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Belauschte Werbung

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Bn.
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Titel: Belauschte Werbung
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 42, S. 721, 724
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1891
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[721]

Belauschte Werbung.
Nach einem Gemälde von C. Puyol.

[724] Belauschte Werbung. (Zu dem Bilde S. 721.) Ein verschwiegenes Plätzchen, fern vom Landhaus, am äußersten Parkende, wo aus der Marmornische unter grünen Ranken hervor die kleine Fontäne in das bemooste Becken tröpfelt – und doch nicht weit genug entfernt für zwei Paar muthwilliger Lauscherohren, die hier voll Entzücken das Gelingen ihres sauberen Anschlags genießen. Die losen Spaßvögel haben ihn herbeigelockt, den guten Doktor, durch die geheimnißvolle Mittheilung, daß hier Donna Erminia, die allerliebste junge Witwe und Besitzerin dieses begehrenswerthen Landgutes, um die Vesperzeit gern ein Stündchen zubringe, vielleicht in stillen Gedanken an ihren Seligen, vielleicht an sonst wen … wer könne es wissen?!

Und das Mittel wirkte bei Doktor Gasparo stärker als je eines der seinigen bei seinen Patienten. Keinen halben Tag brauchte er bis zur Ueberzeugung, daß nur er der glückliche Erwählte sein könne. Sah sie nicht ihn bei der allabendlichen Spielpartie immer besonders freundlich an? Und mißbilligte sie es nicht regelmäßig, wenn der verwünschte Spaßmacher von Onkel und die muthwillige Freundin sich die Langeweile dieser Spielabende durch Aufziehen des Doktors zu versüßen suchten? O, es war klar wie der Tag, sie hatte sein treues Herz erkannt und suchte ihm Gelegenheit zur Aussprache zu bieten, wollte allein mit ihm sein ohne die beiden lästigen Aufpasser!

Und so kommt er denn richtig am ersten Abend schon zur Fontäne, als ahnungsloser „vierter Mann“ der Partie, im schönsten Staatsgewand. Seine Rechte hält einen Blumenstrauß, die Linke drückt er aufs Herz und beginnt eine zärtliche Ansprache, vorerst in die großen Hutfedern hinein, die ihm das Gesichtchen der Holden verdecken. Und das ist gut für seine Fassung, denn es zuckt verrätherisch um ihre Mundwinkel: als Bräutigam wird der brave Sor Gasparo diesen idyllischen Winkel schwerlich verlassen.

Der schlimme Oheim hält sich die Seiten vor Ergötzen über den Kapitalspaß, die Freundin schielt auch vergnügt von ihrem Lauerposten herab und denkt höchstens, wenn sie einen kleinen Gewissensstich fühlt: „Pah! er wird sich trösten.“

Und das ist richtig, trösten wird er sich. Auch die hübsche Donna Erminia sieht gerade so aus, als ob sie ihren Tröster allbereits im Sinn und nahe genug bei der Hand habe. Ein Jahr später aber, wie wird es dann hier aussehen? Erminia wird ihren Tröster geheirathet haben, Oheim und Freundin, die überflüssig gewordenen Anstandswächter, werden längst verduftet sein, allein nach wie vor kommt abends der längst mit dem Stand der Dinge versöhnte Freund Gasparo zur Spielpartie auf die Villa, und jetzt macht er sie mit dem Ehepaar in vergnügtem Behagen zu dritt – mit dem Strohmann! … Ja, ja, wer zuletzt lacht, lacht immer am besten. Bn.