Kiew/Lawra

Welterbe in der Ukraine
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Lawra (Києво-Печерська лавра) ist ein Stadtteil der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Hier befindet sich das „kiewer Höhlenkloster.“ Zusammen mit der Sophienkathedrale in der Innenstadt und der Mariä-Entschlafens-Kathedrale, auch Uspenski-Kathedrale genannt, wurde es ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Nur dieses und die engere Umgebung werden hier beschrieben. Jährlich kommen rund eine Million Besucher.

Geschichte[Bearbeiten]

Lawra
Allerheiligenkirche, erbaut 1698-1701.

Die älteste bekannte dokumentarische Erwähnung eines Kloster mit künstlichen Höhlen für die dort lebenden Mönchen findet sich in der Nestorchronik aus dem 12. Jahrhundert. Demnach soll sich hier erstmals 1013 ein Mönch, der spätere Hl. Antonius von Kiew, niedergelassen haben. Eine erste Mariä-Himmelfahrtkirche baute man am Ende dieses Jahrhunderts. Sie wurde von den mongolischen Horden 1240 zerstört. Am ununterbrochenen Aufblühen und Ausbau änderte sich jahrhundertelang, auch während der Mongolenherrschaft, nichts. Die Bezeichnung „Lawra“ wurde 1688 als Ehrentitel verliehen.

Die Höhlen, durch Gänge verbunden, dienten sowohl dem Leben in Stille und Einkehr als auch als Grabstätten. Unterschieden wird zwischen den nahen und fernen Höhlen. Diese sind teilweise Besuchern zugänglich und aus der unteren Lawra zu erreichen. Die „nahen“ Höhlen sind 5-20 m tief und erstrecken sich über 383 Meter. Hier fand man auch 79 Gräber. Die „fernen” Höhlen sind auf 294 Meter verteilt.

Die heute bestehenden Bauten sind von der Bautätigkeit während des ukrainischen Barocks geprägt.

Die Regierung des Volkes wandelte die Anlage 1926 in ein Museum um, die Höhlen wurde 1929 geschlossen. Die Kathedrale wurde 1941 gesprengt. Man baute sie 1998-2000 soweit möglich nach alten Unterlagen wieder auf. Heute leben etwa 100 Mönche in einem Teil der Anlage. Auch der Metropolit der orthodoxen Kirche des moskauer Patriarchats hat hier seinen Sitz.

Anreise[Bearbeiten]

Das kiewer System des öffentlichen Nahverkehrs ist im Stadtartikel erläutert.

Busse 24 (ab Metro Arsenalna), 24A, 38 und Marschrutki 470, 520. Von der Haltestelle sind es etwa 150 Meter zum Haupteingang. Die Metrostation Dnipro ist etwa 500 Meter Luftlinie.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten]

Gesamtansicht des kiewer Höhlenklosters.
Gesamtansicht des kiewer Höhlenklosters.

Es gibt fünfzehn separate Kirchen im Gelände. Der gesamte Komplex ist von einer Mauer umgeben, die durchaus festungsmäßig angelegt ist. Insgesamt sind hier über 100 Gebäude. Es gibt zwei Bereiche, die nahen und fernen Höhlen. Letzterer Bereich wird heute wieder von der Kirche genutzt, einige Höhlen von Mönchen bewohnt. Die untere Lawra ist weitläufig mit vergleichsweise viel Grün. In die Höhlen gelang man durch einen Anbau der Kreuzerhöhungskirche, die 1704 erbaut wurde. Vom Ausgang der nahen Höhlen kommt man direkt zum Eingang der älteren, „fernen“ Höhlen. Diese sind am Ende der Galerie der reich verzierten St.-Anna-Kirche, die 1819 erbaut wurde. In einigen Höhlen, die als Grabstätten dienen, hat man (hinter Glas) Mumien oder Reliquien ausgestellt.

Die Mariä-Entschlafens-Kathedrale entstand auf Basis einer älteren, 1073 erbauten Kirche und wurde während des ukrainischen Barocks im 18. Jahrhundert opulent neu gestaltet.

Die prächtige Gottesmutter-Kirche, begonnen 1696, hatte zunächst drei Kuppeln, später wurde auf fünf erweitert.

Die Kathedrale, mit sechs Kuppeln, wurde nach einem Brand ab 1718 neu gebaut, erst dann erhielt sie ihre jetzige barock-prächtige Ausgestaltung. Der Glockenturm der Kathedrale stammt aus dem Jahre 1731. Damals war der 96,5 Meter hohe Turm das höchste freistehende Bauwerk dieser Art. Als letzte Ergänzung entstand ab 1893 die Refektoriumskirche mit fünf Kuppel und sowohl russischen als auch byzantinischen Stilelementen. Die Innengestaltung plante der Architekt Alexej Schtschussew, der später auch das Lenin-Mausoleum in Moskau entwarf.

Eintritt

Geöffnet ist täglich 9.00-18.00 Uhr, die untere Lawra jedoch nur bis Sonnenuntergang, die Höhlen von 8.00-16.30. Es kostet 30 UAH um (2018) aufs Gelände zu gelangen. Für verschiedene Teilbereiche wird jeweils separat Eintritt verlangt, so z. B. 60 UAH für den Glockenturm. Sonderausstellungen gehen ebenso extra wie Photoerlaubnis (200 UAH für Amateure) oder Führungen (fremdsprachig 1500 UAH, bis 9 Pers., 2½ Std.) usw. usf.

Sinnvoll ist es die Höhlen am Morgen eines Wochentags zu besuchen, dann ist der Andrang gering. Auch sind sie oft nur mit Kerzen beleuchtet, so daß eine Taschenlampe nützlich sein kann.

Beachte die Hinweise zum Besuch orthodoxer Kirchen.

Museen[Bearbeiten]

Nicht direkt in Verbindung mit dem Kloster stehen (Eintritt jeweils extra):

  • Museum der historischen Kostbarkeiten der Ukraine. Hier finden sich Exponate aus der Zeit des Kiewer Rus und der Kosaken. Dazu kommt ein skythischer Goldschatz aus dem 4. Jhdt. v.u.Z.
  • Museum des Buches (Музей книги і друкарства України), корпус 11. Geöffnet: Mi.-Mo. 10.00-17.00.
  • Ivan-Honchar-Museum (Музей Івана Гончара). Volkskunde der Ukraine. Im Fundus finden sich rund 70000 Exponate. Geöffnet: Di.-So. 10.00-17.00.
  • Museum für Theater, Musik und Filmkunst. Herausragendes Stück der Sammlung ist ein originales drehbares Puppentheater (Vertep) aus dem 18. Jahrhundert.
  • Museum für Mikro-Miniaturen Mykola Siadrystyi (Музей мікромініатюр Миколи Сядристого), корпус 5. Wie der Name sagt, zeigt man kleinste Kunstwerke, die mit Lupe oder Mikroskop betrachtet werden müssen. Preis: 25 UAH.
  • Kunst und Kulturkomplex Mystetskyi Arsenal (Мистецький арсенал), Lawrka, 10-12. Tel.: +380 44 288 5225. Geöffnet: Di.-So. 11.00-20.00. Preis: Unterschiedlich für verschiedene Ausstellungen oder Veranstaltungen.

Unterkunft[Bearbeiten]

Es gibt in den Häusern Nr. 54 (hier auch Verwaltung) bis 58 Pilgerunterkünfte; Haus 56 ist für „Wohlhabende.“ Diese sind durch (telephonische) Anmeldung in der Kanzlei, Mo.-Fr. 9.00-11.40 und 13.00-15.00 zu reservieren (☎ +380-44-255-11-7).

Andere Unterkünfte siehe im Stadtartikel.

Literatur[Bearbeiten]

  • Freydank, Dietrich; Sturm, Gottfried; Väterbuch des Kiewer Höhlenklosters; Leipzig 1988 (Köhler u. Amelang); [Geschichtsquelle]
  • Groß-Morgen, Markus; Schätze aus dem Höhlenkloster in Kiew: eine Ausstellung im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum Trier; Trier 1995 (Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Trier)
  • Šydenko, Vasylʹ Artemovyč; Das staatliche kulturgeschichtliche Denkmalschutzgebiet Kiewer Höhlenkloster: Fotoreiseführer; Kiew 1984 (Verl. Mysteztwo)

Weblinks[Bearbeiten]

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