Beschreibung des Oberamts Neckarsulm/Kapitel B 21

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Kapitel B 20 Beschreibung des Oberamts Neckarsulm Kapitel B 22 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
21. Kocherthürn,


Gemeinde III. Klasse mit 681 Einw., worunter 41 Evang., Filialisten von Neuenstadt. a. Kocherthürn, Pfarrdorf, 603 Einw. (35 Evang.), b. Brambach, Weiler, 78 Einw. (6 Evang.)

Das Dorf liegt anmuthig im Kocherthal auf dem rechten Ufer des Flusses, ungefähr 250 m von ihm entfernt, am Anfang der sich in sanften Wellen nördlich vom Thal erhebenden Hügel. Auch im Innern sieht der Ort gut aus. In nordwestlicher Richtung zieht durch das Dorf die Vizinalstraße von Neuenstadt nach Stein; eine zweite, von der Linie Oedheim-Neuenstadt nach Norden abzweigend, welche vor dem Ort den Kocher auf schöner steinerner fünfbogiger Brücke überschreitet, erreicht das Dorf von Südwesten her; endlich führt ein Sträßchen über die Höhe nach Bürg. Die Kocherbrücke hat der Staat zu unterhalten.

Die Pfarrkirche, der heil. Maria geweiht, ist 1751–52 erbaut worden; nach einem Brand im Jahr 1809 ist sie seit 1813 in ihrer jetzigen Gestalt in dem jener Zeit entsprechenden Geschmack wiederhergestellt worden. Die jetzige Kirche, ein Rechteck von 120′ Länge und 50′ Breite bildend, steht auf einer terrassenförmigen Anhöhe, zu welcher eine Steintreppe hinaufführt. Der einzige Eingang in dieselbe führt durch das Untergeschoß des an der nordöstlichen Seite stehenden Thurmes. Über dem etwas schnörkeligen Portal mit korinthisirenden Pilastern sieht man die Jahreszahl 1752, über dem Giebel in Halblebensgröße die zopfig gehaltenen steinernen Bildsäulen des h. Petrus und Paulus und etwas höher aus Eisen die Taufe Christi. Rechts vom Eingang ist außen ein Ölberg (Steinfiguren bemalt, von Zartman in Neckarsulm) gestiftet von Franz Michael Schmieg 1869. Im Chor, der im Halbkreis sich durch einen schwachgewölbten Bogen an das durch Rundbogenfenster erhellte Schiff anschließt, steht der Hauptaltar; sein Altarblatt stellt die assumptio beatae V. M. vor. Das Dach des Chors ist etwas niedriger als das der Kirche. Im Chor befinden sich einige in die Mauer eingelassene Grabsteine, die aber zum Theil verstümmelt und deren Inschriften durch wiederholtes Tünchen fast ganz unleserlich geworden sind. Wohlerhalten ist das von Gemmingensche Wappen. Inschrift auf einem Stein: anno 156 .. den 20 ..... ist verschieden der edel und ehrenvest Eytel von Neideck.| auf einem zweiten; anno mccc .... starb ..... geborn ..... Echterin. Ein weiterer Grabstein an der Wand im Schiff links vom Eingang zeigt eine Klosterfrau, unten 2 Wappen und am Rande 2 Inschriften, die nicht mehr ganz erhalten sind; die innere: anno 1547 auf den 13. Martii (?) starb die edell und tugendsam Muetter und Oberinn . . . von Neideck der selen Got gnad . . . .; die äußere: anno dni 1547 auf den 16. Juny starb die edele und tugendsam Muetter und Oberin . . . ach, der selle Got gnad in Ewigkeit (Hedwig von Thierbach?).

Der massive viereckige, etwas unförmliche Thurm steigt in 3 Stockwerken auf und trägt oben ein für seine Dimensionen etwas kleines schiefergedecktes Kuppeldach; das dritte Stockwerk zeigt Pilaster an den abgeschrägten Ecken. Auf dem Thurm hängen 3 Glocken. Inschrift der größten: Friderico regi parochiani de Kocherdirn gratias agunt. Gegossen von C. G. Neubert in Ludwigsburg anno 1813; der mittleren: Gegossen von C. G. Neubert in Ludwigsburg anno 1813; der kleinsten: Jeder Glockenklang rufe hier aus den Dank. Gegossen von C. G. Neubert in Ludwigsburg anno 1813.

Die Kirche steht auf dem ummauerten früheren, seit 1878 verlassenen Begräbnisplatz, auf dem sich mehrere neuere sauber gearbeitete Grabsteine befinden. Außen an der Chorapsis ist der Grabstein des früheren Deutschordenspriesters und Pfarrers Sebastian Kuhn, Stifters der Armenstiftung in Kocherthürn, † 1781. Daneben der Grabstein des Pfarrers Franz Anton Claudius Keller, 9 Jahre Pfarrer hier, † 27. April 1824. Der jetzige Begräbnisplatz liegt außerhalb des Orts an dem Wege zum Hösselenshof.

Das Pfarrhaus, ein stattliches zweistockiges Gebäude mit Mansardendach, aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts stammend, steht in der Nähe der Kirche; über dem Eingang das Ordenskreuz und eine Fürstenkrone. Neben dem Haus ist ein Hof und die dazu gehörigen Ökonomiegebäude, hinter welchen sich ein großer schöner Garten, nach Westen gehend, anschließt. An der zur Pfarrei gehörigen Scheuer, welche zwischen der Kirche und dem Pfarrhaus steht, liest man über dem Thorbogen die Jahrszahl 1572 (?) darüber Hans und Bartolomeus Fratr ... – Die Unterhaltung der Kirche liegt der Stiftung auf, die des Pfarrhauses dem Staat. –

Das Rathhaus steht an der Hauptstraße, die nach Stein führt und enthält unten Remisen.

| Das Schulhaus bei der Kirche wurde im Jahr 1863 neu erbaut; es enthält 2 Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters. Die Gemeinde besitzt außerdem ein Backhaus, eine Kelter, ein Armen- und Schafhaus.

Trinkwasser ist zwar durch 4 laufende und 17 Pumpbrunnen hinreichend vorhanden, doch ist es nicht besonders gut; es soll diesem Mangel bald durch eine neue Leitung aus einer im Norden der Markung gelegenen Quelle abgeholfen werden. Einige Bäche schwellen zum Theil im Frühjahr stark an und beschädigen dann im Verein mit dem Kocher die anliegenden Wiesengründe oft nicht unerheblich.

Die Gemeindemarkung, zwei auf der Kocherlinie stehende nach Nordost und Südwest sich zuspitzende Dreiecke, zwischen den benachbarten Markungen eingekeilt, beträgt im ganzen ca. 2300 Morgen. Die natürliche Grenze zwischen K. und Stein ist der Kiesgraben; da aber die Steiner viele Güter diesseits des Grabens hatten, entstand langjähriger Grenzstreit, der 1844 vertragsmäßig geschlichtet wurde. Der Boden ist durchaus fruchtbar, aus fetten Lehmschichten bestehend, in der Nähe des Kochers etwas leicht, im Norden der Markung dagegen sehr schwer; vom Wiesengrund ist nur ganz wenig moorig und sumpfig. Das Klima ist mild und entwickelt die Vegetation früh, in Folge dessen Frühlingsfröste oft sehr verderblich werden. Starke Winde aus Westen werden zeitweise zu orkanartigen Stürmen, so im Okt. 1870, Juli 1873, Aug. 1877. Hagelschlag ist nicht häufig. Die Markung enthält bedeutende Steinbrüche von Muschelkalksteinen. Die Ziegelei gewinnt ihren Bedarf an Lehm aus der nächsten Nähe des Hauses.

Die Erwerbsmittel der fleißigen und geordneten Einwohner bestehen wesentlich in Feldbau und Viehzucht. Eine Ziegelei, auf dem linken Kocherufer beim Ort gelegen, wird mit gutem Erfolg betrieben. Am Kocher in der Nähe der Brücke ist eine Mühle mit Mahl-, Gerb- und Ölgang und Hanfreibe. Es sind im Ort eine Schildwirthschaft und 3 Schenkwirthschaften, zwei Krämer, ein Korbflechter.

Die Landwirthschaft befindet sich in einem guten Zustand bei durchgeführter Feldwegregulirung. Hanf wird sehr kultivirt, Cichorienwurzeln und Zuckerrüben zum Verkauf gepflanzt.

Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich zwischen 1600, 1000 und 500 M.

| Der Wiesenbau ist nicht ausgedehnt, das Futtererzeugniß mittelmäßig.

Die Obstzucht wird sehr stark betrieben, und für Zwetschgen wird in guten Jahren ein schöner Erlös erzielt. Die Gemeinde besitzt eine Baumschule, ebenso einige Privaten.

An Wald hat die Gemeinde 250 Morgen Laubwald, mit einem jährlichen Erträgnis von 30 Klaftern und 10.000 Wellen. Von 122 Bürgern erhält jeder davon 1 Rm. Holz und 80–100 Wellen; der Rest wird zu Gunsten der Gemeindekasse verkauft und daraus ein Erlös von 2000 bis 3000 M. erzielt.

Die Weide, welche in Sommer mit 200, im Winter mit 400 Stück Bastardschafen befahren wird, ist von der Gemeinde verpachtet. Die Schafe werden im Dorfe überwintert.

Güterstücke, welche der Gemeinde gehören, und etwa 100 Morgen betragen, sind an Einwohner verpachtet und tragen jährlich ca. 3000 M. Allmandtheile sind 20 Morgen an 80 Bürger, je 1/4 Morgen auf Lebensdauer unentgeltlich mit entsprechender Abwechslung überlassen.

Auf die Rindviehzucht wird von Seiten der Gemeindebehörde und der Bürger große Sorgfalt verwendet.

Stiftungen: Von Pfarrer Kuhn (s. o.) wurden gestiftet 1500 fl., welche jetzt auf 4000 fl. angewachsen sind; von der edlen Hedwig von Thierbach 400 fl.; dazu kamen kleinere Beträge von 8 Personen, 1257 fl. und 29 kr., jetzt der Ortsarmenkasse zugeschieden.

Flurnamen: Klösterlesäcker, Donnerswald.

Ein germanischer Grabhügel soll im Freiherrl. v. Gemmingenschen Wald „Heuler“ sich finden.

Kocherthürn – Dürn, alt Durne, wohl mundartlich = Dorn, also dornreicher Ort am Kocher – weist durch seinen Namen vielleicht auf ursprünglichen Besitz der in unserer Gegend weithin begüterten Herren von Dürn (Walldürn), erscheint aber urkundlich nur als Weinsbergisch, woneben Kloster Schönthal, die Dominikaner in Wimpfen, die Herren von Dahenfeld und verschiedene Lehensleute der Weinsberger, darunter, wie es scheint, Adelige, die sich von K. nannten (Reg. 1326. 1355.) auch Kurpfalz, Eigenthum in K. haben. Mit der Weinsbergischen Herrschaft Scheuerberg kam es 1335 an Kur-Mainz, 1483 an den Deutschorden, welcher allmählich alle fremden Besitzungen außer den Schönthalischen an sich brachte.

| K. stand mit den Gemeinden Gosheim (Gochsen)-Bürg und Stein am Kocher in einer sog. Markgenossenschaft. Gleichwie im einzelnen Dorf bei unsern Altvordern der Wald und die Weide nicht getheilt wurden, sondern Alle ein Nutzungsrecht daran hatten, Rinder und Schafe auf die Weide, Schweine zur Mast trieben, Holz schlugen und anderen Gebrauch machten, was man Gemeinschaft, Genossenschaft der Mark, des ungetheilten Landes nannte: so traten auch nicht selten, besonders in Oberdeutschland, zwei und mehr Dörfer in eine Markgenossenschaft, Gemeinschaft an Wald und Weide, zu gemeinsamem Feld- und Waldgericht und dgl. zusammen. (Vgl. Waitz, Deutsche Verfassungsgesch. I. 2. A. 119. 123 ff.) Wann und in welcher Ausdehnung dies die genannten drei Dörfer gethan haben, ist nicht mehr nachzuweisen. Wir finden nur Folgendes: 1458 sind auf St. Simon und Judastag beisammen gewesen und haben sich unterredet, wie es hinfür gehalten werden soll in der Mark: Cunz Echter, als von der Herren wegen von Weinsberg und seines Schwähers, als ein Märker des Schlosses und Dorfs und der armen Leut zum Stein am Kocher; Eberhard v. Gemmingen als vor sein selbst und des Schlosses Gochsen und der Seinigen wegen in Thürner Mark gehörig; Hans von Sickingen als von derer von Kocherthürn wegen in Beiwesen etlicher armen Leut in Thürner Mark. Es werden bestellt: zween beeidigte Schützen, die Äcker, Wiesen, Weingärten und Gärten zu behüten und zu bewahren, je 2 beeidigte Holzmeister von Thürn, Bürg und Stein, das Holz nach Gelegenheit der Wälder auszugeben, den armen Leuten nach Nothdurft ohn Gefährde zu überlassen, den 3 Schlössern Gochsen, Stein und Lobenbach nach Ziemlichkeit Bauholz zu geben, desgleichen der Priesterschaft Holz so viel ihnen gebührt, die Strafen einzuziehen und jährlich Rechnung zu thun von allen Sachen vor den Markherren und etlichen von den armen Leuten. Zu Ende des 15. Jahrhunderts vereinigen sich Endris v. Grumbach, Deutschordens Komthur, als oberster Markherr der Würde nach, von wegen Deutschordens-Unterthanen in der Mark Kocherthürn und für etwaige Frevel Jedermann, Edel und Unedel, Pfaff oder Laien, Reich oder Arm, nach der Einung zu strafen: desgleichen Philipp v. Weinsberg, Erbkämmerer, als Mitmarkherr von wegen der Seinigen zu(m) Stein und Eberhard v. Gemmingen, Kammermeister, vor sein selbst und des Schlosses und der Seinen wegen. Die hiebei vereinbarte Markordnung wird später immer wieder als giltig anerkannt und noch 1724 feierlich erneuert. Sie vermochte aber von Anfang an nicht Streitigkeiten zwischen den Markungsgenossen abzuschneiden. Beispiele: 1604 beschwert sich Bernolf von Gemmingen bei der Deutschordens-Regierung in Mergentheim, daß, als er einen Bürger von Neuenstadt, Hans Backher, im Kocher unterhalb seinem Schloß Bürg in seinem eigenthümlichen Fischwasser todt gefunden und auf seiner Werdtwiesen gleich daneben habe begraben lassen, weil derselbe ein sehr unordentliches Leben geführt und den Tag zuvor im Wirtshaus zu Bürg| gezecht, also Niemand habe wissen können, ob er sich selber in das Wasser gestürzt; oder wie er um das Leben gekommen – daß gleich andern Tags der Schultheiß zu Kocherthürn ein gute Anzahl Hackenschützen und andere bewehrte Personen v. K. und Dahenfeld zu sich genommen, den Backher wieder ausgraben, gen K. führen und allda auf den Kirchhof begraben habe lassen, offenbar der Meinung, dem Deutschorden eine Gerechtsame der fraischlichen und hohen Obrigkeit dadurch zu schöpfen und zu erzwingen gegen seine und seines Hauses 300jährige Rechte. Die Mergentheimer Regierung läßt in einer ganz kurzen Antwort die Protestation auf ihr selbst und ihrem öffentlichen Unwerth beruhen und kann die von Gemmingen angemaßte und berühmte Obrigkeit keineswegs ihm zugestehen. (Archiv Hornberg.)

1609 wird wegen streitiger Jurisdiktion und Jagdgerechtigkeit ein Vergleich geschlossen.

1736 läßt der Dalbergische Keller den auf Steiner Gebiet gelegenen Markwald niederhauen. Bald suchten auch die zu Thürn sich von der Gemeinschaft los zu machen und den Wald, aus dem sie gemeinsam mit denen zu Bürg ihr Brenn- und Bauholz bekommen hatten, an sich zu ziehen. Als Gemmingen dies nicht zugab und die Leute von Bürg beauftragte, ihr nöthiges Holz zu fällen, wurden sie am 6. Februar 1737 von den Thürnern mit Waffen überfallen und mußten weichen. Ein 1743 angestellter Vergleichsversuch mißlang.

1753 erlangte Gemmingen beim Reichskammergericht gegen Deutschorden ein Exekutionsmandat, worauf die von Bürg nach und nach wieder zu ihrem Rechte gelangten. (Stocker, Chronik der Familie von Gemmingen II, 2, S. 9.)

Kirchliches. Die Kirche hatte schon 1335 fünf geweihte Altäre (s. oben Neckarsulm S. 271) und war Mutterkirche für die Orte der oben geschilderten Markgenossenschaft; in Stein am Kocher war eine Kapelle und ein Benefiziat, in Bürg eine Kapelle und ein Benefizium zum hl. Kreuz. K. selbst hatte 4 kirchliche Benefizien: zur h. Margareta, zu unserer lieben Frau, zur h. Katharina und zum h. Nikolaus. (Vergl. Arch. d. hist. Ver. v. Unter-Franken 13, 131.) Aber schon im 16. Jahrhundert verloren diese ihre Häuser; nur für die Pfründe zu unserer lieben Frau wurde 1575 wieder ein Haus, westlich vom Pfarrhaus, um 127 Gulden erworben. Später wurde aber auch sie gleich dem Margareta- und dem Maria-Benefizium mit der Pfarrei vereinigt, die St. Nikolauspfründe dagegen, bestehend in 10 Morgen Acker und 23/4 Morgen Wiesen, dem Schulmeister zum Genuß eingeräumt.

Nach einem von 1730 bis 1750 vom Deutschorden gegen die Ortsherren von Bürg und Stein wegen der Baulast vergeblich geführten Prozeß baute ersterer eine neue Kirche, welche 1753 von dem Dekan Agricola in Oedheim eingesegnet, 1760 von dem| Würzburgischen Generalvikar geweiht wurde. Bald darauf ward, um die Fortdauer des kirchlichen Verbands von Stein a. K. mit Kocherthürn prozessirt und endlich 1778 vom Deutschorden, obwohl in dritter Instanz das päbstliche Gericht die Fortdauer aussprach, der Verband freiwillig aufgehoben. 1791–92 baute der Orden ein neues Pfarrhaus, nachdem er das Haus und die Scheuer der Frühmeßpfründe eingezogen und verkauft hatte. 1809 am Abend des Pfingstfestes brannte die Kirche durch Entzündung von Kohlen aus dem Rauchfaß hinter dem Altar bis auf die Mauern nieder; die vom Staat erbaute neue Kirche konnte 1813 wieder benützt werden und wurde 1818 geweiht.

Pfarrer: Georg Wenkh v. Möckmühl 1562–92. Joh. Albrecht 1592. Phil. Schückner 16 . . Matthi. Wilhelmi 16 . . Ge. Geiselmann 1674. Dr. Andr. Thom. Schesser 1681. Joh. Jak. Lichtenstern 1685. Joh. Ad. Hanstein 1718. Joh. Mich. Scholl 1721. Joh. Jos. Kremer 1753. Joh. Seb. Kuhn 1756. Dr. Ernst Heinr. Simon, Deutschordenspriester, wie wohl die meisten früheren, 1782. Joh. Mich. Höpfner 1805. Fr. Ant. Keller v. Neckarsulm 1815. Franz X. Bröm 1824. Franz Leop. Baur 1843. Jos. Gehringer, Professor, 1849, gest. 1856 in Palästina. Dr. Franz X. Allgaier, Rektor, 1858.

1176 f. Kloster Schönthal besitzt grangiam (Hof) in Durne mit Weinbergen etc. Urk.B. 2, 179. 185.

1264. Beide Engelhard von Weinsberg stiften von ihrer Mühle bei der villa Dhurne eine Gilt von 2 Pf. H. in die Pfarrkirche von Neckarsulm zum Bau einer Kapelle auf dem Scheuerberg. W. F. 6, 247.

1304. Elisabeth v. Weinsberg, geborne Gräfin v. Katzenellnbogen, erhält als Morgengabe von ihrem Gemahl unter Anderem Gilten auf der Mühle zu Dürn verwiesen. Ludewig, Reliqu. manuscr. 12, 584. W. F. 6, 247.

1313. Sefrid v. Dahenfeld, der Marschalk, verschreibt seiner Gattin Juta zur Morgengabe 40 Mark Silber auf den Hof zu Dürn, der sein eigen ist und auf den Zehnten zu Osterbach, welcher von Weinsberg zu Lehen geht. Albrecht, Weinsb. Reg.

1321. Sie dotirt mit dieser Mühle eine Frühmesse im Dominikanerkloster zu Wimpfen. W. F. 6, 247.

1322. Kloster Schönthal verpfändet seinen Hof Durne an das Domstift Würzburg. Ebend. 255.

1326. Seitz Kolb v. Kocherdürn übergibt mit Zustimmung Konrads v. Weinsberg seine Besitzungen in K., welche er von der genannten Elisabeth v. Weinsberg erworben, um 60 Pf. H. an Konrads Diener, Diether v. Nagelsberg, der sie seiner Hausfrau Petrissa zur Morgengabe überläßt. Ebend. 254. Ludewig, Rel. msc. 12, 605.

1327. Konrad v. Weinsberg belehnt seinen Diener Wolfram Hertwig, sel. v. Thalheim, Sohn, mit dem Korn-, Wein- und den| andern Zehnten zu K., wie sie Wolframs Vater zu Lehen hatte von Konrads Vater sel. Albrecht, Weinsb. Reg.

1334. Engelhard v. Weinsberg belehnt den Hertwig v. Thierbach (OA. Gerabronn) für seine guten Dienste mit allen den Gut in Dorf und Mark Kochendürnen, welche die Nibling inne gehabt haben. Albrecht, Weinsb. Reg.

1335 s. Neckarsulm. Mai 2. 8.

1344. Sifrids v. Dahenfeld Witwe Juta, mit ihren Söhnen Geben, Kirchherrn zu Dürn, (vgl. auch OR. 14, 430) und Heinrich, verkauft an das Stift Wimpfen 12 Malter Früchte, 1 Gans, 3 Hühner und 100 Eier von einem Hof zu Kocherdürn; dazu verkaufen die Söhne 1 Simri Öls von einem Acker gen. Tegmarn gelegen alles um 40 Pf. H. Frau Jute gibt diese Güter, welche ihre Morgengabe gewesen; auf an der freien Straße. Bürgen Diether v. Herbolzheim und Wolf vom Stein, Edelknechte, welche auch siegeln mit den Verkäufern. W. F. 6, 255.

1346. Wolfgang v. Stein verkauft mit Zustimmung des Lehensherrn, Engelhard v. Weinsberg, an Hertwig v. Thierbach den großen und kleinen Zehnten zu K. um 172 Pfd. Ebend. 254. Reg. 60. 8, 68.

1349. Heinrich v. Aschhausen, Edelknecht, verkauft an Engelhard v. Weinsberg, seinen eigenen Mann, den langen Müller zu K., gesessen in der Mühle, gen. die Überslage, (oberschlächtige), um 12 Pf. H. Albrecht, Weinsb. Reg.

1355. Ulrich v. Kocherdürn, Hans sel. Sohn, und seine Hausfrau Adelheid, verkaufen an Bruder Götz den Barfußen, Heinrich Spehen Sohn v. Helmbund 10 Schill. Hellergilt auf ihren Gütern. Albrecht, Weinsb. Reg.

1367. Engelhard von Weinsberg und seine Söhne vergleichen sich mit Kurmainz unter Anderem dahin: Die Vorstadt zu der Neuenstadt, welche in Kocherdürner Markung gelegen, soll davon ausgeschieden werden und sollen sich dann ihre Einwohner des Holzhauens in den Kocherdürner Markungen enthalten. Die Äcker und Wiesen auf Kocherdürner Markung, welche Weinsbergschen Unterthanen gehören, sollen untersucht werden. Soweit sie frei eigen sind, darf ihr Ertrag beliebig weggeführt werden, soweit sie aber vogtbar sind, soll man Halm und Heu aus dem Flur und Dorf nicht führen. (Bauer.)

1379. Konrad v. Thalheim zu Kirchhausen und sein Sohn verkaufen an Seifried v. Gosheim ihr Fischwasser im Kocher zu Thürn, welches auf Konrad von seiner Schwieger, der Pfälin v. Urhausen (bei Bieringen OA. Schönthal) vererbt gewesen, das man nennt von Alters her derer v. Urhausen Wasser. W. F. 5, 20.

1406. Engelhard und Konrad v. Weinsberg verpfänden mit Einwilligung der Lehensherrn des Erzbischofs v. Mainz, ihr Viertel an Burg und Dorf Stein, dem Weiler Buch und der Mühle zu Dürn gelegen am Kocher dem Konz Landschad von Steinach. Albrecht, Weinsb. Reg.

1407. Das Dominikanerkloster in Wimpfen erhält eine Korngilt zu K. Frohnhäuser 149.

1414. Konrad Rubenmuse, Pfarrer in Dürn. Amorb. Kop.-Buch.

1416. Johann parochus in Dürne. St.A.

| 1450. Anna v. Weinsberg, geborene v. Hennenberg, stirbt und wird in K. beerdigt, während ihr 1446 gestorbener Gemahl Konrad in Schönthal ruhte. Bad. Quellens. 4, 159.

1455. Götz v. Berlichingen vermacht nach dem Tod seiner Gattin Else v. Thierbach seiner Tochter Anna und deren Gemahl Konz Echter was er hat zu Stein und den Zehnten sammt Zubehör in Dürn, Degmarn, das Haus zu Neustadt etc. W. F. 9, 33.

1460. 1468. 1487. 1506. Beide Philipp v. Weinsberg werden von Mainz mit der Veste zu dem Stein in Dürner Mark gelegen, mit dem Hof darunter und mit der Mühle zu Düren zu rechtem Mannlehen belehnt. Albrecht, Weinsb. Reg.

1468 ff. Kloster Schönthal kauft Mehreres in der Markung Dürne. Bad. Quellens. 4, 159.

1469. Eberhard v. Gemmingen gibt Kundschaft über einen zwischen Kl. Schönthal und Konz Echter (s. 1455) strittigen Zehnten: wie sein Vater den jetzt dem Kloster zustehenden vor 40 Jahren bestanden gehabt und wie er eingesammelt worden ist. W. F. 6, 255.

1477. Diether v. Neideck und sein Bruder verkaufen 1/3 des Zehnten groß und klein zu Stein und in Dürner Mark, pfälzisch Lehen (an Deutschorden?) W. F. 7, 509.

1483 s. Neckarsulm.

1493. Eberhard v. Gemmingen verkauft das Fischwasser zu K. an Hans Schad daselbst, weil ihm vom Pfalzgrafen befohlen wurde, die Schulden seines weil. Bruders Reinhard zu bezahlen. Stocker, Gemmingen II. 2, 15.

1495. Die Witwe Reinhards v. Gemmingen verkauft den Beedgulden zu K. und eine Wiese in der Thürner Au, die ihre Morgengabe waren, an Eberhard v. Gemmingen um 35 Gulden. Ebend.

1495. Kurpfalz erhebt von 4 Steuerpflichtigen in K. mit 1200 Gulden Vermögen 2 Gulden jährlich. W. F. 7, 553. Dasselbe hat auch Zehnten in K. Neckars. Amtslagerb.

1505. Philipp v. Wittstadt, gen. Hagenbach, verkauft Güter und Einkünfte in K. und andern Orten, welche er von der Herrschaft Scheuerberg zu Lehen gehabt, an Deutschorden. W. F. 5, 347.

1518. Sigmund v. Falkenstein verkauft den großen und kleinen Zehnten auf der Markung K., in Osterbach und zur Bürg um 2000 Gulden an Deutschorden. W. F, 6, 256.

1522. Wilhelm v. Wittstadt erstattet den Kaufschilling für das 1505 (s. o.) Erkaufte und empfängt die Gilten und Güter wiederum als Lehen vom Deutschmeister, an welchen sie beim Aussterben der Familie Wittstadt zurückfielen. W. F. 5, 347.

1539. Katharine v. Wittstadt; Äbtissin des Klosters Billigheim, verkauft Gilten und Zinse in K. und a. O. an Deutschorden. Ebend.

1574. Deutschorden kauft die Mühle am Kocher und das Fischwasser gegen Neustadt zu sammt etlichen Wiesen, doch so, daß vom Fischwasser die Herren v. Gemmingen auf Bürg noch einen jährlichen Zins beziehen. W. F. 6, 256.

c. 1600. Streit zwischen Deutschorden einer- und den Herrn v. Gemmingen und den Echter zum Stein andererseits über die vogteiliche Obrigkeit in K. Ebend.

1615. Die Kocherbrücke wird neu erbaut und 1744 reparirt. St.A.

| Parzelle.

Brambach, Weiler, liegt auf der linken Seite des Kochers, 2 km südlich von Kocherthürn, abseits der von Neuenstadt nach Neckarsulm führenden Poststraße. Der Weiler hat eine neugebaute eigene Kapelle, ohne daß Verpflichtung für den Pfarrer in Kocherthürn zur Abhaltung von Gottesdienst daselbst bestünde.

Brambach, vom altdeutschen brame, bramber, Brombeerstrauch, war Weinsbergisch, an die Capler von Oedheim verliehen, welche zu Anfang des 16. Jahrhunderts den Hof an den Deutschorden verkauften. Letzterer gab ihn um den 4. Theil des Ertrags in Pacht (Neckars. Lagerb. v. 1686) und verkaufte ihn 1687 an den bisherigen Erbbeständer. Auch Kloster Schönthal hatte Einkünfte, namentlich den Zehnten, daselbst. (Kl. Schönthaler Zinsbüchlein v. 1489 und Lagerb. v. 1691.)

1419. Die von Gosheim verkaufen Güter in Br. an Konrad v. Weinsberg. Ludewig, Rel. msc. 12, 614.

Um 1470–80. Kloster Schönthal erwirbt Einkünfte in Prambach. Bad. Quellensamml. 4, 159.

1502. Die Capler v. Oedheim haben „eine alte Gerechtigkeit, eine Schäferei auf ihrem Haus zu Br. zu halten“. (Gef. Mitth. des Frhrn. v. Bautz.)

1516. Kunigunde Caplerin v. Oedheim, geborne Stumpfin von Schweinsberg, Witwe des Ulrich Capler v. Oedheim verschreibt für die 15 Malter Korngilt, so sie an Württemberg bisher aus einem Hof zu Brambach gereicht, welcher nun an Deutschorden verkauft worden, hinfüro die gleiche Gilt aus einem Hof in Oedheim zu reichen. St.A.

1687. Deutschorden verkauft den Pramphof an Wilh. Geringer jun. und sein Eheweib Maria Barbara um 15 Gulden und 3 Malter Korn, 20 M. Dinkel, 5 M. Haber jährlich, doch so, daß der Orden das Vorkaufrecht behält. (Orig. auf dem Rathhaus zu Kocherthürn.)


« Kapitel B 20 Beschreibung des Oberamts Neckarsulm Kapitel B 22 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).