Zum Inhalt springen

Allgemeines Deutsches Kommersbuch:201

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Schauenburg:
Allgemeines Deutsches Kommersbuch
Seite 400, 401
<< Zurück Vorwärts >>
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

[400]

Reichtum, mein Gut, du meine See=le, mein Fleisch und mein Blut!

     2. Käm alles Wetter gleich auf uns zu schlahn, wir sind gesinnt
bei einander zu stahn. Krankheit, Verfolgung, Betrübnis und Pein
soll unsrer Liebe Verknotigung sein. Ännchen von Tharau, mein Reich=
tum, mein Gut, du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut!

     3. Recht als ein Palmenbaum über sich steigt, hat ihn erst Regen
und Sturmwind gebeugt: so wird die Lieb in uns mächtig und groß
nach manchem Leiden und traurigem Los. Ännchen ec.

     4. Würdest du gleich einmal von mir getrennt, lebtest da, wo man
die Sonne kaum kennt: ich will dir folgen durch Wälder, durch Meer,
Eisen und Kerker und feindliches Heer. Ännchen von Tharau, mein
Licht, meine Sonn! mein Leben schließt sich um deines herum.

Herder nach Simon Dach (1637).


          440.     Matrosenlied.     (III. 26.)

     Mäßig. Fr. Silcher. 1830.

     1. Auf dem Meer bin ich ge=bo=ren, auf dem Mee=re
ward ich groß, zu dem Meer hab ich ge=schworen, es zur
ewgen Braut er=ko=ren; sin=ket drum des Todes Los, auf dem
Meer stirbt der Matros, auf dem Meer stirbt der Matros.

[401]

     2. Schwingt der Mai die Sonnenflügel, lacht ein heitrer Sommer=
tag, ziehen rebengrüne Hügel längs des Wassers Silberspiegel, sing
ich bei dem Ruderschlag |: seinen hellen Furchen nach. :|

     3. Stürmt, den Winter zu verkünden, durch die Nächte wild der
Nord, rauscht die Flut aus tiefen Gründen, wenn die Sternlein bleich
verschwinden, spring ich keck von Bord zu Bord, kühn zur That, wie
treu im Wort.

     4. Kracht der Kiel dann auch zusammen, ich halt aus in letzter
Stund; unter Masten, Schutt und Flammen bet ich still zum Schick=
sal: Amen! blick hinunter in den Schlund und fahr mit dem Schiff
zu Grund.

     5. Unten schlaf ich doch nicht immer, denn der Himmel ist kein
Spott; einst erweckt im Morgenschimmer auch der Herr die lecken Trüm=
mer, und vom Stapel frank und flott läuft dahin ein neues Boot.

     6. Aus dem Meere ewger Rosen winkt des Lechtturms goldner
Strahl, und es landen die Matrosen als willkommne Festgenossen, wo
im heilgen Heldensaal thront der große Admiral.


          441.     Das Bildchen.

     Singw.: Steh ich in finstrer Mitternacht ec.

     1. Auf dieser Welt hab ich kein Freud, ich hab einen Schatz und
der ist weit; er ist so weit, er kömmt nicht her, ach, wenn ich bei mein'm
Schätzchen wär!

     2. Ich kann nicht sitzen und kann nicht stehn, ich muß zu meinem
Schätzchen gehn; zu meinem Schatz, da muß ich gehn, und sollt ich vor
dem Fenster stehn.

     3. „Wer ist denn draußen, wer klopft an? Der mich so leis auf=
wecken kann?“ Es ist der Herzallerliebste dein, steh auf, steh auf und
laß mich 'rein.

     4. „Ich steh nicht auf, laß dich nicht ein, bis meine Eltern zu
Bette sein; wenn meine Eltern zu Bette sein, so steh ich auf und laß
dich ein.“

     5. Was soll ich hier nun länger stehn, ich seh die Morgenröt
aufgehn, die Morgenröt, zwei helle Stern, bei meinem Schatz da wär
ich gern.

     6. Da stand sie auf und ließ ihn ein, sie heißt ihn auch will=
kommen sein; sie reicht ihm die schneeweiße Hand, da fängt sie auch
zu weinen an.

     7. Wein nicht, wein nicht, mein Engelein! Aufs Jahr sollst du
mein eigen sein; mein eigen sollst du werden gewiß, sonst keine es auf
Erden ist.

     8. Ein Bildchen laß ich malen mir, auf meinem Herzen trag ich's
hier, darauf sollst du gemalet sein, daß ich niemals vergesse dein.