Parusnoje (Kaliningrad)

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Siedlung
Parusnoje
Gaffken

Парусное
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Stadtkreis Baltijsk
Gegründet 1429
Frühere Namen Gaudfiken (nach 1429),
Gaufken (nach 1540),
Gafken (nach 1785),
Gaffken (bis 1946)
Bevölkerung 24 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40145
Postleitzahl 238521
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 405 000 004
Geographische Lage
Koordinaten 54° 46′ N, 20° 1′ OKoordinaten: 54° 46′ 27″ N, 20° 1′ 29″ O
Parusnoje (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Parusnoje (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Parusnoje (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Parusnoje (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Parusnoje (russisch Парусное, deutsch Gaffken) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört zum Stadtkreis Baltijsk.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Parusnoje liegt im Südwesten des Samlandes an der Regionalstraße 27A-013 (ex A192), vier Kilometer nördlich der früheren Kreisstadt Primorsk (Fischhausen) und 30 Kilometer westlich der Oblasthauptstadt Kaliningrad (Königsberg). Der Ort ist Bahnstation an der nicht mehr regulär betriebenen Bahnstrecke Fischhausen–Groß Dirschkeim (russisch: Primorsk–Donskoje) und war bis 1945 auch ein Ort an der Bahnstrecke Fischhausen–Marienhof (Primorsk–Pereslawskoje-Sapadnoje) der Fischhausener Kreisbahn.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das spätere und bis 1946 Gaffken[2] genannte Gutsdorf wurde im Jahre 1429 gegründet. Ursprünglich war das Gut[3] ein Vorwerk der Burg Lochstädt. Hier befand sich zur Ordenszeit ein angesehenes Gestüt zur Züchtung von für gepanzerte Ritter geeigneten Reitpferden. Im Jahre 1397 hatte das Gestüt 100 solcher Tiere.

Das Rittergut mit seinen Vorwerken Damerau (russisch: Stepnoje), Nöpkeim und Barten (alle drei Orte existieren nicht mehr) wurde 1854 von dem Kommerzienrat Otto Wien, einem Landwirt aus Mecklenburg und Teilhaber der Getreidegroßhandlung Ernst Castell in Königsberg (Kaliningrad), erworben. Während dieser Zeit entstand das aus gelben Klinkern erbaute Landhaus einschließlich eines hohen Turmes.

Im Jahre 1874 wurde der Gutsbezirk Gaffken in den Amtsbezirk Domäne Fischhausen[4] (russisch: Primorsk) eingegliedert. Damit gehörte er zum Landkreis Fischhausen im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen. Im Jahre 1910 wurden in Gaffken 251 Einwohner gezählt.[5]

Im Jahre 1923 pachtete der Rittmeister Emil Maier aus Graudenz (heute polnisch: Grudziądz) das Gut Gaffken mit den Vorwerken von der Wienschen Erbengemeinschaft. Maier experimentierte in der Landwirtschaft mit biologisch-dynamischen Anbaumethoden, musste sie aber wegen drastischen Ertragsrückganges nach wenigen Jahren aufgeben. Danach führte er als einer der ersten Großbetriebe der Region den Zuckerrübenanbau ein. Außerdem standen in Gaffken Hauptregisterstuten Trakehner Abstammung.

Am 30. September 1928 schlossen sich die Gutsbezirke Gaffken, Nöpkeim und Osterau (russisch: Ossetrowo, nicht mehr existent) zur neuen Landgemeinde Gaffken zusammen. Am 23. April 1930 wurde sie in den Amtsbezirk Tenkitten (russisch: Beregowoje) umgegliedert, mit dem sie 1939 zum Landkreis Samland kam. Die Einwohnerzahl betrug 1933 348 und 1939 noch 321[6].

Infolge des Zweiten Weltkrieges fiel Gaffken mit dem nördlichen Ostpreußen 1945 an die Sowjetunion. Im Jahr 1947 erhielt der Ort die russische Bezeichnung „Parusnoje“ und wurde gleichzeitig dem Dorfsowjet Logwinski selski Sowet im Rajon Primorsk zugeordnet.[7] Im Jahr 1950 gelangte der Ort in den Zwetnowski selski sowet und 1959 dann in den Powarowski selski Sowet. Vermutlich 1994 wurde Parusnoje dem Stadtkreis Baltijsk zugeordnet. Von 2008 bis 2018 gehörte der Ort zur Landgemeinde Selskoje posselenije Diwnoje im Rajon Baltijsk und seither (wieder) zum Stadtkreis Baltijsk.

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Gaffken lebte vor 1945 eine fast ausnahmslos evangelische Bevölkerung. Sie gehörte zum Kirchspiel der Pfarrgemeinde in Lochstädt (russisch: Pawlowo, nicht mehr existent) mit Pfarrsitz in Tenkitten (Beregowoje) und damit zum Kirchenkreis Fischhausen (Primorsk) innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Heute liegt Parusnoje im Einzugsbereich der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Swetly (Zimmerbude), einer Filialgemeinde der Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) in der Propstei Kaliningrad[8] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Persönlichkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilhelm Wien (* 13. Januar 1864 in Gaffken; † 30. August 1928), deutscher Physiker, Erforscher der Gesetze der Wärmestrahlung und Nobelpreisträger für Physik 1911

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. D. Lange, Ortsinformationen Bildarchiv Ostpreußen: Gaffken
  3. Parusnoje – Gaffken bei ostpreussen.net
  4. Rolf Jehke, Amtsbezirk Domäne Fischhausen, Lochstädt, Tenkitten
  5. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Fischhausen
  6. Michael Rademacher: Landkreis Samland. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 17. November 1947)
  8. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]