Beschreibung des Oberamts Spaichingen/Kapitel B 3

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Aldingen,
mit Eisenbahnstation und zwei Bahnwärterhäusern.
Gemeinde II. Kl. mit 1548 Einw., wor. 36 Kath. – Ev. Pfarrdorf; die Kath. sind nach Aixheim eingepfarrt. Eine Stunde nordwestlich von der Oberamtsstadt gelegen. Aldingen hat eine Postexpedition und eine Eisenbahnstation.

Das schöne große, ziemlich weitläufig gebaute, durch zahlreiche Pappeln belebte Dorf liegt frei und angenehm auf den linken, von einigen unbedeutenden Thälchen durchfurchten Anhöhen des nahen Primthales; nur ein kleiner Theil des Orts ist in die Thälchen selbst hineingebaut.

An den reinlichen gut gehaltenen breiten Straßen stehen viele hübsch gebaute, zum Theil im städtischen Stil errichtete Häuser; sie sind meist weiß getüncht, andere haben verschindelte Giebel, während die Schindeldächer allmälig vollends ganz abgehen. Die Feuersbrünste in der Nähe der Kirche (in den Jahren 1846 und 1867) haben etwa 32 Gebäude zerstört, die jetzt wieder neu und schön aufgebaut wurden.

Die ganz gegen den Abhang des Primthales vorgeschobene Kirche trägt die Jahreszahl 1720 am Giebelanfang der mit dem Württembergischen Wappen gezierten Westseite; dies bezeichnet die Zeit ihrer Wiedererbauung; der an der Nordseite, am Beginn des Chores stehende Thurm ist älter und trägt die Jahreszahl 1593.

| Das Innere ist im Schiffe flach gedeckt, im vieleckigen Chor mit Gräten eingewölbt. An den Wänden des Schiffes sind die zwölf Apostel al fresco gemalt, dann hängt rechts vom halbrunden Triumphbogen, über dem das herzoglich Württembergische Wappen aufgemalt ist, ein ganz gemalter Flügelaltar, und zwar befindet sich die ganz unten hingehörende Predella jetzt oben auf dem Schrank des Altares, darauf sitzt dann ein flacher Giebel mit dem Württembergischen Wappen und der Jahreszahl 1549. Die Predella enthält die Brustbilder Christi und der zwölf Apostel, vortrefflich gemalt, in späthgothischem Stil, an Zeitblom erinnernd. Auf den Flügeln sieht man außen (auch noch gothisch) den Englischen Gruß, innen, roh gemalt, Geburt und Anbetung Christi, im Schreine selbst das Abendmahl. Der Altar soll sich früher in der Kirche zu Deilingen befunden haben und hieher geschenkt worden sein. Jedenfalls stammt er in seinen Haupttheilen aus dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts, und die Jahreszahl 1549 bezeichnet das Jahr seiner Versetzung, wobei dann einige der Bilder entweder wieder neu gemalt, oder doch sehr stark übermalt wurden.

Außerdem besitzt die Kirche einen alten hohlen achteckigen Taufstein, ein schönes schlankes lebensgroßes gothisches Krucifix, eine reiche Renaissancekanzel und im Triumphbogen ein hübsches auf Holz gemaltes Epitaphium mit folgender Unterschrift:

Anno domini 1603 den 9. tag Julii Starb der Ehrwürdig und Wolgelert M. Jacobus Binder, gewesner Pfarher zu Aldingen Tuttlinger Amps.“

Der in zwei Staffelgiebel endigende Thurm trägt auf seinem Satteldach ein Storchennest, hat sehr dicke Mauern und schlicht gefüllte spitzbogige Schallfenster. Von seinen drei Glocken zeigt die größte, schön verzierte, die Umschrift: Tobias Schalch von Schafhausen gos mich. 1715. Lobet den Herrn mit hellen Cymbeln, u. s. w. (s. Psalm 150). Die zweite, auch schön verzierte Glocke ist 1650 in Schaffhausen gegossen, die dritte in Ludwigsburg 1798. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde. Der Begräbnißplatz liegt außerhalb des Orts. Der alte, um die Kirche liegende, wird seit dem Jahre 1837 nicht mehr benützt.

Das hübsche schön gelegene Pfarrhaus samt freundlichem Garten steht unterhalb (südöstlich) der Kirche, am Thalrand, wurde im Jahre 1845 vom Staat erbaut und ist auch von ihm zu unterhalten.

Das stattliche Schulhaus, zweistockig mit Zwerchstock, steht| gegenüber der Kirche und wurde im Jahre 1847 erbaut; es enthält 5 Lehrzimmer; die Wohnung des einen Schulmeisters befindet sich in einem besondern der Gemeinde gehörigen Gebäude, die des andern im Rathhaus; im Ganzen unterrichten drei Lehrer.

Das Rathhaus, früher das Postgebäude, wurde im Jahr 1838 von der Gemeinde angekauft; in seiner Nähe steht eine schöne Linde.

Auch ein Gemeinde-Backhaus und Armenhaus ist vorhanden.

Der Ort ist mit gutem Trinkwasser hinreichend versehen, es bestehen 13 laufende, 96 Zieh- und 13 Schöpfbrunnen, das Wasser wird in hölzernen Deucheln hergeleitet. Die Markung besitzt mehrere, jedoch nicht bedeutende Quellen; von Bächen fließen darüber die Prim, der Heimbach, Lochbach, Heidlesbach, Sulzbach und die Elta. Ein Eisweiher wurde in der Nähe des Bahnhofes angelegt, er gehört der Rosenwirths Rath Wittwe, die eine sehr ausgedehnte Bierbrauerei betreibt; auch ein Schwellweiher zum Mühlwerk ist vorhanden.

Die von Rottweil nach Spaichingen führende Landstraße und Eisenbahn gehen unterhalb des Ortes bei der oberen Mühle vorüber, hier befindet sich auch der Bahnhof und das Bahnhofgebäude „Aldingen“.

Vicinalstraßen führen von hier nach Schura, Trossingen, Aixheim, Denkingen und Rottweil.

Drei steinerne Brücken und zwei Stege gehen über die Prim, wovon eine der Brücken, die an der Eisenbahn gelegene, der Staat zu unterhalten hat, die übrigen die Gemeinde. Außerdem bestehen noch drei Brücken und mehrere Stege, sämtlich von der Gemeinde zu unterhalten.

Die Haupterwerbsquelle der geordneten, körperlich wohl gebauten Einwohner bildet die Landwirthschaft, unter den Gewerben ist die Weberei am stärksten vertreten, auch sind einige Messerschmiede hier; ferner bestehen 4 Kaufläden, 4 Kramläden, 2 Kleiderhandlungen, 11 Schildwirthschaften, mit 5 derselben sind Bierbrauereien, darunter zwei bedeutende, verbunden. Außerhalb des Orts liegen an der Prim zwei Sägmühlen und drei Mahlmühlen, darunter zwei mit je vier Mahlgängen und einem Gerbgang, und eine mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind ganz befriedigend, namentlich ist der Mittelstand gut vertreten. Der vermöglichste Bürger besitzt etwa 30 Morgen Feld, der Mittelmann 15, die ärmere Klasse 13/4 Morgen Allmand und mitunter auch einen Morgen eigen Feld.

| Auch auf angrenzenden Markungen besitzen die hiesigen Bürger einige Güterstücke.

Die ausgedehnte, zum weit größten Theil für den Feldbau benützte Markung hat eine flach hügelige, von vielen, jedoch nicht bedeutend eingefurchten Thälchen und Rinnen durchzogene Lage, mit Ausnahme des bergigen südwestlichen Theils, der übrigens dem Waldbau dient; hier erheben sich namentlich der Staufelberg und der Landberg kräftig über das nächstliegende Terrain. Die mittelfruchtbaren Boden- und die klimatischen Verhältnisse gleichen denen der angrenzenden Markung Aixheim.

Liaskalk wird aus einigen Brüchen gewonnen, auch bestehen 2 Thongruben.

Der landwirthschaftliche Betrieb ist gut und wird durch zweckmäßig angelegte Feldwege sehr erleichtert; zur Besserung des Bodens benützt man außer den fleißig gesammelten gewöhnlichen Düngungsmitteln auch Gips, Kompost und Asche. Der verbesserte deutsche Wendepflug ist, neben einigen Flanderpflügen, allgemein im Gebrauch, auch sind mehrere eiserne Eggen, Walzen, eine Dreschmaschine mit Göppel und zwei Handdreschmaschinen im Ort. Von den gewöhnlichen Cerealien kommen vorzugsweise Dinkel und Haber zum Anbau, weniger Gerste und Weizen, überdieß viel Ackerbohnen, Kartoffeln und Futterkräuter (dreiblättriger Klee, Luzerne, weniger Zetterklee und Graswicken). Von Handelsgewächsen wird vorzugsweise Hanf gebaut, der jedoch nur dem örtlichen Bedürfniß dient. Der Ertrag an Getreidefrüchten erlaubt über den eigenen Bedarf alljährlich einen Verkauf auf den benachbarten Schrannen von 800 Scheffel Dinkel, 400 Scheffel Haber, 80 Scheffel Gerste und 20 Scheffel Weizen. Der Wiesenbau ist ziemlich ausgedehnt, liefert aber nur mittelgutes Futter, das im Ort selbst verbraucht, und zu dem noch Futter zugekauft wird. Wässerung findet keine statt.

Die nicht ausgedehnte Obstzucht erlaubt nur in ganz günstigen Jahren einen unbedeutenden Verkauf nach außen; man pflanzt nur späte Sorten, wie Luiken, Goldparmäne, Goldreinetten, Bratbirnen und Knausbirnen. Die Jungstämme bezieht man theils aus der Gemeindebaumschule, theils aus einer örtlichen Privatbaumschule. Ein besonderer Baumwart ist aufgestellt.

Aus den der Gemeinde gehörigen 220 Morgen Nadelwaldungen werden jährlich 160 Klafter und 10.000 Stück Wellen geschlagen; der Erlös aus dem Holz mit etwa 2500 fl. fließt in| die Gemeindekasse. Überdieß bezieht die Gemeinde aus Allmanden, von denen jeder Bürger 13/4 Morgen erhält, etwa 360 fl.

Die Pferdezucht ist im Verhältniß zu den übrigen Bezirksorten gut und bei der letzten Viehaufnahme wurden 100 Pferde im Ort gezählt; man hält hauptsächlich eine tüchtige Landrace und bringt die Stuten zur Bedeckung nach Spaichingen. Auch die mit einer Kreuzung von Simmenthaler- und Landrace sich beschäftigende Rindviehzucht ist in gutem Zustande und erlaubt einen beträchtlichen Handel mit Vieh auf benachbarten Märkten. Viehmastung treiben hauptsächlich die Brauerei- und Brennereibesitzer, die ihr aufgemästetes Vieh in der nächsten Umgegend absetzen. Zur Nachzucht sind 4–5 Simmenthaler Farren aufgestellt. Schafzucht treibt nur ein Ortsbürger, dessen Schafe jedoch auf fremder Weide laufen. Die Zucht der Schweine (halbenglische Race) ist sehr namhaft und der Verkauf an Ferkeln und aufgemästeten Schweinen ein bedeutender.

Außer der dreiklassigen Volksschule bestehen noch eine Zeichenschule, den Sommer über eine Kleinkinderschule und den Winter über eine Industrie- und Winterabendschule.

Neben vielen kleinen Stiftungen von 2–3 fl. sind folgende zu nennen: von Frau Herrenkellerin in Ulm 600 fl. für arme Verwandte, von dem verstorbenen alt-Sternwirth Heßler 100 fl., um alljährlich Brot an Arme auszutheilen, von dem verst. Jak. Rath, Rosenwirth 200 fl., um am Jakobi-Feiertag die Zinse an Arme zu vertheilen und endlich zur Verschönerung der Kirche sind 64 fl., worunter 60 fl. von Färber Link und dessen Wittwe, gestiftet worden.

Durch den Ort führt die „alte Hochstraße“, von der das sog. „Heersträßle“ in der Richtung gegen Trossingen abgeht; beide Straßen sind ohne Zweifel römischen Ursprungs. Auf dem 3/4 Stunden südlich von Aldingen gelegenen „Schlößlebühl“ und „Gärtlen“ finden sich Spuren von ehemaligen Befestigungen (Gräben) und zunächst dabei kommen die Flurnamen „Dellingen“ und „Kirchle“ vor, hier soll nach der Sage ein kleiner Ort gestanden sein, der zum Schlößle gehörte. Etwa 1/8 Stunde östlich vom Ort kommen die Flurnamen „Winzingen“ und „Unter-Wühlen“ vor, was ebenfalls auf abgegangene Orte hindeutet.

Aldingen – ein Name, der wohl durch Vermittelung eines Personennamens Aldo auf alt, vetus zurückzuführen ist – wird das erste Mal genannt den 16. Juni 802, als ein gewisser Erlobald alles was er in der Bertholdsbaar „in villa qui| dicitur Aldingas“ an Gebäuden, Ländereien, auch Leibeigenen u. s. w. hatte, zu Spaichingen an das Kloster St. Gallen schenkte (Wirt. Urkb. 1, 57). Auch anderer geistlicher Besitz wird frühe hier erwähnt, so des Kl. Allerheiligen zu Schaffhausen (s. o. S. 221), welches übrigens bereits im J. 1294 seine Güter zu A. wie zu Zepfenhan um 38 M. Silbers an Konrad Vetter und Heinrich Getzenwind verkaufte, ferner des Kl. Rottenmünster, welches im J. 1293 von Berchtold von Balingen, dessen Frau und 2 Töchtern hiesige Gülten und im J. 1307 von Frau Mechthilde Vetterin und ihrer Schwester Frau Willburgis ihren Hof im oberen Dorfe, der Maierhof genannt, geschenkt erhielt und auch in der Folgezeit mancherlei Erwerb an Höfen, Gütern und Gülten hier machte.

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Wenn die Erwähnung einer Anita Schappelin von Aldingen ums J. 1210 als Gemahlin Konrads Bletz von Rothenstein (Bucelinus, Lacus Potam. Anh. S. 22) und des Bürgermeisters zu Rottweil Heinrich Schappler „Junkers von Aldingen und Lackendorf“ (v. Langen Rottweil S. 382 ff.) auf urkundliche Zeugnisse sich stützt, so hätte der Ort im 13. Jahrhundert der Rottweiler Patrizierfamilie von Schappel gehört. Später bildete er sicher einen Bestandtheil der Herrschaft Karpfen[1], als deren Besitzer im 14. Jahrhundert Mitglieder der Familie von Blumenberg (zwischen Hüfingen und Schaffhausen) erscheinen. Aus dieser Familie verkaufte den 17. Dez. 1316 Ritter Konrad von Bl. der Alte seine eigene Mühle unter Aldingen an der Prim gelegen um 22 Pfd. Heller an die Johanniterkommende zu Rottweil, welche damals bereits eine andere Mühle hier besaß und erhielt den 24. Sept. 1354 Ritter Heinrich von Bl. „des Kalpfen ist“ die hiesige Kirche von deren Inhaber Johannes Metter von Rottweil aufgegeben. Derselbe Heinrich und seine Gattin Sophie mit ihrem Vogte verzichteten den 20. Juli 1367 vor dem Hofgerichte zu Rottweil auf 3 hiesige Schuppossen zu Gunsten des Rottweiler Bürgers Fritz Gut, an dessen Vater Hermann sie dieselben um 80 Pfd. 13 Schill. Heller verkauft hatten. Allein den 2. Juli 1444 verkauften die dermaligen Besitzer von Karpfen, Stephan von Emershofen, Vogt zu Wildberg und Rudolf von Friedingen mit Schloß und Burg Karpfen und einigem anderen Besitz in der Gegend (vergl. oben S. 234) an den Gr.| Ludwig von Württemberg „Unter- und Ober-Aldingen“ und „die Vogtei zu Tellingen bei A.“ Der Ort wurde in der Folge dem Oberamte Tuttlingen zugetheilt, bei welchem er bis zum 27. Okt. 1810 verblieb. Übrigens machte auch Österreich von der Herrschaft Hohenberg her gewisse Ansprüche an denselben. In der „Spezifikation was zu Hohenberg gehörig“ vom J. 1480 wird unter den Dörfern, welche in der Herrlichkeit und dem Regiment der Herrschaft H. liegen, Aldingen aufgeführt; nach dem auf längere Streitigkeiten (vergl. Gärth) folgenden Vergleiche vom 9. Febr. 1544 zwischen dem röm. König Ferdinand und der Stadt Rottweil sollte der Ort in dem hohenbergischen Forst liegen und Österreich die forstliche und hochgerichtliche Obrigkeit zustehen; die österreichische Jurisdiktionstabelle von 1804 endlich erkennt den Ort als Württemberg mit Steuer-, Waffen-, Zoll-Recht und niederer Gerichtsbarkeit eigenthümlich zustehend an, führt jedoch die Landeshoheit und das Gesetzgebungsrecht als strittig zwischen Württemberg und Österreich auf, den Blutbann als österreichisch, während Württemberg die prima cognitio prätendire und ausübe.

Manche Adelige, besonders Rottweiler Patrizierfamilien, werden als hier begütert genannt, so im J. 1293 Berchtold von Balingen, im J. 1366 Bertold Boller von Rottweil, 1427 Gr. Hans von Lupfen und Konrad von Stöffeln. Was geistlichen Besitz betrifft, so hatte hier namentlich die Johanniterkommende zu Rottweil Mühlen (s. o.), Höfe und die Kirche (s. u.) mit dem meisten großen Zehenten; das Kl. Alpirsbach ein Erblehengut mit Zinsen und Gülten; die Domprobstei und die Domfabrik Constanz mehrere Eigen- und Erblehen-Güter, welcher Besitz von Seite Badens im Staatsvertrage vom 17. Okt. 1806 an Württemberg abgetreten wurde. Auch der Rottweiler Spital kommt im 16., das Stift St. Moritz in Ehingen im 18. Jahrhundert in dieser Hinsicht in Betracht.[2]

Der Ort wurde schon öfters durch schwere Brandfälle heimgesucht, so den 21. Juli 1558, 14. Dez. 1626 (innerhalb 1/2 Stunde wurden dieses Mal 29 Häuser und Scheuern mit allem Hausgeräthe und 1344 Scheffel Früchte zerstört), den

19. Dez. 1811; den 14. Juli 1807 brachte ein Hagelwetter der Gemeinde allein an zerstörten und beschädigten Gebäuden| einen Schaden von 15.000 fl. und zerstörte den Feldertrag der ganzen Markung; am 20. Nov. 1846 wurden etwa 20 Häuser, darunter das Schulhaus, im Nov. 1867 wiederum 12 Häuser ein Raub der Flammen.

Allhier wurde im J. 1490 geboren Berthold Haller, welcher auf der trefflichen Pforzheimer Schule mit Melanchthon befreundet, auf der Cölner Hochschule der Theologie beflissen, die Reformation zu Bern begründen half († 1536. – Vrgl. Grüneisen, Carl, Nicolaus Manuel S. 77, Stälin 4, 249).

Ein „plebanus H. de Aldingen“ wird schon 1258 als Zeuge der Gebrüder Gr. v. Lupfen erwähnt (Neugart Codex Dipl. 2, 229). Im J. 1354 war die Kirche in blumenbergischem Besitz (s. o.), kam aber später an die Johanniterkommende zu Rottweil. In deren Besitz wird sie sowie der hiesige große und kleine Zehente schon den 30. Juli 1428 als länger denn Jemand gedenken mag genannt und verblieb sie (zugleich mit einigen Lehen, Zinsen und Gülten) bis zur Besitznahme der Güter des Johanniterordens durch Württemberg im J. 1805. Dagegen stund die Kastvogtei der Heiligen daselbst, sowie das Novalzehentrecht Württemberg zu. – Besondere Verwickelungen bereitete zu den verschiedensten Zeiten der sog. Aldinger Pfarrwald. Dieser, ungefähr 90 Morgen betragende, zum Theil auf Aldinger, zum Theil auf Trossinger Markung liegende Wald erscheint seit unvordenklicher Zeit zur Hälfte im Besitz der Pfarrei Aldingen, deren Erwerbszeit und -Art jedoch nicht näher bekannt ist, zur Hälfte in dem der genannten Kommende, welche den Wald im J. 1382 gekauft haben wollte. Die in Folge der gemeinschaftlichen Benützung des Waldes, sowie in Folge von Einsprachen der Gemeinden Aldingen und Trossingen entstandenen Streitigkeiten wurden namentlich in den J. 1788–1790 durch Vergleiche beizulegen gesucht, auch die Krone Württemberg, an welche der Kommende-Antheil fiel, regelte durch eine besondere Verfügung die Rechtsverhältnisse der Pfarrei und der Gemeinde, endlich aber überließ die Pfarrei den 13./23. Okt. 1874/15. März 1875 ihre sämtlichen Nutzungsrechte an dem Walde auf 30 Jahre an die Staatsforstverwaltung.[3]

Des abgegangenen Dellingens ist schon oben S. 196 und| 242 gedacht worden. Wenn in einem Schatzungsbriefe des Gerichts zu Aldingen vom 30. Nov. 1590 die Ösch zu Thellingen erwähnt wird (Carlsruher General-Landesarchiv), so scheint es, der Ort sei damals schon abgegangen gewesen.



  1. S. über dieselbe Köhler, Tuttlingen, Beschr. und Geschichte dieser Stadt und ihres Oberamtsbezirks, Tuttl. 1839 Abth. 2 S. 184.
  2. Auf wenigstens vorübergehenden Zehentbesitz des Klosters St. Georgen und Villingen allhier weisen die Tagebücher des Abts Geisser (Mone, Quellensamml. 2, S. 396, 486, 488).
  3. Vergl. zu Obigem: „Der Aldinger Pfarrwald. Aus Archivalien mitgetheilt von Caplan K. J. Glatt in Frittlingen“, in „Der Beiläufer, Beilage zum Heuberger-Boten“ Jahrg. 1865 Nr. 26.


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