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Antike Kleinkunst

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Antike Kleinkunst
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 38, S. 628
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[628] Antike Kleinkunst. Die Benutzung des Schildpatts, in dessen Verarbeitung unser modernes Kunstgewerbe eine so rühmliche Fertigkeit bekundet, wurde von dem Alterthum, welches auch auf dem Gebiete der Kleinkunst uns noch heute so viele nachahmenswerthe Muster stellt, erst seit der Kaiserzeit geübt, wo Kunsttischlerei und Drechselei begannen, das dankbare Material umfänglich zu verarbeiten. Bis dahin war es vornehmlich zu Resonanzböden für Lyren verwendet worden. Leider aber verfiel die Neronische Zeit der Geschmacklosigkeit, das Schildpatt zu färben, um es dadurch dem Holze ähnlich erscheinen zu lassen; namentlich die Maserung von Terpentinbaum, Ahorn und Thujaholz wurde im Schildkrot nachgeahmt; die originellen Farbenspiele desselben wurden dadurch natürlich völlig zerstört. In dieser Verarbeitung wurde der Stoff dann zum Schmuck von Sofas, Betten und Triclinien verwandt; aber auch Thüren wurden mit Schildpattplatten ausgelegt. Minder zu Schmuckgegenständen, als in der Medicin wurde die Koralle von den Alten angewendet; man machte Amulette daraus gegen den bösen Blick oder das Besprechen; aber auch kleinere Bildwerke wurden aus Korallen gefertigt. Dagegen galt die Perle das ganze Alterthum hindurch als köstlicher Schmuck, und Halsbänder und Ohrgehänge aus Perlen erfreuten sich derselben Beliebtheit wie heute. Je nach Größe und Form gaben die römischen Perlenhändler (margaritarii) den einzelnen Stücken dann besondere Namen. Uebrigens weihte Cäsar der Venus genitrix einen Harnisch aus Perlen, während Nero seine Betten mit Perlen schmückte. Auffallend ist, daß dem Alterthum der Gebrauch der Perlmutter völlig verschlossen geblieben zu sein scheint; nur von Nero wird berichtet, daß er mit Perlmutter die Wände seines „goldenen Hauses“ überlud. Eben so wenig wußte die Antike von unechten Perlen, während der Bernstein, ein Produkt des fernen Nordens, bereits dem Sänger der homerischen Epen bekannt ist und in seiner merkwürdigen Beschaffenheit zu den seltsamsten Mythenbildungen Anlaß giebt. Und doch finden sich, wohl in den Gräbern der frühesten, aber nicht in denen der klassischen Zeit, weder in den Kolonien, noch in Griechenland, Bernsteinobjekte irgend welchen Genres, so daß wohl in späteren Perioden die Verwendung des Bernsteins von dem Kunstgewerbe gemieden wurde. Erst in den letzten Zeiten der römischen Republik wird er wieder zu Zieraten und Schmucksachen verarbeitet und von der Kaiserzeit sodann höher geschätzt als je vorher.