Passugg

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Passugg
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Graubünden Graubünden (GR)
Region: Plessurw
Politische Gemeinde: Churwaldeni2w1
Postleitzahl: 7062
Koordinaten: 760795 / 188765Koordinaten: 46° 49′ 50″ N, 9° 32′ 47″ O; CH1903: 760795 / 188765
Passugg
Passugg

Passugg

Karte
Passugg (Schweiz)
Passugg (Schweiz)
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Kurhaus Passugg, historisches Luftbild von Werner Friedli (1954)

Passugg [pɐsːʼʊk] ist eine Ortschaft im Kanton Graubünden in der Schweiz. Politisch gehört sie zu Churwalden.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Passugg liegt südöstlich von Chur am Eingang zum Schanfigg und im nördlichsten Abschnitt des Gemeindegebiets von Churwalden. Die Häusergruppe befindet sich auf einem Geländesporn zwischen dem Tal der Plessur und dem Tobel der Rabiusa (auch Rabiosa[1] genannt, deutsch: die Tobende), die auf Deutsch Landwasser heisst und unterhalb von Passugg in die Plessur mündet.

Auf der andern Seite der Rabiusa liegt Araschgen, das politisch zu Chur gehört. Verkehrstechnisch erschlossen wird Passugg durch die Tschiertscherstrasse.

Konfessionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Konfessionell ist die Einwohnerschaft gemischt und bekennt sich jeweils hälftig zur reformierten und zur römisch-katholischen Konfession. Die Ortskirche liegt in Araschgen und gehört zu zwei Dritteln den Reformierten und zu einem Drittel den Katholiken. Die Reformierten gehören mit den Glaubensgenossen in Tschiertschen und Praden zur Kirchgemeinde Steinbach, während die Katholiken an die Dom-Pfarrei Chur angeschlossen sind.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bekanntheit erlangte der Ort durch sein Passugger Mineralwasser.[2] Die fünf Quellen in der Rabiosaschlucht sind 1562 erstmals erwähnt und im 19. Jahrhundert wiederentdeckt worden,[3] Seit 1951 wird am heutigen Standort Mineralwasser abgefüllt und vertrieben. Im Jahr 1998 erwarb die Rheinfelder Feldschlösschen Bierbrauerei, die wiederum zu dem dänischen Bierkonzern Carlsberg in Kopenhagen gehört, die Mehrheitsbeteiligung. 2000 erfolgte die Integration in die Feldschlösschen-Gruppe zusammen mit der benachbarten Bündner Mineralquelle Rhäzünser. 2005 übernahm eine Gruppe einheimischer Investoren die beiden bedeutenden Bündner Marken Allegra (Quellort Malix) und Passugger (Quellort Passugg) von der Feldschlösschen Getränke AG und überführte diese in eine rein bündnerische Gesellschaft, die Allegra Passugger Mineralquellen AG. Das Unternehmen füllt nicht nur Mineralwasser in Getränkeflaschen ab, sondern produziert auch für die Getränkeindustrie. So verwendet z. B. die Mosterei Möhl aus Arbon das Mineralwasser für seine Getränkeproduktion, unter anderem für Shorley (Apfelschorle).

Kurhaus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Prospekt 1920
Kurhaus Passugg um 1915

Die Heilquellen von Passugg wurden 1863 durch den Churer Sattlermeister Ulrich Sprecher wiederentdeckt. Das 1883 erbaute Kurhaus wurde wegen des grossen Andrangs zwei Mal umfangreich renoviert (Lift, elektrische Beleuchtung, Toiletten mit Wasserspülung). 1910 verfügte das Kurhaus über 220 Betten. Ein Weg führte hinunter in die Schlucht zum Quellengebäude mit Trinkhalle[4]. Die verschiedenen Quellen erlaubten je nach Zusammensetzung des Wassers verschiedene Kuren.[5]

Der Kurbetrieb wurde 1979 eingestellt.[6] Im ehemaligen Kurhaus ist heute die internationale Bündner Hotelfach- und Touristikschule Swiss School of Tourism and Hospitality untergebracht. Die Ortschaft verfügte bis Juni 2011 über eine als Tagesschule geführte Primarschule.[7] Ausserdem verfügt sie über die Fontana-Bildungsstätte für Gehörlose.

Eine historische Persönlichkeit, die im Kurhaus Passugg starb, war am 13. August 1913 August Bebel. Zwei Wochen zuvor war er auf Anraten seines Arztes zur Kur dorthin gefahren. Er schien auf dem Weg zur Besserung zu sein, erlag dann aber unerwartet einem seit längerem bestehenden Herzleiden.[8] Der in Genf und Hochsavoyen (Frankreich) lebende Schweizer Autor Hans Peter Gansner wählte das Hotel 2013 in einem Historischen Drama zum Schauplatz des Aufeinandertreffens von Bebel und seiner Tochter Frieda mit zeitgenössischen Kämpferinnen und Kämpfern für den Sozialismus, ergänzt durch ein Vor- und Nachspiel, das in den 1960er-Jahren spielt.[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rabiosa
  2. Passugger
  3. Jost Camenzind, Hans Peter Treichler, Otto Knüsel, Lilian Jaeggi-Landolf, Hansjörg Schmassmann: Thermen der Schweiz. Offizin, Zürich 1990. ISBN 3-907495-11-X
  4. Trinkhalle (Foto) auf baukultur.gr.ch.
  5. Terra Grischuna 3/2010
  6. Geschichte (Memento des Originals vom 27. April 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.passugger.ch
  7. Letzter Schultag in der Tagesschule Passugg
  8. Urs Kälin: "Das Begräbnis des roten Kaisers. Die Trauerfeierlichkeiten für August Bebel in Zürich 1913 im August 1913", in: H.P.Gansner: Am Saum der Zeit oder BEBELS TOD. Historisches Drama am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Dozwil: Thurgau 2014 (3. ergänzte Auflage), S. 114
  9. H. P. Gansner: Am Saum der Zeit oder BEBELS TOD. Historisches Drama am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Dozwil: Thurgau 2014 (3. ergänzte Auflage).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]