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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863)

Die Mitra mit dem Eichenkranz.
Von Friedrich Hofmann.
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Ignaz Heinrich Freiherr von Wessenberg.
Nach einer Originalzeichnung von Fr. Pecht in München.

Den Mann, vor dem wir stehen, schmückt der Ruhm des seltensten Verdienstes: der Ruhm, als Priester, als Dichter und als Staatsbürger allezeit deutsch und frei gedacht und gelehrt, gesungen und geschrieben, gelebt und gewirkt zu haben. Nie ist der bischöfliche Schmuck, die Mitra, von einem deutscheren Haupte getragen worden.

Wer die Bedeutung dieses Mannes ’gerecht würdigen will, darf nicht den Standpunkt der Gleichgültigkeit einnehmen, auf welchen viele Leute des Fortschritts in der Gegenwart sich der Kirche gegenüber stellen. Wer sich von dem kirchlichen Gebiet kampfscheu mit der Phrase zurückzieht, daß mit der Freiheit im Staate sich die in der Kirche von selbst einfinde, der wird jeden Kampf für die religiöse Wohlfahrt der Geister als eine unnütze Bemühung ansehen und höchstens denjenigen Kampfmitteln, welche zugleich der Volksbildung dienen, seine Anerkennung schenken. Unseres Mannes höchstes Streben wird nur der gerecht würdigen, welcher mit Karl Hüetlin, dem Bürgermeister von Constanz, ausrufen kann: „Ich würde mich – schon um meiner Kinder willen – vor Gott und meinem Gewissen der Sünde fürchten, wenn ich dem pfäffischen Treiben gegenüber, dessen Fußstapfen überall nur geistiges und leibliches Elend folgt, müßig zuschauen wollte!”

Auf diesen Standpunkt drängt uns mehr und mehr die Einsicht

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863).Leipzig: Ernst Keil, 1863, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1863)_037.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)