Homerus der Siebenfache Burger

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Titel: Homerus der Siebenfache Burger vorgestellt in einem Sing-Spiel, da der Hochwürdige Gnädige Herr, Herr Augustinus, Abt des Eximirten Gotts-Haus zu St. Urban, des Heiligen Cistercienser-Ordens, Herr zu Herdern, Liebenfels etc., mit dem Hohen Stand Solothurn Gewöhnlicher massen das Burger-Recht erneueret
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Entstehungsdatum: 1752
Erscheinungsdatum: 1752
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Erscheinungsort: unbekannt, möglicherweise Solothurn oder St. Urban
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Quelle: Scans auf Commons nach einem Exemplar der Zentralbibliothek Solothurn, Signatur Rv 2457 ter.
Kurzbeschreibung: Singspiel zur Feier der Erneuerung des Solothurner Bürgerrechts des Klosters St. Urban (Luzern) 1752.
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[1]
HOMERUS
Der Siebenfache Burger
Vorgestellt in einem
Sing-Spiel,
Da
Der Hochwürdige Gnädige Herr
HERR
AUGUSTINUS
Abt des Eximirten Gotts-Haus zu St. URBAN,
des Heiligen Cistercienser-Ordens,
Herr zu Herdern, Liebenfels etc.
mit dem Hohen Stand
Solothurn
Gewöhnlicher massen das Burger-Recht
erneueret.
ANNO
M DCC LII

den 7. Novembr.
[2]
Inhalt.

HOMERUS ware an Verstand, Wissenschafft, und Erfahrenheit aller freyen Künsten ein so berühmter Mann, daß ihn Plutarchus nicht genug rühmen kan, und billich einen Fürsten aller Dichter benennen darf; sonderlich machten ihne berühmt zwey Bücher, deren das einte Ilias; das andere Odyssaea betittlet ist, welche Alexander der Grosse höher geschätzet, als alle seine Schätz und Reichthum. Diesen so berühmten Dichter betadlete mit der Zeit der zu allen Zeiten bekannte Spötter Zoilus, welcher zum Spott seiner aberwitzigen Kühnheit Homero-mastix ist benennet worden; tragte aber keinen andern Lohn darvon, als daß er von aller Welt verlacht, nunmehro allen Spötteren und ehrsüchtigen Pralleren seinen Namen gleichsam erblich hinterlassen. Indessen ist Homeri Ehren-Ruhm so weit erwachsen, daß sieben mächtige Städt um ihne gestritten, weilen eine jede Homerum, als ihren Burger und Lands-Mann, wolte angesehen haben.

[3] A. Gellius schreibt also:

Septem urbes certant de stirpe insignis Homeri,
Smyrna, Rhodus, Colophon, Salamin, Chyos, Argos, Athenae.

     Sieben Städt bestreiten sich für das Vatterland Homeri, nemblich Smyrna / Rhodus / Colophon / Salamin / Chyos, Argos, und Athen. Den Ehren-Streit dieser sieben Städten entwerfen wir in einem Sing Spiel; damit aber desto klärer möge erkennt werden, auf was unsere Gedancken abzielen, ertheilen wir folgende Nachricht der Personen.

Homerus - - - Augustinus der Gnädige Herr zu St. Urban.
Argos - - - der Hohe Stand Lucern.
Colophon - - - der Hohe Stand Bern.
Athen - - - der Hohe Stand Solothurn.
Rhodus - - - Biel.
Smyrna - - - Sursee.
Chyos - - - Zoffingen.
Salamin - - - Mellingen.
Melevallis - - - das Gotts Haus St. Urban.
Pallas - - - die Göttin der Weisheit.
Homeromastix   - - ein prallender Spötter.

     Sonsten kan durch den Archipelagum und dessen umliegende Städt und Landschafften, die Eydgnoßschafft: durch den LorbeerCrantz die Insul; durch andere einlaufende Wörter was anders verstanden werden, wie an gebührenden Orten solches bemerckt seyn wird.

Erster Auftritt.

Salamin erfreuet sich, daß sie an ihrem Burger Homero so grosse Ehren erlebet.

Salamin. Rc.

O höchst beglücktes[1] Salamin!
     Was Ehren thust du g’niessen?

[4]

Billich kan sich dein Hertz und Sinn
     In Lob und Freud ergiessen;
Homeri Lob erfüllet hat
     Ein grosse Zahl der Städten:
Du aber bleibst die Mutter Stadt
     Des Fürstens der Poeten.


ARIA.

Die Tugend, die sich in die Weit
Durch eignen Schein hat ausgebreit,
     Zieh’t letztlich sich zusammen
     In ihren ersten Stammen.
Homeri grosser Ehren-Namm,
Gleich einer hellen Sonnen-Flamm,
     Thut mit zweyfachen Blicken
     Sein Mutter-Ort beglücken.


Recit.

Fama verdopple deinen Schall
     Mit rauschender Trompeten:
Und nenn Homerum überall
     Den weisesten Poeten. fit plausus.

[5]
Zweyter Auftritt.
Argos will grösseren Antheil an Homero, als ihrem Mit-Burger, haben.


Argos[2] Rc.

Smyrna! was für ein Freuden-Thon
     Mein Ohr hat eingenommen?

Smyrna[3]

Man sagt, es werd von Colophon
     Was neues heut ankommen.

Salamin

Erlaubet, daß ich meine Freud
     Euch mündlich darff vortragen.

Argos

Diß zu vernemmen wir bereit;

Salamin

     Ich kans vor Freud kaum sagen.


ARIA.

Homerus[4], mein Burger, mein Sohn,
Tragt um den Archipelagum
Durch alle Land und Städt herum

[6]

So grosses Lob und Ehren-Ruhm
     Von jederman darvon;
Daß wegen seinem Tugend-Glantz
Der wohlverdiente Lorbeer-Crantz
Sein g’lehrtes Haupt umwindet gantz;
     Der Weisen schönster Lohn.
Drum Salamin auch in der That,
Als sein geliebte Mutter-Stadt,
Den allergrösten Antheil hat
     An solcher Ehren-Cron.

Argos. Rc.

Wie nach Homerus dir verwandt,
     Willst Salamin anzeigen:
Dargegen mach ich dir bekannt;
     Homerus ist mein eigen.


ARIA.

Dem ersten Stamm,
Und Vatters-Namm,
     Homerus ist abg’storben.[5]
Den Lorbeer-Crantz[6]
Durch Tugend-Glantz
     Hat er bey mir erworben.
Nun Salamin,
Wo g’hört er hin?
     Wo er allein gebohren?
Oder, wo er
Zur höchsten Ehr
     Ist worden auserkohren?

[7]

Das Edel-G’stein
G’hört insgemein
     Dem, der die Cron thut tragen:
Obwohl man auch
Hat in dem Brauch
     Nach seinem Ursprung z’fragen.

Salamin. Rc.

Nein, nein, das kan ich nicht eingehn:
Mir g’hört der grosse Dichter.

Argos.

So komme mit mir nach Athen;
     [7]Minerva sey der Richter.


Dritter Auftritt.
Auch Smyrna verlangt Homerum für seinen Burger / vergleichet sich aber mit Argos.

Smyrna

O Argos! hoch beglücktes Haupt!
     Ohne dich zu betrüben,
Ein einzig’s Wort sey mir erlaubt!

Argos

     Mein Smyrna! nach Belieben.

Smyrna

Argos! o reich bekrönte Stadt
     Mit Bergen, See, und Hüglen!
Die mich bisher getragen hat
     In ihren sanfften Flüglen.
Dir ist bekannt, wie Mulciber[8] der Gott des Feuers.
     Mir öffters Feur eing’leget:
Was das ergrimmte Flammen-Heer
     Für Unglück hab erreget.
Nun ein sehr angenehme Glut
     In meiner Brust sich findet,

[8]

Die desto mehr erfreuen thut,
     Weils d’Lieb hat angezündet.
Homerus ehrt mein Nachbarschafft;
     Und daß sein Lieb sollt dauren,
Ein Wohn-Haus hat er sich verschafft
     Mitten in meinen Mauren.
Mit allem Rechten soll ja ich
     Ihn meinen Burger nennen.

Argos.

Ja Smyrna! diß geziemet sich:
     Das muß ich selbst bekennen.
Ihr beyde dann in meiner Schooß
     Könnt ruhen ohne Schrecken,
Mein rechter Arm ist schon so groß;
     Euch beyde zu bedecken.


ARIA.

Smyrna.

Smyrna! vergiß das Feur,
Samt anderem Ungeheur,
     Die du schon viele Jahr
     In gröster Unglücks-G’fahr
          Schmertzlich empfunden.
Bey Argos und Homer
Hast du viel Glück und Ehr
     In allem Ueberfluß,
     Durch reichen Gnaden-Guß
          Wiedrum gefunden.

[9]
Vierter Auftritt.
Homero-mastix[9], der bekannte Spötter / thut sich selbsten dem grossen Homero mit vieler Prallerey vorziehen.


Homeromastix

Potz tausend! was ists vor ein G’riß
     Bey so viel grossen Städten,
Um den Homerum, der doch g’wiß
     Kaum g’hört zu den Poeten.
Nur sicherlich glaub mir Homer,
     Du wirst mir müssen weichen:
Denn ich alleinig hab die Ehr,
     Daß nicht sey meines gleichen.
Homeri mehr’ste Zierd und Kunst
     Besteht in Wörter-messen,
Ist eine lähre Hirn-Gespunst,
     Die ich schon längst vergessen.
Was in der Erd verborgen ist:
     Was Thetys thut verstecken,
Kan ich durch gwisse Weisheits-List,
     Wann mir beliebt, entdecken.
Der Bäumen, Früchten, Blumen Krafft,
     Und was die Erd kan zieren,
Auch die verborg’ne Eigenschafft
     Der Vöglen und der Thieren;
Des Donners grosse Stärck und G’walt,
     Die G’schwindigkeit der Blitzen;
Diß alles mein Gedächtnuß b’halt;
     Alles thu ich besitzen.
Ich wage mich zur Sonn hinauf,
     Weit über d’Morgenröthen,

[10]

Ich zeichne den bestimmten Lauff
     Den feurenden Planeten;
Ich ordne an das Sternen-Heer,
     Und wend die Himmels-Scheiben,
Dort, wo der groß und kleine Bär
     Den letzten Circul schreiben.
Der Musen ihr gebund’nes G’schwätz
     Will mir nicht mehr gefallen,
So bald ich meine Leyr ansetz,
     Oracula erschallen.
Von Castalis[10] berühmten Safft
     Hab ich so viel getruncken,
Bis ich vergöttert von der Krafft
     In d’Schooß der Musen> g’suncken.
Daß mir die Zeit nicht werd zu lang
     (Dann ich thu nicht gern feyren)
Den Göttinnen ein Lobgesang
     Spihl ich auf meiner Leyren. …

Ihr Göttinnen
     Von aussen und innen!
          (Das muß sich doch noch reimen,
          Und solt ich’s z’sammen leimen.)

Ihr Göttinnen!
Von aussen und innen
     Mit Schönheit gezieret,
     Wie es sich gezimmet
     (Nein; wie es sich gebühret.
     Doch, wie es sich gezimmt:)
     Mein Leyren ist verstimmt, …

[11]
Fünffter Auftritt.
Colophon, Rhodus, und Chyos erfreuen sich wegen Homero ihrem Burger.


[11]Rhodus und [12]Chyos, duetto.

O Colophon!
Dich Jovis Thron
     Mit Stärck und Macht,
     Mit Glück und Pracht,
Mit allen Himmels-Gnaden
Sehr reichlich hat beladen.

Chyos

Dein Weisheit hat
Mit Rath und That
     In aller G’fahr
     Viel hundert Jahr
Mich mächtig unterstützet,
Und vätterlich beschützet.

Homerus ist vor kurtzer Zeit
     Persönlich zu mir kommen:
Da hab ich Ihn mit höchster Freud
     Zum Burger angenommen.

Rhodus.

Homerum, der zu Melevall
Glückseligist regieret,

[12]

Hab ich in meiner Burger-Zahl
     Auch würcklich eingeführet.
Sag hoch-erleuchtes Colophon!
     Wie thust du diß ansehen?

Colophon[13]

Ihr habt die gröste Ehr darvon;
     Der Sach ist wohl geschehen.


ARIA.

Homerus ehret mich,
Homerum liebe ich,
     Es hat sein Freundlichkeit
     Seine Leuthseligkeit
Bey mir den Zugang g’funden.

Homerum ehre ich:
Homerus liebet mich:
     Mein dargegeb’ne Hand
     Durch wahres Freundschaffts-Band
Hat sich mit ihm verbunden.

[13]
Sechster Auftritt.
Homeromastix suchet bey Colophon, Rhodus, und Chyos für Burger angenommen zu werden / wird aber mit Beding abgewiesen.


Homeromast.

Ein grosse Gnad, o Colophon!
     Hast würcklich zwar erwiesen,
Daß du des Melevallis Sohn
     Zum Burger auserkiesen.
Allein, wann dir mein Nam und Stand
     Zuvor wär kund gewesen,
So hättest aus gantz Griechenland
     Keinen vor mir erlesen.
Die Dichterey kan zwar in was
     Homerum noch erheben:
Doch muß auch seine Ilias[14]
     Den Ehren Ruhm mir geben.

Colophon.

Schweige, dann deine Prallerey
     Thut andere nur beneiden;
Zeig’st wenig Woll, und viel Geschrey;
     Und das kan ich nicht leiden.


ARIA.

Wer and’re nur verlacht,
Und hinterrucks auslacht,
     Den wird ich niemahls leiden;
     Der muß mein Freundschaft meiden.

[14]

Ich ehr, wer in der That
Wahre Verdienst hat;
     Den WeisenThoren seine Thaten
     Thun selbsten schon verrathen.

Homeromastix.

So viel ich hör, ist Colophon
     Heyglich und kurtz gebunden;

Rhodus.

Du sprichst aus gar zu hohem Thon;
     Drum hast kein Eingang g’funden.

Homeromastix.

Ihr aber werthe Rhodier,
     Ihr traget ja Verlangen,
Daß ihr verbunden könt mit mir
     Als eurem Burger prangen.

Rhodus.

Ey! seht den stoltzen Hochmuth an,
     Wir sollen ihn begehren.

Homeromastix.

Werd ich zum Burger g’nommen an,
     Gereichts zu euren Ehren.

Rhodus.

Geh hin du Praller, deine Spring,
     Dein Spotten thu ich hassen.

Chyos.

Und ich auf ein g’wiß Beding
     Mit dir mich wolt einlassen.
Kanst du Homerum in der Kunst
     Zu dichten überwinden,
So wirst gantz sicher meine Gunst,
     Und meine Freundschafft finden.

Homeromastix.

O! die Bedingnus nimm ich an;
     Dann ich werd allzeit finden
So viel Gedancken, daß ich kan
     Homerum überwinden.

[15]
ARIA.

Meine Absichten
Seynd in dem Dichten
     So klug und viel,
Daß ich mit Lachen
In dem Vers-machen
     Ihn meistern will.


Siebender Auftritt.
Athen, welches mit Colophon und Argos ohne dem verbunden, erwartet Homerum.


Athen.[15]

O was für auserles’ne Freud
     Mein Gmüth thut übergiessen;
Daß ich auf einmahl von euch beyd
     Die Gegenwart kan g’niessen!

Colophon.

Eh wird der starcke Hercules[16]
     Den Kolben fallen lassen:

Argos.

Viel ehender wird auch Pylades  NB.[17]
     Seinen Orestem hassen.

Athen.

Eh wird beständig im Verdruß
Castor und Pollux leben:  NB.
Auch Nisus und Eurialus   NB.
Die Freundschafft eh aufgeben:
          Als von uns drey
          Die g’schworne Treu,

[16]

Auch nur in den Gedancken,
Wird jemahls dörffen wancken.

Colophon

     Wie Theseus Pyrithoum    NB.[18]
          Hat allzeit hoch geschätzet,
     Pyrithous den Theseum
          Mit Freundlichkeit ergötzet:

Argos.

Wie ohne den Achilles nie  NB.
     Ulysses z’Feld wird ziehen;

Athen.[19]

Wie die verliebte Clithie[20]
     Von Phaebo nicht wird fliehen;

Omnes.

          So unser Treu
          Beschaffen sey:
Dann wir uns unterschreiben,
Eins, drey, und treu zu bleiben.


ARIA.


Wo die Treu mit Eyd verbunden,
Den verdienten Fried gefunden,
     Und die Hertzen stimmen ein;
     Wird das Band unsterblich seyn.
Solt auch schon die gantze Erden
Durch den Neid bestürmet werden,

[17]

     Schlafft sie doch in sanffter Ruh,
     Und sieht fremdem Unglück zu.
Dann die treu-verknüpfte Hertzen
Selbsten mit dem Unglück schertzen,
     Weil ein so getreues Band
     Unterstützt der Götter Hand.

Argos.

Noch einer, der die höchste Cron
     Zu Melevall bekommen,
Den ich in mein Protection
     Auch würcklich aufgenommen,
Verlangt in burgerlicher Pflicht
     Mit dir, Athen, zu stehen.

Athen.

Das werd ich ihm versagen nicht:
     Noch heut soll es geschehen.


Achter Auftritt.
Homeromastix wird von Rhodus, Smyrna, Chyos und Salamin nicht für ein Burger angenommen.

Rhodus

Gar bald Homeromastix wird
     Bey uns sich hören lassen.

Chyos

Zu hören ihn ist mein Begird;

Smyrna

     Die meine gleicher massen.

Salamin

Mir ist bekannt, daß er nichts kan,
     Als spotten, und sich prallen.

Smyrna

Ich Schertz-weis dieses höre an,

Salamin

     Mir aber thuts misfallen,

Rhodus

So hör man seiner G’schicklichkeit
     Schon lang versprochne Proben.

[18] Salamin

Er wird halt, wie sonst jederzeit,
     Sich selbsten nur beloben.

Homeromast.

Mich freuet, daß ich hab die Ehr
     Zu zeigen vor euch Städten,
Daß ich es sey, und nicht Homer,
     Der gröste der Poeten.
Ihr selbst sollt etwas schreiben vor,
     Sey’s Himmel oder Höllen.
Ich schwöre bey dem Musen-Chor,
     Ein Kunst-Stück will aufstellen.

Chyos

So sey es denn, o Musen-Sohn,
     Du sollest uns ein’s singen:
Argos, Athen und Colophon
     In deine Vers einbringen.

Homeromast.

Auf Athen geht das Wörtlein schön,
     Bey dem will ich anfangen …
Auf Colophon Thron, Cron … thut gehn.
     Auf Argos, bargos, cargos, dargos etc …
     Bey Argos bleib ich hangen.
Nein: ich muß dannoch fahren fort,
     Bis ich es noch erzwinge. …
Nun hört … wie ich z’gleich all drey Wort
     In einen Reimen bringe.


ARIA non ARIA.

     Das herrliche Athen
     Ist alt und dannoch schön.
Das starck- und grosse Colophon
Verdient so gar des Jovis Thron.
     Das weit-berühmte Argos
     Ist herrlicher, als Bargos.

[19] Rhodus

O mit was angenehmen Schall
     Thut deine Cither klingen!

Salamin

Recht lieblich, wie ein Nachtigall,
     Kan er dazu noch singen.

Smyrna

Das Wörtlein Bargos fallt mir öd:
     Sag an, was wils bedeuten?

Homeromast.

In einer ungebund’nen Red
     Thut Bargos nichts andeuten;
Aber wann man poetisch redt,
     Dient es zu vielen Sachen,
Es kan, wann es zum letzten steht,
     Ein schönen Vers ausmachen.

Salamin

Homeromastix, deine Kunst
     Soll uns hinfür nicht stöhren,
Wie hoch sey gegen dir die Gunst,
     Wirst alsobald anhören.

Rhodus, Smyrna, Salamin & Chyos. per modum chori.

     Dein Prallerey,
     Dein Dichterey,
     Dein lähres G’schrey
     Weit von uns sey:
Kanst alles unterlassen.
     Weil jeder Stand
     In unserm Land
     Mit g’sammter Hand
     Dein Freundschaffts-Band
Wird jederzeit verhassen.

Homeromast.

O ho! wann dieses euer Will,
     So hab ich schon erfunden
Für diese Hacken einen Stiel;
     Ein Pflaster für die Wunden.

[20]
ARIETTA.

     Gelehrte Leuth
     Bey dieser Zeit
Thut man, wie mich, verachten.
     Doch mit der Zeit
     Gelehrte Leuth
Mich werden höher achten.


Neunter Auftritt.
Homerus verburgert sich mit Athen in Beyseyn und Anführung Argos.


Athenae.

Willkomm, o schönste Griechen-Zier!
     Mit zartestem Verlangen
Vergnügt schätz ich mich euch allhier
     Mit Freuden zu empfangen.

Argos

Athen! dir ist nichts unbekannt
     Von unserem Begehren.

Athen

Das weißt ja schon gantz Griechenland:
     Ich werd es auch gewähren.

ARIA.

Melevallis[21]

Gedenck Athen! es seynd so gar
Verloffen schon fünf hundert Jahr,

[21]

          Da dir das erste mahl
          Beliebet, Melevall
     Verburgert zu erkennen
Nun, da ich mich aufs neu vermählt,
Homerum für mein Haupt erwehlt,
          So komm ich bittlich ein,
          Soll’st von der Güte seyn,
     Ihn deinen Burger nennen.

Athen

So soll hinfür Homer mit mir
     Freundlich verburgert leben,
Wie Colophon und Argos dir
     Ein gleiches Recht gegeben.


ARIA.

Schon von viel hundert Jahren her
O Melevall! dein Tugend-Lehr,
     Mein Piro[22] hat ernehret:
Schon lange Zeit in meiner Stadt
Ein Ort[23], das deinen Namen hat,
     Dir Melevall zug’höret.
Drum g'reicht es ihm und mir zur Ehr,
Daß dein Regent und Oberherr
     Bey mir all Freundschafft finde.

[22]

Daß uns hinfüran jederzeit
In wahrem Fried und Einigkeit
     Liebe und Treu verbinde.

Homerus

O Himmel! was für Freuden-Lust
     In meinen Adern wallet,
Da solch’s Vergnügen meine Brust
     Aufs neue überfallet.


ARIA.

     Der treue Pindarus[24],
     Den ich verehren muß,
Den ich mein Vatter nenne;
Und seine Lieb erkenne;

Der hoch und groß Euripides[25],
Der dir beliebte Sophocles,
     (Beyde seyd deine Söhn)

[23]

Die werden mir ein Vorbild seyn,
Wie ich mich solle stellen ein,
     O werthestes Athen!

Argos.

Der Himmel selbsten machet kund,
     Uns alle zu erfreuen,
Daß dieser neu geschloß’ne Bund
     Werd beyden wohl gedeyen.


ARIA.

Colophon

     Du[26] Saturnus Gott der Zeit,
     Melevall,[27] dein Rad anheut
Will dem Glücks-Rad einverleiben,
     Soll Homerus diese Stund
     Mit getreuem Hertz und Mund
In die harte Ceder schreiben.
     Dann auf so erwünschte Gnad,
Die schon seit fünfhundert Jahren
Zu Athen dir wiederfahren,
     Wird dein neu-erwehltes Rad
An beglücktem Deichsel gehen,
Niemahl bey dem Unglück stehen:

[24]

     Und Fortuna überall
     Dich vergnügtes Musen-Thal
Mit verliebtem Aug anschauen;
     Ja so lang Homerus steht
     Unter dieser Morgenröth,
Wird dein Glück herunter thauen.


Zehender Auftritt.
Rhodus, Smyrna, Chyos, Salamin, haben einen Streit wegen der Verbürgerung Homeri, welchen Colophon- aufheben will.

Rhodus.

Nun gehet an ein Ehren-Streit,
     Ich wolte dörffen wetten,
Ich hab den Vorzug albereit
     Vor diesen dreyen Städten.

Salamin

O nein, mein Rhodus! Salamin
     Homerum hat gebohren.
Mithin dein erstes Recht auf Ihn
     Scheint würcklich schon verlohren.

Smyrna & Chyos

Wie! unsre schöne Nachbarschafft
     (Viel anders zu geschweigen)
Das Lands geleg’ne Eigenschafft,
     Macht uns Homerum eigen.

Rhodus

Vor hundert siebenzig sechs Jahr[28]
     (Wie meine Schriften weisen)

[25]

Mir Melevall verburgert war,
     Wie wilst dein Alter preisen?

Chyos

Zwey hundert drey und neunzig Jahr
     Den deinigen beylege,
Die Summ zeigt dir mein Alter klar,

Smyrna

     Das meinig auch erwege.


ARIETTO.

Kaum wird der Strahlen-Wagen
Im Thier-Kreiß herum tragen
     Phaebum das vierte mahl,
So zehle ich fünf hundert Jahr,
Da mit mir schon verburgert war
     Das heilig Melevall.
Wann über dieses noch Athen
     Sein Alterthum erhöhet?

Salamin

Man muß hier nicht aufs Alter sehn,
     Das Mutter-Ort vorgehet.

Argos

Mein Salamin! habs schon gesagt,
     Und werd hinfüran schweigen:
Dem, der den Ring am Finger tragt,
     Das Edel-G’stein ist eigen.

[26] Colophon

Der Ehren-Streit erhebet sich
     Aus sehr verschied’nen Gründen;
Doch, wie ich glaub, werd ich für mich
     Ein starck Beweisthum finden.


ARIA.

Gleich wie ich Homerum beehre,
Zum Theil auch dich Melevall nähre[29],
          Homerum getreulich beschütze,
          Dich Melevall selbst unterstütze,
     Und suche dein Wohlseyn und Heyl;
So solle Homerus ergeben,
Mit mir auch verburgeret leben:
          So hab ich vor anderen Städten
          An diesem gekrönten Poeten
     Den ersten und grösten Antheil.


CONCERTATIO.

Melevall.

Mir bleibt Homer

Rhodus

Ich zweifle sehr,

Melevall.

     Athen wird es entscheiden.

Chyos

Ich ihn verlang.

Smyrna

Mir g’hört der Rang.

Salamin

     Das werd ich niemahl leiden.

Athen

Was ist das für ein Wort-Gefecht
     Zwischen befreyten Städten?

Rhodus

Wir reden von dem Burger-Recht
     Homeri des Poeten.

[27]
ARIA.

     Jede Homerum ehrt,
     Ihne für sich begehrt:
Jede den Rang will führen.
     Jede die Erst will seyn:
     Jede sich bildet ein,
Der Rang soll ihr gebühren.

Athenae

Wann nur das Alter all’s vermöcht[30];
     So käme ich anhero,
Und forderte das erste Recht
     Von unserem Homero
Doch glaube ich / es geh euch ein,
     Den Ehren-Streit zu heben,
Daß Pallas soll der Richter seyn.
     Sie soll den Ausspruch geben.

Colophon

O ja Athen! es bleibt darbey:
     Dein Göttin soll es sagen,
Wem unter uns der Vorzug sey?

Athen

     Ich werd ihr’s gleich vortragen.


Eilffter Auftritt.
Pallas verweigeret ihren Ausspruch, bis Homeromastix aus dem Land vertrieben.


Athen.

Göttin! bey deinem Weisheits-Thron
     Zu Kriegs- und Friedens Zeiten,

[28]

Tragt man den besten Schluß darvon
     In allen Streitbarkeiten:
Homerum diese sieben Ort
     All ihren Burger heissen.
Jede gegeben hat das Wort:
     Alle um ihn sich reissen.
Doch, welche g’wiß die erste sey,
     Ein Ehr-Geitz sich laßt spühren.
Jede bringt ihre Proben bey:
     Jede den Rang will führen.

Pallas

So lang Homeromastix noch
     So frey im Land rumstreiffet,
Gantz prallerisch, vermessen hoch,
     Gelehrte Leuth angreiffet,
So lang ist Pallas allzeit stumm,
     Wird also auch verbleiben:
Es geh bey euch grad, oder krumm,
     Pallas wird nichts vorschreiben.


ARIA.

Der sich allein
Viel bildet ein,
     Der allzeit nur will prallen,
Wird insgemein
So frech auch seyn,
     Und andere anfallen.


Drum sollt ihr gleich
Aus eurem Reich
     Verbannen solche Spötter,

[29]

So seyt ihr werth,
Und hoch geehrt
     Bey denen Himmels-Götter.

Colophon

So wollen wir gesamte Ständ
     Den Spötter gleich ausjagen;
Befehlen aller Ort und End,
     Sein Namen anzuschlagen.


Zwölffter Auftritt.
Melevall beklaget sich bey der Pallas; wird aber von derselben getröst.


Melevallis

Göttin erlaub! ein bittre Wahl
     Därff ich vor dir nicht klagen?

Pallas

O ja geliebtes Melevall!
     Vor mir darfst alles sagen.
Weil du in wahrer B’ständigkeit
     Hast Palladem geliebet[31],
Werd ich abwenden jederzeit,
     Was immer dich betrübet.

Melevall.

Erst neulich hat ja Lachesis[32]
     (Schmertzlich hab ichs empfunden)
Da sie mir Pyndarum entriß,
     Versetzt ein tieffe Wunden.
Doch da ich trostlos und bekränckt
     Den Pyndarum beweinet,

[30]

Der Himmel mir Homerum schenkt,
     Und meinen Schmertz ablainet.
Nun sieben Städt um den Homer
     Schon wiedrum sich bestreiten,
Welches Homero zwar bringt Ehr;
     Mir aber Bitterkeiten.
Dann ich dardurch steh in der G’fahr,
     Homerum zu verlieren.
Wann eine wolt mit Recht so gar
     Homerum mir entführen.


ARIA.

Traurender Sternen-Saal!
Bedauer Melevall
     Mit ihren Söhnen,
Die in der Mutter-Schoos
Wiederum Vatter-los
     Schwimmen in Thränen.


ARIA.

Pallas

     Mein Melevall!
     Leg ab dein Qual:
Mit neu-erfrischtem Hertzen
Entreisse dich dem Schmertzen,
     Homerus dein
     Wird allzeit seyn,
Obschon er mit viel Städten
In Bündnuß eingetretten,

[31]

     Nur ihm zum Nutz,
     Und dir zum Schutz,
Kan er sich Burger schreiben:
Doch allzeit bey dir bleiben.


Dreyzehender Auftritt.
Homeromastix macht sich aus dem Staub.


Homeromastix cum sarcina.

Nein, nein, mein gutes Griechenland,
     Du wirst mich g’wiß nicht fangen.
Homeromastix hat Verstand,
     So weit laßt ers nicht g’langen,
Daß man ihm gar den offnen Weg
     Zum Land hinaus solt weisen.
Nein: ich kenn alle Weg und Steg;
     Ich kan alleinig reisen.
Mithin hab ich mein Bücher-Schatz,
     Wie billich, mit mir gnommen.
In diesem Land findt er kein Platz,
     Soll auch nicht mehr drein kommen.
Wann ich in fremden Landen bleib,
     Wie wird man mich nicht ehren?
Vielleicht das Kleid an meinem Leib
     Werden sie mir abzehren.
Doch wann ich in dem höhern Stand
     Werd haben mein Verbleiben,
So will ich dir, o Griechenland!
     Mein Wohlseyn überschreiben.
Adieu! ihr Griechen, ich geh fort.
     Doch will ich mich bezwingen,
Und euch fürs allerletzte Wort,
     Ein Abschieds-Lied nachsingen.

[32]
ARIA RUSTICA.

Leb wohl, o Griechenland! in wenig Jahren,
     Dich hertzlich reuen wird, was du gethan.
Mit deinem Schaden wirst gar bald erfahren,
     Was du verlohren hast für einen Mann.
Es wird nicht lang anstehn, wird es dich reuen,
     Daß du ein solchen Mann habest veracht,
Aber, da wird dir nichts helffen dein Schreyen.
     Ich mach halt Adieu, und sage gut Nacht.


Vierzehender Auftritt.
Pallas thut allen sieben Städten Homerum als einen Burger mit allen Rechten zuerkennen.


Athen.

Homeromastix allbereit
     Muß uns’re Länder meiden.
Jetzt unsern g’führten Ehren-Streit
     Die Pallas wird entscheiden.

Pallas.

Gantz gern den Handel ich entscheid:
     Es braucht hier kein Besinnen.
Jede in diesem Ehren-Streit
     Und alle werden g’winnen.
Es braucht kein längers Wort-Gefecht:
     Wann ihr es wollt erkennen,
Kan jede mit besondrem Recht
     Ihn ihren Burger nennen.

[33]
ARIA.

     Ein grosses Recht schon zum voraus

[33]

     Hat Salamin sein Stammen-Haus /
Den andren Colophon nicht weicht,
Weils reichliche Einkünfften reicht;
     Argos hat ihn, wie welt-bekannt,
     In seinem Schutz und eig’nen Land.
Melevall von fünf hundert Jahr
Mit Athen schon verburgert war.
     Die Rhodier, als treue Freund /
     Mit Melevall verbunden seynd.
Smyrna und Chyos auch verschafft
Ein grosses Recht die Nachbarschaft.
     Mithin der groß Homer
     Erlangt bey euch die Ehr,
Daß er mit b’sonderm G’fallen,
Mit jeden und bey allen,
     Könne in Freundschafft stehen,
     Als Burger angesehen.

[34] Colophon

Recht göttlich ist der hohe Schluß,
     Den Pallas hat gegeben.

Homerus

O in was grossen Freuden-G'nuß
     Homere kanst jetzt leben.


ARIA.

Erlaube Göttin, daß dein Sohn
Bey deinem hocherleuchten Thron
     Sein werthestes Vermögen,
     Zwey Bücher, darff ablegen.[34]
Im ersten, wie mit Hertz und Mund,
Ich offentlich von euch mach kund,
     In Diemant unverwesen
     Mein Treu wird seyn zu lesen.

Im zweyten meine Danckbarkeit,
Daurend mein gantze Lebens-Zeit,
     Die sieben Städt wird preisen,
     Die so viel Ehr beweisen.


CHORUS.

So laßt uns dann mit g'samter Freud
In Freundschaft, Fried und Lustbarkeit,
     Mit hertzlichem Erfreuen,
     Den Jubel-Thon ausschreyen.

[35]

Durch unzertrennlichs Freundschafts-Band
Wir werden mit gesamter Hand
     Homerum unterstützen,
     Und jederzeit beschützen.
Es soll Homerus unzahlbar,
So gar weit über Nestors- Jahr,
     Schutz, Fried und Ruh geniessen.
Und dieses zwar ohn Unterlaß,
Bis einer wird sein Ilias[35]
     In eine Nuß einschliessen.


  1. Salamin oder Salamina, eine berühmte Insul und Stadt (jetzt Colmi genannt) [4] in welcher Telamon, des Ajacis und Teucri Vatter, regieret hat. Tacit. lib. 3. Horat.
    Durch Salamin verstehen wir Mellingen, allwo Herr Johann Georg Müller, ein Vatter des Gnädigen Herren zu St. Urban, und dermahligen Herren Schultheis zu Mellingen, 52. Jahr mit höchstem Lob regieret hat.
  2. Argos, die Haupt-Stadt in dem Peloponeso, heutiges Tags Morea (von welcher alle Griechen Argiver genennet worden) wurde nach Regierung der Könige zu einer Republique; hatte so wohl zu Wasser, als zu Land, die berühmteste Helden.
    Durch Argos verstehen wir Lucern, welches mit denen tapffersten Helden jederzeit geleuchtet hat.
  3. Smyrna, eine an dem Archipelago wohl gelegene Stadt, von welcher Homerus auch Smyrnaeus genennet worden.
    Stellet vor die Stadt Sursee.
  4. Von dem grossen Homero schreibet Franciscus Roktus ein Cretenser, in praefat. in Iliadem: Tanta est Homeri excellentia, tam multae variaeque virtutes, ut altero sit opus Homero ad eas non ornandas vel augendas, sed recensendas & enumerandas. Homerus ist von solcher Vortreflichkeit, von so viel und zerschiedenen Tugenden, daß derjenige ein anderer Homerus seyn müste, welcher solche nicht so fast beloben und vermehren, als alleinig abschildern und erzehlen wolte.
    Homerus stellet vor den Gnädigen Herren.
  5. Durch Eintrettung in den heiligen Cistercienser-Orden.
  6. Die Insul.
  7. Minerva, oder Pallas die Göttin der Weisheit, eine besondere Schutz-Göttin der Stadt Athen
  8. Sursee hat durch mehrmahlige Feuers-Brünsten grosse Drangsaalen ausgestanden.
  9. Homeromastix ist ein Spötter, welcher sich durch seine Ehr-süchtige Prallerey verächtlich macht.
  10. Castalis, der Weisheits-Brunn, aus welchem die weise Musen pflegten zu trincken.
  11. Rhodus, eine Stadt in der Insul eben dieses Namens, wegen Annehmlichkeit und Fruchtbarkeit, besonders aber wegen tapfferen Helden, sehr berühmt; stellet vor die Stadt Biel.
  12. Chyos, eine Stadt und Insul in dem Aegeischen Meer, oder Archipelago, stellet vor die Stadt Zoffingen, dero Lands-Gelegenheit schön, Gras- Obs- Frucht- und nutz-reich.
  13. Colophon, eine in Jonien herrliche und sehr berühmte Stadt, von welcher die anliegende Völcker Colophonii genannt worden, welche zu Wasser und zu Land so mächtig worden, daß der Sieg jener Seithen gewiß ware, welcher Colophon beygestanden. Dahero das Lateinische Sprichwort: rebus Colophonem addere. Das ist denen Sachen den letzten Nachdruck und Vollkommenheit geben.
    Colophon stellet vor den Hohen Stand Bern.
  14. Ilias ist das Buch, welches Homerum bey aller Welt so berühmt gemacht, daß er der Fürst der Poeten genennet wird.
  15. [Fußnote auf der nächsten Seite]
  16. Hercules, ein streitbarer und wider alle Feind und Abentheur siegmächtiger Held.
  17. [Fußnote auf der nächsten Seite]
  18. NB. Pylades und Orestes: Castor und Pollux: Nisus und Eurialus: Theseus und Pyrithous: Achilles und Ulysses, waren gegen einander die vertrauteste Hertzens-Freund.
  19. Athen ist eine in Griechenland so berühmte Stadt, daß die Geschichtschreiber von ihr schreiben, was Salustius von Carthago gesagt: Satius est de Athenis silere, quàm parùm dicere. Es ist besser von Athen gar schweigen, als wenig reden. Athen stellet vor den Hohen Stand Solothurn.
  20. Clithie, so viel, als Sonnen-Blum.
  21. Melevallis ist ein erdichteter Namen, welcher das Gotts-Haus St. Urban anzeiget, theils weilen Homerus auch Melesigenes genennet worden, theils weilen das Bernardinische Closter St. Urban mit allem Recht kan Melevallis oder Honigthal genennet werden.
  22. Piro, ist ein nicht weit von Athen entlegener Flecken, durch welchen wir anzeigen wollen die Pfarrey Daittingen, welche von St. Urban-Closter versehen wird, und selbigem auch zehentbar ist.
  23. St. Urbans-Hof und Kirchlein in Solothurn.
  24. Durch den Pindarum (welcher einer der berühmtesten Poëten in Griechenland ware) verstehen wir den verstorbenen Gnädigen Herren Robertum, einen gegen jederman und besonders gegen jetzt regierenden Gnädigen Herren liebreichen Vorsteher und Vatter.
  25. Euripides und Sophocles, zwey hochberühmte Männer, waren gebohrne Athenienser.
    Durch diese verstehen wir zwey berühmte Praelaten zu St. Urban: Ulrich Gluz, und Malachias Gluz; beyde aus Adelichem Stammen zu Solothurn gebohren.
  26. Saturnus mit einer Sensen ist der Gott der Zeit. Deutet an den Hoch-Edel-gebohrnen Herren Ehren Gesandten, Herr Ulrich Frantz Joseph Segesser, welcher in seinem Uhralt Adelichem Stammen-Wappen eine Sensen führet.
  27. Das Wappen des Gnädigen Herren.
  28. St. Urban wurde verburgeret
    mit Lucern Anno 1416.
    mit Bern 1416.
    mit Solothurn 1252. ist also in jetztlaufendem Jahr das fünfte Seculum.
    mit Biel 1566.
    mit Zoffingen 1283.
    mit Sursee 1256.
    Das Closter ist aufgerichtet worden Anno 1148.
  29. St. Urban hat reichliche Einkünfften aus dem Canton Bern.
  30. Weil Solothurn würcklich 500. Jahr St. Urban mit sich verburgert hat.
  31. Weilen zu St. Urban verschiedene freye Künsten besonders die Philosophia und Theologia im Flor seyn.
  32. Lachesis, ware eine herrschende Göttin über Leben und Tod.
  33. Hier schicket sich der Vers:
    Homerum civem vult sibi quisque suum.

    Lucerna   - - - - protectionis & patriae.
    Berna     - - - - Favorum & Proventuum.
    Solodorum - - - - Antiquissimi foederis,
    Biela     titulo  Amicitiae.
    Zoffinga. - - - - Vicissitudinis.
    Surlacum  - - - - Vicinitatis.
    Mellinga  - - - - Nativitatis.

  34. Durch das erste Buch wird angedeutet die Treu, durch das andere die Danckbarkeit.
  35. Es ist ein Lateinisch Sprüchwort. Iliadem in nuce condere, weilen fast unmöglich, das grosse Buch Homeri in eine Nuß-Schaalen einzuschliessen.

    Augustine tuas, qui vellet dicere laudes
         In nuce praegrandem conderet Iliadem.