Zum Inhalt springen

BLKÖ:Gyrowetz, Adalbert

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Györffy, Joseph
Nächster>>>
Györy, Alexander
Band: 6 (1860), ab Seite: 62. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Adalbert Gyrowetz in der Wikipedia
Adalbert Gyrowetz in Wikidata
GND-Eintrag: 119186322, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Gyrowetz, Adalbert|6|62|}}

Gyrowetz, Adalbert[WS 1] (Compositeur, geb. in böhmisch Budweis 19. Februar 1763, gest. in Wien 19. März 1850). Sein Vater war Chorregent in Budweis und von ihm erhielt Adalbert, der in frühester Kindheit eine große Neigung für die Musik zeigte, den ersten Unterricht in derselben. Der Knabe lernte singen, die Violine spielen und trug alsbald öffentlich Concerte vor, die allgemein gefielen. Später nahm er Unterricht im Orgelspiel und bei dem Organisten Hepanorsky im Generalbaß, spielte aber meistens mehr nach seinem merkwürdig entwickelten Gehör als nach erlernten Regeln. Zugleich mit dieser musikalischen Entwickelung ging der Unterricht in der Schule vorwärts. Er besuchte das Piaristen-Gymnasium in Budweis und zählte zu den ausgezeichnetsten Schülern. Als Gymnasialschüler componirte er bereits, u. z. Litaneien, Salve Regina, Hymnen, Antiphonen u. dgl. m. Die Ferienzeit brachte er öfter in Gmunden zu, wo sein älterer Bruder Johann als Bürgermeister lebte und sich in dieser Stelle um die Stadt zur Zeit der französischen Invasion große Verdienste erwarb. Unter andern rettete er die Stadtcasse mit dem Betrage von 300.000 fl., welche sonst eine Beute des Feindes geworden wäre. In Gmunden wurde damals viel und gute Musik gemacht und in den Quartetten, welche stattfanden, spielte er selbst die erste Violine. Die Compositionen aus jener Zeit kamen dann durch einen reisenden Kaufmann nach Spanien und wurden dort sehr hochgeschätzt. Nach beendetem Gymnasium ging G., um seine Studien fortzusetzen, nach Prag, wo er theils von der kleinen Unterstützung, welche ihm die Eltern gewährten, theils vom Unterrichtertheilen lebte. In den Mußestunden componirte er, u. z. für die k. k. Artillerie, Menuetten, Walzer, welche öffentlich vorgetragen sehr gefielen und Jahre lang Lieblingsstücke der Prager blieben, auch dirigirte er in Privatconcerten das Orchester. Bei dem blühenden Zustande, in welchem damals sowohl die Orchester- als Kirchen-Musik in Prag war, blieb dieß nicht ohne Einwirkung auf G. Eine langwierige Krankheit unterbrach seine juridischen Studien, welche er aus Mangel an Mitteln nie wieder aufnehmen konnte. Da nahm er bei dem Grafen Fünfkirchen, der ein großer Musikfreund war, Dienste als Secretär, und da sämmtliche Beamte des Grafen musikkundig sein mußten und ein förmliches Orchester bildeten, begann [63] G. für Blechinstrumente zu componiren und vollendete in jener Zeit mehrere Symphonien. Den Winter brachte G. mit dem Grafen in Brünn zu, wo in jener Zeit Wenzel Müller als Theater-Capellmeister sich aufhielt. Auch in Brünn stand damals die Musik in Blüthe und Graf Troyer mit seinen beiden Söhnen, alle drei selbst auf Blasinstrumenten Virtuosen, hielten einen besuchten musikalischen Salon. Von Brünn ging G. nach Wien, wo er im Hause des Hofrathes von Kaeß, des ersten Musikfreundes und Dilettanten Wiens in jener Zeit, liebevolle Aufnahme fand und in dessen Salon Joseph Haydn, Mozart, Dittersdorf, Hoffmeister, Albrechtsberger, Jarnovichi, Musiker wie sie von solcher Bedeutung keine Zeit wieder vereinigte, beisammen fand. Mit Mozart befreundete sich G. und Mozart war es auch, der in einem der Concerte, welche er damals auf der Mehlgrube gab, eine Symphonie von Gyrowetz vortrug, welche allgemeinen Beifall erhielt. G. zählte damals 18 Jahre. Auch Wien hatte damals musikalische Mäcens in den Reihen der höchsten Gesellschaft; die Fürsten Schwarzenberg, Eßterházy, Grassalkovics, Graf Batthyani, welche eigene Orchester hielten, brachten um hohe Preise Original-Compositionen an sich und darunter befanden sich auch Arbeiten von Gyrowetz. Die Aussicht, als Orchester-Director bei dem Fürsten Schwarzenberg unterzukommen, zerschlug sich durch Intrigue; hingegen fand G. durch Verwendung der Gräfin Breuner den Secretärsposten bei dem Monsignore Fürsten Ruspoli in Rom. In Venedig, im Salon der Gräfin, wurde G. dem Fürsten Ruspoli vorgestellt und als dessen Secretär und Violinlehrer aufgenommen. Mit dem Fürsten durchreiste er nun ganz Italien, ging über Ferrara, Padua, Vicenza, Bologna, Pisa, Livorno, Lucca nach Florenz, wo sie länger verweilten; dann ging es über Siena nach Rom, wo der Fürst eigentlich seßhaft war. In Rom lernte G. den Dichter Goethe kennen und verkehrte viel mit ihm; von musikalischen Größen kam er mit Boroni, Anfossi, Bianchi in Berührung. Hier componirte er auch 6 Quartetten, welche nachmals ohne sein Wissen bei Imbeault in Paris gestochen erschienen. Von Sehnsucht getrieben, Neapel kennen zu lernen, trat G. aus dem Dienste des Fürsten Ruspoli und ging nach Neapel. Dort lernte er Paisiello kennen, kam im Salon des österreichischen Gesandten Baron Thugut, dessen Legationsrath Hadrava Concerte veranstaltete, wieder mit Goethe zusammen, nahm bei Capellmeister Sala Unterricht im Contrapunct, trug in mehreren Salons von Privaten, u. a. in jenem des englischen Gesandten Lord Hamilton, seine Quartetten und andere Symphonien vor, und schrieb im Auftrage des Königs für denselben 6 Quartetten, wofür er ihn mit 200 Unzen Gold belohnte. Nach fast 2jährigem Aufenthalte in Neapel begab er sich über Rom und Florenz nach Mailand. Dort fand er im Hause des Grafen Wilczek freundliche Aufnahme, aber auch die italienischen Großen, die Litta, Castiglioni, Anguissola, Sannazar u. A. öffneten ihm ihre Salons; er lernte Zingarelli und Minoja kennen, deßgleichen den Kammer-Virtuosen des Erzherzogs Ferdinand, den berühmten Compositeur Wenzel Pichel, von dem Paganini die ersten Elemente in der Violine gelernt hatte. Nach mehrmonatlichem Aufenthalte in Mailand reiste G. über Genua nach Frankreich, wo die [64] Revolution ausgebrochen war und ihm, als er in Marseille landete, eine Cocarde als Reisepaß diente. Es war Juli 1789. G. war damals 26 Jahre alt. Ueber Lyon, wo er in einem Musikladen seine Compositionen hoch rühmen hörte, die ohne sein Wissen nach Paris geschickt und dort gestochen worden waren, reiste er nach Paris, wo er, als er sich als Compositeur Gyrowetz zu erkennen gab, im Hause des Verlegers Imbeault die gastlichste Aufnahme fand und die ehrenvollsten Anträge zu Compositionen erhielt, welche er auch – darauf angewiesen – annahm. Daselbst erfuhr er auch, daß ein Lieblingsstück der Pariser, welches in allen Theatern und Concerten als Haydn’s Composition gespielt wurde, sein eigenes Werk war. Ein Virtuos Namens Tost hatte sie mit 2 anderen Symphonien als Haydn’s Werke verkauft. In den Wirren der Revolution, unbekümmert um die politischen Greuel jener Zeit, lebte G. in Paris der Musik und Composition und verließ es erst gegen Ende des Jahres 1789, um nach London zu reisen. Dort traf er mit einem Bekannten aus Rom zusammen, nämlich mit dem Künstler Jarnovichi, der ihn sofort dem Prinzen von Wallis, damaligen Kronprinzen, vorstellte. Wie überall so auch da fand G. die ehrenvollste Aufnahme. Der Herzog von Cumberland, ein großer Musikfreund, wurde sein Gönner; er lernte Haydn, und bei ihm die größten Musiker seiner Zeit, Dussek, Cramer, Janovich, Grosdell, Clementi u. A. kennen und war er es, welcher Haydn – der zwar durch seine Compositionen in England schon populär war, als er aber in Person erschien, durch sein bereits vorgerücktes Alter, da man ihn für bedeutend jünger gehalten, den englischen Enthusiasmus abkühlte – jene ausgezeichnete Aufnahme erwirkte, die er verdiente. Auch in London, wie früher in Paris, componirte G. fleißig und erhielt den Auftrag, für das neu zu erbauende Odeon eine italienische Oper über den Text „Semiramis“ zu componiren. Der Brand des neuen Theaters, in welchem sich die Partitur der Oper befand, die bereits einstudirt war, vernichtete dieses Tonwerk. Kränklichkeit machte in ihm nun die Sehnsucht noch lebhafter, die Heimat, die er seit 7 Jahren nicht gesehen, zu besuchen. Auf Umwegen, veranlaßt durch die Kriegswirren jener Zeit, gelangte er über Brüssel, wo er Napoleon, der damals noch Capitän war, kennen lernte, und über Paris, da er von Belgien aus die deutsche Grenze nicht überschreiten konnte, nach Deutschland; ging nach Berlin, wo er Reichard, Righini, Dupont kennen lernte, von da nach Dresden, wo er mit Capellmeister Naumann bekannt wurde, und endlich über Prag, von wo er auf einige Zeit seinen Geburtsort Budweis besuchte, nach Wien (11. März 1793). In Wien trieb er nun ausschließlich Musik; seine Compositionen, die sehr beliebt waren, wurden bei Artaria, Mollo, Haslinger und Mechetti verlegt. Die musikliebende Aristokratie schenkte dem genialen Künstler ihre Huld, und so kam es, daß Graf Sickingen, der an ihm Gefallen fand, ihm antrug, in sein Gesandtschaftspersonal einzutreten, als er zum außerordentlichen Gesandten bei der k. k. Hauptarmee ernannt worden. G. trat als Concipist ein, folgte dem Grafen, als dieser die Bestimmung nach München erhielt, dahin und von da nach Schwetzingen. Als aber die Launen des Grafen nachgerade schwer zu ertragen waren, verließ ihn G. und kehrte nach Wien zurück, wo er sich mit der [65] Composition beschäftigte, und der Unterbringung im Staatsdienst entgegensah. In dieser Zwischenzeit trug ihm Baron Braun, welcher damals Director der k. k. Hoftheater war, die Capellmeistersstelle in denselben an. G. nahm sie an, mit sehr vorteilhaften Bedingungen, deren eine lautete: nach zehnjähriger Dienstleistung sollte er einen lebenslänglichen Gehalt von 2000 fl. C. M. erhalten. Als die zehn Jahre vorüber waren, sollte die Bedingung erfüllt werden, aber man vertröstete ihn auf eine spätere Zeit, wenn die Theatercasse minder erschöpft sein würde. Im Vertrag war die Erschöpfung dieser Casse nicht als Motiv der Nichterfüllung obiger Bedingung bezeichnet worden. Der obige Zeitpunct schien nie eingetreten zu sein, denn nach 23jähriger Dienstzeit wurde G. – mit 500 fl. – pensionirt, war also auf die schmerzlichste Weise getäuscht, und nur die Gnade des Kaisers Ferdinand, die ihm huldvoll eine Unterstützung aus der Cabinetscasse gewährte, schützte ihn einigermaßen vor Mangel. So lebte G. den Rest seines Lebens kümmerlich, aber munter, froh gelaunt, jovial, gefällig, wohlwollend gegen fremde Kunstgenossen und treu seiner Kunst bis an sein Lebensende, das ihn im Alter von 87 Jahren erreichte. Im Alter von 84 Jahren hatte er die neunzehnte Kirchenmesse in D componirt, die in mehreren Kirchen mit Beifall vernommen wurde. Es war ein reiches Leben, das G. gehabt, und hätte er Aufzeichnungen über dasselbe geführt, es wären gewiß sehr inhaltsreiche Memoiren geworden. Das Wenige, was er niedergeschrieben, obgleich sehr fragmentarisch und lückenhaft, ist interessant. G. erlebte, 18 Jahre alt, den 7. October 1780 in Paris, 85 Jahre alt, den 6. October 1848 in Wien. Am 17. Mai 1848 erschien das Gedicht: „Die Presse frei“ von ihm in Musik gesetzt. G. war so durch und durch Musiker, daß er während der Revolutionswirren in Paris von den politischen Agitationen ganz unberührt blieb und nur seiner Kunst lebte. Auf dem großen Kirchhofe in Währing, wo Weigl, der Dichter der „Schweizerfamilie“, Eybler[WS 2], der Kirchencomponist, Beethoven, Schubert und Seyfried den letzten Schlaf schlafen, liegt auch G. begraben. Ueber seine zahlreichen Compositionen siehe die Quellen.

I. Uebersicht der Compositionen Gyrowetz’s. Die Zahl derselben ist sehr bedeutend und läßt sich nicht mit Bestimmtheit angeben. Dlabacz in seinem Künstler-Lexikon (1815) zählt deren 128 auf; Lannoy, 20 Jahre später, in Pietznigg’s „Mittheilungen aus Wien“ (1835) bereits 243, bis kurz vor seinem Tode mochten sie ein halbes Tausend stark überschritten haben. Lannoy theilt seine Compositionen nach zwei Lebensperioden ab; in die erste, vom achten bis zum zwölften Lebensjahre, fallen mehrere Serenaden, Menuette und Walzer, Salve Regina und einige Hymnen für die Kirche, Ein Concert für das Fortepiano in B, Ein Concert für das Bassethorn, einige Concertantstücke und mehrere Partien für Harmoniemusik. In die zweite, von seinem zwölften Lebensjahre an, in welchem er bereits die erste Symphonie geschrieben, fallen nahe an 50 Symphonien, 24 Trios für 2 Violinen und Violoncell, 44 Quartetten für Streichinstrumente, 3 Quintetten, 12 Serenaden mit ganzem Orchester, 36 Sonaten für das Fortepiano, 12 Nocturnen, 4 Concertant-Symphonien für verschiedene Instrumente in Orchesterbegleitung, Entreacts zu „Wilhelm Tell“, zu „Heinrich Reuß von Plauen“, zu den „Kreuzherren in Egypten“, und 36 italienische und deutsche Canzonetten. Deutsche größere Opern: „Selico“, die erste, welche G. für das kais. Hoftheater componirte; – „Agnes Sorel“, 1808 [vergl. darüber Reichard’s vertraute Briefe Bd. II, S. 6 und 33]; – „Ida, die Büßende“, in 5 Acten, Text von Holbein; – „Emerike“; – „Der Augenarzt“; – „Robert oder die Prüfung“, welche sich des Beifalls Beethoven’s erfreute; – „Helene“; – „Mirana“[WS 3], 1807, Melodram in 3 Acten, Text von Holbein; – „Felix und Adele“, Op. in 3 Aufz., [66] Text von Frau v. Weissenthurn. Deutsche kleinere Opern: „Der betrogene Betrüger“ [vergl. darüber: Annalen der Literatur des In- und Auslandes 1810, Märzheft, S. 537]; – „Der dreizehnte Mantel“; – „Der blinde Harfner“; – „Der Sammtrock“; – „Winterquartier in Amerika“; – „Gemahl von Ungefähr“; – „Das zugemauerte Fenster“; – „Die Junggesellenwirthschaft“; – „Aladno oder das Nothwendige“; – „Das Ständchen“; – „Die Pagen des Herzogs von Vendome“ [vergl. darüber die schon erwähnten „Annalen“ 1808, Octoberheft, S. 170 u. f.]. – Größere italienische Opern: die schon erwähnte, für London componirte, deren Partitur jedoch vor der Aufführung verbrannte: „Semiramide“; – „Il finto Stanislao“, für Mailand, und daselbst am 5. August 1818 zum ersten Male gegeben und nacheinander 30 Mal wiederholt; – „Adolfe e Federico“, für Wien. – Ballete. Größere Ballete componirte G. 25, außerdem mehrere kleinere und Divertissements, darunter sind zu nennen: „Harlekin als Papagey“ [vergl. darüber die mehr erwähnten „Annalen“ Jahrg. 1808, Septemberheft, S. 132]; – „Hochzeit der Thetis“; – „Das Urtheil des Paris“; – „Gustav Adolf“, von Muzzarelli; – „Hamlet“; – „Wilhelm Tell“; – „Lodoiska“; – „La femme en colère“; – „Alte und neue Welt“; – „Die Heirath aus Verstand“; – „Das Schweizer Milchmädchen“; – „Fee und Ritter“. – Kirchenmusik: 19 große Messen, die 19. in D im Alter von 84 Jahren; – 1 Te Deum laudamus; – mehrere Offertorien und Graduale; – 2 Veni sancte spiritus; – 1 große Vesper de Beata. – Außerdem viele Duetten, Terzetten, Finale, Ouverturen, Märsche, Arietten u. dgl. m. Auch componirte er einen großen Theil der Landwehrlieder „Collin’s“.
II. Zur Biographie. Biographie des Adalbert Gyrowetz (Wien 1848, Mechitaristen-Buchdruckerei, gr. 8°.). [Diese Lebensskizze hat Gyrowetz über Anregung des Dichters Ludw. Aug. Frankl selbst niedergeschrieben. Von Letzterm erschien auch bald nach seinem Tode in der „Ostdeutschen Post“ ein Feuilleton-Artikel, in welchem er die näheren Umstände erzählt, wie er G. zu dieser Autobiographie bewogen hat.] – Frankl (L. A.), Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) 1848, Nr. vom 6. Februar, S. 60 u. f. – Dlabacz (Gottfried Johann), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile für Mähren und Schlesien (Prag 1818, Haase, kl. 4°.) Bd. I, Sp. 522–532 [gibt das Jahr 1767 unrichtig als sein Geburtsjahr an. Enthält das Verzeichniß von 128 Compositionen dieses Meisters]. – Meusel (J. G.), Künstler-Lexikon vom Jahre 1808, Bd. I, S. 325 u. f. – Allgemeine Theaterzeitung. herausg. von Ad. Bäuerle (Wien, kl. Fol.) 43. Jahrg. (1850) Nr. 70. S. 279: „Nekrolog“. – „Ostdeutsche Post“ (Wiener polit. Blatt, Fol.) 1850 in einer der Märznummern. [Dieser in mehreren Blättern nachgedruckte Aufsatz ist von Ludwig August Frankl.] – Pietznigg (Franz), Mittheilungen aus Wien. Jahrg. 1835, April-Heft, S. 46: Lebensskizze von Lannoy. – Riehl (W. H.), Musikalische Charakterköpfe (Stuttgart 1853, Cotta, 8°.) [würdigt ihn im Capitel: „Göttliche Philister“, S. 195–217]. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal -Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in Einem Bande (Stuttgart 1849, Franz Köhler, Lex. 8°.) S. 391. – Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Eduard Bernsdorf (Dresden, R. Schäfer’s Verlag, Lex. 8°.) Bd. II, S. 284 [daselbst ist der 15. August 1849 irrig als sein Todestag angegeben]. – Schilling (G.), Das musikalische Europa ... (Speyer 1842, F. C. Neidhard) S. 135. – Gerber (Ernst Ludwig), Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1812, A. Kühnel, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 480. – Hirsch (Rudolph), Gallerie lebender Tondichter. Biographisch-kritischer Beitrag (Güns 1836, C. Reichard, kl. 8°.) S. 41. – BrockhausConversations-Lexikon (10. Aufl.) Bd. VII, S. 342. – Nouvelle Biographie générale ... par Dr. Hoefer (Paris, Firmin Didot frères, gr. 8°.) Bd. XXII, Sp. 989. – Oesterr. National-Encyklopädie, herausg. von Czikann und Gräffer (Wien 1835, 8°.) Bd. II, S. 447. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon ... (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XIV, S. 497. – Derselbe. III. Supplement-Band, S. 1243.
III. Urtheile über G. als Compositeur. Der geistreiche Culturhistoriker W. H. Riehl charakterisirt Gyrowetz: „Was hat denn G. geschrieben? Ganze Dutzende von Symphonien, ganze Dutzende von Quartetten und Quintetten, Dutzende von Liederspielen und weiter aber nichts. Er beschränkte sich auf einen engen Kreis, hier war er zu Hause, hier fühlte er sich sicher, hier ward er erstaunlich productiv. Unsere Musiker produciren in Allem Etwas; Gyrowetz in Wenigem Vieles. Er war kein sonderlicher Techniker, er hat oft große Schnitzer gemacht, weil er durchschnittlich etwas leichtfertig gewesen ist, aber trotzdem müssen wir die Sicherheit und [67] Selbstgewißheit bewundern, mit welcher er so leicht und leichtfertig zu arbeiten weiß. In seiner oberflächlichen Technik war er durch die Concentrirung seines Talentes so ganz und gar Herr und Meister, daß er nicht nur sich selbst, sondern auch die Kritik betrügen konnte, denn seine Technik nimmt sich dadurch – in einiger Entfernung – ganz wie eine solide aus. Der Verfall und die Verflachung der Wiener Tonschule hatten in ihm bereits begonnen und doch wußte er noch den alten Einfluß seiner Vorbilder in Deutschland und im Auslande zu bewahren. So mächtig war die bewegende Kraft welche Haydn dem deutschen Instrumentalsatze eingepflanzt, und doch war diese bewegende Kraft ein so einfaches kleines Ding gewesen. Auch Kalkbrenner, welcher Gyrowetz nur um wenige Wochen im Tode vorausgegangen, gehörte zu den äußersten Ausläufern und zu den Verflachern der Wiener Tonschule.“ – Schladebach’s „Universal-Lexikon“ schreibt über G.: „Die Beliebtheit, deren sich seine Sachen zu ihrer Zeit erfreuten, ist freilich jetzt geschwunden und kein Mensch bekümmert sich mehr um diesen letzten Ausläufer der Wiener Tonschule (!), wie man G. wohl nennen kann. Seine auf Haydn fußende Manier ist leicht, gefällig, gewandt und eingänglich; in Form und Inhalt verzichtet er auf alle Bedeutsamkeit und Tiefe, und in seinen späteren Sachen ist er handwerksmäßig trocken und schablonenhaft geworden, sowie seine ursprüngliche Naivität in Philiströsität umgeschlagen ist.“ – Gaßner schreibt: „G. war in seiner Blüthezeit ein ebenso fertiger Clavier- als Violinspieler; kannte die Natur aller Blasinstrumente, und verstand somit auch zweckmäßig und effektreich für dieselben zu setzen. G. muß (er lebte damals noch, als Gaßner das Folgende schrieb) in dem Bewußtsein dessen, was er für die musikalische Welt gethan, ganz eigenthümliche Empfindungen haben, wenn er sich, der noch Uebrige aus einer schönen Zeit, in dem großen Wien am Abende seines Lebens fast der Dürftigkeit preisgegeben sieht. Er ist ein (damals noch) lebendes Denkmal, „wie wenig die Welt zu Lebzeiten Derer, denen sie nach ihrem Tode Denkmale setzt, an eine Bethätigung der Dankbarkeit denkt, so lange sie den zu Ehrenden selbst noch nützen könnte!“
IV. Porträte. Blatt in gr. 8°. Mansfeld sc. 1793. Vor seinem III. Quartette.Op. 5 (Wien, bei Artaria). – Unterschrift: Facsimile des Namens: Adalbert Gyrowetz. M. Bisenius (lith.), gedr. bei J. Hoefelich (8°., Wien) [findet sich auch vor seiner Autobiographie]. – Lithographirt von Kriehuber (Wien, Spina, Fol.) [dieses und das vorige sind sehr ähnlich].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vergleiche dazu Jirovec, Vojtěch.
  2. Vorlage: Eibel.
  3. Vorlage: „Mirina“.