hauptstraße; auf der steinernen Brunnensäule mit 2 Röhren steht ein steinerner Löwe mit dem Stadtwappen. Der Neckar läuft längs der westlichen| Markungsgrenze; der Lohgraben kommt von Bachenauer und Obergriesheimer Markung, den Obergriesheimer Berg im Bogen umfließend, und mündet nicht weit oberhalb der Stadt, wird also von Straße und Eisenbahn überschritten. Derselbe verlor sich 1865 in einer Felsenspalte am Obergriesheimer Berg, läuft aber seit 1875 wieder. Der Anbach läuft von Norden her durch Böttinger und Gundelsheimer Gemeindewald, fließt dann, sich westlich wendend, durch die tiefe Schlucht zwischen Horneck und Michelsberg, die sog. Schindersklinge, und mündet gleich unterhalb der Stadt in den Neckar; er wird oft sehr reißend.

Verkehrswege sind folgende zu nennen: Die Poststraße von Jagstfeld nach Neckarelz, 1827 gebaut, führt durch den westlichen Theil der Stadt; Vizinalstraßen führen nach Obergriesheim, Bachenau, nach Tiefenbach und Hohschön; auf den Dornbacher Hof führt ein planirter Waldweg, nach Duttenberg ein mangelhaftes Sträßchen, die alte Hauptstraße von Gundelsheim nach Neckarsulm.

Eine Fähre vermittelt den Verkehr über den Neckar nach Neckarmühlbach. Die seit 1879 mit einer Station in G. eröffnete untere Neckarbahn führt durch die Markung zwischen Staatsstraße und Neckar, überschreitet die Straße unter Horneck und durchsticht den westlich vorspringenden Michelsberg in einem 768 m langen Tunnel, erbaut v. 21. Jan. 1878 bis 2. Mai 1879 aus rothem Sandstein. Über den Lohgraben führt eine steinerne, über den Anbach eine hölzerne Brücke; erstere gehört zur Staatsstraße und wird vom Staat unterhalten. Die Unterhaltung zweier weiterer kleinerer Brückchen über den Lohgraben auf Feldwegen hat die Gemeinde. Zwei steinerne Brückchen des Leinpfades über Anbach und Lohgraben unterhält der Staat. Das Pflastergeld, früher um 99 M. verpachtet, ist seit 1879 aufgehoben.

Die Haupterwerbsmittel der Einwohner, von denen zur Zeit 8 Personen über 80 Jahre zählen, bestehen in Feldbau, Weinbau und Gewerbebetrieb. Von Handwerken sind die der Metzger und Bäcker am stärksten vertreten; Schuhmacher, Weißputzer und Schlosser arbeiten auch nach außen. Vier Kaufleute sind im Ort, 15 Schildwirthschaften, eine mit Brauerei, eine größere Brauerei, die „Schloßbrauerei“ von Würth, ist auf Horneck. Außerdem besteht eine Tabakfabrik, 3 kleine Cigarrenfabriken, eine Ziegelei und eine Pottaschensiederei; am Neckar eine Mahlmühle mit einem Gerb- und 3 Mahlgängen sowie eine Sägmühle. Gundelsheim| ist Sitz eines K. Revieramtes, hat einen praktischen Arzt und eine Apotheke.

Die Vermögensverhältnisse sind im allgemeinen geordnet und im Durchschnitt als mittlere zu bezeichnen. Der Höchstbegüterte besitzt ca. 80 Morgen, der Mittelmann 8–10, der minderbegüterte ca. 3 Morgen. Die Gemeindemarkung umfaßt im ganzen 4644 Morgen, wovon 1615 M. Äcker, 160 M. Weinberge, 168 M. Wiesen, 2404 M. Waldungen. Während der südliche Theil mehr welliges Terrain und Ackerland enthält, herrscht im nördlichen Berglandschaft und Waldung vor. Der Boden ist in dem nieder gelegenen Theil meist fruchtbarer, warmer, tiefgründiger Sandboden, auf der Höhe mehr nasser Lehm- und Sandboden mit nicht durchlassendem Untergrund, an den Hängen Kalkboden. Es finden sich auf der Markung Kalksteinbrüche und ein Sandsteinbruch, der schöne Steine liefert; ferner Lehm-, Sand- und Kiesgruben. Das Klima ist mild, doch sind im Frühjahr und Herbst häufige Nebel. Die Gewitter ziehen meist dem Neckar- und Jagstthal entlang oder abwärts gegen den Odenwald; Hagelschlag ist selten und kam seit 1811, wo es zweimal mit großem Schaden hagelte, nicht mehr vor.

Die Landwirthschaft ist durchaus in einem guten Stande; sehr gut gedeihen Zuckerrüben und Tabak. Es werden nach außen verkauft ca. 2–3000 Ctr. Zuckerrüben, 1000 Ctr. Cichorien und ungefähr ebensoviel Kartoffeln; 500 Ctr. Tabak werden in der Stadt selbst verarbeitet. Der höchste Preis eines Morgens Acker beläuft sich auf 1400 fl., der mittlere auf 800, die niederste auf 300 fl.

Die Wiesen im Neckarthal sind 2mähdig, trocken, und liefern gutes Futter. Ein Morgen kostet zwischen 900 und 400 fl. Futter wird nur wenig nach außen verkauft.

Der Weinbau wird stark betrieben. Die Lagen „Himmelreich“ und „Michelsberg“ liefern einen sehr geschätzten Wein (s. oben S. 144).

Obstzucht wird an den Straßen und in Baumgärten betrieben.

An Waldungen besitzt die Gemeinde 450 Morgen Mittelwald, welche jährlich 350 Rm. und 10.000 Wellen ertragen. Der ganze Ertrag wird verkauft und der Erlös kommt in die Stadtkasse.

Die Stoppelweide wird im Sommer mit ca. 100, im Winter mit 400 Stücken befahren. Das Weiderecht gehört| der Stadt, welche ein jährliches Pachtgeld von 1305 M. bezieht; die Pferchnutzung trägt jährlich 1800 M. Die Schafe werden im Ort überwintert, der Verkauf der Wolle und der Abstoß der Thiere geht meist auf die Heilbronner Märkte.

Städtische Allmanden sind ca. 15 Morgen vorhanden, die an den Meistbietenden verpachtet werden; der Erlös daraus fließt in die Stadtkasse.

Pferdezucht findet nicht statt; auch die Rindviehzucht ist nicht bedeutend. – Die Fischerei wird im Neckar von den Eigenthümern, den Neckarfergen, betrieben und liefert meist Weißfische und Barben, wenige Barsche und Hechte.

Stiftungen. Es besteht 1. die Hospitalstiftung mit ca. 130.000 fl. Vermögen, verwaltet von dem Stadtschultheiß. Der Deutschmeister Eberhard von Saunsheim fundirte im Jahr 1442 mit einigen von ihm verkauften Gütern zu Gundelsheim und Wimpfen das Spital, für welches zu Gundelsheim eine Wohnung zugerichtet worden war. Weitere Schenkungen kamen später dazu; so wies der Hochmeister Erzherzog Maximilian 1200 fl. von dem konfiszirten Vermögen hingerichteter Hexen an. Die jährlichen Zinsen belaufen sich gegenwärtig auf 9200 bis 10.000 M. welche je nach dem jährlichen Bedürfnis an 23 Gemeinden der ehmaligen Kommende Horneck vertheilt werden. Auf die Stadt Gundelsheim fielen im Jahr 1878 480 M.

2. die Heiligenpflege, mit einem Grundstock von ca. 30.000 fl., von Ortsbürgern gestiftet zu kirchlichen Zwecken.

3. die Almosenpflege, gleichfalls von Ortsbürgern nach und nach gestiftet, hat ca. 12.000 fl. Kapital, deren Zinsen zur Armenunterstützung bestimmt sind.

Märkte finden jährlich 5 statt, am 23. April, 26. Juli, 29. Sept., 10. März und 22. Nov.

Es besteht in der Stadt eine 1863 gegründete Pflichtfeuerwehr, die jedoch in den einzelnen Abtheilungen freiwillig ist, mit einer freiwilligen Unterstützungskasse; ferner ein 1849 gegründeter Unterstützungsverein mit ca. 50 Mitgliedern und einem Vermögen von ca. 5000 M.; sein Zweck ist, die Mitglieder mit Anlehen zu unterstützen.

Alterthümer. Eine Römerstraße führte von Süden her, von Wimpfen-Offenau kommend über die Markung Gundelsheim (eine Flur südlich von der Stadt heißt „Maueräcker“) nach der Stadt, und von hier weiter nach Norden vereinigt mit der über die Krumme Ebene im Westen der Duttenberger Markung| führenden Straße, welche unter dem Namen „Dallauer Straße“ durch den Seelbachwald östlich vorbei an Dornbach in das Thal der Elz führt. Daß bei der Stadt (oder auf dem Michelsberg?) eine römische Niederlassung war, ist wahrscheinlich. – Am Abhang des Michelsbergs wurde 1864 ein noch gut erhaltener römischer Schlüssel gefunden, der sich in der Stuttgarter Alterthumssammlung befindet (s. Wirt. Franken 1865, S. 112).

Reihengräber finden sich in südöstlicher Richtung von der Stadt, etwa 10 Minuten entfernt auf dem sog. Sandbuckel. Die im Jahr 1846/47 angelegte Straße nach Obergriesheim durchschneidet mitten das ziemlich ausgedehnte Gräberfeld. Außer den im J. 1846 aufgegrabenen Gräbern wurde eines im Jahr 1863, ein zweites im April 1865 eröffnet. Das erste, 7′ lang und 4′ breit, war mit roh bearbeiteten Kalksteinen ausgemauert und mit großen Steinplatten bedeckt. Funde: keine Waffen, überhaupt kein Metall, dagegen Schädel und Knochenstücke, im zweiten ein vollständiges Gerippe, an der Ostecke Stücke eines thönernen Gefässes. Bei den im Jahr 1846 geöffneten fand man in einzelnen an der rechten Seite des Schädels (Kopf im Westen, mit Gesicht gegen Osten) Lanzenspitze und Messer und an der rechten Hüfte ein 21/2 Fuß langes Schwert, in einem andern Schmuckgegenstände.

Der Eisenbahnbau förderte (im Einschnitt oberhalb des Bahnhofs und bei Haßmersheim) einen Helm, eine kleine Vase, verschiedene Münzen, Knochen (worunter 2 Eberzähne), alte Hufeisen etc. zu Tage; alle diese Gegenstände kamen nach Karlsruhe.

Nordöstlich von Gundelsheim im jetzigen Waldbezirk Seelbach lag ehmals ein Weiler, angeblich auch eine Burg. Es soll dort (im Herrschaftswald „Wiesenschlag“) eine Art Thurm oder Kastell gestanden sein, von dem Sandsteinquader ausgegraben wurden. Über die Seelbachwiesen führt jetzt noch ein gepflasterter Weg.

Flurnamen: Maueräcker (im SO.) Streitäcker, Junkerhalde, Goldäcker, Wiesenäcker, Schelmenbaum; Funde auf den Streitäckern: alte Hufeisen, ein eiserner Helm, Pfeile, römische Münzen, worunter eine Silbermünze von Vespasian.

Aussichtspunkte: Michelsberg (siehe Böttingen und oben „Naturschönheiten“), Schloß Horneck, Hohschön.

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Geschichte der Stadt.

Gundelsheim, alt Gundolfesheim, Heimwesen eines Gundolf, erscheint verhältnismäßig bald nach der Römerzeit (s. oben S. 230 f.) wieder, aus Anlaß von Schenkungen, welche Mehrere in G. und Umgebung zwischen 766 und 799 an das Kloster Lorsch in Rheinhessen machen. Ob das Gondoliheim, welches 1188 unter den Hohenstaufischen Hausgütern genannt wird, und ob das Gundelssheim, wo Fridehelm und Reginher von Senesfelt (? Sennfeld, bad. BA. Adelsheim) dem Kloster Hirschau zwei Huben schenkten, unser G. oder Gondelsheim im bad. BA. Bretten ist, können wir nicht entscheiden. Auch vier Gundelsheim im jetzigen Königreich Bayern, namentlich das im BA. Donauwörth gelegene mit seinem alten Adelsgeschlecht, müssen behutsam von dem unsrigen unterschieden werden. So sind wohl insgesammt eher auswärts zu suchen die Deutschordenskomthure, welche sich von Gundelsheim nannten:

Heinrich, Komthur in Öttingen 1361 (Voigt 2, 654.) Johann, Komthur in Blumenthal 1385 (ebend.) Konrad Frey (liber) v. G., Komthur in Ulm 1436 (ebend.). Leonhard v. G., Landkomthur der Ballei Franken 1548 (ebend. 665), vielleicht auch der im Todtenbuch der Deutschhauskapelle zu Mergentheim (W. F. 6, 84) ohne Jahrszahl eingetragene Bruder Johannes von Gundelsen und die Maria Elisabet v. G., Nonne im Kloster Urspring, Zeitschr. d. Hist. Ver. f. Schwab. und Neub. V, 396; endlich der Bischof von Basel, Philipp v. G. im Anfang des 16. Jahrhunderts. Doch hatte auch unser G. eigenen Ortsadel (s. Reg. 1255 ff.), welcher in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts unter dem Namen N. N. Vogt von Gundelsheim auftritt. Möglicherweise zogen sich dieselben später nach dem nicht sehr fernen Ganerbenschloß Thalheim: Hans Kaspar v. Gundelsheim, wohl der in der Schlacht von Wimpfen 6. Mai 1622 gefallene (Frohnhäuser, Wimpfen 302) heißt in einer Urkunde von 1665 (W. F. 7, 277) „zu Thalheim.“

Begütert erscheinen in G. die von Leinburg (bei Kleingartach) 1283 , die von Weiler (1296), das Stift Wimpfen 1283 ff.

Wann und aus welchen Händen der Deutschorden das schon vor 1398 zur Stadt erhobene G. als Eigenthum erhalten hat, ist nicht mehr nachzuweisen. (Vgl. unten Horneck.) Den Deutschherren| verdankt die Stadt ihren 1442 durch den Deutschmeister Eberhard v. Seinsheim gegründeten Spital. Dafür mußte sie sich aber auch nach den Schrecken des Bauernkriegs (s. oben S. 207 ff.) eine strenge Ahndung ihrer Betheiligung daran, der Zerstörung des Spitals etc. gefallen lassen. Ihre ferneren Schicksale siehe unten in den Regesten.

Das Städtchen hatte zahlreiche Gemeindeämter, beispielsweise 1630: Schultheiß, Burgermeister, Gemeiner Burgermeister, 2 Heiligenpfleger, 2 Beedsammler, 2 Kellermeister, 2 Almosenpfleger, 2 Zollsammler, 3 Fleischschätzer, 4 Feuerbeseher, 2 Brotwäger, 2 Wagmeister, 2 Feld- und Zeugbeseher, 1 Bronnenmeister.

Der Deutschorden, welcher alle Hoheitsrechte in G. besaß, den Schultheißen setzte und entließ etc., hatte auch ein eigenes Schenkhaus daselbst zum goldenen Löwen, dem Röhrbronnen gegenüber. Der Pächter mußte allen Wein vom Schloß Horneck nehmen und vom Eimer 2 Maß Umgeld geben; von Michaelis bis Ostern durften auch andere Wirthe oder Privaten gegen das gleiche Umgeld Wein ausschenken. Letzteres bezog die Stadt bis zur Ablösung 1833. In der württembergischen Zeit wurde G. zunächst bis zur Organisation von 1817 ein Unteramt mit einem Amtsschreiber für die Orte Böttingen, Höchstberg, Tiefenbach; später 1853–77 war daselbst ein Amtsnotariat.

In G. war außer der Pfarrei schon im 15. Jahrhundert eine Frühmeßkaplanei, deren Inhaber seinen Tisch im Schloß hatte, und zwei weitere Altarpfründen.

Pfarrer: (die älteren bis 1750 meist Deutschordenspriester oder Alumni) Andr. Baumeister 1614. Johs. Weiß 1618. Matthi. Aurnhammer 1628. Christof Seitz 1636. Johs. Niedt 1641. Jak. Walbach 1642. Fr. X. Kusche 1658. Oktavian Kuhen 1661. Joh. Jak. Kuhn 1662. Joh. Ge. Freytag 1680. Joh. Heinr. Magnus 1683. Jos. Ant. Mester 1714. Seb. Bikel 1716. Joh. Ge. Sartorius 1719. Fr. X. Hügel 1733. Joh. Mart. Madler 1735. Joh. Seb. Kuhn 1747. Ge. Leonh. Gündling 1756. Ge. Matth. Ant. Hille, vorher Schloßpfarrer auf Horneck 1791. Wendelin Lippus 1831. Ludw. Ochs 1833. Franz Ant. Custor 1859.

Geboren sind in Gundelsheim:

1. Kaspar Gräter, nach den Studienjahren Erzieher im Gemmingen’schen Schloß Guttenberg, später deutscher Kaplan Herzog Ulrichs in Mömpelgard 1526 und 27, in letzterem Jahr von Brenz den Heilbronnern zum Schulmeister empfohlen, 1528| allda Herausgeber des ersten gedruckten evangelischen Katechismus, 1534 Stadtpfarrer in Herrenberg, 1537 in Cannstatt, ca. 1543 wieder Hofprediger bei H. Ulrich, der sich alltäglich eine Morgenpredigt von ihm halten ließ und ihn auch während des Interims behielt. Gr. starb 22. April 1557 mit Hinterlassung einer armen Witwe, für welche Brenz bei Herzog Christoph Fürsprache that. Stälin 4, 469. 476. Pressel, Anecdota Brentiana S. 434 ff.

2. Jakob Leutz, eine der hervorragenden Persönlichkeiten des Bauernkriegs. Nach dem frühen Tode seiner Frau ging er nach Rom, ward dort Priester und sang um 1522 seine erste Messe in Gundelsheim. Als Pfarrverweser von Winzenhofen an der Jagst schlug er sich zu den aufständischen Bauern und wurde ihr oberster Feldschreiber. Bei Weinsberg hörte er den unglücklichen Grafen Helfenstein Beichte und nahm ihm sein Paternoster, das er nun selber am Arme trug. Nach der Unterdrückung des Aufruhrs entkam er und trat unter dem Namen Hans Jakob als Trabant in hessische Dienste. Bald erkannt, mußte er 1529 auch hier fliehen. Von seinem weiteren Schicksal ist nichts bekannt. Oechsle, Beitr. z. Gesch. d. Bauernkr. S. 107.

Auf auswärtigen Universitäten finden sich seit dem 15. Jahrhundert ziemlich viele Jünglinge „von Gundelsheim.“ Ob alle oder welche von ihnen unserem G. angehören, wagen wir nicht zu entscheiden. Doch weist das bei allen außer den beiden ersten angefügte: G. in der Diözese Würzburg wohl unzweideutig auf unser G.

In Heidelberg sind immatrikulirt: Peter Hyelker 1439, Peter Starck 1463, Heinr. Lapicide (Steinmetz) 1478, Pankraz Hug und Jak. Merz 1483, Bruder Michael Ruß 1484, Eucharius Scriptoris 1494, Johs. Stecher 1495, Georg Mertz 1497, Herbold Dyel 1499, Hartmann v. G. und Joh. Löblin 1503, Konrad v. G. 1504, Heinr. Merz 1505, Melchior Merz 1517, Johs. und Nikol. Kemmerer 1519, Kasp. Greth (!) 1520, Balth. Dyrle de G. circa Necharum 1542. In Erfurt: Wolfg. Vierle 1503, Mich. Hipper 1513. In Basel: Philipp v. G. 1504 (s. o.). In Tübingen: Bruder Nikol. Swab de Gundelstain (– hain, heim?) Baccalaureus von Heidelberg 1490; Bruder Ulrich v. G., Benediktiner 1509. In Straßburg: Georg Rud. Rampacher, Gundelsheima-Palatinus, philos. stud., 1628.

| 766. Eberwein und seine Gattin Engiltrud schenken dem Kloster Lorsch all ihr Eigenthum in Gundolfesheim, Offenau und Griesheim. Cod. Laur. 2429.

775. Ebenso Antelph. Eb. 2430.

790. Ebenso Sigefrid und seine Gattin Wanhilt 5 Tagwerk und eine Hube in Gundolfesheim und im Neckargau. Ebend. 2401.

799. Desgleichen Bernus was er halte in Gundolvesheim, Böttingen, Offenau, Duttenberg, Tiefenbach etc. Ebend. 2458.

? 1188. Unter den Gütern, welche Kaiser Friedrich I. seinem Sohne Konrad, Herzog von Rotenburg, bei dessen Vermählung mit der kastilischen Königstochter Berengaria zur Widerlage bestimmt, ist auch ein Allod in Gondoliheim. Urk.B. 2, 256.

1255. 1282. Ludewicus de Gundolfesheim, miles, Zeuge in einer Weinsberger Urk. St.A. Albrecht, Weinsb. Reg.

1283. Beide Konrad von Weinsberg verkaufen alle Häuser, Wiesen, Weinberge, Gilten, welche ihre Mündel, die Söhne Engelhards von Luneburc, (abg. B. Leinburg bei Kleingartach, OA. Brackenheim) eigen haben in Gundolfsheim und der Markung unter der Burg Horneck, wie sie einst Konrad von Limpach pfandweise innegehabt, an das Stift Wimpfen für 200 Pf. H. St.A.

1294. Das Stift Wimpfen überträgt dem Deutschorden zu Horneck seinen Hof in G. St.A.

1296. Das Domkapitel zu Worms erhält ein Pfandrecht auf Weiler’schen Gütern zu G. St A.

1334 ff. Konrad von Gundelsheim, Pfründner im Stift Wimpfen St.A. (Konrad, genannt Kelner zu G. 1364 St.A. derselbe?)

c. 1340. Mag. Heinrich v. G., Schulrektor im Stift Wimpfen, stiftet eine Pfründe bei dem Nikolausaltar der dortigen Stiftskirche. Bad. Quellensamml. 3, 17. Vgl. Frohnhäuser Wimpfen 47: 28. Juni . . . stirbt nach dem Nekrolog des Stifts Magister Heinricus de Gundelsheim rector scholarum vallis (zu W. im Thal).

1350. Heinrich, genannt Vogt von Gundelsheim, Edelknecht, kauft von Jutta von Bieringen einen Hof in Buch für 60 Pfd. H. St.A.

1394. Diether, genannt Vogt von G., Gerung sein Bruder und Margarete seine Schwester verkaufen ihren freien Hof in Buch mit Zugehör, wie ihn Heinrich Vogt sel. ihr Vater besessen an Kloster Billigheim für 95 Gulden. Zeugen: Kontz Kessach, Schultheiß, Rudolf Gonhart, Burgermeister, Herbort Meister, Bürger zu Gund. Siegler Diether Vogt und Rafan v. Ehrnberg, Komthur zu Horneck. St.A.

1398. Kaiser Wenzel versichert dem Deutschorden den Besitz der Stadt G. wie der Veste Horneck und ertheilt der Stadt das Vorrecht, jährlich 2 Jahrmärkte zu halten. Pelzel, Wenzel 2, 361, Stälin 3, 370.

1442. Der Deutschmeister Eberhard von Seinsheim gründet den Spital in G., zunächst mit dem Ertrag eines in Offenau erkauften Hofguts. W. F. 4, 230. 5, 348.

Zwischen 1447 und 54. Der Deutschmeister Jost v. Venningen erlaubt den Bürgern von G., von ihren ungemessenen Frohnden sich mit 80 Gulden jährlich frei zu machen, vorbehältlich Genehmigung jedes Deutschmeisters. W. F. 5, 341.

1525 s. oben S. 207 ff.

| 1527 s. oben S. 212.

1540. Kirchhausen wird dem Halsgericht in G. unterworfen. W. F. 6, 246.

1552. Juli. Trotz eines von den Schmalkaldischen Bundesfürsten ausgestellten Schutzbriefes für die Ordenshäuser Mergentheim, Horneck, Neckarsulm etc. erscheint der Pfalzgräfliche Hofmeister Adam v. Hohenegg mit einer Schaar von 28 Reitern vor G. und Horneck um Stadt und Haus als Schirmherr in Besitz zu nehmen und fordert eine starke Brandschatzung. Aber der Hauskomthur verweigert Einlaß und Geld. Voigt 2, 153 f.

1552. Dezbr. s. oben S. 214.

1562 s. Neckarsulm.

1570–71. In G. erhält erstmals ein Jude Erlaubnis sich anzukaufen. (Doch siehe 1562 Neckarsulm.) Schon 1573 beschwert sich die Gemeinde über das „Natterngezücht“, auch des Juden Sohn treibe selbständig Geschäfte, sei nicht des Vaters Knecht, wie vorgegeben worden. Man verlangt Ausweisung des Sohnes. W. F. 8, 69.

1589. Pfalz nimmt in Anspruch, durch das Städtlein G. zu geleiten, und schickt etliche 30 Geleitsreiter, 18 Zimmerleute mit Äxten, 72 Hackenschützen, 112 Mann mit Federspießen und Harnisch etc., welche 40 Gulden zur Zehrung erheben. Es kommt zur Klage beim Reichsgericht. (Vgl. Neckarsulm 1585.)

1589 s. oben S. 215.

1595. Der im Bauernkrieg zerstörte Spital wird wieder aufgebaut. W. F. 4, 230.

Um 1600. Der Deutschmeister Erzherzog Max weist dem Spital in G. 1200 Gulden von dem konfiszirten Vermögen verurtheilter Hexen zu. W. F. 4, 230.

1618. Die Gemeinde verlangt, daß der Jude Nische, weil er nicht rechtzeitig um einen Schutzbrief nachgesucht, ausgewiesen werde. W. F. 8, 69.

1627. Wochenmarkt am Samstag in G. s. Neckarsulm.

c. 1640. Augustin Oswald von Lichtenstein, Komthur auf Horneck, erbaut die Kapelle zum hl. Kreuz vor dem Neckarthor und stiftet eine ewige Messe dahier. W. F. 5, 341.

1646 s. oben S. 217.

1680. Hans Philipp Müller, Bürgermeister und Schultheiß zu G., wird auf seine Bitte von der deutschherrischen Regierung wegen treuer Dienste aus der Leibeigenschaft entlassen.

1692. In G. sind 8 Juden und eine schutzverwandte Judenwitwe W. F. 8, 69.

1785. Der Bischof von Würzburg Franz Ludwig v. Erthal firmt in G.

1793–1816 hatte G. 157.978 Gulden 20 Kr. Kriegskosten zu bestreiten.

1799 s. oben S. 221.

1805 s. oben S. 222 G. hat 139 Häuser, 162 Bürger, 855 Einwohner, 1278 Morgen Äcker, 186 Mrg. Wiesen, 30 Mrg. Gärten, 198 Mrg. Weinberg, 578 Mrg. Wald.

1813 Nov. bis 1814 Juli werden in G. verpflegt 835 Offiziere, 14.460 Soldaten, 9439 Pferde.

| 1813–18. Die Stadtthore und Stadtmauer werden abgebrochen und neue Wachthäuser gebaut.

1837. Vergleich zwischen der Staatsfinanzverwaltung und der Stadtgemeinde, die Baulast des Schulgebäudes betr. St.A.

1839. Das Kameralamt G. wird aufgelöst und mit dem Kameralamt Neuenstadt vereinigt.

1843–44. Die Stadtpfarrei und Kaplanei, sowie die 2 Schulstellen lassen ihre Weinbesoldungen in Geld verwandeln.

1848. Die St. Nikolauspflege für verwahrloste Kinder wird gegründet, aber schon 1856 nach Mulfingen OA. Künzelsau verlegt.

Parzellen:
Schloß Horneck.

Unmittelbar über der Stadt, am nordwestlichen Ende, springt der Berg, zu welchem die Stadt ansteigt, gegen Nordwesten vor, um nach Westen zur Straße und zum Neckarthal, sowie nach Norden zu der tiefen Schlucht des Anbachs, die ihn vom jenseitigen höheren Michelsberg trennt, jäh abzustürzen. Etwa 40 m ragt dieser Bergvorsprung über das Niveau des Neckars und trägt das mit dem umschließenden Zwinger ein Areal von 1 württ. Morgen umfassende alte Deutschordensschloß Horneck, den Sitz des Deutschmeisters bis zum Jahr 1525, jetzt im Privatbesitz befindlich. Hinsichtlich des Reizes landschaftlicher Schönheit kann sich der Punkt mit jeder der zahlreichen Burgen am Neckar messen, an Größe und Ausdehnung der Anlage übertrifft das Schloß weit die übrigen Ritterburgen. Die reizende Aussicht vom Schloß ist ungefähr dieselbe wie die vom Michelsberg (s. Naturschönheiten), nur ist der Blick gegen Norden gehemmt durch die drüben steil aufsteigenden Halden dieses Bergs. Der Steilabfall nach Norden ist mit Tannen bewaldet, westlich steigen rebenbepflanzte Halden auf, die als „Lichtenstein“ und „Ampringer“ die Namen alter Ordensritter tragen. Nach Osten führt ein Weg in der Höhe des Schlosses an dem Schloßgarten (s. u.) vorüber auf die an der Ostseite der Stadt heraufführende, nach Tiefenbach gehende Straße, ein anderer zur Stadt, ein dritter, von dem gegenwärtigen Besitzer erst 1878 neu angelegt, bringt, die nördliche Umfassungsmauer bei dem nordöstlichen Rundthurm durchbrechend, im Bogen und in Serpentinen hinab zur Thalsohle der erwähnten nördlichen Klinge des Anbachs; ein Fußpfad endlich führt an der Südwestseite auf Staffeln durch die Halden hinab zur Straße und zum Neckar.

| Die alten Befestigungen des Schlosses, für sich abgeschlossen, aber mit den Mauern des Städtchens in unmittelbarem Zusammenhang, sind mit Graben, Brücken, Thoren, Mauern und Thürmen meist noch wohl erhalten. Üppiger Epheu, jahrhundertjährig, rankt sich fast überall um die Mauern und die mit Rundbogenfries versehenen Rundthürme, welche hauptsächlich den Reiz des Bildes erhöhen und dem Ganzen ein eigenthümliches Gepräge geben. Acht solcher Rundthürme, mehr oder weniger gut erhalten, (im Innern zum Theil leider zerfallen und immer mehr der Zerstörung anheimgegeben, wenn nicht bald werkthätiger Sinn für Alterthum sie dem nagenden Zahn der Zeit und den Gefahren moderner Industrie entreißt) stehen noch, 7 in unmittelbarer Nähe die Umfassungsmauern flankirend, einer etwas entfernt gegen Osten: „morgenländisch muthen diese Rundthürme den Beschauer an,“ bemerkt ein Orientreisender, „in Rhodus, Accon und Jerusalem mögen ihre Vorbilder stehen.“ Zu diesem anmuthig wirkenden Unterbau bildet das eigentliche Schloßgebäude, den viereckigen Thurm in der Mitte, mit seinen fensterreichen, kahlen, alles architektonischen Schmuckes baren Fronten einen eigenthümlichen Contrast; noch stärker contrastiren damit die modernen Anlagen der „Schloßbrauerei.“ Kommt man die durch Gundelsheim nördlich führende, zuletzt steil ansteigende gepflasterte Straße herauf, so gelangt man mit kleiner Wendung nach links an das im Südosten des Schloßkomplexes sich öffnende äußere Thor, durch dessen Rundbogen der Thorweg weiter nach Westen führt. Von den an demselben angebrachten Deutschordenswappen mit Fürstenkrone ist das äußere ausgebrochen, das innere noch erhalten. Über der Krone des äußeren erscheint eine wachsende Ritterfigur, das Kreuz auf der Brust; rechts und links die Oberleiber von Rittern mit Schild, worauf sich das Kreuz befindet. Unmittelbar daneben links ist die jetzige Wohnung des Revierförsters; von hier führt der Weg zunächst über die auf 2 Pfeilern stehende steinerne Brücke des äußeren Grabens, an deren innerem Ende wiederum ein Thor sich befindet mit Pfeilern, welche Aufsätze von Geharnischten tragen. Das Haus zur linken ist die frühere Kaplanei (s. o.), jetzt im Privatbesitz. Während nun ein Weg hinabführt in den tiefen Schloß- (Hunds-) Graben und zu den im südwestlichen Theil belegenen Brauereigebäuden, führt der Schloßweg mit Wendung nach Nordwesten über die zweite auf 3 Pfeilern ruhende steinerne Brücke unmittelbar vor das Schloßgebäude.| Am Ende der Brücke stehen auf Pfeilern 2 geharnischte Frauengestalten aus Stein (diese, wie die schon erwähnten Rittergestalten im Stil der späteren Renaissance) die eine mit Urne, die andere mit Säule. Nun schließen sich rechts und links Mauern an, durch welche Thüren in den rings um das Schloß in einer Breite von 12 bis 14 Fuß laufenden Zwinger führen. Das rundbogige Hauptportal ist in Rustica gehalten; über dem Gesimse ist das frühere kolossale Deutschmeisterwappen von Stein, von 2 noch vorhandenen Löwen als Schildhaltern gehalten, ausgebrochen. Unten am Schlußstein steht 1777. (Es befindet sich jetzt in einem Raume im westlichen Theil des Schlosses, neben dem Saal mit den Rittergrabsteinen). Von hier gelangen wir in den westlichen gepflasterten Hof des mit mächtigen Mauern (im östlichen Theil 2,3 m stark) massiv gebauten dreigeschossigen Schloßgebäudes. Dieses selbst bildet ein unregelmäßiges, länglich gestrecktes Siebeneck, von Westen nach Osten 300 w. Fuß lang und 100 breit. Der vordere (westliche) Schloßhof, ungefähr 100 Fuß lang und 50 breit, steht mit dem östlichen, etwa halb so großen, ebenfalls gepflasterten Hof durch einen Durchgang neben dem Thurm in Verbindung. – Gegenüber dem Haupteingang, durch welchen wir in den vorderen Hof getreten sind, nach Norden, führt ein Bogen zur Treppe und zum Hauptaufgang in den ersten Stock; über dem Eingang ist das von 2 Löwen gehaltene Wappen abgeschlagen; dabei die Jahrszahl 1533 (Datum der Wiederherstellung des Schlosses nach der Zerstörung von 1525). Weiter nach Westen sind im Erdgeschoß dieses Flügels gewölbte Räume, zu Ställen etc. dienend. Daneben ein laufender steinerner Brunnen, auf der Säule die abgeschlagenen Füße eines Ritters und die Jahrszahl 1545. (Durch moderne Leitung ist das Wasser auch in den ersten Stock des Schlosses geführt). Daneben ist der Eingang in den Keller, über diesem das Busecksche Wappen. Die Kellerräume sind sehr bedeutend; außer den alten ist von dem gegenwärtigen Besitzer ein für die Zwecke der Brauerei nöthiger Felsenkeller angelegt, der in einer Länge von ca. 140 m durch den ganzen Berg unter dem Schloß durch bis zu der im Norden des Bergs ziehenden Klinge gegraben worden ist. In der südwestlichen Ecke des vorderen Hofs führen Stufen zu dem runden Wendeltreppenthurm, durch den man zu dem im 2. Stock gelegenen sog. Fürstensaal aufsteigt. Über dem spätgothischen Portal (mit umgekehrten, sich schneidenden Bogenschenkeln) ein| von aufrechtstehenden Löwen gehaltenes abgespitztes Deutschordenswappen, auf einem Band die Jahrszahl 1529. Darüber auf einer Steinplatte liest man folgende Inschrift: „Anno domini 1525 bei Regierung Herr Dietrich von Cleen von Ostermondag des 17. Dags Aprillis bis auf den Sontag Exaudii zu rechen an blibe dis Schloß aus Forcht der bawern grimmickeitt gantz ode und on ein Haupt verlossen stan. Am Sondag noch Ostern warde es von dem Hauffen der Bawern geblündert und genomen, an am Freitag noch Quasimodogenitii des 5ten Dags Maii durch 14 dorzu verordenthen von Bawern in Boden verbrenntt. Die Schloß Stochsberg Sulme Dalaw darauf dergleigen geblündertt zerrisen und abgebrochen, Schewerbergk schön erbaut sampt Heuchlen warden auch als dorvor verbrenth. Dornoch um den Sondag Exaudii nam der Bawern Wüthen mit Blutvergissen ein Ende“. – Links von diesem Thurm führt ein Renaissancethor mit dem Buseckschen Wappen und den Buchstaben „B. C. Z. H. J. O. R. (Buseck Kommenthur zu Horneck) 1732“ in die im südlichen Flügel befindliche alte Schloßkapelle, welche die Grabsteine von 6 Deutschmeistern enthält. (Der jetzige Fußboden mit Dielen, sowie die Decke, welche diesen Raum von dem darüber befindlichen modernen Betsaal trennt, sind bei früherer Benutzung als Spital durchgezogen worden). Die Grabsteine, die durchaus nicht nach einem Muster hergestellt, sondern sehr verschiedenartig in der Ornamentik sind und originell scheinen, sind je zwischen 2 Fenstern (resp. Thüre und Fenster) in die Wand eingelassen und haben eine Höhe von 3 m, eine Breite von 1,20 m. Alle Ritter, über Lebensgröße, stehen aufrecht in betender Stellung im Ordensmantel, barhäuptig, das Kreuz auf der linken Schulter; der Mantel wird von 2 Querschnüren über der Brust gehalten, von wo die Schnüre mit Quasten herabhängen. Die Hände halten den Rosenkranz; Nr. 2 hält außerdem auch noch den Zipfel des Mantels.

1. links vom Eingang an der nördlichen Wand, Grabstein des Deutschmeisters Eberhard von Saunsheim 1420–43, schöne gothische Ornamentik und gothischer Spitzbogen mit Kreuzblume. Der Ritter steht auf einem liegenden Löwen. 5 Wappen, über dem Haupt das Ordenswappen. Umschrift in gothischen Minuskeln: anno domini m°. CCCC°. XLIII° divisionis apostolorum obiit venerabilis frater Eberhardus de Saunßheim praeceptor alomnie . cujus anima requiescat in pace. amen.

2. rechts vom Eingang an derselben Wand, Grabstein des| Deutschmeisters Hartmann v. Stockheim, 1499–1510; reiche, schwere überladene gothische Ornamentik, quadrirtes Wappen über dem Kopf. Umschrift in geschnörkelten gothischen Minuskeln: anno domini MVX am XXIII Tag Januarii ist der hochwürdig Firste und Herr Her Hartmann von Stockheim Meister Teutsch Ordens in Deutsch & welischen Landen mit Dodt verscheiden ist. Dem Gott gnedig und barmherzig sey. Amen.

3. Neben 2, ebenfalls an der Nordwand, Grabstein des Deutschmeisters Andreas von Grumbach 1489–1499, gothische Ornamentik mit Astwerk, oben 2 Wappen, (herald.) links das Grumbachsche. Umschrift in gothischen Minuskeln: Anno domini 1499 am Freitag San Peter & Paul Abend ist der hochwürdig fürst und her Endres .... (Name verdeckt) ... und welischen Landen mit todt verschieden. Dem got gnade. Amen.

Die 3 andern stehen an der Wand gegenüber, gegen den Zwinger.

4. gegenüber von 1. Grabstein des Deutschmeisters Eberhard von Stetten 1443–1447, einfache gothische Ornamentik mit Spitzbogen. Der Ritter steht auf einem liegenden Löwen. Oben 2 Helme, 2 Wappen, (herald.) links das Stettensche (3 rechtssehende Beile). Umschrift oben: anno domini m. cccc. xLvij. Der Name fehlt (unter den Dielen?).

5. Grabstein des Deutschmeisters Johann Adelmann von Adelmannsfelden 1510–1515. Renaissanceornamentik mit Engelsköpfen, oben rechts geharnischter Ritter, links bärtiger Wilder mit Keule; über dem Kopf quadrirtes Wappen, im 2ten und 3ten Feld der rechtsaufspringende gekrönte Adelmannische Löwe. Umschrift: Anno domini jm 15 ... und 15. Jahr am XVII Tag des monats Februarij Ist der hochwirdig Fürst und Her Her Johann adelmann teutschmeister verschiden. Dem got genad.

6. Grabstein des Deutschmeisters Jost v. Venningen 1447 bis 1454. Einfache gothische Ornamentik, Spitzbogen mit Kreuzblume, rechts Helm mit Flügeln, links Helm mit Pfauenbusch, oben 2 Wappen (links das Venningensche, 2 gekreuzte Lilien). Der Ritter steht auf einem liegenden Löwen. Ohne Umschrift.

Dieser untere Theil der früheren Kapelle dient jetzt als Stadel für Hopfen etc.

| In einem anstoßenden Raum befindet sich außer dem oben erwähnten steinernen Kolossalwappen, das früher über dem Hauptportal war (kreisförmig, 1,15 m im Durchmesser haltend) ein alter interessanter Grabstein, 1,45 m hoch und 0,97 breit, mit dem wohlerhaltenen Horneckschen Wappen (Haftenkreuz) und einer verstümmelten (z. Th. griechischen) Umschrift in Majuskeln: [Anno d]omini MCCCV die dyonisii epc (episcopi) o (obiit) ....... castrum dedit ordini. Es ist dies der Grabstein Werners von Horneck, s. unten: „Beschreibung eines Bildes etc.“

Von der Wendeltreppe in der südwestlichen Ecke des Hofs gelangt man 8 Stufen hinabsteigend in kasemattenähnliche Räume, die alten Verließe und Gefängnisse. Eiserne Ringe sind in den Wänden befestigt, die zahlreiche eingeritzte Inschriften von Gefangenen erkennen lassen, (z. B. Andonio von Padua. 1620 am Christaben an St. Adam und Eva Tag).

Auch in einem der Rundthürme gegen Südwesten, in welchem innen ein Loch hinabgeht, mag ein Verließ gewesen sein.

Ersteigen wir bei dem Eingang mit der Zahl 1533 vom vorderen Hof aus die Treppe, so gelangen wir in den ersten Stock (15 Fuß Stockhöhe), der 18 Zimmer etc. enthält, sowie den über der Schloßkapelle mit den Grabsteinen befindlichen Betsaal, (auch durch die Wendeltreppe zugänglich). Derselbe ist seit 1851 von dem früheren Besitzer Sandel für den evangelischen Gottesdienst, der abwechslungsweise von den Pfarrern von Mühlbach, Haßmersheim und Neckarsulm besorgt wird, in seiner jetzigen Gestalt durch einen Durchzug durch die ursprüngliche Kapelle hergestellt und beruht auf freiwilliger Einräumung des jeweiligen Besitzers. Die Wände zeigen Pilaster und die Decke Stukkaturornamente im Barokstil. An der Decke befindet sich ein großes bemaltes Hochmeisterwappen (Maximilian Franz 1780–1801). Eines der nach Westen gehenden Zimmer dieses Stocks enthält noch alterthümliche Stofftapeten, aus dem Anfang dieses Jahrhunderts oder dem Ende des vorigen stammend. Im 2. Stock befinden sich 21 Zimmer etc., sowie der auch durch die Wendeltreppe zugängliche sog. Fürstensaal, im Rococostil mit französischen Kaminen, an den Wänden jonische Pilaster, an der Decke 4 Gemälde, die 4 Jahreszeiten darstellend, das mittlere ruinirt. Der Saal ist quadratisch und hat eine Höhe von 22 Fuß.

Die Kapelle war früher geschmückt mit den jetzt verschwundenen Wappen der in der Kommende Horneck zu Rittern| geschlagenen und eingekleideten Ordensritter, deren der frühere Deutschordenspfarrer M. Hille (bis 1805) in dem „Tauf-, Ehe- und Todtenbuch v. 1662–1714“ zweiundzwanzig aufzählt, und in den beschriebenen Sälen hingen 2 interessante, jetzt ebenfalls verschwundene, auf die Geschichte des Ordens und die Stiftung der Kommende Horneck bezügliche Bilder, welche derselbe Hille im „Pfarrbuch“ (grün) S. 97 ff. also beschreibt:
1. Beschreibung eines Bildes, welches in einem Zimmer in der Kommenden Hornegg annoch zu finden und zu lesen ist (1804): Auf diesem Bild ist die Mutter Gottes Maria abgemalt zu sehen, unten auf beiden Seiten knieen 2 Deutschordensritter mit Rosenkränzen. Die Schrift lautet: „Da man zält von der Geburt unseres Herrn Jesu Christi Dausend zweihundertundfünfzig Jahr, da saß ein Edel Freymann hier zu Hornegg, hieß Konrad von Hornegg und hatt 3 Kind, der war eins ein Tochter und zween Söhne, da demselben Edelfreymann sein Frau starb, da gab ihm Gott die Gnad, daß er sich begeben wollt mit seinen Kindern und gab die Tochter in das Kloster zu Billikheim und gab da sich selber und diese zween Söhne und das Haus zu Horneckh mit allem seinem Gutte Gott und unser Frauen sel. Maria und dem teutschen Orden, der Kinder eins hieß Wärnher von Horneckh, der war lahm und hatt nie Tritt gethan, da nahm der vorgenannt Herr Konradt v. Horneckh dasselb lame Kind und opfert das und sich selber und das Haus Horneckh und alles das das er hatte, Gott und unserer Frauen und dem Orden, und do er das lame Kind auf den Altar gesetzt, das vor nie Tritt gethan hatte, da thete Gott das Zeichen und machte es also gesund als kein anderer Mensch an allem seinem Leib, da nam do der vorgenannt Bruder Konradt von Horneckh den ein Sohn mit Ime und fuhr über Meer und war da also lang bis das derselb Sohn gestorben, da kam er her wieder zu Horneckh und blieb da also lang bis das ime Gott gab ein gut seliges Ende seines Lebens, am nächsten Tag nach Sanct Laurentzen und liegt begraben hie zu Horneckh in dem Chor vor dem Altar. Darnach lebt sein ander sun Bruder Wörnher den do Gott gesund gemacht, mannich Jarein ein guten heyligen und vollkommenden Leben und war also heiliges Lebens, das sich alles das besserte seins Lebens das ihn sah, und starb do man zält von der Geburt unseres Herrn Jesu Christi Dreizehnhundertundsechs Jahre an S. Dionysentag, liegt auch allhie zu Horneck in dem Chor begraben vor dem Altar und Bruder| Konradts Gebein seines Vaters bei Ime, denen und uns allen Gott gnad. Amen“.

2. Beschreibung eines Bildes, welches in der Kommenden Hornegg zu sehen und zu lesen ist:

Gloria & clypeus ordinis Teutonici Coelitum patrocinio illustris.

Auf diesem Bild ist eine Mutter Gottes, worunter Teutschordensritter sich befinden. Die Unterschrift lautet also: Herr Hochmeister reiset sammt seinen Ordensbrüdern von Pabst Cölestino dem Vierten zu König Heinrich, von dannen zu Kaiser Friedrich dem andern und letzlich zu König Ludwig von Frankreich, welche sämmtlich diesen Orden bestätiget und das Ordenswappen vermehrt und verbessert. Auf einer Seiten sitzt der Pabst auf dem Thron und reichet den knieenden Ordensrittern das Kreuz. Die Unterschrift lautet also: Celestinus der ich geheißen bin: Gottes Gnad gab mir den Sinn, daß ich den Orden angefangen hab und ihn mit dem schwarzen Kreuz begab. Auf der andern Seite sitzet König Henricus. Die Unterschrift lautet also: Zu Jerusalem gewaltiglich was ich zu den Zeiten König Heinerich, da ich mein Wappen leget an diesen Schild, das mich (?) durch Gott ihn behylt. NB. Dieser König überreicht den knieenden Rittern das sog. golden Kreuz in schwarzem. Wiederum auf einer Seite sitzt Kaiser Friedrich auf dem Thron und überreichet den knieenden Ordensrittern den Adler mit diesen Worten: Zum Röm. Kaiser und König was ich Friedrich der ander gewaltig, diesen Schild ich durch Gott ehrt und mit des Reiches Adler ihn mehrt. Ferners auf einer Seite sitzet der König in Frankreich auf dem Thron und überreichet den Teutschordensrittern die Lilien, solche in dem Wappen zu führen, und stehen folgende Worte darunter: Ich Ludwig König zu Frankreich hab gelegt williglich von Gold meiner Lilien vier diesem Schild zu großer Zier.

Diese Bilder wurden nach Hille „anno 1807 nacher Ludwigsburg abgeführt“. Eine Kopie von Nr. 1 hängt im Mantelbau des Schlosses Hornberg bei Neckarzimmern, das Original soll im Germanischen Museum in Nürnberg sein.

Zwischen dem vorderen, westlichen Schloßhof und dem hinteren steht der viereckige, massiv gebaute, 35 m hohe Thurm mit Uhr und 2 Glocken. Erst im zweiten Stock läßt sich an einen Eingang in den Thurm gelangen, in welchem ein tiefes Loch hinabgeht bis zum Niveau des Pflasters im Hof, – tiefes Verlies. Der nördliche Flügel an diesem Hof mit seinen gewaltigen| Mauern enthält gewölbte Räume, Küche etc., an der Ostwand erblicken wir wieder das Busecksche Wappen, und eine Freitreppe führt in die Gelasse des südlichen Flügels. Über der Thüre ist eine kleine Steintafel, wornach Joh. Eust. v. Westernach Statthalter T. O. Joh. H. von & zu Rodenstein Hauskomenthur zu Horneckh dis gwelb bawe. Es sind dies die Gewölbe der Trapponei (Materialverwaltung) und wohl auch der Treßlerei (Kassenverwaltung); in das hinterste dieser Lokale, das nur eine schmale Fensteröffnung auf den vorderen Hof hat, mit ungemein dicken Mauern, führt eine Steintreppe.

In dem südwestlich vom Schloß tiefer gelegenen Gebäude, gegen Süden von starken Strebmauern gestützt, welches heutzutage die Brauerei enthält, sind unten ebenfalls gewölbte Räume von steinernen Säulen getragen, der frühere Marstall; über dem von Westen hineinführenden Thor steht die Jahrszahl 1568.

Folgen wir dem vom Schlosse nach Osten führenden Weg, so führt durch die Mauer links nach Norden den Berg hinab ein Pfad durch ein kleines Steinthor mit dem Buseckschen Wappen und der Inschrift: Johann Christoph von Buseck, Raths-Gebietiger der Ballei Franken, Kommenthur zu Horneck und Oberamtmann Scheuerberger Amts T. O. R. 1747.

Weiter nach Osten gelangt man zu dem rechts vom Weg gelegenen, östlich an die Tiefenbacher Straße stoßenden, 4 Morgen großen Schloßgarten mit Terrassen, steinernen Treppen und Rebgängen und einem Springbrunnen im Versailler Stil; außerdem Baumgut. – Endlich findet sich ein Steindenkmal gegenüber v. Horneck an dem durch die Weinberghalden auf den Michaelsberg führenden Fußpfad, gestiftet von Baron von Buseck, Rathsgebietiger etc. „wegen Errettung meines Lebens in einem todgefährlichen Fall an diesem Orth, so geschehen im jahr 1750 den 20. Martii.“. Der Denkstein stand ursprünglich an der gegenüberliegenden nördlichen Seite des Schlosses. Buseck soll dort vom Fenster in den Hirschgraben gefallen sein, ohne Schaden zu nehmen.

Das Schloß Horneck diente, nachdem es württembergisch geworden, kurze Zeit, 1807–11, als Kaserne für Theile der Infanterie-Regimenter v. Neubronn und v. Scharffenstein, später als Spital. Seit 1823 ist es im Privatbesitz, verkauft samt Hetzenberg, Hirschgraben, Schloßgarten und Kaplanei an einen Privatmann Kopp aus Moskau um 10.000 fl.; von diesem ging es um 6500 fl. über in den Besitz von Kaufmann Sandel in| Hall. Später wurde eine Bierbrauerei in dem oben erwähnten Gebäude, dem früheren einstockigen Bandhaus, eingerichtet; das Schloß ist jetzt (seit 1873) im Besitz von W. Würth.

Horneck, so genannt wohl von der Ecke, welche der Berg hornartig gegen den Anbach und den Neckar bildet, wird erstmals im Besitz einer von der Burg sich schreibenden Adelsfamilie 1238 genannt. Nach einem oben S. 387 erwähnten Grabstein, sowie der Deutschordenstradition, welche durch das oben S. 388 beschriebene Votivgemälde sowie eine Schönthaler Chronik (s. Reg.) auf uns gekommen ist, wäre H. um das J. 1250 an die Deutschherren gekommen.

Hiemit im Wesentlichen übereinstimmend nennen 1. Urkunden des Stifts Wimpfen von 1254 und 1258, die erstere einen Konrad v. Horneck, Bruder des Probsts Wernher zu Wimpfen, die zweite einen Bruder Konrad, Hauskomthur zu Horneck; 2. das Todtenbuch des Speirer Domstifts einen Konrad v. Horneck, Sohn eines Meinloch und einer Adelheid; 3. das Jahrzeitenbuch des Frauenklosters Billigheim einen Deutschordensbruder Konrad v. H. und eine Nonne Alheid v. H.; 4. eine Urkunde von 1277 Bruder Wernher, Deutschordens-Komthur in H. Zwischen 1254 und 1258 also wird Konrad von H. Deutschordens-Hauskomthur auf H., 1277 ist Wernher, ohne Zweifel Konrads Sohn, ihm in dieser Würde gefolgt. Andere Angehörige der Familie haben vielleicht um eben diese Zeit sich theils nach Straßburg und Heppenheim gezogen (Reg. 1310. 1496), theils sich in den Besitz der ganz nahe, weiter unten am Neckar gelegenen Burg Hornberg gesetzt: wenigstens treten dort im 14. Jahrhundert die Hornecke von Hornberg auf, deren Wappen in der benachbarten Kirche zu Hochhausen darauf schließen lassen sollen, daß die Horneck, Hornberg und Hochhausen einer und derselben Familie angehören; auch unter den Horneck, Hornick v. Heppenheim begegnet noch 1496 der alt Hornecksche Name Wernher. Im 15. Jahrhundert sehen wir, „nachdem die früheren Deutschmeister, wie die deutschen Kaiser von Pfalz zu Pfalz, so von Ballei zu Ballei, zum Theil auch mit dem kaiserlichen Hof, gezogen waren, die der Ballei Franken zugetheilte Komthurei Horneck eine sogen. Kammerkommende und fester Hauptsitz der Deutschmeister in deutschen und welschen Landen werden. Das Schloß wurde nemlich mit allen seinen Nutzungen, auch dem Bergschloß Stocksberg (OA. Brackenheim) dem Deutschmeister| ausschließlich zum Unterhalt eingeräumt; etwas später erhielten Schloß und Dorf Kirchhausen, seit 1484 Burg Scheuerberg und Stadt Neckarsulm mit Zugehör dieselbe Bestimmung“. (Stälin, Wirt. Gesch. 3, 745 f.). Demgemäß residirten und fanden ihre Grablege auf Horneck die Deutschmeister Eberhard v. Seinsheim 1420–1443, Eberhard v. Stetten 1443–1447, Jost v. Venningen 1447–1454, † 1459, Andreas v. Grumbach 1489–1499, Hartmann v. Stockheim 1499–1510, Joh. Adelmann v. Adelmannsfelden 1510–1515 (nach Stälin a. a. O. auch schon Siegfried v. Venningen 1382–1393?)


Als Komthure finden wir auf der alten Burg Horneck: Konrad 1258, Wernher 1277, Engelhard 1294–98, Ludwig v. Awe (Aub?) 1314, Anshelm v. Urbach (Auerbach) 1330 (Voigt 2, 691), Walther v. Rees 1337, Wilh. v. Kyrwiller 1342, Albrecht v. Neuenstein 1371, Siegfried v. Venningen (s. o.) 1376 ff., Joh. v. Venningen 1393, Fritz v. Erenberg 1394, Ulr. Wambold 1405, Joh. v. Frankenstein 1409, Arnold v. Hirsberg 1424 ff., Hermann v. Sachsenheim 1420, Joh. v. Nippenburg 1427 ff., Stephan von Hoppingen 1441 ff., Burkart v. Westerstetten 1446, Konrad v. Pach 1458 f. (OR. 11, 154), Michel v. Bachhusen 1461, Arnold v. Seckendorf 1473 ff., Hartmann v. Stockheim (s. o.) 1492 ff., (Baumeister: Philipp v. Erligheim 1493), Adolf v. Thüngen 1499 f., Phil. v. Helmstatt 1500, Stephan v. Emershofen 1501, Siegfried v. Stein zum Altenstein 1510, Eberhard v. Ehingen 1520, Georg v. Wallenrod 1525. Sodann im neuen Schloß Horneck: Georg v. Rodenstein 1526 ff., (Baumeister: Hans Kothe 1529), Wilh. Halber v. Hergern 1532 ff., Wolfg. v. Rosenberg 1538 ff., Balth. Graf v. Nassau 1541, Joh. Wilh. v. Nothaft 1544 ff., Phil. v. Altdorf, gen. Wollenschläger 1549 ff., Herm. v. Sylburg 1554, Volprecht v. Schwalbach 1555 ff., Ant. v. Dudelsheim 1563 ff., Christoph v. Dacheröden 1565 ff., Joh. Kuno v. Hoheneck 1573 ff., Hans Wolf v. Preysing 1587, Hans Mich. v. Obentraut 1589 f., Ernst v. Buseck gen. Münch 1590, Hans Adam v. Freiberg 1593, Hans Heinr. v. Rodenstein 1595 ff., Herkules Khun zu Belasy 1600 ff., Joh. Christoph v. Waldrambs 1610, Karl v. Wolkenstein 1610 ff., Wilh. Mich. Schliederer v. Lachen 1613 ff., Konr. v. Bernhausen zum Klingenstein 1619, Ge. Wilh. v. Elkershausen gen. Klüppel 1620 ff., Ulr. v. Wolkenstein 1622 ff., Augustin Oswald v. Lichtenstein 1626 und wieder 1641, Joh. Wolfg. v. Bartenheim 1635, Franz Rüd v. Haunsberg 1642, Joh. Joach. v. Eyb 1643 ff., Joh. Kasp. v. Ampringen 1646, Joh. Egolf v. Westernach 1646 ff., Joh. Bernard v. Elkershausen gen. Klüppel 1653, Phil. Jak. v. Kaltenthal 1653 ff., Joh. Wilh. v. Zocha 1660 ff., Nikol. v. Sparr 1667, Joh. Adolf Rau v. Holzhausen 1671, Heinr. Humprecht Truchseß v. Rheinfelden 1674, Ans. Kasimir v. Groschlag zu Diepurg 1675 f., Adam Maxim. v. Ow 1676 ff., Phil. Bened. Forstmeister zu Gelnhausen 1682, wie alle Folgenden zugleich Oberamtmann des Scheuerberger Gebiets (s. oben S. 191). Damian Friedr. v. Stein-Kallenfels 1685, Ge. Eitel Rau von Holzhausen 1688, Joh. Phil. v. Hoheneck 1693, Karl Heinr. v. Hornstein 1703, Ge. Adolf Speth v.| Schülzburg 1706, Phil. Karl Walldecker v. Kempt 1707, Ge. Dan. v. Butlar 1710, Joh. Karl Emmerich v. Brietzke 1718 ff., Joh. Bapt. v. Roll zu Bernau 1724 ff., (unter ihm Umbau des Schlosses s. o.) Joh. Christoph v. Buseck 1728 ff., († 1759 zu Gundelsheim), Jos. Mar. Marq. Karl Roth v. Schreckenstein 1759 ff. († 1784 zu Gundelsheim) Wilh. Kasimir v. Redwitz 1784 f., Anselm Jos. Fugger Graf v. Kirchberg 1785 ff. († 1793 zu Gundelsheim) Karl Phil. Ernst v. Nordeck zu Rabenau 1794 (war 1799 und 1805 Komthur zu Donauwörth).

Im Bauernkrieg 1525 unter dem Deutschmeister Dietrich von Cleen (1515–1526) ging für Horneck die Ehre, Sitz des Deutschmeisters zu sein, verloren und das schöne Ordenshaus wurde von den Aufrührern bis auf die letzten Reste niedergebrannt (s. oben S. 208). Unter Dietrichs Nachfolger, Walther von Kronberg (1526–1543) wurde das Schloß zwar alsbald wieder aufgebaut, so daß derselbe schon im Februar 1528, dann im August 1529, und wieder im Dezember 1534 ein Provinzialkapitel nach H. berufen konnte, auch im Anfang des Jahrs 1532 selber dort verweilte. Aber fortan residirten nur Komthure im Schloß, das allerdings im Stande war, 1541 und wieder 1546 den Kaiser, Karl V., mit großem Gefolge zu beherbergen, wie es auch später noch einmal, 1635, einen Kaiser, Ferdinand II., in seinen Mauern gesehen hat. Aber der Bau scheint nur von untergeordnetem Werth gewesen zu sein, sonst würde man ihn schwerlich in den Jahren 1724–28 wieder umgebaut haben. Außer dem Komthur-Oberamtmann waren in H. angestellt: ein Amtmann, ein Kaplan, ein Trapponey-Verwalter, ein Küchen- und Gegenschreiber, Küfer, Kastenknecht, Weinbergsmann, Schloßthorwart und Oberamtsdiener, Gärtner, Hofthürmer, Zimmerverwalter. In späterer Zeit war der Stadtschultheiß zugleich Oberamts-Sekretär. Am 31. Dezember 1807 kam das Füsilier-Regiment von Neubronn unter Oberst v. Ezdorf auf Schloß Horneck in Garnison; 1809 wurde dasselbe vom Infanterie-Regiment v. Scharffenstein abgelöst. 1814 wurde ein Militärspital eingerichtet, in welchem von ca. 500 Kranken 16 Österreicher, 4 Franzosen, 2 Bayern und 4 Würzburger starben und „in den Hetzenberg begraben wurden“.

1238. Ludewicus de Horneke, Zeuge in einer zu Wimpfen ausgestellten Kloster Schönthaler Urkunde. Urk.B. 3, 413.

1248. Wernherus de Hornecke, Zeuge in einer Speirer Urkunde. O.R. 6, 449.

1249. Ebenderselbe canonicus Spirensis. Mon. bo. 37, 339. Remling, Urk. zur Gesch. d. Bisch. von Speier 1, 240. 241. 247. Im Necrol. Spir. W. dcts. de H. prepositus Spirensis. O.R. 6, 450.

| Im Anniversar. d. Kl. Billigheim 11. Aug.: Dominus Conr. de H., de ordine Teuton. fratrum; 27. Nov.: Dna Alheidis monialis dcta de H. (Jäger.)

1250 Anno 1250 erat possessor Castri Hornek nobilis et liberae conditionis dns. Conradus, parens filiorum duorum et unius filiae. Mortua conjuge divina inspiratione se cum filiis deo obtulit et vitae perfectiori relicto seculo dare proposuit. Filia Adelheidis deo et deiparae in Bulligkeim oblata. Se ipsum cum filiis et castro Hornek et omnibus bonis suis deo et S. Virgini ac teutonico ordini donavit. Filiorum unus, nomine Wernherus de Horneck erat claudus. Tum pater Conradus eundem suscipiens in ulnas suas domino deo cum omnibus suis rebus obtulit super altare ibidem, et ecce mirum, quod fecit deus, claudum sanans. His ita gestis pater et novus frater Conradus de Hornek altero filiorum assumto ultra mare se contulit fuitque ibi usque ad obitum filii. Deinde reversus habitavit denuo in Horneck, ibique felicissimum vitae exitum sortitus est, proximo die S. Laurentii Martyris, sepultus in Hornek in Choro ante altare . . filius ejus Wernherus, quem deus curaverat, obiit ao. 1306 die F. Dionysii sepult. in Horneck in Choro ante altare. Chronicon Schönthalense. W. F. 5, 338.

1254. Wernher, Probst des Stifts zu Wimpfen, und Cunradus vir nobilis frater suus de Hornecke, schenken ihre Patronatrechte zu Aglasterhausen und Helmstatt dem genannten Stift. Ztschr. f. d. Gesch. d. O.R. 15, 183. Vgl. ebendaselbst 26, 423 aus dem Todtenbuch des Speirer Domstifts: Adelheit uxor Meinlachi obiit 11. Mart. pro cuius anime remedio Cunradus filius suus de Hornecge einen Jahrstag stiftet; 21. Mart. Meinlach miles obiit cuius filius Cunradus de Hornegge 20 Pfd. H. vermachte, für welche Gerhard von Bruchsal 4 Malter Getreide und 1/4 des Hofs in Bruchsal geben wird; Anniversar des Klosters Billigheim: 11. Aug. Dmns. Conradus de H., de ordine Teuton. fratrum, 27. Nov. Dna. Alheidis monialis dcta. de Hornek (s. o.).

1258. Dom. Wernherus decanus Spirensis et propositus Wimpinensis .... frater Cunradus commendator domus de Hornecke. O.R. 15, 304 f.

1274. Wernher, Probst v. Wimpfen, stiftet von seinen Gütern 4 Pfründen zum Nikolausaltar in der Stiftskirche zu W. Frohnhäuser 273.

1275. Sept. 26. Wernherus prepositus maior dictus de Hornecke obiit. Todtenbuch des Speirer Domstifts. O.R. 26, 438. (Nach Frohnhäuser 273 starb W. 27. Sept. 1274 und erscheint sein Nachfolger Wernher von Alfeld 1274.)

1277. Bruder Wernher, Deutschordens-Komthur in Hornecken, und Sigelo, Komthur von Weinheim verkaufen Güter und Einkünfte ihrer Kommenden dem Kloster Schönau. Gudenus, Sylloge 264. O.R. 18, 413.

1294. Engelhardus commendator in H. urkundet für Stift Wimpfen. Copialbuch in Darmst.

1300. Streit zwischen der Kommende H. und den Johannitern in Neckarelz um das Patronat in Haßmersheim. O.R. 26, 55. Vgl.| Wormser Synodale von 1496, O.R. 27, 407, wornach die Kollatur von Haßm. dem Deutschmeister zusteht, ein Deutschordenspriester die Pfarrei verwaltet, den aedituus der Komthur oder der Deutschmeister bestätigt.

1306. Bruder Werner v. H. stirbt, s. oben 1250. W. F. 5, 338. 8, 170.

1310. Konrat, genannt von Hornecke, Bürger zu Straßburg. O.R. 16, 136. Seine Tochter Katharina, genannt zu H. 1341. Ebendaselbst 138.

1327. Bruder Konrad v. Horneck, Zeuge (erster!) in einer zu Marburg (Sitz des Deutschmeisters) 2. März ausgestellten Urkunde. Mon. Zoll. 2, 405.

1334. Heinrich Caplan von Oedheim verkauft an das Haus Horneck alle seine Güter u. Gerechtigkeiten zu Seelbach um 150 Pf. H. W. F. 5, 342.

? 1393. Der Deutschmeister Sigfried von Venningen findet in H. seine Grablege. Stälin 3, 746.

1401. Juni 25. Kaiser Ruprecht weilt zu H. Stälin 3, XVI.

1429. Der Deutschmeister Eberhard v. Seinsheim stiftet in die Schloßkirche zu H. ein feierliches Amt für die lebenden und gestorbenen Mitglieder der daselbst errichteten Bruderschaft. W. F. 5, 339.

1443. Dez. 27. Deutschmeister Eberhard v. Seinsheim stirbt und wird auf H. begraben. Voigt 1, 655.

1447 s. Seite 392.

? 1457. Junker Hans Hornick und Frau verkaufen einen Adelshof zu Erbach im Rheingau. O.R. 20, 203.

1496. Relicta Wernheri Hornichks (v. Heppenheim), armigeri bestellt den aedituus in Dinkelsheim, hess. Kr. Alzei. Wormser Synodale. O.R. 27, 269.

1496. Neidhardt Hornikh armiger besetzt die Pfarrei Hochhausen, bad. BA. Mosbach. Ebend.

1499 s. Seite 392.

1504. Syfrit Horneck v. Heppenheim im Loch, hess. Kr. Alzei, wird von Pfalz aufgeboten. O.R. 26, 223.

1510. Febr. Der Deutschmeister Hartmann v. Stockheim stirbt in H. und wird daselbst begraben. Voigt 1, 657.

1515 s. Seite 392.

1528. Febr. Berathung des Deutschmeisters mit einer Anzahl der Ordensgebietiger auf H. Voigt 2, 39.

1529. August. Gespräch des Provinzialkapitels unter der Leitung des Deutschmeisters auf H. Ebend. 437.

1532. Januar. Der Deutschmeister verweilt auf H. Ebend. 58.

1534. Dezbr. Wie 1529.

1541. Febr. 9, 10. Auf der Reise von den Niederlanden zum Reichstag in Regensburg übernachtet Kaiser Karl V. auf H., wo vorher schon Pfalzgraf Friedrich eingetroffen war. Der Orden muß über 1000 Personen speisen. (11. 12. Febr. in Hall, 13. in Crailsheim etc.) Stälin 4, XII. 417. W. F. 5, 340.

1546. März 31. auf April 1. wie 1541. Die Stadt Heilbronn macht dahin dem Kaiser die verschiedenartigsten Lieferungen im Werth von 722 Gulden. St. 4, 29.

| 1635. Kaiser Ferdinand II., welcher seit 26. Juni in Heilbronn verweilte, geht wegen einer heftigen Epidemie am 12. August nach Horneck, von da nach Heuchlingen und endlich nach Ellwangen. Beschr. des OA. Heilbronn 225.

1662. Die Kommende H. tritt einen Hof zu Helmstadt, bad. BA. Sinsheim an Hans Konrad v. Helmstadt gegen Früchte ab. W. F. 5, 341.

1724 ff. Unter dem Komthur Joh. Baptist Freih. v. Roll zu Bernau 1724–28 wird Schloß H. umgebaut und von dessen Nachfolgern bis 1784 (?) vollends eingerichtet.

1784. 1795. 97. Der Hoch- und Deutschmeister Maximilian Franz weilt je mehrere Tage auf H., ebenso 1767, Nov. 4. Erzherzog Karl, 1805, Mai 8. ff. der Hoch- und Deutschmeister Anton Viktor.


Dornbach, ein Hof mit ca. 350 Morgen, auf der Höhe gelegen nordöstlich von der Stadt.

Hohschön, mit ca. 100 Morgen, östlich von der Stadt, etwas südlich von der nach Tiefenbach führenden Straße.


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