Beschreibung des Oberamts Neuenbürg/Kapitel B 35

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Wildbad.
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Wildbad,
Gemeinde II. Kl., mit 2655 Einw., wor. 57 Kath. und 1 Isr.; nämlich Wildbad, Stadt 2235 Einw., mit den Parcellen: a. Christophshof, Hof, 34 Einw. b. Grünhütte, Weiler, 19 Einw. c. Hochwiese, Hof, 5 Einw. d. Jägerhaus, Haus, 3 Einw. e. Kälbermühle, Haus, 9 Einw. f. Klein-Enzhof[ER 1], Hof, 21 Einw. g. Kohlhäusle, Haus, 9 Einw. h. Lautenhof, Hof, 12 Einw. i. Lehen-Sägmühle, Haus, 5 Einw. k. Lehmannshof, Hof, 3 Einw. l. Nonnenmiß, Weiler, 66 Einw. m. Papierfabrik, Haus, 12 Einw. n. Rollwasser, Haus, 9 Einw. o. Sprollenhaus, Weiler, 173 Einw. p. Sprollenmühle, Haus, 7 Einw. q. Werner-Sägmühle, Haus (unbewohnt). r. Windhof, Hof, 18 Einw. s. Ziegelhütte, Haus, 15 Einw. – Evang. Pfarrei, mit Ausnahme von i. k. die zur Pfarrei Dobel gehören.


Die Ansiedlung Wildbad[1], mit welchem Namen auch anderwärts manche Badorte belegt wurden, verdankt ihre Entstehung ohne Zweifel den hier entspringenden Thermen, deren immer mehr erprobten Heilkräfte das fortwährende Wachsen der Wohn- und Badeinrichtungen begründen.

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Wappen der Stadt Wildbad.
Wappen der Stadt Wildbad.
Die Stadt, welche das beigesetzte Wappen (im rothen Felde zwei Tannen auf grünem Boden, welche ein Bach durchfließt) führt, hatte früher einen Oberamtmann, jetzt ist der Stadtschultheiß erster Ortsvorsteher; sie ist der Sitz eines Amtsnotariats und eines Revierförsters; außer dem K. Badarzt befinden sich daselbst noch 4 practicirende Ärzte und 4 Wundärzte, von welchen 3 zugleich Badmeister sind; auch besteht eine Apotheke und neben der Postanstalt noch eine Telegraphenstation.

Die geographische Lage der Stadt, 3 geometrische Stunden südlich von der Oberamtsstadt Neuenbürg und 12 Stunden westlich von Stuttgart entfernt, fällt unter 26° 12′ 49,0″ östlicher Länge und 48° 45′ 2,51″ nördlicher Breite. Die Erhebung über das Mittelmeer beträgt (an der Stadtkirche gemessen) 1500 Württ. Fuß = 1335 Par. Fuß und das Niveau der Enz 1434 Württ. Fuß = 1276 Par. Fuß.

In dem tief eingeschnittenen, engen, von Südwesten noch Nordosten ziehenden Thale der großen Enz, hat der in die Länge gebaute, die ganze Breite der Thalsohle einnehmende Ort, eine schöne, wildromantische Lage. Zu beiden Seiten der Stadt steigen steile Bergwände hoch an, die nur an ihren unteren Ausläufern für die Landwirthschaft benützt werden, während die Steilhänge selbst, wie auch die Höhen mit dunklen, weit gedehnten Nadelwaldungen üppig bestockt sind. Die steileren Partieen der Thalgehänge gehören der bunten Sandsteinformation an und sind mit unzähligen, los herumliegenden Felstrümmern, den starren Zeugen einer furchtbaren Erdkatastrophe, wild verworren überlagert[2]. Zunächst der Thalsohle tritt der Granit zu Tage und bildet einzelne malerische Felsgruppen, die das Urkräftige der hier ausgesprochenen Waldnatur noch vermehren. Die wiesenreiche, schmale Thalebene bildet mit ihrem lichten, saftigen Grün einen auffallenden Contrast mit dem Schwarzgrün der bewaldeten Thalgehänge und zieht sich wie ein zartes Band auf rauhem Kleide durch die wilde Waldgegend. Die anmuthige Thalebene durchschlängelt in vielfältigen Krümmungen die sog. große Enz, | welche nur 4 Stunden oberhalb (südwestlich) von der Stadt entspringt und, durch namhafte Seitenzuflüsse erstarkt, schon in der Nähe der Stadt einen kräftigen Fluß bildet, der den Charakter eines Gebirgsflusses nicht verläugnend einen starken Fall hat, bei heftigen Regengüssen, wie bei schnellen Schneeabgängen öfters austritt[3] und sich wildtosend durch das Thal wälzt, wobei er viele Geschiebe, Sand etc. mit sich fortreißt und nicht selten in der Thalebene ablagert. Das Bett der Enz ist durch unzählige Felsblöcke sehr uneben und bei trockener Jahreszeit ziemlich seicht; dessen ungeachtet kann sie das ganze Jahr hindurch zum Flößen des stärksten Stammholzes vermittelst angelegter Wasserstuben, in welchen man das Wasser sammelt, benützt werden. Das Enzwasser ist immer klar und selbst nach starken Regengüssen nur etwas dunkler gefärbt; es setzt das ganze Thal entlang eine Menge Mahl- und Sägmühlen, und unterhalb Wildbad eine bedeutende Papiermühle (s. unten) in Bewegung.

Wegen der balsamischen Ausdünstungen der Nadelwaldungen und der rasch fließenden Enz, wie der vielen klaren Quellen, die keine stagnirende Sumpfluft aufkommen lassen, ist die Luft rein und gesund, obgleich sich nicht selten, namentlich bei anhaltendem Regenwetter starke Nebel einstellen, die aus den immer beschatteten Waldungen wolkenartig aufsteigen und öfters Tage lang an den Gehängen herumziehen. Die Winter sind meist strenge und lange andauernd, die Nächte auch im Sommer kühl, während den Tag über, besonders so lange die Sonnenstrahlen in das enge Thal Zutritt haben, nicht selten eine große Hitze herrscht, die jedoch durch den im Thale stattfindenden leichten Luftzug wieder gemildert wird. Im Allgemeinen ist die Witterung ziemlich unbeständig und das Klima den größeren Theil des Jahrs etwas rauh, was hauptsächlich von den hohen, den Ort umgebenden, bewaldeten Gebirgen herrührt, auf denen nicht selten der Schnee von der Mitte Novembers bis in die Mitte Mai’s liegen bleibt. Übrigens sind die klimatischen Verhältnisse der Gesundheit zuträglich, daher auch Epidemieen seit Menschengedenken nicht vorkamen; die häufigsten Krankheiten sind solche, die das schwere Arbeiten im kalten Wasser und das Trinken aus kalten Quellen mit sich bringen.

| Die Stadt, mehreremale von Brandunglück heimgesucht (s. unten), erhielt nach dem Brand von 1742 bei ihrem Wiederaufbau eine regelmäßige Anlage zu beiden Seiten der Enz, jedoch so, daß auf der rechten Seite derselben der größere Theil der Stadt steht. Die gepflasterten Ortsstraßen, welche sich beinahe durchgängig rechtwinklig kreuzen, sind mit Ausnahme der Hauptstraße, der Metzger- und der Pfarrgasse, enge und theilweise etwas bergan steigend. Über die Enz führen innerhalb der Stadt 4 hölzerne Brücken und 2 Steege; überdieß sind auf der Markung noch 8 weitere hölzerne Brücken vorhanden.

Von öffentlichen Plätzen sind zu nennen:

1) Der mit Bäumen gezierte Marktplatz – nunmehr Kurplatz – den einerseits die Hauptstraße, anderseits die Kirche, das Badhotel und das Badgebäude begrenzen[4].

2) Der Postplatz, eigentlich nur eine breite, kurze Straße.

3) Der Schulplatz, in der Verlängerung des Postplatzes, übrigens auf der linken Seite der Enz gelegen.

Abgesehen von den Badgebäuden und einigen größeren Gasthöfen (Hotels) sind die Wohngebäude nicht besonders ansehnlich, jedoch an der Hauptstraße regelmäßig zweistockig, und im städtischen Style erbaut. Von den ehemaligen Mauren und Thoren der Stadt ist keine Spur mehr vorhanden.

Die Stadt erhält aus sieben Rohrbrunnen vortreffliches Trinkwasser, welches das ganze Jahr hindurch in gleichem Maaß fließt. (Die Temperatur desselben, in dem sehr kalten und regnerischen Monat Mai 1837 gemessen, bewegte sich von 51/2–8° R.). Es entspringen nämlich in der nächsten Umgebung der Stadt an den Bergabhängen eine Menge kleiner Quellen, welche nicht allein Trinkwasser liefern, sondern auch sammt den künstlichen Leitungen des Enzwassers das Wiesenthal bewässern, dessen Vegetation früher hervorrufen und den ganzen Sommer hindurch ein lebendiges Grün im Thale erhalten.

Den größten Schatz aber besitzt der Ort in seinen warmen Quellen, welche in der Stadt selbst aus einzelnen Spalten des Granits theils in starken, theils in vielen schwächeren Strömungen, nicht weit von einander entspringen. Sie wurden schon in den frühesten Zeiten ihrer heilsamen Wirkungen wegen zum Baden benützt und haben in neuerer Zeit eine europäische Berühmtheit erlangt. | Die Quellen haben verschiedene Wärmegrade, ohne von äußeren Temperaturverhältnissen influirt zu werden.

Um die Wasserergiebigkeit zu vermehren, wurden in den Jahren 1838–1849 auf Staatskosten Bohrungen vorgenommen und nach und nach 28 Bohrlöcher mit dem besten Erfolg niedergeschlagen, wodurch sich der Wasserreichthum der Wildbader Thermen etwa um das 21/2fache vergrößerte, so daß die Ergiebigkeit der Quellen im Ganzen bei vollen Bädern 25,31 Kubik-Fuß, bei leeren Bädern 29,89 Kubik-Fuß pr. Minute beträgt. Die Quellen wurden alle im festen Granit erbohrt; nur 2 derselben kommen aus einem Gang, der mit wenigem Granit ausgefüllt ist. Die Tiefen der niedergetriebenen Bohrlöcher bewegen sich von 22′–197′ und die Temperaturen der erbohrten Wasser von 23,6–31,7° R. (s. auch Württ. Jahrb. 1853. Jahrg. II. S. 182 ff.).

Was die Bestandtheile der Wildbader Thermen betrifft, so zeigte die neue Untersuchung einer größeren Anzahl von Quellen, daß der Salzgehalt derselben in 100.000 Wasser bei allen übereinstimmend zwischen 56 und 57 beträgt und auch der Gehalt von Chlornatrium bei allen nahe 24 liegt.

Von den nachgenannten Quellen insbesondere liefert die neueste Analyse von Professor Dr. v. Fehling (vergl. Württemb. naturwissenschaftliche Jahreshefte, 16. Jahrgang, 1. Heft, S. 112–121) folgende Resultate:

I.
Trinkquelle Nr. 10.
(in der Trinkhalle befindlich).
Temperatur der Quelle 34,°5 C. = 27,°6 R.
1) Specifisches Gewicht.

Eine Pipette, 99,69758 Grm. destillirtes Wasser von 18° C. fassend, hielt als Mittel aus mehreren Versuchen bei 18° = 99,76173 Grm. Mineralwasser.

Specifisches Gewicht bei 18° = 99,76173
99,69758
= 1,000643

1 Liter Wasser bei 34,°5 C. = 994,99137 Grm. (1 Liter destillirtes Wasser bei 4° C. = 1000 Grm.)

2) Chlor.

999,982 Grm. Wasser = 0,577 Grm. Chlorsilber = 0,2351038 Grm. Chlornatrium.

| 997,254 Grm. Wasser = 0,577 Grm. Chlorsilber = 0,2351038 Grm. Chlornatrium.

Im Mittel in 100.000 Grm. Wasser = 23,5433 Grm. Chlornatrium.

3) Schwefelsäure.

3986,484 Grm. Wasser = 0,321 Grm. schwefelsaurer Baryt = 0,110120 Grm. Schwefelsäure.

4002,518 Grm. Wasser = 0.329 Grm. schwefelsaurer Baryt = 0,112961 Grm. Schwefelsäure.

Im Mittel in 100.000 Grm. Wasser = 2,792 Grm. Schwefelsäure.

4) Kieselsäure.

3703,246 Grm. Wasser = 0,232 Grm. Kieselsäure.

2995,880 Grm. Wasser = 0,187 Grm. Kieselsäure.

Im Mittel in 100.000 Grm. Wasser = 6,252 Grm. Kieselsäure.

5) Eisenoxydul und Thonerde.

19.260,0 Grm. Wasser = 0,0050 Grm. Eisenoxyd = 0,0072 Grm. kohlensaures Eisenoxydul.

19.260,0 Grm. Wasser = 0,0105 Grm. Thonerde.

In 100.000 Grm. Wasser 0,037 Grm. kohlensaures Eisenoxydul und 0,055 Grm. Thonerde.

6) Kalk.

4002,518 Grm. Wasser = 0,5245 Grm. schwefelsaurer Kalk = 0,38566 Grm. kohlensaurer Kalk.

3349,570 Grm. Wasser = 0,4365 Grm. schwefelsaurer Kalk = 0,32095 Grm. kohlensaurer Kalk.

Im Mittel in 100.000 Grm. Wasser = 9,614 Grm. kohlens. Kalk.

7) Magnesia.

3703,246 Grm. Wasser = 0,0505 Grm. pyrophosphors. Magnesia = 0,03822 Grm. kohlensaure Magnesia.

4002,518 Grm. Wasser = 0,0545 Grm. pyrophosphors. Magnesia = 0,04124 Grm. kohlensaure Magnesia.

Im Mittel 100.000 Grm. Wasser = 1,031 Grm. kohlens. Magnesia.

8) Kali.

4007,580 Grm. Wasser = 0,1625 Grm. Kalium-Platinchlorid = 0,05782 Grm. schwefelsaures Kali.

4007,150 Grm. Wasser = 0,1550 Grm. Kalium-Platinchlorid = 0,05515 Grm. schwefelsaures Kali.

Im Mittel in 100.000 Grm. Wasser = 1,414 Grm. schwefels. Kali.

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9) Natron.

4001,920 Grm. Wasser = 1,932 Grm. schwefelsaure Alkalien.

4001,920 Grm. Wasser = 1,944 Grm. schwefelsaure Alkalien.

Im Mittel in 100.000 Gr. W. = 48,427 Grm. schwefels. Kali u. Natron.

und darin: 01,414 G. schws. Kali   (= 0,6501 Schwefels.)
03,802 G. schws. Natr. (= 2,1420 Schwefels.)
28,598 Grm. schwefels. Natron (entsprech. = 23,543 Chlornatrium.)
Danach
14,613 Grm. schwefels. Natron entsprech. =
10,908 Grm. kohlensaures Natron.
10) Kohlensäure.
a. Gesammte Kohlensäure.
431,7 CC. W. v. 34°,5 C. = 0,292 Gr. schwfels. Kalk = 0,09447 G. CO2.
553,8
0,364
0,11776
501,6
0,332
0,10741
500,9
0,334
0,10805
440,9
0,292
0,09447

Im Mittel enthält 1 Liter Wasser von 34° C. = 0,2151 Grm. Kohlensäure, oder:

100.000 Grm. Wasser = 21,6182 Grm. Kohlensäure.


b. Gebundene Kohlensäure.
In 100.000 Gr. Wasser in 09,614 Gr. kohlens. Kalk = 4,2301 Gr. Khls.
01,031
 „  Magnesia = 0,5305
00,037
 „  Eisenoxyd. = 0,0140
10,908
 „  Natron = 4,1829
Gebundene Kohlensäure
8,9575 Grm.
c. Freie Kohlensäure.

In 100.000 Grm. Wasser (21,6182 − 8,9575 =) 12,6607 Gr. Kohlensäure = 76,463 C.C. bei 34,°5 C. und mittlerem Barometerstand (0,721 M.).

1 Liter Wasser enthielt danach bei mittlerem Druck = 76,100 C.C. Kohlensäuregas.

11) Gesammtsalze.
429,632 Grm. Wasser = 0,2430 Grm. Salze.
608,887
= 0,3442
480,138
= 0,2721

In 100.000 Grm. Wasser in Mittel 56,580 Grm. Salze.

|
12) Gase, aus dem Wasser durch Auskochung erhalten.

Das Gas bestand in 100 Vol. aus:

Kohlensäure 36,49 – 37,56 – 31,79
Stickstoff 59,61 – 59,98 – 63,94
Sauerstoff 03,90 – 02,46 – 04,27

Nach Entziehung der Kohlensäure, berechnet sich in 100 Vol.

Stickstoff 93,9 – 96,0 – 93,8
Sauerstoff 06,1 – 04,0 – 06,2


II.
Quelle Nr. 19 im Katharinenbad.
Diese Quelle speist den Brunnen im Hofe des Katharinenstifts, sowie das Weiberbad im Katharinenstift.
Temperatur 39,°5 C. oder 31,°6 R.
1) Specifisches Gewicht.

Das Gewicht des Wassers verhält sich zu dem von destillirtem Wasser (bei 18° C.) = 99,76553 : 99,69758; das spez. Gewicht ist daher 99,76553
99,69758
= 1,0006815.

1 Liter Wasser von 39,°5 C. wiegt daher = 993,26445 Grm. (destillirtes Wasser bei 4° = 1000 Grm.)

2) Chlor.

1000,412 Grm. Wasser = 0,6065 Grm. Chlorsilber = 0,2471239 Grm. Chlornatrium.

996,326 Grm. Wasser = 0,6036 Grm. Chlorsilber = 0,2459422 Grm. Chlornatrium.

Im Mittel in 100.000 Grm. Wasser = 24,694 Grm. Chlornatrium.

3) Schwefelsäure.

3993.476 Grm. Wasser = 0,3465 Grm. schwefelsaurer Baryt = 0,11897 Grm. Schwefelsäure.

4000.860 Grm. Wasser = 0,3486 Grm. schwefelsaurer Baryt = 0,119537 Grm. Schwefelsäure.

Im Mittel in 100.000 Grm. Wasser = 2,9832 Grm. Schwefelsäure.

4) Kieselsäure.

4000,000 Grm. Wasser = 0,2485 Grm. Kieselsäure.

4000,000 Grm. Wasser = 0,2480 Grm. Kieselsäure.

Im Mittel von 100.000 Grm. Wasser = 6,206 Grm. Kieselsäure.

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5) Eisenoxydul und Thonerde.

19.300,0 Grm. Wasser = 0,0051 Grm. Eisenoxyd = 0,00739 Grm. kohlensaures Eisenoxydul.

19.020,0 Grm. Wasser = 0,0050 Grm. Eisenoxyd = 0,00725 Grm. kohlensaures Eisenoxydul.

19.020,0 Grm. Wasser = 0,0112 Grm. Thonerde.

In 100.000 Grm. Wasser im Mittel = 0,038 Grm. khls. Eisenoxydul, und 0,059 Grm. Thonerde.

6) Kalk.

3985,320 Grm. Wasser = 0,5300 Grm. schwefelsaurer Kalk = 0,3897 Grm. kohlensaurer Kalk.

3993,476 Grm. Wasser = 0,5313 Grm. schwefelsaurer Kalk = 0,3906 Grm. kohlensaurer Kalk.

Im Mittel in 100.000 Grm. Wasser = 9,780 Grm. kohlens. Kalk.

7) Magnesia.

3993,476 Grm. Wasser = 0,0545 Grm. pyrophosphors. Magnesia = 0,0412 Grm. kohlensaure Magnesia.

3993,280 Grm. Wasser = 0,0543 Grm. pyrophosphors. Magnesia = 0,0411 Grm. kohlensaure Magnesia.

Im Mittel in 100.000 Grm. Wasser = 1,031 Grm. kohlens. Magnesia.

8) Kali.

4000,860 Grm. Wasser = 0,1566 Grm. Kalium-Platinchlorid = 0,05586 Grm. schwefelsaures Kali.

4000,560 Grm. Wasser = 0,1580 Grm. Kalium-Platinchlorid = 0,05639 Grm. schwefelsaures Kali.

Im Mittel in 100.000 Grm. Wasser = 1,402 Grm. schwefels. Kali.

9) Natron.

2927,530 Grm. Wasser = 1,413 Grm. schwefelsaure Alkalien.

4002,635 Grm. Wasser = 1,944 Grm. schwefelsaure Alkalien.

Im Mittel in 100.000 Gr. Wasser = 48,417 Gr. schwefelsaure Alkalien

darin 01,402 Gr. schwefels. Kali (= 0,64478 Schwefels.)
04,151 Grm. schwefelsaures Natron (= 2,3384 Schwefels.)
29,996 Grm. schwefelsaures Natron (= 24,694 Chlornatrium.)
12,868 Grm. schwefelsaures Natron (= 9,606 kohlensaures Natron.)
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10) Kohlensäure.
a. Gesammte Kohlensäure.
415,4 CC. Wass. v. 39,°5 C. = 0,257 Gr. schwfls. Kalk = 0,08315 Gr. Khls.
442,7
= 0,274
= 0,08865
430,8
= 0,264
= 0,08541
454,4
= 0,284
= 0,09188

1 Liter Wasser von 39,°5 C. im Mittel = 0,20022 Grm. Kohlens.
100.000 Grm. Wasser = 20,1578 Grm. Kohlens.

b. Gebundene Kohlensäure.
100.000 Gr. Wasser enth. 9,780 Gr. kohlens. Kalk, darin 4,303 Gr. Khls.
1,031
 „0 Magnesia, n 0,540
0,038
 „0 Eisenoxydul „ 0,014
9,606
 „0 Natron nnnn 3,988
8,845
c. Freie Kohlensäure.

100.000 Grm. Wasser enthalten (20,158 − 8,845) 11,313 Grm. oder 69,442 C. C. freie Kohlensäure.

1 Liter Wasser von 39,°5 enthält bei mittlerem Barometerstand = 68,9746 C. C. freie Kohlensäure.

11) Gesammtsalze.
293,870 Gr. Wasser b. 150–160° C. getrock. = 0,1666 Grm. Salze.
279,065
0,157
438,632
0,248

Im Mittel in 100.000 Grm. Wasser = 56,497 trockener Salze.

12) Gase, durch Auskochen des Wassers erhalten.

Das Gas in 100 Volumen enthielt:

Kohlensäure 20,89 – 32,17
Stickstoff 75,01 – 64,50
Sauerstoff 04,10 – 03,33

oder nach Absorption der Kohlensäure

Stickstoff 94,8 – 95,1
Sauerstoff 05,2 – 04,9.
|
III.
Das Wasser aus 10 verschiedenen Quellen gemischt.
(Aus den Bohrlöchern Nr. 5, 6, 7, 11, 12, 14, 15, 16, 17 und 25.)
Die Temperatur läßt sich im Mittel zu 36° C. annehmen.
1) Specifisches Gewicht.

Das Gewicht des Wassers verhielt sich zu dem von destillirtem Wasser (bei 18° C.) = 99,7524 : 99,69758, daher das specifische Gewicht = 99,7524
99,69758
= 1,0005499.

1 Liter Mineralwasser bei 36° C. wiegt daher = 994,3875 Grm.

2) Chlor.

996,286 Grm. Wasser = 0,5932 Grm. Chlorsilber = 0,241704 Grm. Chlornatrium.

999,520 Grm. Wasser = 0,5960 Grm. Chlorsilber = 0,242845 Grm. Chlornatrium.

In 100.000 Grm. Wasser im Mittel 24,269 Grm. Chlornatrium.

3) Schwefelsäure.

3945,780 Grm. Wasser = 0,3384 Grm. schwefelsaurer Baryt = 0,116051 Grm. Schwefelsäure.

4051,110 Grm. Wasser = 0,3450 Grm. schwefelsaurer Baryt = 0,118412 Grm. Schwefelsäure.

Im Mittel in 100.000 Grm. Wasser = 2,9322 Grm. Schwefelsäure.

4) Kieselsäure.

2996,021 Grm. Wasser = 0,189 Grm. Kieselsäure.

3998,876 Grm. Wasser = 0,252 Grm. Kieselsäure.

Im Mittel in 100.000 Grm. Wasser = 6,304 Grm. Kieselsäure.

5) Eisenoxydul und Thonerde.

19.250,0 Grm. Wasser = 0,0048 Grm. Eisenoxyd = 0,00696 Grm. kohlensaures Eisenoxydul.

19.250,0 Grm. Wasser = 0,0135 Grm. Thonerde.

In 100.000 Grm. Wasser 0,036 Grm. kohlensaures Eisenoxydul. 0,070 Grm. Thonerde.

6) Kalk.

3998,876 Grm. Wasser = 0,5374 Grm. schwefelsaurer Kalk = 0,39514 Grm. kohlensaurer Kalk.

| 2996,021 Grm. Wasser = 0,4025 Grm. schwefelsaurer Kalk = 0,29595 Grm. kohlensaurer Kalk.

Im Mittel in 100.000 Grm. Wasser = 9,879 Grm. kohlens. Kalk.

7) Magnesia.

3998,876 Grm. Wasser = 0,054 Grm. pyrophosphorsaure Magnesia = 0,04086 Grm. kohlensaure Magnesia.

6812,620 Grm. Wasser = 0,091 Grm. pyrophosphorsaure Magnesia = 0,06886 Grm. kohlensaure Magnesia.

Im Mittel in 100.000 Grm. Wasser = 1,016 Grm. kohlens. Magnesia.

8) Kali.

3942,612 Grm. Wasser = 0,1575 Grm. Kalium-Platinchlorid = 0,05604 Grm. schwefelsaures Kali.

3747,886 Grm. Wasser = 0,1515 Grm. Kalium-Platinchlorid = 0,05391 Grm. schwefelsaures Kali.

Im Mittel in 100.000 Grm. Wasser = 1,435 Grm. schwefels. Kali.

9) Natron.

3888,340 Grm. Wasser = 1,858 Grm. schwefelsaure Alkalien.

3993,650 Grm. Wasser = 1,905 Grm. schwefelsaure Alkalien.

Im Mittel 100.000 Gr. Wasser = 47,742 Grm. schwefelsaure Alkalien.

dann 1,434 Grm. schwefelsaures Kali (= 0,65954 Grm. Schwefels.)
4,034 Gr. schwefelsaures Natron (= 2,2727 Grm. Schwefels.)
29,430 Gr. schwefelsaures Natron (= 24,269 Grm. Chlornatrium.)
12,844 Grm. schwefels. Natron (= 9,588 Grm. kohlens. Natron.)
10) Kohlensäure.
a. Gesammte Kohlensäure.

Die gesammte Kohlensäure ward hier bei drei einzelnen Quellen bestimmt und aus den nahe übereinstimmenden Resultaten das Mittel genommen:

α. Quelle Nr. 14.
534,5 C.C. Wasser = 0,344 Gr. schwefels. Kalk = 0,11129 Gr. Kohls.
502,5
0,325
0,10515
413,5
0,262
0,08477

Danach enthält 1 Liter Wasser = 0,2705 Grm. Kohlensäure.

|
β. Quelle Nr. 15.
438,3 C.C. Wasser = 0,278 Gr. schwefels. Kalk = 0,08995 Gr. Kohls.
463,0
0,293
0,09479
540,4
0,353
0,11421
496,3
0,309
0,09997

Danach enthält 1 Liter Wasser = 0,2057 Grm. Kohlensäure.

γ. Quelle Nr. 24.
415,1 C.C. Wasser = 0,262 Gr. schwefels. Kalk = 0,08477 Gr. Kohls.
449,6
0,286
0,09253
541,6
0,346
0,11194
471.2
0,300
0,09706

Danach enthält 1 Liter Wasser = 0,2057 Grm. Kohlensäure.

Im Mittel nach diesen drei nahe übereinstimmenden Bestimmungen war in 1 Liter Wasser von 36° C. = 0,2063 Grm. Kohlensäure angenommen.

100.000 Grm. Wasser enthalten also = 20,7503 Grm. Kohlensäure.

b. Gebundene Kohlensäure.
In 100.000 G. Wasser sind 9,880 G. kohls. Kalk, darin 4.3470 G. Kohls.
1,016 G.„   Magnesia, nn 0,5327
0,036 G.„   Eisenoxydul „ 0,0137
9,588 G.„   Natron, nnnn 3,9798
8,8732 G. Kohls.
c. Freie Kohlensäure.

In 100.000 Grm. Wasser beträgt die gesammte Kohlensäure =

20,7503 Grm.
Gebundene Kohlensäure 08,8732
Freie Kohlensäure       = 11,8771 Grm. oder 72,105 C. C.

bei mittlerem Barometerstand.

1 Liter Wasser von 36° C. enthielt danach bei mittlerem Druck = 71,698 C. C. Kohlensäure.

11) Gesammte Salze.
441,506 Grm. Wasser = 0,2500 Grm. Salze.
424,054
= 0,2395
416,194
= 0,2361

Im Mittel in 100.000 Grm. Wasser 56,602 Grm. Salze.

12) Gase durch Auskochen des Wassers erhalten.

Das Gas enthält in 100 Volumen:

 Quelle Nr. 14.  Quelle Nr. 15.
Kohlensäure
41,51 45,27
Stickstoff
55,14 53,69
Sauerstoff
03,35 01,04
| Nach Absorption der Kohlensäure berechnet sich in 100 Volumen
 Quelle Nr. 14.  Quelle Nr. 15.
Stickstoff
94,2 94,6
Sauerstoff
05,8 0.5,4.

Außer den angeführten Bestandtheilen ließen sich, nachdem etwa 100 Liter Wasser eingedampft worden, noch geringe Mengen von Ammoniak, Lithion, Baryt, Strontian, Mangan, Zinn, Salpetersäure, Borsäure, arseniger Säure, Phosphorsäure und organischer Substanz, aber weder Jod noch Brom und Fluor nachweisen.

Die Wildbader Thermen, so ausgezeichnet durch ihre heilkräftigen Wirkungen, enthalten demnach sehr wenig fremde Salze, doch nicht so wenig wie rein destillirtes Wasser; viele Brunnenwasser, sowie gutes Flußwasser enthalten weniger Salze, als das Wildbader Wasser, ebenso mehrere Mineralquellen wie die von Gastein (in 1 Pfd. = 2,50 Gran), Pfäffers (1,78 Gran), Badenweiler (1,50 Gran), Teinach (die Dintenquelle enthält 0,89 Gran). Der Unterschied zwischen dem Wasser von Wildbad und dem Brunnenwasser in den meisten Gegenden des Landes liegt darin, daß das Wildbader Wasser außer den Carbonaten keine Salze von Kalk und Magnesia, dagegen viel kohlensaures Natron enthält, in Folge davon seifenartig wirkt und auf den Körper das Gefühl von sehr weichem Wasser hervorbringt. Nach seinen Bestandtheilen ist das Wildbader Wasser ein schwach aber deutlich alkalisches Wasser, das mit seinen natürlichen Wärmegraden der Wärme des menschlichen Bluts gleichkommt und überdieß nicht wie künstlich erwärmte oder erkältete Wasser allmälig in der Temperatur abnimmt, was den Wildbader Quellen vor allen anderen Thermen den Vorzug gibt.

Zu Vermehrung des Besuchs dieser heilsamen Quellen [5] ist besonders | in der neueren Zeit (vergl. hierüber unten das Geschichtliche) nachdem größere Wassermengen, erbohrt waren, nicht allein durch umfassende bauliche Einrichtung, von Seite des Staats vieles geschehen, sondern auch die Gebäudebesitzer haben durch Erweiterung und Verschönerung der Gasthöfe und Wohnungen für Kurgäste zur Frequenz des Badorts ihrer Seits beigetragen.

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Zu den auf Kosten des Staats hergestellten Hochgebäuden gehört das Badhotel, früher Palais (königlicher Bau) genannt; dasselbe besteht aus einem 3stockigen, großartigen Gebäude, das mit der Vorderseite gegen den Kurplatz gestellt ist. Aus Veranlassung dieser Veränderung wurde das Forsthaus, welches zwischen der Kirche und dem ehemaligen K. Bau stand, abgerissen und an dessen Stelle ein eleganter Kursaal erbaut, der mit dem Badhotel selbst in Verbindung steht. Hiedurch ist der frühere im K. Bau befindliche Kursaal entbehrlich geworden und konnte in 10 Zimmer und 3 Garderoben umgewandelt werden. Überdieß erhielt dieses Stockwerk einen neuen geräumigen Speisesaal nebst Buffet und einer Tribüne für die | Musik. Im dritten Stockwerke sind die früheren 20, geschmackvoll eingerichteten, meist heizbaren Zimmer belassen, dagegen auf beiden Seiten bequemere Treppen angebracht worden. Im unteren Stockwerke (Erdgeschoße), das um 5′ erhöht wurde, ist statt des unfreundlichen Säulenganges ein Salon mit Billard und eine Kaffeewirthschaft eingerichtet worden, während die bedeckten Trottoirs blieben. Für Winterbäder wurden 9 Badräume und 10 Wohnzimmer eingerichtet; in den Badräumen können Bassins und Ankleidezimmer, sowie die dahin führenden Gänge geheizt werden. Im Ganzen enthält das Badhotel 60 reichlich ausgestattete Zimmer, und Raum für eine Lesebibliothek etc. Eine zum Auf- und Niederfahren eingerichtete, mechanische Vorkehrung erspart den schwierig zu transportirenden Kranken das Steigen und den Umweg über die Treppen nach den Badräumen. Die Hintergebäude des Badhotels, in dessen Rücken freundliche Gartenanlagen mit Spaziergängen sich anlehnen (s. unten), dienen als Stallungen, Remisen, Keller etc. und enthalten außer der Küche ein Wirthschaftszimmer und die Wohnung des Pächters.

An die südliche Seite des Badhotels stößt, über den Heilquellen selbst erbaut, das neue Badgebäude, die Ecke der Hauptstraße mit dem Kurplatz bildend; es wurde an der Stelle der früheren Badbauten im romanischen Style äußerst elegant und kunstvoll aus buntem Sandstein ausgeführt. Das Gebäude ist zweistockig, hat 4 Eingänge, welche mehrere Stufen abwärts führen, und enthält rundbogige Fenster, über denen Rundbogenfriese sich hinziehen. Das Dach bildet eine mit Gallerie umgebene Platform, über die sich an der nördlichen, gegen den Kursaal gekehrten Seite ein Mittelbau mit runden Fensteröffnungen erhebt. An dessen äußerer Seite führen 2 Treppen hinab zu den Kurbrunnen, 2 besondere Quellen mit einer Temperatur von 26–28° R., welche durch Röhren in 2 Becken aus Granit fließen. Zwischen diesen warmes Wasser führenden Röhren befindet sich eine dritte, die nur kaltes, gewöhnliches Wasser ergießt. Der von schlanken Säulen getragene Balkon des Badgebäudes bildet das Dach über der Brunnenhalle, welche im Jahr 1859 einen neuen Schmuck durch das von Bildhauer Herrman Heindel in Berlin gefertigte Relief, des Grafen Eberhards Flucht aus dem Wildbad darstellend, erhielt. Der rühmlich bekannte Künstler verfertigte aus Dankbarkeit gegen Wildbads Quellen, an denen er Genesung fand, das Modell zu diesem kunstreichen Bilde, welches auf Rechnung des Staats in der Fabrik von Ernst March zu Berlin in Terracotta ausgeführt wurde. Der Brunnen erhielt hiedurch den Namen „Eberhardsbrunnen.“

| Nicht weniger als das geschmackvolle Äußere des Badgebäudes befriedigt auch die Zweckmäßigkeit seiner inneren Einrichtung, welche dem engen Raum und dem Niveau der Quellen angepaßt werden mußte. Durch das ganze Gebäude führt an drei Seiten ein hoher Gang, von welchem man in die Ankleidezimmer und durch diese in 7 Badräume verschiedener Größe gelangt; 4 derselben sind durch einige Fuß über der Wasserfläche erhöhte Mauren je in 2 Hälften getheilt und überdieß bestehen noch 30 Badkabinette für Personen, welche nicht in Gesellschaft baden wollen. Sämmtliche Badräume befinden sich unmittelbar über den aus den Granitfelsen hervorsprudelnden Quellen. Um die Unebenheit der Felsen auszugleichen, ist reiner Sand etwa 16″ tief über dieselben ausgebreitet. Die Bassins haben alle ein gutes Licht, das sie meist von oben erhalten.

Die Badräume sind namentlich abgetheilt in das Fürstenbad, so benannt, weil es früher für Mitglieder des fürstlichen Hauses vorbehalten war; der Flächenraum desselben beträgt 240 □′ und die Temperatur des Wassers 271/2° R. Dieses Bassin wird abwechslungsweise von Männern und Frauen benützt. Das Ankleidezimmer enthält 5 durch Vorhänge abgeschiedene Kabinette, weil nur 5 Personen zu gleicher Zeit in dem Bassin baden können.

Das Herrenbad, mit 960 □′ Flächeninhalt, ist durch eine Mauer in 2 gleich große Räume getheilt, von denen der eine etwas kälter als der andere ist. Dieses Bassin ist ausschließlich für Männer. Die östliche Abtheilung hat 19 – die westliche 23 Ankleidekabinette und ebenso viele Personen können zu gleicher Zeit in dem Bassin baden. Einzelbäder befinden sich auf der einen Seite des Bassins 4, auf der andern 6; die Quellen derselben haben eine verschiedene, von 271/2–291/2° R. aufsteigende Temperatur. Das Wasser der westlichen Abtheilung des Herrenbads hat 27° und das der östlichen 28° R. Aus einer tiefen Felsenspalte des Herrenbads entspringt die stärkste Quelle des Wildbads, die sog. Hölle, mit 30° R.; sie liefert in einer Minute 139/10 K.Fuß, oder in einer Stunde 789 K.Fuß Wasser.

Das kleine Männer- und das kleine Frauenbad, jedes von 100 □′ Flächeninhält und einer Temperatur von 29° R.; ersteres mit 5 – letzteres mit 4 Ankleidekabinetten.

Das große Frauenbad mit 860 □′ Flächenraum, besteht ebenfalls aus 2 Abtheilungen, von denen das Wasser der östlichen 27° und das der westlichen 28° R. hält. Jede Abtheilung hat 13 Ankleidekabinette und je 2 Einzelbäder.

Das sechste Bassin, welches man auch das große Herrenbad | nennt, enthält 2 Abtheilungen und 4 Kabinetbäder; der Flächenraum beträgt 384 □′ und die Temperatur 28° R. Dieselbe Einrichtung und Temperatur hat das daran stoßende siebente Bassin, das große Frauenbad mit 480 □′ Flächenraum und 6 Einzelbädern.

In Folge der Erbohrung neuer Quellen sind 6 weitere Einzelbäder, theils für Männer, theils für Frauen eingerichtet worden. Überdieß befinden sich noch in dem Badgebäude 2 Wannenbäder mit zweckmäßiger Einrichtung und einer Temperatur von 28° R.

In sämmtlichen Bassins, mit Ausnahme des kleinen Männer- und des kleinen Frauenbads, sind Einrichtungen zu Douchen getroffen.

Zunächst des großen Badgebäudes steht mit freier Aussicht auf die Hauptstraße das Gebäude des Katharinenstifts, welches König Wilhelm im Jahr 1826 in dem früheren Gasthaus zum grünen Baum einrichten ließ; in demselben erhalten alljährlich, den Sommer über, in 4 Abtheilungen 176 unbemittelte Kranke aus Württemberg nicht nur unentgeldlich die Bäder, sondern auch freie Kost und Wohnung (vergl. Bekanntmachung vom 24. Febr. 1850. Staatsanzeiger Nr. 49.). Das Bad, welches sich im Gebäude selbst befindet, zerfällt in 2 Abtheilungen, wovon eine für die Männer, die andere für die Frauen bestimmt ist; überdieß besteht daselbst noch eine warme Trinkquelle. Die Quelle in dem Katharinenstift entdeckte man im Jahr 1810, als der frühere Gastgeber zum grünen Baum sein Haus vergrößerte und ein altes verschüttetes Bassin auffand, dessen Wasser 251/2–27° R. Temperatur hatte; dieses Bassin war anfangs zu einem Pferdebad eingerichtet, bis ihm durch die Fürsorge König Wilhelms eine edlere Bestimmung ward. Die durch die Munificenz des Königs mit einer Capitalvermehrung ausgestattete Stiftung erhielt zum Andenken an die verstorbene Königin Katharina, die segensreiche Wohlthäterin Württembergs, den Namen „Katharinen-Stift.“

Von öffentlichen Gebäuden nennen wir außer den beschriebenen Badgebäuden:

a) Im Eigenthum der Gemeinde:

1) Das 3stockige Rathhaus, welches im untern Stockwerke einen Fruchtspeicher, die Remise für die Feuerspritzen und das örtliche Gefängniß enthält; im zweiten Stockwerke befinden sich die Gelasse für die Gemeindebehörden und im obern ist die Wohnung des Stadtschultheißen eingerichtet.

2) Ein Gebäude, in welchem der Knabenschulmeister und ein Unterlehrer freie Wohnung haben.

| 3) Das städtische Kranken- und Armenhaus, unterhalb der Stadt frei gelegen; dasselbe wurde in dem früheren Jägerhäuschen, welches ein beliebter Vergnügungsort der Badgäste war, eingerichtet.

4) Eine am unteren Ende der Stadt gelegene Sägmühle.

Eigenthum der Gemeinde ist auch der 1 Morgen und 6 Ruthen große, ummauerte Begräbnißplatz; er liegt auf einer Anhöhe östlich der Stadt und ist am 6. Jan. 1844 eingeweiht worden. Der frühere Begräbnißplatz grenzte an die Hauptstraße.

b. Eigenthum des Staats sind:

1) Die Pfarrkirche, etwas erhöht an der östlichen Seite der Stadt gelegen; sie wurde an der Stelle einer früheren nach dem Brande von 1742 im October 1746 zu bauen angefangen und im Jahr 1748 vollendet. Ihr ansehnlicher Bau ist in dem zu jener Zeit üblichen Rococcogeschmack mit halbrundem Chorschluß ausgeführt, und der viereckige, mit Blech beschlagenem Bohlendach versehene Thurm sitzt auf der westlichen Giebelseite; er enthält 3 Glocken aus neuerer Zeit. Das geräumige innere der Kirche ist freundlich, hell, flach gedeckt und durchaus weiß getüncht[6]. In der Kirche wird während der Badezeit (in den Frühstunden) auch katholischer Gottesdienst gehalten.

2) Das Stadtpfarrhaus, früheres Decanathaus, ein ansehnliches, wohlerhaltenes Gebäude mit Öconomiegebäuden und Garten, das in der sog. Pfarrgasse zunächst des Hotels Bellevue eine sehr freundliche freie Lage hat.

3) Das ansehnliche Schulgebäude, welches im Jahr 1845 auf dem ehemaligen Kirch- und Begräbnißplatz neu erbaut wurde, enthält die Real- und Volksschule, erstere mit einem Reallehrer, letztere mit 2 Schulmeistern und 2 Unterlehrern. Die lateinische Schule, unter Herzog Johann Friedrich 1625 errichtet, wurde 1809 in die Realschule umgewandelt.

Dem Reallehrer ist in dem Schulgebäude eine Amtswohnung angewiesen. Der Knabenschulmeister und ein Unterlehrer wohnen in dem oben angeführten städtischen Gebäude, während der Mädchenschulmeister und der zweite Unterlehrer Privatgebäude bewohnen und Hausmiethe-Entschädigung von Seiten der Gemeinde erhalten.

Auch besteht eine Industrie- und eine Kleinkinderschule; letztere, die Paulinenpflege genannt, ist durch mildthätige Unterstützung Ihrer | Majestät der Königin und durch die Bemühungen der wohlhabenderen Einwohner zu Stande gekommen.

4) Die modern erbaute Wohnung des Revierförsters hat auf einer Anhöhe außerhalb (südlich) der Stadt eine freie, sehr angenehme Lage.

Von ansehnlichen Privatgebäuden nimmt das im Jahr 1840 vollendete Hotel Bellevue, dem Grafen von Dillen gehörig, den ersten Rang ein; dieses in großartigem Style angelegte Gebäude wurde an der Stelle des ehemaligen Gasthofes zum badischen Hof am südlichen Ende der Stadt, gerade am Eingange in die Allee erbaut und hat auf einer etwas erhöhten, mit Blumen und Ziergesträuchen geschmückten Terrasse eine sehr angenehme Lage. Das Gebäude selbst ist auf der vorderen Seite 3 – auf der hintern 4stockig, enthält einen auf Säulen ruhenden, mit Balkon gezierten Porticus und überdieß noch 2 Seitenbalkone. Mittelst eines bedeckten Ganges ist das Hotel mit einem dazu gehörigen, im modernen Rundbogenstyl einstockig erbauten Restaurationsgebäude in Verbindung gesetzt, welches einen sehr geräumigen Speise- und Tanzsaal enthält. Im Rücken dieser Gebäude steht ein großes zweistockiges Stall- und Remisegebäude, das übrigens, außer mehreren öconomischen Zwecken dienenden Gelassen, noch dreißig Fremden- und Bedientenzimmer enthält. Im Ganzen befinden sich im Hotel Bellevue, mit Einschluß der Nebengebäude, 100 elegant eingerichtete Zimmer, mit allen Anforderungen entsprechenden Bequemlichkeiten.

Nächst dem genannten Hotel dem K. Badgebäude gegenüber befindet sich der Gasthof zum Bären (Hôtel de l’ours); derselbe ist in neuerer Zeit sehr verschönert und erweitert worden; die hinter demselben vorbeifließende Enz wurde dem Gebäude entlang überbrückt und der hiedurch gewonnene Raum mit Ziergewächsen, Statuen, Pavillons etc. besetzt. Jenseits der Enz ließ in den Jahren 1856/57 der gegenwärtige Besitzer ein großartiges Gebäude errichten, welches in jeder Beziehung eine vortreffliche Einrichtung erhielt. Beide Gebäude enthalten zusammen 28 Salons und 130 Zimmer. In dem Gasthof zum Waldhorn, an der Hauptstraße stehend, befinden sich 60 wohl eingerichtete Zimmer und ein geräumiger Speisesaal.

Der ehemalige Gasthof zum König von Württemberg, ein nach dem Brande vom Jahr 1829 in größerem Style aufgeführtes Gebäude, hat in neuerer Zeit aufgehört Gasthof zu seyn, wird jedoch mit seinen 66 Zimmern an Badgäste vermiethet.

Was die Einwohner Wildbads betrifft, so sind dieselben körperlich minder ansehnlich, übrigens größtentheils ziemlich kräftig und durch schwere Arbeiten abgehärtet. Ihre Haupterwerbsquellen bestehen | in Flößerei und Arbeiten in den Waldungen (Holzfällen, Kohlenbrennen, Theerschwellen etc.), in deren Folge sie in Sitten ziemlich rauh sind. Die öconomischen Verhältnisse gehören größtentheils zu den mittelmäßigen und die Armen sind ziemlich zahlreich; übrigens gibt es viele Gelegenheit zum Verdienst, namentlich zur Badezeit, wo an die Kurgäste Victualien, Milch, Waldbeeren etc. leicht und gut verwerthet werden können. Auch ziehen Häuserbesitzer namhafte Miethzinse aus ihren an Badgäste verliehenen Wohnungen. Die Gewerbe sind zahlreich, und unter diesen vorzugsweise Schuhmacher, Schneider, Schreiner, Bäcker und Metzger vertreten, übrigens ist wegen der zu großen Concurrenz der Verdienst nicht bedeutend. Von größeren Gewerben sind, außer den Gasthöfen zu nennen die Papiermühle (s. unten), eine Mahlmühle mit 3 Mahl- und einem Gerbgang, eine Ölmühle, eine Bleiche und 2 Seifesiedereien.
Mechanische Künstler und Handwerker.

Nach der neuesten Aufnahme sind in der Stadt vorhanden:

Meister Gehilf.   Meister Gehilf.
Bäcker 10 6 Nagelschmiede 2
Barbiere 3 1 Nätherinnen und
Buchbinder 1 1      Büglerinnen 19 4
Bleicher 1 Pottaschensieder 4
Dreher 4 Sattler 3
Flaschner 3 2 Schmiede 4
Feilenhauer 1 Schlosser 5
Fischer 1 Schneider 16 5
Flößer 11 Seckler 2
Gärtner 1 Schuhmacher 27 6
Gypser und Zimmermaler 4 2 Seifensieder 2
Gold- und Silberarbeiter 2 Seiler 1
Glaser 3 Schreiner 9 2
Kammmacher 1 1 Tuchmacher 2 1
Küfer und Kübler 8 Uhrmacher 1
Kohlenbrenner 1 Wagner 6
Köche und Köchinnen 1 Weber 6
Maurer und Steinhauer 12 Ziegler 1 1
Metzger 13 Zimmerleute 9
Messerschmiede 1 Zuckerbäcker 1 1
Musikanten 8
Handels-Gewerbe.
Kaufleute 15 1 Mehlhändler 1
Krämer u. Kleinhändler 27 Buchhandlung 2
|
Apotheken 1
Schildwirthschaften 17
Speise- und Gassenwirthschaften  11
Fuhrleute 34     4

Unter letzteren befinden sich 2 Frachtfuhrleute, welche vorzugsweise Papier nach Karlsruhe und Stuttgart befördern.

Der Handel beschränkt sich auf Langholz, Brennholz und Schnittwaaren, hauptsächlich Spedition und Zwischenhandel. Durchfuhr findet nicht statt. Die Stadt hat das Recht, alljährlich 3 Vieh- und Krämermärkte abzuhalten.

Der landwirthschaftliche Betrieb ist ganz unbedeutend, da es an Grund und Boden fehlt und nur die untersten Ausläufer der Thalgehänge für den Ackerbau benützt werden, bei dem, wegen der unebenen Lage der Felder, Pflüge nicht in Anwendung kommen, sondern die Bearbeitung des im Allgemeinen nicht fruchtbaren leichten Sandbodens nur mit der Hacke, und zwar meist von weiblichen Personen bewerkstelligt wird. In willkürlicher Bewirthschaftung baut man Kartoffeln, etwas Roggen, Hafer, Hanf und Reps. Übrigens reichen die Feldfrüchte weit nicht zur Befriedigung der örtlichen Bedürfnisse, daher noch viele Produkte, namentlich Brodfrüchte von Außen bezogen werden müssen. Die Preise der Äcker bewegen sich von 200 bis 600 fl. pr. Morgen.

Der Wiesenbau ist beträchtlich und liefert reichlich gutes Futter; die Wiesen, welche größtentheils, zuweilen übermäßig bewässert werden, sind 2- – einzelne sogar 3- und 4mähdig. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens beträgt 25–30 Cent. Heu und 12 Cent. Öhmd. Die Preise steigern sich von 350–1000 fl. pr. Morgen. Der Futterverkauf nach Außen ist nicht beträchtlich. Zur Aufbewahrung des Futters sind auf den Wiesen Hütten von Brettern errichtet, die zerstreut das ganze Enzthal entlang sich lagern und eine Eigenthümlichkeit der Gegend bilden. Die unbedeutende, übrigens im Zunehmen begriffene Obstzucht, beschäftigt sich hauptsächlich mit späten Mostsorten und etwas Kirschen; der Ertrag ist nicht reichlich und das minder schmackhafte Obst wird meist für den eigenen Bedarf gedörrt, weniger gemostet. Die Weiden sind ziemlich gut und werden für Rindvieh, Schweine und Ziegen benützt. Der aus einem tüchtigen Landschlag, theilweise aus Allgäuer und Simmenthaler Race bestehende Rindviehstand ist gut zu nennen; die Nachzucht geschieht durch 4 Farren (Land und Montafuner Race), welche in der Verpflegung eines von Seiten der Gemeinde besonders aufgestellten Mannes stehen. Nur das Jungvieh kommt noch auf die Weide. | Besonderer Handel mit Vieh wird nicht betrieben, dagegen sichert der Milchverkauf den Milchbesitzern eine gute Einnahme. Auch die Zucht der Schweine ist von einiger Bedeutung, doch werden mehr Schweine ein- als ausgeführt. Die Zahl der Ziegen nimmt zu.

Das Fischrecht in der Forellen führenden Enz hat der Staat, in den Seitenzuflüssen derselben, soweit sie die Markung Wildbad berühren, ist es in den Händen der Gemeinde.

Die Landstraße, welche den Ort der Länge nach durchzieht, führt thalaufwärts nach Freudenstadt; von ihr geht bei Enzklösterle eine Vicinalstraße nach Calw ab. Thalabwärts führt die Landstraße einerseits nach Neuenbürg und Pforzheim, anderseits, bei Calmbach ablenkend, nach Calw. Überdieß ist eine Vicinalstraße von Wildbad über Dobel und Herrenalb in das Murgthal angelegt. Post und Omnibusse gehen täglich nach Stuttgart, Mühlacker und Durlach. Eine direkte Telegraphenverbindung mit Stuttgart ist in neuerer Zeit eingerichtet worden.

Die sehr wohlhabende Gemeinde ist im Besitz von 4857 Morgen Waldungen, deren jährlicher, in 3500 Klaftern bestehender Ertrag, theils zur Bestreitung der städtischen Ausgaben, theils als Bürgernutzungen verwendet wird. Jeder Bürger erhält jährlich 6 Klafter Holz, die er übrigens nur theilweise in Natur, den Rest aber in Geld bezieht. Über diese Leistungen verkauft die Gemeinde gegenwärtig für etwa 30.000 fl. Nutzholz. Im Jahr 1830 wurde von Seiten des Staats mit der Gemeinde Wildbad, wegen der ungemessenen Holzberechtigungen der Lautenbacher Sägmühle, theils durch Abtretung von Wald, theils durch Bewilligung einer Anzahl Sägblöcke für die nächsten 30 Jahre, ein Vergleich zu Stande gebracht (s. Württ. Jahrb. Jahrg. 1830. S. 99).

Über das Gemeinde- und Stiftungsvermögen s. Tab. III. Die vorhandenen Stiftungen reichen zur Unterstützung der Ortsarmen nicht hin, daher die Gemeindekasse immer noch in’s Mittel treten muß. Eine Gemeindeschadensumlage findet nicht statt.

Auf der großen, 3 Stunden langen und theilweise 2 Stunden breiten Gemeinde-Markung, welche von den tiefen Thälern der großen und kleinen Enz, der Eyach, wie von einer Menge Seitenthäler und Schluchten vielfältig durchzogen wird, befinden sich folgende als Parcellen zur Gemeinde gehörigen Wohnplätze.

a. Der Christophshof, im großen Enzthale 11/2 Stunden südlich von Wildbad an der Hauptstraße nach Enzklösterle gelegen.

b. Grünhütte, Weiler, hat eine hohe Lage 2 Stunden südwestlich vom Mutterort an dem Weg nach dem nur noch 1/2 Stunde | vom Ort entfernten wilden See und dem badischen Jägerhaus. Der Wanderer kann sich hier in dieser einsamen Gegend, an einer guten Milch, welche die Bewohner des Orts gerne reichen, erquicken. Daselbst befindet sich ein der Stadt Wildbad gehöriges Hirtenhaus, in welchem das auf der Sommerweide befindliche Vieh die Nacht über untergebracht wird.

c. Hochwiese, Hof, liegt eine starke Viertelstunde südlich von Wildbad auf einem Vorsprung der unteren, rechten Thalgehänge gegen das große Enzthal.

d. Jägerhaus (Jägerhäusle), etwa 1/8 Stunde nördlich von der Stadt im Enzthale gelegen.

e. Kälbermühle, 1/8 Stunde oberhalb des Christophshofs an der großen Enz gelegen.

f. Klein Enzhof, Hof, liegt im kleinen Enzthal 3/4 Stunden südöstlich von Wildbad. Allhier wurde im J. 1850 eine Fabrik von Essigsäure, Bleizucker und essigsaurem Kalk von den Gebrüdern Böhringer in Stuttgart gegründet, welche jetzt denselben und den Gebrüdern Federhaff in Calw gehört.

g. Kohlhäusle, ein einzeln stehendes Haus an der Straße von Wildbad nach Enzklösterle, das 2 Stunden südwestlich von dem Mutterort und 1/2 Stunde nordöstlich von Enzklösterle liegt.

h. Lautenhof, Hof mit Sägmühle, 3/4 Stunden südlich von dem Mutterort an der Einmündung des Rollwasserbachs in die große Enz gelegen.

i. Lehensägmühle, liegt 1 Stunde nordwestlich vom Mutterort im Eyachthale.

k. Lehmannshof, Hof, 5/4 Stunden westlich vom Mutterort im Eyachthale gelegen.

l. Nonnenmiß, Weiler, die zerstreut stehenden ländlichen Wohnungen haben eine freundliche, etwas erhöhte Lage an den unteren Thalgehängen der großen Enz und des Dietersbachs gerade an dem Vereinigungspunkt der beiden Gewässer. Die Entfernung vom Mutterort beträgt 21/2 Stunden und die von Enzklösterle 1/2 Stunde.

m. Papierfabrik, 1/8 Stunde unterhalb der Stadt im Enzthale gelegen; sie ist Eigenthum der Firma Cavallo & Comp., deren Vorstand sein Geschäft sehr ausgedehnt betreibt und seine gesuchten Fabrikate in das Inland, vorzugsweise nach Stuttgart und in das Ausland, besonders nach dem Norden Deutschlands absetzt (s. hier. den allgemeinen Theil).

n. Rollwasser, ein einzelnes Haus 5/4 Stunden südwestlich vom Mutterort am Rollwasserbach gelegen.

| o. Sprollenhaus, der weitläufig gebaute, meist aus kleinen Häusern bestehende Weiler, hat eine abgeschiedene Lage am Kegelbach. In der Mitte des Orts steht das Schulgebäude, in welchem auch die Wohnung für den Schulmeister eingerichtet ist. Außer den ortsangehörigen Kindern haben auch die von Nonnenmiß, Sprollenmühle, Christophshof, Kälbermühle und Kohlhäusle die Ortsschule zu besuchen.

Die Einwohner, deren wenige, aus Äckern und Wiesen bestehende Güter zunächst um den Ort liegen, sind unbemittelt und suchen sich ihr Auskommen hauptsächlich durch Arbeiten in den Waldungen und Floßgeschäften zu sichern. Die Entfernung des Orts von dem nordöstlich gelegenen Wildbad beträgt 2 Stunden.

p. Sprollenmühle liegt nur 1/8 Stunde vom Sprollenhaus an der Einmündung des Dietersbachs in die große Enz.

q. Werner-Sägmühle, 5/4 Stunden nordwestlich von Wildbad an der Eyach gelegen.

r. Windhof, Hof, liegt etwas erhöht und freundlich 1/4 Stunde südlich von dem Mutterort an den unteren Ausläufern der rechten Enzthalgehänge (s. hier. oben).

s. Ziegelhütte, oberhalb des Windhofs in dem großen Enzthal gelegen.

Von den vielen freundlichen Spazierwegen, welche in der Umgebung von Wildbad angelegt sind, zeichnet sich die sogenannte Promenade besonders aus, eine am südlichen Ende der Stadt beginnende, längs der Enz thalaufwärts führende, 1/4 Stunde lange Allee von Hainbuchen, an welcher in mäßigen Entfernungen Ruhebänke und einige Pavillons angebracht sind. Einzelne in der Nähe zu Tage gehende Granitfelsen und losliegende Sandsteinblöcke tragen zur Schönheit dieses Spazierweges wesentlich bei. Am Ende der Promenade befindet sich zunächst an dem Steege über die Enz ein Rondel von üppigen Weymuthskiefern, in welchem Sitze und Tische für die Ruhebedürftigen errichtet sind. Rechts hinauf erhebt sich ein kleiner mit Laubhölzern bewachsener Bergvorsprung, der Karlsberg, zu Ehren des Herzogs Karl so genannt, dem auf der Mitte der Anhöhe eine Pyramide geweiht ist. Noch weiter oben steht ein im Gebirgsstyl erbautes Häuschen „das Schweizerhaus“ ehemals „Karlsburg,“ von dem man eine liebliche Aussicht in das Thal genießt. Von dem Rondel führt durch das freie Wiesenthal ein freundlicher Fußpfad und ein Fahrweg zu dem sog. Windhof, ein Wirthschaftsgarten, der von den Badgästen gerne und häufig besucht wird. Wer sich aber in den frischen, immer beschatteten Nadelwaldungen | ergehen will, der findet hier alle Berge der nächsten Umgegend durch allmälig ansteigende, gut unterhaltene Fußwege zugänglich gemacht, an denen ebenfalls Ruhebänke für den Wanderer angebracht sind. Ein solcher Fußweg führt auch von Wildbad zu dem 3/4 Stunden entfernten freundlichen Calmbach, das häufig von den Badgästen besucht wird. Einer der schönsten und nächsten Spaziergänge beginnt hinter dem Badhotel mit einer halbkreisförmigen, mit frischen Schlinggewächsen bewachsenen Mauer, die einen geschmackvollen Springbrunnen umschließt; hinter dieser reizenden Partie erhebt sich der waldgekrönte Berg, an welchem in sanften Wendungen angenehme Sandwege bis zum Walde hinanführen. Für Freunde einer wilden Waldnatur und solche, die gerne größere Ausflüge machen wollen, bietet das 3 Stunden von Wildbad entfernte Enzklösterle und das ebensoweit entfernte badische Jägerhaus (Kaltenbrunnen) angenehme Ruhepunkte; auf dem Wege zu dem letzteren erreicht man auf der Höhe des Gebirgs den interessanten, theilweise zur Markung Wildbad gehörigen wilden See (s. hier. den allg. Theil) und geht man von dem badischen Jägerhaus noch 1/4 Stunde weiter, so gelangt man auf den sog. Holohkopf, der eine ausgebreitete Rundsicht in das Murgthal, in das Rheinthal, an die Vogesen und an die Alp gestattet. Ersteigt man den westlich von Wildbad gelegenen Gebirgszug, so erreicht man in der Nähe des sog. Soldatenbrunnens einen freien Hochpunkt, auf dem ein Pavillon errichtet ist. Von hier aus schweift der Blick über die weitgedehnten Waldmassen in das Rheinthal und in fernem Hintergrunde an die Vogesen. Auch bietet der Weg von Wildbad über die Eyach-Mühle und über den Dobel nach Herrenalb viel Interessantes und Schönes.

Auf dem bewaldeten Bergrücken zwischen dem Enz- und dem Eyachthale befindet sich unfern des kleinen Wendensteins eine viereckige Schanze (Blockhaus) und eine ähnliche liegt in dem sogenannten Blockhauswald unfern des wilden Sees.

Geschichtliches.
Wildbad gelangte mit dem Amte Neuenbürg an Württemberg (Kausler 93) und blieb stets eine Zugehörung desselben. Als Herzog Ulrich landesflüchtig geworden war, wollte es Joachim Marschall von Pappenheim dem schwäbischen Bunde huldigen lassen, Hans von Sickingen aber that hiegegen Einsprache, weil Wildbad zu Neuenbürg gehöre, welches seinem Vater Franz zugesprochen wurde, weswegen er selbst hier huldigen lassen wolle. Wildbad bat um 8 Tage | Bedenkzeit, erhielt aber nur zweie und da es so in der Einöde lag, huldigte es am 1. Nov. 1519 Franzen von Sickingen unter der Bedingung, daß der Bund darein willige, sonst solle nichts gelten. Die Bundesräthe befahlen nun zwar, daß Wildbad dem Bund huldige, Franz von Sickingen aber verhinderte es und behielt Wildbad bis zu seinem Tode im Jahr 1523 (vergl. VII, 3).

Im Vertrag Württembergs mit Baden vom 16. April 1807 wurde ein Theil des Hinteren Wildbader Stadtwaldes, Streitwald im Kegelthal genannt, gegen den bisher badischen Diebauwald oder Siebischen Wald ausgetauscht (Würt. Reg.Bl. 1807 S. 399).

Wildbads früheste erhaltene Nennung ist aus dem J. 1367, als Graf Eberhard der Greiner mit seiner Gattin und seinem Sohn Ulrich und dessen Familie hier der Gesundheit pflegte und von den Grafen Wilhelm und Wolf von Eberstein, von Wolf von Stein zu Wunnenstein und manchen Gliedern der Gesellschaft, welche sich Martinsvögel nannte, ohne vorausgeschickten Absagebrief überfallen wurde, so daß der Württemberger Graf und sein Sohn sich nur mit Mühe bei Nacht über den steilen Gebirgsrücken hin nach Zavelstein retteten (Stälin, Wirt. Gesch. 3, 300).

Ein besuchter Ort, wie solch eine Badestadt war, diente derselbe unter anderem auch zur Besprechung von Staatshandlungen. Am 6. Juli 1457 vermittelte der Markgraf Albrecht von Brandenburg allhier bei drohendem Ausbruch bedeutender Fehden den Frieden zwischen Graf Ulrich von Württemberg und Markgraf Karl von Baden (Sattler, Grafen 2, 108). Am 18. Mai 1715 schloß ebendaselbst Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg bezüglich seiner eventuellen Nachfolge in der Grafschaft Mömpelgard einen Vertrag mit dem Herzog Leopold Eberhard von Württemberg-Mömpelgard.

Unter den Geschicken Wildbads ist sein öfteres Brandunglück bei seinen Holzbauten und ehemaligen Schindeldächern zu erwähnen. Im Jahr 1464 war es ganz abgebrannt, als Graf Eberhard im Bart für den Wiederaufbau sorgte und unter dem 11. Juli d. J. verordnete: jeder Unterthan in den Ämtern Calw und Neuenbürg, welcher eigene Fuhr habe und in einem Tag nach Wildbad und wieder heimfahren können, sollte den Bürgern zu ihrem Bau 4 Frohndienste thun. Zugleich bat der Graf seinen Oheim den Grafen Ulrich wegen des Amtes Wildberg und die Äbte von Hirschau und Herrenalb, sie sollten ihren Unterthanen dasselbe befehlen (St. A.). Im Jahr 1509 brannte die Vorstadt bis an das untere Thor ab (Trithem. Annal. Hirs. ad ann.) und im Jan. 1525 wurden 23 Gebäude | nebst der Kirche eingeäschert. Am 20. April 1645 verzehrte der Brand Kirche, Amthaus, 63 Häuser und 33 Scheunen; nur 29 schlechte Häuser blieben stehen. Das bereits erwähnte letzte große Brandunglück vom 7. Juli 1742 zerstörte die Stadt abermals mit Ausnahme einiger Häuser im untern Stadttheile und der äußeren (Vorstadt-) Kirche gänzlich, 127 herrschaftliche und bürgerliche Häuser und 24 Scheunen. Am 26.–27. Juli 1829 sank der Gasthof zum König auf dem Marktplatz (wo jetzt die Apotheke) in Asche.

Das hiesige Bad mag wohl schon im frühesten Alterthum gebraucht worden seyn, wenn gleich die Verdienste des K. Caracalla um dessen Aufnahme, welche der württembergische Leibmedicus Sal. Reisel im J. 1700 durch eine vordem in der Vorhalle des ehemaligen Armenbades angebrachte lateinische Inschrift feierte, in’s Reich der Fabeln gehören. In die sichere Geschichte tritt das Bad erst mit der oben erzählten Begebenheit d. J. 1367 ein, aber um diese Zeit allerdings schon als ein vielbesuchter Badeort[7]. Auch der innerliche Gebrauch des Wassers ist schon sehr alt, Mechinger in seiner 1513 gedruckten Schrift spricht davon als von einer bekannten Sache[8]. Von neuem lebhafter aufgegriffen wurden die Trinkkuren seit dem Jahr 1823.

Aus allen Schichten der Gesellschaft erfreute sich ein so wohlthätiges Bad beständig glänzenden Zuspruchs. Im 15. und 16. Jahrhundert waren der Zeitsitte gemäß die hohen Badgäste durch Fahnen, Schilder und Wappen, welche an ihren Herbergen angebracht waren, bemerklich gemacht[9], Zierrathen, welche im J. 1525 die verheerende Flamme des Brandes weiter leiteten. Unter dem Württembergischen Herrscherhaus, welches allhier Kuren machte, nennen wir z. B. obigen Graf Eberhard den Greiner im J. 1367, den Grafen Eberhard den Milden 1414 (Steinhofer 2, 621), die Herzogin Mechthild, Mutter Eberhards im Bart (Stälin, Wirt. Gesch. 3, 764), die Herzoge: Ulrich oftmals (Heyd, Ulrich 3, 602), Christoph 1545 und öfter, noch 1568 etc., Carl Alexander, Carl; im Jahr 1843 die Königin Pauline mit ihrer Tochter Prinzessin Catharina. Von | auswärtigen Höfen sind zu erwähnen der Markgraf Friedrich von Brandenburg 1498, der Pfalzgraf Friedrich und der Bischof Christof von Augsburg beide 1524, Erzbischof Hermann von Cöln 1526 (Heyd, Ulrich 2, 281), der Statthalter von Württemberg Georg Truchseß von Waldburg 1529 (Heyd, a. a. O. 291), Churfürst Pfalzgraf Otto Heinrich († 1559), Carolus Markgraf zu Baden 1571, Wilhelm Landgraf zu Hessen mit seiner Gemahlin Ursula geb. Prinzessin von Württemberg 1576, Ernst Friedrich Markgraf zu Baden-Durlach 1581 (Eifert, Calmbach 33). Um auf die neueste Zeit überzugehen, so besuchte das Bad 1852 der Herzog von Nassau, 1855 der Großherzog von Weimar, wiederholt der Herzog Joseph von Altenburg, Prinz Peter von Oldenburg u. a. Eine besondere Glanzzeit hatte das Bad in den Jahren 1856 und 1857 durch den Besuch der Kaiserin Mutter von Rußland und des kronprinzlichen Paares von Württemberg; auch im Sommer 1860 wiederholten sich diese hohen Besuche. Aus dem Ritter- und Bürgerstande kamen schon früher weither zahlreiche Besucher; so gegen Ende des 15. Jahrh. von Regensburg und Straßburg[10]. Celebritäten aus dem Anfang des 16. Jahrh. sind Ulrich v. Hutten, welcher 1519 (Ulrich v. Hutten, Schriften h. v. Böcking 1, 273), und Franz von Sickingen, welcher damaliger Besitzer dieser Gegend im J. 1521 (Strauß, Hutten 2, 195) hier badete.

In neuerer Zeit wurden auf die Kriege der französischen Republik und Kaiser Napoleons I. hin viele Wunden hier geheilt; schon 1797 kamen viele verwundete Officiere von dem Heere des Prinzen Condé hieher.

Hauptsächlich gestiegen ist jedoch die Frequenz in den Jahren 1830 bis 1850 und diese Frequenz wurde Grund und war bald auch theilweise die Folge der Neubauten, welche für Badzwecke die königliche Regierung machte[11]. Von fernen Landen liefern Rußland, England, Nordamerika jährlich ihr bedeutendes Contingent von Gästen; in England machte besonders die 1837 verfaßte Schrift des Dr. Granville | The Spas of Germany auf die großen Wirkungen des Bades aufmerksam.

Mit der Wirksamkeit der Bäder ging die Sorge der Regenten Württembergs für die bequeme Benützung derselben und die sonstige Annehmlichkeit des hiesigen Aufenthaltes überhaupt Hand in Hand. Nachdem früher ein Manns- und Frauenbad und in der Herrschaftsbehausung das Fürstenbad bestanden hatte, ließ Herzog Johann Friedrich im J. 1616 das neue Bad bauen und eröffnen. Nach dem Brand von 1742 wurde auf Befehl Herzog Karls über das Mannsbad ein schönes ansehnliches Haus gebaut und in dasselbe auch das Fürstenbad mit eingeschlossen; auch das Frauenbad wurde neu überbaut und in bessern Stand gesetzt. Seit 1768 ließ derselbe Herzog die Badanstalten neu verbessern und die Zahl der Bäder vermehren, 1788 das damalige Pferdebad (dem jetzigen Katharinenstift gegenüber) zum Gebrauch der Badgäste umwandeln. Auch die Verschönerung und weitere Vergrößerung der Anlagen, wozu er sich des im J. 1813 verstorbenen Architekten Majors Reinh. Ferd. Heinr. Fischer bediente, war Gegenstand seiner Anordnungen.

Den herrlichen Neubau sämmtlicher Bauanstalten und zugehöriger Lustsäle, welcher einen Aufwand von 442.761 fl. erheischte (Staatsanzeiger vom 13. Jan. 1858) und größtentheils unter dem Finanzminister von Herdegen durch den Baumeister Prof. v. Thouret in Stuttgart ausgeführt wurde[12], verdankt Wildbad dem jetzt regierenden Könige.

An guten Wirthschaften war schon in früher Zeit kein Mangel. Bekannt ist die zum hl. Christoph am obern Thor unter dem Jahr 1489 (ein Christophelgebäude hinter dem Frauenbad bestund noch bis zum Brande von 1742), das zum Bracken (Heyd, Markgrön. 211), Adler, Schüssel, Rübe, Sonne, Bär, Hirsch, Schwerd, Fuchs, Salmen 1532; spätere sind Spieß (wo der König von Württemberg, welcher jetzt aufgehört hat Gasthof zu seyn, aber zur Aufnahme von Badgästen eingerichtet ist), Engel, Ochse, Krone, von welchen Schilden allen der Bär, die Krone und der Ochse die einzigen noch fortgeführten sind.

Wildbad erfreute sich schon eines Freiheitsbriefs von Kaiser Maximilian I. Als solcher beim Brand von 1525 zu Grunde gegangen war, erneute ihn Kaiser Karl V. den 17. Aug. 1530 auf dem Augsburger Reichstag. Die anwesenden Badgäste hohen und | niedern Standes sollten gegen einander nichts unfreundliches, unbilliges, freventliches oder thätliches vornehmen, bei Strafe der Verlierung des Hauptes. Jeder, der einen unvorsätzlichen Todtschlag beging (nicht aber Mörder und Straßenräuber), sollte allhier Jahr und Tag Frieden und Freiung haben (Gesner 15). Von Zoll und Weggeld waren die Badgäste für den Wein ihres Bads schon in frühester Zeit befreit (Reyscher Sammlung 17 a, 5). Die Taxen für Wohnung, Speise und Trank in den Wirthshäusern erhielten im J. 1532 auf den Grund einer früheren hin eine später öfters erneute Ordnung (Gesner 27). Am 30. Juli 1635 ertheilte Kaiser Ferdinand III. an Wildbad einen Schutzbrief und befreite es von aller Einquartierung und daher rührenden Kriegsbeschwerden, befahl auch allen Militärbeamten, bei schwerer Strafe diese Befreiung zu respectiren und die Bewohner mit allen Schatzungen, Lieferungen etc. zu verschonen (Gesner 20).

Noch in der zweiten Hälfte des 14. Jahrh. bestund in Wildbad als Filial von Liebenzell blos eine Caplanei, zu welcher – unter Concurrenz der Parochie Hirschau – Calmbach und Höfen gehörte und welche den 26. Juli 1376 von Seiten des Bisthums Speier mit dem Rechte Beichte zu hören, Kinder zu taufen, Begräbniß vorzunehmen, auch Legate, Almosen und Zehnten anzunehmen, versehen wurde. Das Patronat über die später errichtete Pfarrei und andere Pfründen gehörte dem Kloster Hirschau; aber den 2. Jan. 1469 ist solches an die Herzogin Mechthild, Mutter Eberhards im Bart, gegen das Patronat der Kirche zu Böblingen vertauscht worden.

Nach der Reformation war hier eine Spezialsuperintendenz und ein Diaconat; der jeweilige Diaconus war zugleich Pfarrer in Calmbach. Nachdem letzterer Ort 1829 zur selbstständigen Pfarrgemeinde geworden war und 1833 das Decanatamt nach Neuenbürg verlegt wurde, besteht allhier die Stelle eines Stadtpfarrers, welche mit Mitteln zur ständigen Haltung eines Vicars ausgerüstet ist. Das Patronat ist landesherrlich.


  1. Monographieen: Joh. Widmann dictus Mechinger Tractatus de balneis thermarum ferinarum (vulgo Wildbaden) perutilis balneari volentibus ibidem. Tubingae 1513. 4. 9 Blätter. Joh. Mechinger Ain nützlichs büchlin von dem Wildpad. Tübingen 1513. 4. (Auszügliche Übersetzung des Vorhergehenden.) Joh. Fautsch binae descriptiones Thermarum ferinarum, vulgo Wildbad, et fontium acidularum Vallis Petrinae im Anhang von dessen Nosomachia. Friburg. Brisg. 1618. Joh. Deucer Tractatus de thermis ferinis Enzianis vulgo Wildbad. Argentorati 1637. 12. Dasselbe deutsch u. d. Titel: Heilsamer und nützlicher Gebrauch des Wildbads. Zum neuen Druck befördert von Sam. Gerlach. Ulm 1666. 12. und später öfters. Jos. Gaertner (diss. praes. Joh. Zeller) de Thermis ferinis et Zellensibus physico-medice consideratis. Tubingae 1729. 4. [J. A. Gesner] historisch-physikalische Beschreibung des württ. Wildbades. Stuttgart. 1758. 8. [Joh. Jak. Moser] brauchbare Nachrichten für diejenigen, so sich des Wildbades bedienen wollen. Stuttgart. 1758. 8. Just. Kerner das Wildbad im K.R. Württemberg. Tübingen. 1. Aufl. 1813. 2. Aufl. 1820. 3. Aufl. 1832. 4. Aufl. 1839. Ch. A. Weiß (Diss. unter dem Präsidium von Sigwart) chemische Untersuchung des Wildbader Mineralwassers. Tübingen. 1831. 8. F. Heim Wildbad et ses eaux thermales. Trad. du manuscrit allemand par J. M. Gérard. Stuttgart. 1839. 8. Jac. Fricker die Heilkräfte im Wildbad. Ludwigsburg. 1837. 8. Dass. 2. Aufl. Stuttgart. 1840. 8. Will. E. Drugulin a complete account of the therms of Wildbad. Stuttgart and Wildbad [1847.] 8. Wildbad und seine Umgebungen. Neueste Beschreibung der Schwarzwald-Bäder Wildbad etc. Stuttgart und Wildbad 1852. Dass. 2. Aufl. 1857. 3. Aufl. 1860. 8. Dasselbe französisch unter dem Titel: Les bains de Wildbad etc. D’après l’Allemand avec une préface par Philarète Chasles. Stuttgart et Wildbad. 1860. 8.
  2. Von diesen Felstrümmern zeichnet sich der sog. Riesenstein besonders aus, welcher 1/2 Stunde südöstlich der Stadt auf dem hohen Gebirgsrücken zwischen der großen und kleinen Enz, in dem Walde „Meistern-Ebene“ liegt; derselbe ist 40′ lang und über 20′ breit, und soll nach der Volkssage das Grab eines Riesen decken.
  3. Von den vielen bekannten Überschwemmungen, welche die Enz schon verursachte, ist die im Jahr 1824 die bedeutendste, wo die Hochfluthen derselben den in der Niederung gelegenen Theil der Stadt, und somit auch die Bäder, 6′ hoch unter Wasser setzte. Auch wurden 11 Brücken, 3 Steege und 2 Häuser weggerissen und überdieß viele Gebäude und Güter beschädigt.
  4. Bis zum Jahr 1841 stand auf diesem Platz der Marktbrunnen mit dem im Jahr 1532 errichteten steinernen Standbild K. Ferdinands von Österreich.
  5. Nach „Dr. J. Fricker, die Heilkräfte der warmen Quellen zu Wildbad, 2. Aufl. v. 1840. S. 81 ff.,“ dient der innerliche Gebrauch des Wassers besonders Personen, die mit Magenleiden, Drüsenverhärtungen, Heiserkeit, Stimmlosigkeit, Hypochondrie, Hysterie, chronische Katarrhe etc. behaftet sind. Das Baden in den warmen Quellen aber ist von vorzüglicher Wirkung gegen folgende Krankheiten:
    1) Rheumatismus in seinen verschiedenen Formen, besonders nach gehobenem akutem Stadium bei noch von da zurückgebliebenen Gelenksanschwellungen gehinderter und schmerzhafter Beweglichkeit der Gelenke.
    2) Verschiedene Formen der nicht akuten Gicht etc.
    3) Neuralgieen, alle wandernden oder chronischen Rheumatismen mit überragendem nervösen Antheile etc.
    4) Chronische Krankheiten des uropoetischen Systems (Harnwerkzeuge); Nierenleiden, Griesbildung, Blasenhämorrhiden, Blasenkrämpfe etc.
    5) Krankheiten, die in unterdrückter, normaler oder krankhafter Hautthätigkeit, in zurückgetretenen chronischen Hautausschlägen, besonders psorischer und herpetischer Abkunft (Krätz- und Flechtenschärfe) ihren Grund haben.
    6) Fremde Substanzen, die von außen in die Körper gebracht wurden, oder sich in denselben erzeugt haben, z. B. außer Verbindung getretene Knochenstücke, eingeschlossene Eiter, sowie überhaupt alle krankhafte, sich im Organismus aufhaltende Producte.
    7) Folgen tief eindringender oder größerer Verletzungen, durch deren Narben die Kontiguität der Weichtheile aufgehoben und Kontrakturen, Steifigkeit, Gefühllosigkeit etc. in den betroffenen Theilen erzeugt wurden etc.
    8) Halbseitige Lähmungen und Lähmungen einer oder beider untern Extremitäten.
    9) Skrofelnanlagen und ausgebildete Skrofelkrankheit etc.
    10) Anschwellungen und Verhärtungen der Leber und Milz, und die daher rührende fehlerhafte und mangelnde Absonderung der Galle.
    11) Abdominalplethora, Neigung zu Obstruktionen, Stockungen im Pfortadersysteme, Verschleimung des Darmkanals mit den vielen Visceral-Unordnungen der Hypochonder.
    12) Krankheiten des weiblichen Geschlechts, Hysterie, Bleichsucht, katarrhalische Leukorrhoe, unregelmäßige Menstruation etc.
    13) Sarkometose Auftreibungen und Ulcerationen, atonische, kallose, skorbutische, impetiginose, oder skrofulose Geschwüre; steatomatose und sarkomatose Knochenanschwellungen, Winddorn und Karies.
    14) Tumor albus (weiße Kniegeschwulst), Omalgie und Coxarthrocace (Schulter- und Hüftgelenkskrankheit).
  6. Neben dieser Kirche bestund vor Zeiten und blieb beim Brand von 1742 verschont die Vorstadtkirche, welche – lange Zeit unbenützt – endlich in Zerfall gerieth. Im Jahr 1844 wurden Thurm- und Mauerreste vollends abgetragen und an ihrer Stelle das Schulhaus erbaut.
  7. So erscheinen in Urk. v. 26. Juli 1376: gentes ad termas, quas vulgaris locutio vocat „daz wyltbad,“ confluentes pro sanitate corporum humanorum. St. A. Kl. Hirschau.
  8. „Man trinckt daz Bad und sitzt darin“ sagt schon das 1504 gedruckte „Püchlin von allen paten.“
  9. Geschäft für die „Dreher, Maler,“ von denen man schon eine hiesige Ordnung aus dem J. 1514 kennt. Reyscher, Sammlung 12, 628.
  10. cf. Petr. Schott Lucubr. Argent. 1498. Bl. 12 b. 14 b. 52 b. 83 a. Diesem Peter Schott überschickte Geiler von Kaisersberg in dieses Bad einen Lustigmacher, welche seine Rolle sehr gut spielte.
  11. Es betrug nach amtlichen Notizen:
    im Jahr die Zahl d. Kurgäste Zahl d. abgegebenen Bäder.
    1830 0470 12.000
    1850 2336 53.187
    1860 3149 70.033
  12. s. hierüber die Schrift: Württemb. Staatshaushalt von Ch. Herdegen. Stuttg. 1848. S. 382 ff.

Errata

  1. S. 234, L. 3 statt „Klein-Enzthal“ setze: Klein-Enzhof. Siehe Berichtigungen, S. VI.
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