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Der Fischer

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Johann Wolfgang von Goethe
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Titel: Der Fischer
Untertitel:
aus: Johann Wolfgang von Goethe: Goethes Schriften. Achter Band, G. J. Göschen. 1789. Seite 155–156
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1779
Erscheinungsdatum: 1789
Verlag: G. J. Göschen
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Google = Commons
Kurzbeschreibung: Erstdruck
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[155]
 Der Fischer.


     Das Wasser rauscht’, das Wasser schwoll,
Ein Fischer saß daran,
Sah nach dem Angel ruhevoll,
Kühl bis an’s Herz hinan:

5
Und wie er sitzt und wie er lauscht,

Theilt sich die Fluth empor,
Aus dem bewegten Wasser rauscht
Ein feuchtes Weib hervor.

     Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm:

10
Was lockst du meine Brut

Mit Menschenwitz und Menschenlist
Hinauf in Todesgluth?
Ach wüßtest du, wie’s Fischlein ist
So wohlig auf dem Grund,

15
Du stiegst herunter, wie du bist,

Und würdest erst gesund.

[156]
     Labt sich die liebe Sonne nicht,

Der Mond sich nicht im Meer?
Kehrt wellenathmend ihr Gesicht

20
Nicht doppelt schöner her?

Lockt dich der tiefe Himmel nicht,
Das feucht verklärte Blau?
Lockt dich dein eigen Angesicht
Nicht her in ew’gen Tau?

25
     Das Wasser rauscht’, das Wasser schwoll,

Netzt’ ihm den nackten Fuß,
Sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll,
Wie bey der Liebsten Gruß.
Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm;

30
Da war’s um ihn geschehn:

Halb zog sie ihn, halb sank er hin,
Und ward nicht mehr gesehn.