Scheich ʿIbāda

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Siedlungsreste von Antinoe, Blick nach Südosten
Esch-Scheich ʿIbāda · الشيخ عبادة
GouvernementMinyā
Einwohnerzahl7.155 (2006)
Höhe52 m
Lagekarte von Ägypten
Lagekarte von Ägypten
Scheich ʿIbāda

Esch-Scheich 'Ibada (auch esch-Scheich 'Abada, arabisch: ‏الشيخ عبادة, asch-Schaich ʿIbāda, das antike Antinoe bzw. Antinooupolis (griechisch: Ἀντινόου πόλις), koptisch: Ansena) ist ein Dorf mit etwa 7.000 Einwohnern[1] in Mittelägypten im Gouvernement Minyā. Nordöstlich des heutigen Dorfes befindet sich die archäologische Stätte.

Hintergrund[Bearbeiten]

Karte
Lageplan für Scheich ʿIbāda und Antinooupolis

Neben den genannten Ortsnamen gibt es noch weitere wie Adrianopolis und Besantinopolis bzw. (Madinat) Ansina, Besa (Βῆσσα), Tisa, Atsa und Itsa.

Das Areal ist bereits seit vordynastischer Zeit besiedelt. Reste eines Friedhofs aus dieser zeit konnten im Bereich des Tempels Ramses’ II. gefunden werden. Aus dem Neuen Reich stammt der genannte Tempel, von dem der Hof und einige Säulen erhalten sind.

Die römische Stadt Antinoe wurde am 30. Oktober 130 n. Chr. von Kaiser Hadrian gegründet – sie war die einzige römische Stadtgründung auf ägyptischen Boden. Sie wurde an der Stelle gegründet, an der sein Diener und Lieblingsfreund Antinoos (* 110 in Bithynion, † 130) im Beisein von Hadrian im Nil ertrunken ist. Die Umstände seines Todes liegen im Dunkeln, einerseits spricht man von einem Unfall, andere wiederum sehen in ihm einen Freitod als Opfer für Hadrian. Das Grab des Antinoos befindet sich in Rom.

Die Stadt wurde von zwei 16 m breiten Hauptstraßen unterteilt. Von den ihren Gebäuden, in denen zahlreiche Griechen wohnten, gibt es heute nur noch wenige Überreste. Archäologisch konnten Kolumnaden, ein Triumphbogen, ein Theater, ein Hippodrom, ein öffentliches bad und die dreiseitige Stadtmauer nachgewiesen werden.

Auch in koptischer Zeit spielt dieser Ort, meist unter dem Namen Ansena, eine wichtige Rolle. Zum einen wird berichtet, dass sich hier die heilige Familie aufgehalten habe. In seiner Nähe befindet sich der Brunnen der Wolke, die sich dem Wunsche Jesus’ hier aufgetan hat. Dies ist auch heute eine der wenigen Süßwasserquellen vor Ort. Im 3. und 4. Jhd. ist dies einer der grausamsten Orte der Christenverfolgung. Per Edikt wurde unter dem römischen Kaiser Diokletian jegliche Ausübung christlichen Glaubens verboten. Tausende Christen aus ganz Ägypten, die ihrem Glauben nicht abschwören wollten, wurden hierher gebracht, um gefoltert und umgebracht zu werden.

Die archäologischen Erkenntnisse gehen auf die Untersuchungen von Edmé François Jomard, Teilnehmer der Napoleon-Expedition ach Ägypten, auf die Grabungen von Albert Jean Gayet (Grabungen 1896 – 1912, Freilegung des Tempels Ramses’ II.) und die italienischer Missionen in den 1930er- und 1960-Jahren zurück.

Anreise[Bearbeiten]

Entlang der Fernverkehrsstraße 2 fährt man von el-Minyā in Richtung Mallawī nach Süden oder von Mallawī nach Norden, bis man den Abzweig zur Stadt er-Ruda (Balad) (arabisch: ‏الروضة (بلد), ar-Rūḍa (balad)) bei 1 27° 47′ 38″ N 30° 50′ 37″ O erreicht. In der Stadt folgt man dem Straßenabzweig nach Osten über el-Bayadiya (arabisch: ‏البيضية, al-Bayaḍīya) bis zur Autofähre (Südufer: 2 27° 48′ 16″ N 30° 51′ 35″ O, Nordufer 3 27° 48′ 34″ N 30° 51′ 22″ O. Es gibt eine zweite Fähre ca. 200 m nördlich, die mit der erstgenannten im wöchentlichen Wechsel steht. Auf dem Ostufer fährt man in östlicher Richtung weiter bis in die Nähe des Wüstenrandes, dann in südöstlicher Richtung, bis man Scheich ʿIbāda erreicht.

Mobilität[Bearbeiten]

Die archäologische Stätte kann man nur zu Fuß ergründen.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten]

Pharaonische Monumente[Bearbeiten]

Tempel Ramses' II., Blick nach Nordwesten
Tempel Ramses' II., Fragment eines Architravbalkens mit Kartusche
Zwei Säulen im Tempel Ramses' II.
Säule mit der Darstellung Ramses' II. beim Weihrauchopfer
  • Der 1 Tempel Ramses’ II. (27° 48′ 27″ N 30° 52′ 23″ O) ist die heutzutage bedeutendste Sehenswürdigkeit. Der Tempel in West-Ost-Richtung wurde im Westen betreten. Der Hof wird noch heute von 15 Säulen begrenzt. Von einem Säulensaal sind noch sechs Säulen bzw. -fragmente erhalten. Im Bereich des Tempels liegen weitere Baufragmente. Aus den Inschriften von 18 Säulen geht hervor, dass der Tempel den Göttern von Hermupolis und Heliopolis geweiht war. Die darstellungen sind ähnlich: Ramses II opfert vor einer Gottheit, zu denen Thot, Osiris, Chnum, Hathor, Isis, Re-Harachte, Atum, Ptah, Sokar, Maat, Mut, Sachmet, Nephthys und Chepri gehören.

Griechisch-römische Monumente[Bearbeiten]

Von der antiken 2 Siedlung Antinoe sind heute nur noch spärliche Überreste sichtbar.

Koptische Monumente[Bearbeiten]

Nördlich des Dorfs Scheich ʿIbāda befinden sich zwei alte Klosteranlagen:

Im Dorf und im Bereich des Friedhofs befinden sich:

  • Östlich der archäologischen Stätten befindet sich der 23 m tiefe Brunnen 7 Bir es-Sahāba (‏بئر السحابة, ​Biʾr as-Saḥāba) (27° 48′ 40″ N 30° 53′ 5″ O), der „Brunnen der Wolke“, im Bereich eines ausgedehnten islamischen Friedhofs. Es führt aber keine Straße hierhin. Man berichtet, dass Jesus, als er Wasser aus dem Nil holen wollte, eine Wolke erschien, um ihn vor der Sonne zu schützen, und dieser Brunnen erschien. Kranke und werdende Mütter suchen den Brunnen auf, um Heilung oder Linderung von seinem Wasser zu erhalten.
  • 8 Deutsche Grabungsmission. Grabung unter Peter Grossmann. (27° 48′ 15″ N 30° 52′ 39″ O)
  • 9 Doppelkirche. Südlich neben der Basilika aus dem 5. Jahrhundert befindet sich eine einschiffige Seitenkirche. (27° 48′ 21″ N 30° 53′ 1″ O)

Islamische Monumente[Bearbeiten]

  • 10 Moschee des Scheichs Muḥammad ʿIbāda bin eṣ-Ṣāmit (‏مسجد الشيخ محمد عبادة بن الصامت‎) (27° 48′ 15″ N 30° 52′ 33″ O)

Unterkunft[Bearbeiten]

Unterkunftsmöglichkeiten bestehen in el-Minyā.

Ausflüge[Bearbeiten]

Der Besuch von Scheich ʿIbāda lässt sich mit dem von Deir Abū Ḥinnis und Deir el-Barschā verbinden. Wenn man mit einem PKW oder Taxi unterwegs ist, sollte man auf das Westufer zurückkehren. Die scheinbar kürzere Strecke von Scheich ʿIbāda im Osten um das Dorf herum vorbei am Dorf Deir Ṣunbāt (دير صنبات) erweist sich als deutlich schwieriger, weil die Piste teilweise versandet ist und PKWs im Sand stecken bleiben können. Besser scheint hier die Verwendung hochstehender Kleinbusse, Kleintransporter o. ä.

Literatur[Bearbeiten]

  • Gayet, Albert: L’exploration des ruines d’Antinoë et la découverte d’un temple de Ramsès II. enclos dans l’enceinte de la ville d’Hadrien. Paris: Leroux, 1897, Ann. Mus. Guimet ; 26,3 (französisch). In der Folge sind weitere Grabungsberichte erschienen.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Einwohnerzahlen nach dem ägyptischen Zensus von 2006. Central Agency for Public Mobilization and Statistics, abgerufen am 7. November 2014.
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