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Am Feinde

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Am Feinde
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 13, S. 205, 219–220
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1888
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[205]

Am Feinde.
Nach dem Oelgemälde von W. Schuch.

[219] Am Feinde. (Mit Illustration S. 205.) Das ist ein inhaltschweres Wort, das auch dem Muthigsten das Blut für Augenblicke aus den Wangen treiben kann; denn es bezeichnet die Erwartung eines Ungewissen, die bange Stille vor dem Sturm, die Pause vor der Schlacht.

Ist das Ungewisse einmal erkannt, der Sturm mit Donner und Blitz losgebrochen, so löst sich’s wie ein Alp von jeder Brust und im Bewußtsein der Pflicht, im Vertrauen auf seine Führer geht der Soldat muthig der Gefahr entgegen.

Die Situation, die auf dem Bilde dargestellt wird, ist folgende: eine Armee – es ist, wie uns die Tracht belehrt, die des großen Preußenkönigs – [220] ist in Feindesland eingerückt, überraschend schnell, wie das bei preußischen Armeen so Sitte ist. Noch hat sich kein Feind gezeigt; durch das Haideland geht der Marsch mit aller Vorsicht; ein Schleier von aufklärenden Reitertrupps verhüllt und schützt ihn, aber bald muß es zum Zusammenstoß kommen. Und doch klopft das Herz jetzt stärker, als der Husar auf schweißtreibendem Roß angesprengt kommt und dem Führer seine Meldung erstattet. Er ist von einem jener Spähertrupps entsandt, der auf den Feind gestoßen ist, vielleicht ein paar Schüsse mit ihm gewechselt, vielleicht auch nur aus aufwirbelndem Staubgewölk oder blitzendem Waffenglanz auf seine Nähe geschlossen hat. Der Führer mit seinem Stab reitet nun vor und läßt sich von dem Husaren die Richtung weisen. Ernst und ruhig sitzt er auf seinem Roß, das Fernrohr in der Hand, prüft das Gemeldete, späht hinaus mit festem sicheren Blick und überlegt im Geist schon die zu treffenden Maßregeln. Mehr Erregung verräth die Gruppe hinter ihm, der Adjutant und die Ordonnanz, die sich die Hand übers Auge hält, um besser zu sehen, während die andere in strammer Haltung dem Flüstergespräch der beiden lauscht.

Ein Befehl ist schon ergangen; der zweite Adjutant bringt ihn im Galopp zurück zu der lautlos harrenden Truppe, die wir nur in dunklen Umrissen wahrnehmen. Sie sieht ihn kommen. Was wird er bringen?

Vielleicht nichts von ernster Bedeutung, vielleicht hat sich die Patrouille da vorne getäuscht; vielleicht war’s nur ein harmloses Renkontre, das keine Folgen hat. Vielleicht aber auch bringt er das Signal zur Schlacht und in wenigen Augenblicken löst sich die Erstarrung, und die Kolonnen zu Fuß und zu Roß stürzen sich auf den Feind.