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BLKÖ:Antoniewicz, Karl Bołoz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Antoniotti, Georg
Band: 1 (1856), ab Seite: 48. (Quelle)
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Antoniewicz, Karl Bołoz (Kanzelredner u. Priester der Gesellschaft Jesu, geb. in Galizien 6. Nov. 1807, gest. zu Obra in Preußen 13. Nov. 1852). A. stammt aus einer vornehmen armenischen Familie und studirte im J. 1831 an der Universität in Lemberg. Als der polnische Insurrectionskrieg ausbrach, ging er mit mehreren seiner Kameraden nach Polen und kämpfte im Corps des General Dwernicki. Nach beendetem Kriege in sein Vaterland zurückgekehrt, beabsichtigte er eine Geschichte der Armenier zu schreiben und machte zu diesem Zwecke Reisen im Oriente. Als er heimkam, fesselten ihn die Anmuth und Geistesvorzüge einer nahen Verwandten, Sophie Nikorowicz, mit der er sich nach Erlaubniß des heiligen Stuhls vermählte. In seiner Ehe entriß ihm der Tod 5 Kinder nacheinander, und in unerbittlicher Grausamkeit streckte er auch nach dem Theuersten, nach der Gattin die Hand aus, die in eine schwere Krankheit verfallen war, an der die Kunst der Aerzte und die sorgfältigste Pflege scheiterten. In diesem tiefen Herzeleid wendeten sich beide Gatten an ihren Beichtvater, den hochw. Priester der Ges. Jesu P. Friedrich Rinn und legten in dessen Hände das Gelübde, Sophie: wenn sie genese, wolle in’s Convent der barmh. Schwestern, er: in die Gesellschaft Jesu treten. Sophie starb; Antoniewicz aber trat dennoch am 11. Sept. 1839 zu Staravies in Galizien als Noviz in den Orden. A. hatte eine ausgezeichnete Erziehung genossen; sprach fertig englisch, italienisch, französisch; war durch seine vornehme Geburt mit dem Leben der höheren Gesellschaft vertraut, verstand Musik, und dichtete; – nichts desto weniger übte er in seinem neuen Stande gegen sich selbst die äußerste Strenge, nahm keine Auszeichnung an, und war in Demuth, Gehorsam und Aufopferung ein wahres Muster seiner Ordensbrüder. Im Noviziat schrieb er viele Kirchenlieder, wozu er die Musik selbst componirte. In seltenem Grade besaß A. das Talent zu improvisiren. Eine seiner größeren Improvisationen: „Majówka w Orzechówce“ (d. i. das Maifest in Orzechowka) in 5 Abtheil., aus dem J. 1845, schildert Leben, häusliche Sitten und Gebräuche seiner Ordensbrüder und die Weltanschauung des Dichters. Es bestehen davon zwei Abschriften, die eine nahm der Missionär Joh. Menet nach Amerika mit, die zweite befindet sich in der Handschriftensammlung des Gualbert Ritter v. Pawlikowski. Als nach beendetem Noviziat A. sein Ordensgelübde ablegte, widmete er einen bedeutenden Theil seines Vermögens der Gründung des Hauses der „Soeurs de la coeur Jésus“ zu Lemberg. Später versah A. die Seelsorge daselbst, wo er sich allgemeine Hochachtung und Liebe erwarb und durch seine hinreißende, tief ergreifende Beredsamkeit alle Hörer entzückte und echte Religiosität förderte. – Als sich A. im Jahre 1852 bei der Mission in Preußen befand, während daselbst die Cholera wüthete, wurde der Edle in der Ausübung seiner Berufspflichten zuletzt selbst ein Opfer dieser Seuche. Die Ordensbibliothek zu Starawies hatte A. mit einigen hundert Büchern bereichert. Darunter befand sich auch ein orientalisches Manuscript in 16°. [49] Es enthielt Gedichte seines Großvaters in türkischer Sprache. Dieser wurde nämlich unter der Regierung des Stanislaus Poniatowski nach Constantinopel gesendet, wo er sich mit der orient. Literatur so vertraut gemacht, daß er selbst in orient. Sprache dichtete. Nach Aufhebung des Jes. Convents im J. 1848 gelangte dieses Manuscript in die Hände des Pfarrers von Jasienica, Vinc. Gruczyński, bei dem es bis 1849 in Aufbewahrung geblieben. Im genannten Jahre beim Durchmarsche der Russen nach Ungarn, bemerkte dasselbe ein Tscherkesse und erbat es vom Pfarrer, der der orient. Sprache unkundig, es für den Koran hielt, und dem Tscherkessen gab. – Von A.’s zahlreichen Schriften in deutscher u. polnischer Sprache, worunter sich die polnischen durch einen vortrefflichen Styl, tiefe Religiosität und poetischen Gehalt auszeichnen, sind als die vorzüglichern nennenswerth: „Listki palmowe,“ d. i. Palmenblätter (Wien 1834, Mechitaristen); – „Obrazki z życia ludu wiejskiego dla szkółek wiejskich“ d. i. Bilder aus dem Leben des Landvolks für Landschulen (Lemberg 1850. 3 Hefte); – „Czytania świąteczne dla ludu naszego,“ d. i. Festliche Lesestücke für unser Landvolk (Krakau 1850, 2 Thle.); „Stanzen eines nordischen Aschenmannes“ (Wien Mechit. 1831); – „Bielany, poezya“ (Lemb. 1829); – „Sonety“ (ibid. 1828); – „Święty Izydor, oracz. Podarek dla szkółek ludu naszego“, der h. Isidor, der Ackersmann. Geschenk für die Volksschulen (Leszno 1849. 8°.); – „Nauki i mowy przygodne miane w Krakowie“ d. i. Lehren und Gelegenheitsreden gehalten in Krakau (Ebenda 1853. 8°. 2. Ausg.); „Ojcze nasz. Upominek missyjny dla matek i dziatek,“ d. i. Vater unser. Missionsgeschenk für Mütter und Kinder (Leszno 1852. 16°.); – „Pamiątka jubileuszu w roku 1851,“ d.i. Erinnerung an das Jubiläum im Jahre 1851 (Krakau 1851. 12°.); – „Droga krzyżowa. Z rycinami stacyj,“ d. i. der Kreuzweg (Krakau 1850. 8°.); – „Wspomnienia missyjne z roku 1846,“ d. i. Missionserinnerungen aus dem J. 1846 (Posen 1855), das letzte von A. erschienene Werk. Von seinen in früherer Zeit geschriebenen Compositionen erschienen im Drucke: „Wspomnienia Mikuliczyna 1833,“ d. i. Erinnerungen aus Mikuliczyn. Zwei Walzer (Lemberg Ossol. Lith. 1834). Bemerkenswerth dürfte noch sein, daß von den Schwestern des Verblichenen die eine die Gemalin Sr. Excellenz des Statthalters von Niederösterreich Emminger, und eine zweite die verwitwete Gemalin des vormaligen Gouverneurs von Galizien Wenzel Ritter v. Zaleski (s. d.) sei.

Czas (eine politische Zeitschrift, deutsch: „die Zeit“) Jahrg. 1852 (Krakau, Folio) Nr. 239, 265, 268. – Barącz (Sadok), Żiwoty sławnych Ormian w Polsce, d. i. Lebensbeschreibung berühmter Armenier in Polen (Lemberg Ossol. Druck. 1856. 8°.).[BN 1]

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Antoniewicz, Karl Boloz [Bd. I, S. 48].
    In den nach seinem Tode herausgegebenen Dichtungen, betitelt: „Poezyje Ks. Karola Antoniewicza“ (Krakau 1861, Druckerei des „Czas“, 8°.), befindet sich S. 1–48 eine ausführliche Biographie, nebst Verzeichniß seiner selbstständig, dann in Zeitschriften erschienenen Schriften, und einer Uebersicht der Quellen, welche Nachrichten über sein Leben enthalten. [Band 24, S. 374]