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Beschreibung des Oberamts Gmünd/Kapitel A 3

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III. Einwohner.


A. Bevölkerungsstatistik.[1]
1. Im allgemeinen.
Die erste unter der württembergischen Herrschaft vorgenommene Volkszählung, welche sich auf das Gebiet der ehemaligen Reichsstadt Gmünd bezieht, ist vom 21. Januar 1803 und wurden damals einschließlich der fremden Dienstboten in der Stadt Gmünd 5766 anwesende württembergische Unterthanen gezählt, in den zur Stadt gehörigen Ortschaften 7484, zusammen also 13.250; Ortsangehörige dagegen 5554 und 7489, zusammen 13.043. – Von 1803 bis 1867, also in einem Zeitraume von 65 Jahren hat sich die Stadtbevölkerung von 5766 auf 9067 Personen, somit um 57% vermehrt. Eine Begleichung der damaligen Bevölkerung der Ortschaften mit der jetzigen ist unthunlich, weil sowohl die Gemeinde-Zutheilung, als die Eintheilung der Parzellen in Gemeinden eine ganz andere war und daher eine solche Begleichung sich doch nur auf einen Theil der jetzt zum Oberamt gehörigen Gemeinden beziehen könnte; dagegen ist die Bevölkerung des ganzen Oberamtsbezirks und der einzelnen Gemeinden vom 1. November 1812 an für verschiedene Zählungsperioden bis zum 3. December 1867 in den hier nachfolgenden beiden Tabellen übersichtlich zusammengestellt und zwar sowohl die ortsanwesende als die ortsangehörige. |
Übersicht der Bevölkerung des Oberamtsbezirks im Ganzen und zwar
in den Jahren I. der ortsangehörigen II. der ortsanwesenden nach der alle drei Jahre stattgehabten Zollvereinszählung.
a) Personen über b) Personen unter c) Im Ganzen.
14 Jahren.
männl. weibl. zus. männl. weibl. zus. männl. weibl. zus. männl. weibl. zus.
1812. 1. November 10.309 11.050 21.359 10.060 11.002 21.062
1822. 10.725 11.581 22.306 10.505 11.576 22.081
1828. 11.062 12.136 23.198
1832. nach der 10jähr. Zählung 11.288 12.255 23.543
1834. 15. Dezember 11.389 12.461 23.850 07.735 08.771 16.506 03.385 03.580 06.968 11.123 12.351 23.474[2]
1837. 11.688 12.747 24.435 07.742 08.774 16.516 03.431 03.692 07.123 11.173 12.466 23.639
1840. 11.974 12.956 24.930 07.904 08.852 16.756 03.611 03.775 07.386 11.515 12.627 24.142
1842. 12.142 13.017 25.159
1843. 12.227 13.068 25.295 08.018 08.826 16.844 03.639 03.982 07.621 11.657 12.808 24.465
1846. 3. December
a) nach der jährl. Zähl.
12.605 13.425 26.030 07.983 09.037 17.020 03.910 04.109 08.019 11.893 13.146 25.039
b) nach der 12jähr. Zähl. 12.456 13.437 25.893
1849. 3. Dezember 12.795 13.723 26.518 08.515 09.222 17.737 04.201 04.200 08.401 12.716 13.422 26.138
1852. 13.139 14.056 27.195 07.988 09.058 17.046 04.075 04.198 08.273 12.063 13.256 25.319
1855. 13.190 13.985 27.175 08.484 09.043 17.527 03.888 03.929 07.817 12.372 12.972 25.344
1858. a) nach der jährl. Zähl. 13.560 14.164 27.724 08.643 09.544 18.187 03.795 03.859 07.654 12.438 13.403 25.841
b) nach der 12jähr. Zähl. 13.508 13.990 27.498
1861. 13.953 14.392 28.345 09.125 09.994 19.119 03.877 03.908 07.785 13.002 13.902 26.904
1862. 14.057 14.548 28.605
1864. 14.278 14.810 29.088 09.320 10.267 19.587 04.062 04.019 08.081 13.382 14.286 27.668
1867. 14.522 15.087 29.609 09.301 10.288 19.589 04.103 04.161 08.264 13.404 14.449 27.853
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Übersicht über den Stand der Bevölkerung in den einzelnen Gemeinden des Bezirks und zwar auf
Gemeinden. 1. Nov. 1812 1. Nov. 1821. 15. Dec. 1834. 3. Dec. 1846. 3. Dec. 1858. 3. Dec. 1867.
Orts-
ange-
hörige.
Orts-
anwe-
sende.
Orts-
angehörige.
(Ortsanwes.
unbekannt.)
Orts-
ange-
hörige.
Orts-
anwe-
sende.
Ortsan-
gehörige
nach der
12jähr.
Zählung.
Orts-
anwe-
sende.
Ortsan-
gehörige
nach der
12jähr.
Zählung.
Orts-
anwe-
sende.
Orts-
ange-
hörige.
Orts-
anwe-
sende.
01) Gmünd 5.698 5.564 5.650 6.073 6.820 6.267 7.207 6.677 7.752 7.724 9.067
02) Bargau[3] 490 488 505 596 555 685 616 763 685 782 680
03) Bartholomä 818 809 892 972 866 1.060 991 1.225 1.068 1.223 1.005
04) Degenfeld 293 291 331 330 302 339 318 315 286 331 300
05) Durlangen (s. a. Spreitbach) 607 666 665 792 739 827 729 900 795
06) Göggingen[4] 1.032 1.019 740 840 802 981 842 967 842 985 854
07) Herlikofen (s. a. Iggingen) 652 651 643 711 690 762 722 812 745
08) Heubach 1.089 1.081 1.216 1.315 1.306 1.489 1.417 1.512 1.382 1.606 1.466
09) Iggingen[5] 1.235 1.219 614 756 735 806 783 851 790 887 811
10) Lautern (s. a. Mögglingen) 420 437 440 465 451 489 483 526 479
11) Leinzell 789 783 776 999 888 1.077 889 1.137 849 1.130 861
12) Lindach[6] 1.194 1.185 495 597 557 690 590 690 566 788 660
13) Mögglingen[7] 1.357 1.305 963 921 808 972 938 1.072 974 1.140 1.005
14) Muthlangen (s. a. Lindach) 558 563 517 600 544 654 566 746 657
15) Ober-Bettringen[8] 1.139 1.137 665 714 701 757 684 821 767 882 829
16) Ober-Böbingen[9] 988 981 560 603 561 647 594 653 576 702 621
17) Rechberg 717 711 800 825 744 979 777 1.002 729 986 693
18) Reichenbach 382 380 397 457 424 464 439 499 445 487 439
19) Spreitbach[10] 1.176 1.176 643 680 679 851 764 873 721 961 759
20) Straßdorf 818 815 909 901 844 1.017 918 1.090 1.005 1.094 983
21) Täferroth (s. a. Lindach) 494 543 566 628 641 670 677 713 708
22) Unter-Böbingen (s. a. Ob.-Böbingen) 489 533 450 548 469 617 496 651 541
23) Waldstetten[11] 1.066 1.055 1.147 1.226 1.113 1.320 1.158 1.371 1.159 1.531 1.264
24) Weiler i. d. B. (s. a. Ob.-Bettr. u. Bargau) 542 572 547 602 574 660 629 688 639
25) Winzingen 422 419 419 418 357 437 403 480 342 472 359
26) Wißgoldingen[12] 656 644 630 662 584 709 603 821 601 862 633
21.359 21.062 22.114 23.850 23.474 25.893 25.039 27.498 25.841 29.609 27.853
Auf die Amtsorte ohne die Stadt Gmünd kommen hievon 15.661 15.498 16.464 17.777 16.654 19.626 17.832 20.821 18.089 21.885 18.786

*) Anmerkung in Betreff der Bevölkerungsziffern auf 1. November 1812 zu

| [mit Vorseite zusammengefasst.] |

Hienach zeigt die ortsangehörige Bevölkerung des ganzen Bezirks von 1812 bis 1867 zwar eine fortwährende Zunahme, so daß nur in der einzigen Periode von 1852–1855 eine unbedeutende Abnahme ersichtlich ist; diese Zunahme beträgt für den Zeitraum von 55 Jahren 38,6%, oder auf das Jahr durchschnittlich 0,7%, womit der Bezirk Gmünd das Landes-Mittel mit 37,7% nur um weniges übersteigt, denn die ortsangehörige Bevölkerung Württembergs war 1812 1.379.501 und am 3. Dec. 1867 1.899.906. Auch bei der ortsanwesenden Bevölkerung zeigt sich in den 33 Jahren, von 1834–1867, in welchen Zählungen für den Zollverein vorgenommen worden sind, eine Zunahme von 18,6%, somit durchschnittlich auf das Jahr von 0,56%, während die durchschnittliche Zunahme in ganz Württemberg bei einer Bevölkerung von 1.571.012 im Jahr 1834 und von 1.778.396 im Jahr 1867 13,2% beträgt, oder für das Jahr 0,4%. – Eine Abnahme der ortsanwesenden Bevölkerung zeigt sich innerhalb dieser Periode in der Zeit von 1849 bis 1852, wo solche von 26.138 auf 25.319 Personen herabsank, von da an aber auch fortwährend wieder stieg. – Daß sich sowohl bei der ortsangehörigen, als bei der ortsanwesenden Bevölkerung des Bezirks in der ersten Hälfte der 1850er Jahre ein Rückgang zeigt, ist eine Erscheinung, welche der Oberamtsbezirk Gmünd mit den meisten anderen und mit dem ganzen Land gemein hat und deren Ursache nur in der anfangs der 1850er Jahre hereingebrochenen allgemeinen wirthschaftlichen Katastrophe zu suchen ist. Jedoch ist das Oberamt Gmünd nicht unter denjenigen Bezirken, welche hievon besonders hart heimgesucht worden sind, denn es kam hier in den Jahren 1850/53 bei einer durchschnittlichen Anzahl vom 73 Ganten 1 Fall auf 75 Familien und 317 Personen, womit Gmünd in der Reihe sämtlicher Oberamtsbezirke erst die 39., beziehungsweise 38. Stelle einnimmt. Es ist daher auch die Abnahme der Bevölkerung in dieser Zeit vergleichungsweise nicht bedeutend.

Vergleicht man hinsichtlich des Zuwachses der ortsangehörigen Bevölkerung in diesem Oberamt die einzelnen Perioden zunächst von 1812–1852, so ergibt sich folgende Übersicht. Derselbe betrug nach jährlichen Durchschnitten auf je 1000 Personen:

in der
Periode
im ganzen
Land
im Jagst-
kreis
im Oberamts-
bez. Gmünd
Ordnungs-
zahl
1812/22 5,50 4,64 4,33 48
1822/32 9,16 8,29 5,98 61
1832/42 8,58 8,00 6,86 45
1842/52 5,59 5,05 8,09 10
Man ersieht hieraus, daß der Oberamtsbezirk Gmünd von 1812/42 stets hinter dem Landesmittel, dem Mittel des Jagstkreises | und hinter den meisten anderen Bezirken zurückbleibt, daß dagegen

von 1842/52 gerade das umgekehrte Verhältniß stattfindet.

Dem entsprechend war auch der Bevölkerungszuwachs durch den Überschuß der Geburten über die Todesfälle in der ganzen Periode von 1812/52 unerheblich und nur in dem letzteren Decennium von 1842/52 etwas stärker, wie aus folgender weiterer Übersicht hervorgeht. Es betrug nämlich der durchschnittliche jährliche Überschuß der Geburten über die Todesfälle auf je 1000 Einwohner:

in der
Periode
im ganzen
Land
im Jagst-
kreis
im Oberamt
Gmünd
O.Z.
1812/22 6,14 3,89 3,00 54
1822/32 9,54 7,80 6,25 54
1832/42 8,92 7,50 6,64 50
1842/52 9,05 8,27 8,79 42
1846/56 6,42 6,39 6,03 Auf die Zahl
der Ortsanwesenden
berechnet.

Da jedoch das Oberamt Gmünd auch von 1842/52 in Beziehung auf den Überschuß der Geburten über die Todesfälle hinter der Mehrzahl der Oberamtsbezirke zurückblieb und ebenso nach anderer Berechnung von 1846/56 hinter dem Landesmittel und dem Durchschnitt des Jagstkreises, so läßt sich dessen günstige Ziffer in Beziehung auf den Bevölkerungszuwachs im Ganzen für diese Periode nur aus einem hiefür relativ günstigen Verhältniß der Umzüge und Wanderungen erklären, und wirklich geht das Oberamt Gmünd in ersterer Beziehung von 1842/52 mit der O.Z. 19 den meisten andern Bezirken vor. Es kamen nämlich auf 100 Hinausgezogene 100,57 Hereingezogene. Was sodann die Wanderungen anbelangt, so war zwar die Zahl der Einwanderer mit 1 Fall auf 3319 Personen (O.Z. 42) unerheblich, zugleich aber auch die Zahl der Auswanderer eine sehr geringe, denn es kam im Oberamt Gmünd von 1842/52 durchschnittlich nur auf 1155 Personen 1 Auswanderer und dasselbe stand daher mit der O.Z. 63 nächst dem Oberamtsbezirk Waldsee mit 1 Auswanderer auf 1437 Personen (O.Z. 64) hierin hinter allen übrigen Oberamtsbezirken zurück. Hienach hat also der Oberamtsbezirk Gmünd von 1842/52 keineswegs einen irgend erheblichen Zuwachs durch Hereingezogene und Eingewanderte erhalten, sondern zeigt einen relativ größeren Bevölkerungszuwachs in dieser Periode nur deßhalb, weil er bei geringem Überschuß der Geburten über die Todesfälle doch zugleich in Folge von Wegzug und Auswanderung weniger an Bevölkerung verloren hat als andere Bezirke.

Auch im Jahr 1856 stand der Oberamtsbezirk Gmünd mit 1 Auswanderer auf 1334 Personen (O.Z. 63) nächst dem Oberamt Aalen mit 1 Auswanderer auf 1427 Personen (O.Z. 64) hinter | sämtlichen Bezirken zurück. Da von der späteren Zeit nach 1856 spezielle Berechnungen über den Überschuß der Geburten über die Todesfälle fehlen, so kann nicht näher untersucht werden, inwieweit der letztere Umstand in der Folgezeit dazu beigetragen habe, daß sich das Verhältniß des Bevölkerungszuwachses von 1852 an relativ günstiger gestaltet hat, denn derselbe betrug auf je 100 Einwohner durchschnittlich jährlich
in der Periode im ganzen Land im Jagstkreis im Oberamt Gmünd
1852/62 0,142 0,139 0,518,
1862/67 0,706 0,632 0,702,

jedenfalls aber war auch später und bis in die neueste Zeit die Zahl der Auswanderer im Oberamt Gmünd meistens eine unerhebliche oder ganz unbedeutende, denn es zählte das Oberamt Gmünd

mit der Ordnungszahl
im Jahr 1857 29 61.
1863 30 56.
1864 49 47.
1865 36 60.
1866 46 58.
1867 55 58.

Seit der Eröffnung der Eisenbahn nach Gmünd (1861) mag auch dieser Umstand zu einer rascheren Vermehrung wenigstens der städtischen Bevölkerung beigetragen haben, denn während die Zunahme der ortsanwesenden Bevölkerung in der Stadt von 1846 bis 1858 im Ganzen nur 7,5% beträgt, also pr. Jahr 0,625%, belief sich solche von 1858–1867 im Ganzen auf 17 und pr. Jahr auf 1,9%.

In Beziehung auf die Bevölkerungsverhältnisse der Oberamtsstadt Gmünd gegenüber denjenigen der Amtsorte ist noch zu bemerken, daß sich bei ersterer in Beziehung auf die ortsangehörige Bevölkerung mit der einzigen Ausnahme der Periode 1812–1821, wo eine unbedeutende Abnahme stattfand, eine fortwährende Zunahme zeigt und ebenso in Beziehung auf die ortsanwesende Bevölkerung nach den Zollvereinszählungen von 1834 bis 1867[13]. – Bei den Amtsorten ist, wenn man die Bevölkerung sämtlicher Ortschaften zusammenfaßt, von 1812 beziehungsweise 1834 an bis 1867 ebenso eine fortwährende Vermehrung ersichtlich, periodisch aber bei den einzelnen Ortschaften auch eine Abnahme, namentlich zeigt die ortsanwesende Bevölkerung in dem Zeitraum von 1846–1858 bei 10 Ortschaften eine Abnahme.

Wenn aber die Stadt Gmünd auch während des von 1846–1855 über Württemberg hereingebrochenen allgemeinen wirthschaftlichen Nothstandes, | im Gegensatz zu sehr vielen anderen Städten des Landes, die damals einen Rückgang in der Zahl der ortsanwesenden Bevölkerung erlitten, eine fortwährende Zunahme zeigt, denn die Zahl der ortsanwesenden Einwohner war:
1846: 7207.   1849: 7244.   1852: 7344.   1855: 7589,

so ist gerade diese Zunahme bei Gmünd wegen des zur Stadt gehörigen Zuchthauses Gotteszell theilweise auf Rechnung jenes Nothstandes zu setzen. In Folge desselben vermehrte sich nämlich die Zahl der Verbrechen und die der Strafgefangenen erreichte eine nie dagewesene Höhe.

In sämtlichen Strafanstalten des Landes waren am 30. Juni 1847: 1824, 1851: 2043, 1855: 3231 Gefangene; in Gotteszell 1847: 264, 1851: 271, 1855: 405. – Außer der im Jahr 1855 so sehr angewachsenen Zahl der Strafgefangenen ist hiebei auch noch zu berücksichtigen, daß sich zur Bewachung derselben seit April 1849 ein Kommando von 125 Mann in der Stadt befand.

Noch ist hervorzuheben, daß das Verhältniß der ortsanwesenden zur ortsangehörigen Bevölkerung bei der Oberamtsstadt, gerade das umgekehrte ist wie bei den Amtsorten, denn bei ersterer ist, wie in den meisten bedeutenderen Städten des Landes, die Zahl der Ortsanwesenden nach den Zollvereinszählungen stets größer als die der Ortsangehörigen, wozu bei der Stadt Gmünd insbesondere die Zahl der Fabrikarbeiter beiträgt, bei den Amtsorten dagegen ist umgekehrt die Zahl der Ortsangehörigen größer. Nach der Zählung der Ortsangehörigen pro 3. Dec. 1867 wurden abzüglich 56 bekanntermaßen im Ausland befindlicher Ortsangehörigen an solchen gezählt 7668. Von der Zahl der Ortsanwesenden waren aber heimathberechtigt im Ausland 236 und in anderen Gemeinden des Landes 3749, zusammen 3985, in der Stadt Gmünd 5082. Es waren somit 2586 Ortsangehörige von Gmünd vorübergehend in anderen Gemeinden des Landes oder im Ausland abwesend, ohne daß bei Aufnahme hievon Kenntniß genommen werden konnte.


2. Geburten.

In Beziehung auf die Geburten insbesondere geben die seitherigen statistischen Erhebungen und Berechnungen über Folgendes Aufschluß. Das Verhältniß der Geborenen war nach jährlichen Durchschnitten der Geburten und der Bevölkerung:

in der Periode
von
in Württem-
berg
im Jagst-
kreis
im Oberamtsbezirk
Gmünd
O.Z.
1812/22 1 : 26,25 1 : 29,13 1 : 26,00 28
1822/32 1 : 26,10 1 : 28,20 1 : 25,90 31
1832/42 1 : 23,12 1 : 24,80 1 : 22,90 31
1842/52 1 : 24,68 1 : 26,60 1 : 24,59 26
1846/56 1 : 26,30 1 : 27,74 1 : 25,92 27
(1846/56 Verhältn. z.
ortsanwesend. Bevölk.)
|

Die Extreme in Beziehung auf dieses Verhältniß bilden

die Bezirke
in der Periode mit O.Z. mit O.Z.
1812/22 Blaubeuren 1 : 21,43 1 u. Mergentheim 1 : 32,75 64
1822/32 1 : 21,40 1 1 : 32,60 64
1832/42 Münsingen 1 : 22,70 1 Waiblingen 1 : 36,00 64
1842/52 Ulm 1 : 18,83 1 Wangen 1 : 31,17 64
1846/56 Münsingen 1 : 20,30 1 Wangen 1 : 43,08 64

während der Bezirk Gmünd nach Obigem eine mittlere Stellung einnimmt.

Das Verhältniß der unehelich Gebornen zu den Geborenen überhaupt war

in der
Periode
in Württem-
berg
im Jagst-
kreis
im Oberamts-
bezirk Gmünd
O.Z.
1812/22 1 : 9,08 1 : 7,57 1 : 8,00 13
1822/32 1 : 8,10 1 : 6,30 1 : 6,90 12
1832/42 1 : 8,68 1 : 6,70 1 : 7,80 22
1842/52 1 : 8,35 1 : 6,71 1 : 7,36 19

während folgende Bezirke die meisten, beziehungsweise die wenigsten unehelichen Kinder aufweisen. Es kam nämlich

in den Bezirken
in der Periode O.Z. O.Z.
1812/22 Gaildorf 1 auf 5,33 1, Canstatt 1 auf 14,60 64.
1822/32 1 4,90 1, Tuttlingen 1 17,30 64.
1832/42 Crailsheim 1 5,20 1, Canstatt 1 15,30 64.
1842/52 Gaildorf 1 5,10 1, Stuttgart Stadt 1 13,41 64.

Wie überhaupt in dem Zeitraum 1812/52 die Gegend nördlich einer Linie von Ulm bis Weinsberg die meisten unehelichen Kinder hatte, so war hienach auch die Zahl derselben im Oberamtsbezirk Gmünd relativ ziemlich groß.[14]

Das Verhältniß der Geschlechter war bei den Geborenen folgendes: Es kamen auf 100 weiblich Geborene männlich Geborene

in der
Periode
in Württem-
berg
im Jagst-
kreis
im Oberamts-
bezirk Gmünd
O.Z.
1842/52 106,28 105,54 106,00 39.
1846/56 106,31 105,88 108,33 14.

In der Stadt Gmünd kamen in letzterer Periode auf 100 weibl. Geborene 105,05 männl. Geborene.

In Beziehung auf den Überschuß der männlich Geborenen bildeten die Extreme: |

1) Von den Oberamtsbezirken:

in der Periode O.Z. O.Z.
1842/52 Herrenberg mit 11,27% 1 u. Neresheim mit 1,89% 64.
1846/56 Waldsee 12,10% 1 Aalen 1,48% 64.

2) Von 16 größeren Städten:

in der Periode O.Z. O.Z.
1846/56 Göppingen mit 14,17% 1 u. Kirchheim mit 0,83% 16.

Hinsichtlich der Fruchtbarkeit des weiblichen Geschlechts steht der Oberamtsbezirk dem Landesmittel gleich. Es war nämlich das Verhältniß der Anzahl der Geburten zu der Zahl der über 14 Jahre alten weiblichen Personen von 1846/56

im ganzen Land im Jagstkreis im Oberamt Gmünd O.Z.
wie 1 : 9,39. 1 : 9,98. 1 : 9,39. 33,

wobei aber der Bezirk verhältnißmäßig sehr viele Zwillingsgeburten zeigte, denn es waren vom 1. Juli 1846/56 unter 100 Geburten

im ganzen Land im Jagstkreis im Oberamt Gmünd O.Z.
einfache Geburten 98,71 98,57 98,48 60.
Zwillingsgeburten 01,28 01,42 01,51 05.
Drilligsgeburten 00,01 00,01 00,01 35.

Die meisten Zwillingsgeburten hatte in der angegebenen Periode der Oberamtsbezirk Gerabronn mit 1,75% (O.Z. 1), die wenigsten das Oberamt Sulz mit 0,88% (O.Z. 64). Ferner sind noch folgende Zahlenverhältnisse in Beziehung auf die Zahl und den Verlauf der Geburten anzumerken:

Von 100 Gebärenden

in Württem-
berg
im Jagst-
kreis
im Ober-
amtsbez.
Gmünd
O.Z. in 16 größ.
Städten d.
Landes
in der
Stadt
Gmünd
wurden künstlich entbunden 5,26 4,67 6,82 09 7,67 10,90.
Auf 100 Geburten kommen:
Kaiserschnitte 0,02 0,03 0,02
Zerstücklungen 0,04 0,03 0,03 33 0,03
Zangengeburten 2,09 1,79 2,80 13 3,05 03,66.
Manuelle Operat. zur Entwickl. des Kindes 2,09 1,84 2,21 25 2,65 02,70.
Nachgeburtlösungen 1,98 1,98 3,66 03 3,28 07,37.

Geburtshülfl. Operationen überhaupt 6,22 5,67 8,70 07 9,08 13,73.
Bei 100 natürl. Geb. starben Mütter 0,15 0,20 0,20 09 0,24 00,09.
|
   in Württem-
 berg
 im Jagst-
 kreis
 im Oberamts-
 bez. Gmünd
 O.Z.  in 16 größ.
 Städten
 d. Landes
 in der Stadt
 Gmünd
Bei 100 künstl. Geb.
starben Mütter 4,19 4,74 3,03 55 3,95 3,05.
Von 100 Gebärenden starben:
a) unentbunden 0,03 0,05 0,01 57 0,03
b) bei natürl. Geb. 0,14 0,19 0,19 10 0,22 0,08.
c) bei künstl. Geb. 0,22 0,22 0,20 36 0,30 0,33.
d) überhaupt 0,39 0,46 0,40 20 0,55 0,41.
Auf eine Geburt kamen
Geborene 1,013 1,014 1,015 6 1,012 1,012.
Auf 100 Geborene kamen:
Lebendgeborene 95,93 96,14 96,86 95,34 96,55.
Todtgeborene 4,07 3,86 3,14 13 4,66 3,45.
Es kamen Todtgeborene
a) auf 100 natürl. Geburten 2,90 2,75 2,41 47 3,30 2,94.
b) auf 100 künstl. Geburten 26,25 27,67 13,79 61 21,86 8,02.
Ein Lebendgeborenes kommt auf
Einwohner 27,41 28,85 26,76 22 30,82 31,25.
Ein Todtgeborenes kommt auf
Einwohner 645,17 718,92 826,63 52 630,20 874,42.
Unter 100 Geb. sind
unreif überhaupt 3,43 3,36 3,73 52 4,90 4,64.
Unter 100 männlich Geborenen sind
unreif 3,70 3,68 4,01 45 5,16 5,29.
Unter 100 weiblich Geb. sind
unreif 3,16 3,04 3,42 49 4,61 3,96.
Auf 100 weibl. unreif Geb. kommen
männl. unreif Geborene 124,62 128,46 127,33 32 120,02 140,43.


Ungünstig erscheint hienach die große Zahl der todten Mütter, der geburtshilflichen Operationen, namentlich in der Stadt Gmünd, und der unreif Geborenen, günstig dagegen die geringe Zahl der Todtgeborenen.

|
3. Todesfälle.

Das Verhältniß der Gestorbenen (incl. Todtgeborene) war nach den jährlichen Durchschnitten der Gestorbenen und der Bevölkerung

in der
Periode
 in Württem-
 berg
 im Jagst-
 kreis
 im Oberamts-
 bezirk Gmünd
 O.Z.
1812/22 1 : 31,30 1 : 33,00 1 : 28,20 10
1822/32 1 : 34,20 1 : 35,60 1 : 30,80 11
1832/42 1 : 28,81 1 : 30,20 1 : 26,70 12
1842/52 1 : 31,78 1 : 34,10 1 : 31,37 20
1846/56 1 : 31,64 1 : 33,72 1 : 30,72 21.

Der geringe natürliche Bevölkerungszuwachs des Bezirks erklärt sich somit durch die bei einer mittleren Zahl der Geburten relativ große Anzahl der Todesfälle. – Hinsichtlich des Geschlechts der Gestorbenen ergeben sich folgende Verhältnißzahlen. Es kamen

   in Württemberg  im Jagstkreis  im Oberamts-
 bezirk Gmünd
v. 1842/52 v. 1846/56 v. 1842/52 v. 1846/56 v. 1842/52 O.Z. v. 1846/56
auf 100 weiblich Gestor-
bene männl. Gest.
104,66 103,08 103,36 102,84 101,30 54 101,43
auf 1 weiblich Gestorbenes
kamen weibl. Einwohner
33,15 33,16 35,33 35,39 32,78 18 32,08
auf 1 männlich Gestorbenes
kamen männl. Einwohner
30,46 30,18 32,93 32,11 29,99 18 29,38

Was das Alter der Gestorbenen anbelangt, so sind in dem Zeitraum 1. Juli 1846/56 von 100 Lebendgeborenen im ersten Lebensjahr gestorben:

in Württemberg  im Jagstkreis  im Oberamt Gmünd  O.Z.
34,78 31,51 35,82 21

und mit der letzteren Ziffer gehört der Oberamtsbezirk Gmünd noch in das Gebiet der großen Kindersterblichkeit in Württemberg, das von 1846/56 sämtliche 10 oberschwäbische und 5 Albbezirke umfaßte und von den theilweise am nördlichen Abfall der Alb gelegenen noch Rottenburg, Reutlingen, Urach, Geislingen, Göppingen, Gmünd, denn in diesen 21 Bezirken starben nach den Aufnahmen in dem Decennium 1. Juli 1846/56 von 100 Lebendgeborenen im ersten Lebensjahr 51,52 (Ulm) bis 35,82 (Gmünd), also durchschnittlich 44%; in den übrigen 43 Bezirken dagegen nur 35,09 (Leonberg) bis 23,14 (Mergentheim) oder durchschnittlich 29%.

Unter 100 Gestorbenen excl. Todtgeborene standen ferner nach der Aufnahme von 1846/56

|
   in Württemberg   im Jagstkreis   im Oberamtsbez.
 Gmünd 
im 1. Lebensjahr 42,18 38,54 42,47
im 2.–7. Lebensj.   9,99   9,68   9,58
im 8.–14. Lebensj.   2,39   2,31   2,36
im 15.–20. Lebensj.   1,91   1,84   2,08
im 21.–45. Lebensj. 10,83 10,98 11,32
im 46.–70. Lebensj. 20,69 22,91 19,23
über dem 70. Lebensj. 12,01 13,74 12,96.

Von 100 Gestorbenen incl. Todtgeborene starben in den Monaten

   Juli bis Sept.  Okt. bis Dec.  Jan. bis März  April bis Juni
in Württemberg 24,16 24,76 27,45 23,63
im Jagstkreis 23,22 24,68 28,15 23,95
im Oberamtsbez.
Gmünd
22,53 24,74 26,44 26,29.

Der Oberamtsbezirk Gmünd hat somit das Eigenthümliche, daß die Zahl der Todesfälle in dem Quartal April–Juni das Landesmittel erheblich übersteigt, während sie in den übrigen 3 Quartalen hinter demselben zurückbleibt.

Von 100 Gestorbenen excl. Todtgeborene haben in dem Zeitraum 1. Juli 1846/56

  in Württem-
berg
 im Jagst-
 kreis
 im Oberamts-
bez. Gmünd
ärztliche Hilfe genossen 45,36 44,11 42,22
keine solche genossen 54,64 55,89 57,78.

Schließlich ergiebt sich aus den Aufnahmen von 1846/56, daß unter 100 Gestorbenen excl. Todtgeborene enthalten waren:

  in Württem-
berg
 im Jagst-
kreis
 im Oberamts-
bez. Gmünd
Verunglückte   0,85   0,87   0,76
Selbstmörder   0,36   0,34   0,30
und daß
1 Unglücksfall kam
auf Einwohner überhaupt
3872   4052   4174
1 Selbstmord kam
auf Einwohner überhaupt
9270 10381 10608
auf über 14 Jahre
alte Einwohner
6291   7076   7221.
|
4. Trauungen.

Nach den angestellten Berechnungen, die sich auf die Zählung der ortsanwesenden Bevölkerung vom 3. December 1861 und 1867 nach Altersjahren gründen, war das Lebensjahr der mittleren Verheirathungswahrscheinlichkeit

   in Württemberg  im Jagstkreis  im O.-A.-Bez.
 Gmünd
für männl. weibl. männl. weibl. männl. weibl. Pers.
auf 3. Dec. 1861
31
29
31
29
30
31 Jahr.
auf 3. Dec. 1867
30
29
31
29
29
30 Jahr.
Es waren ferner unter 1000 Personen
verheirathet oder verheirathet gewesen:
   in Württemberg  im Jagstkreis  im O.-A.-Bez.
 Gmünd
am 3. Dec. 1861 375 370 363
am 3. Dec. 1867 384 385 383.
Es waren verheirathet
a) unter 100 25–30 Jahre alten
  männl. weibl. männl. weibl. männl. weibl. Pers.
am 3. Dec. 1861 31,3 44,7 26 44 25 40
am 3. Dec. 1867 33,5 46,7 30 46 36 45.
b) unverheirathet[b 1] unter 100 40–45 Jahre alten
  männl. weibl. männl. weibl. männl. weibl. Pers.
am 3. Dec. 1861 12,2 17,4 14 18 13 22
am 3. Dec. 1867 15,9 21,1 16 21 14 20.
Das mittlere Lebensalter der Verheiratheten war bei den
  männl. weibl. männl. weibl. männl. weibl. Pers.
am 3. Dec. 1861 46,4 42,8 46,9 43,0 46,8 43,2
und die Altersdifferenz der männlichen und weiblichen Verheiratheten betrug somit
  3,6 3,9 3,6.

Die Zahl der Trauungen in dem Zeitraum vom Jahr 1838 bis 1857, sowie in einzelnen Perioden dieses Zeitraums, welche sich durch Zu- und Abnahme der Trauungen besonders bemerklich machen, ist in folgender Tabelle übersichtlich zusammengestellt.

|
Es war I. in der 8jährigen Periode
von 1838–1845

die durchschnittliche Zahl
der jährlichen
II. in der 5jährigen Periode
von 1846–1850

die durchschnittliche Zahl
der jährlichen
III. in der 4jährigen Periode
von 1851–1854

die durchschnittliche Zahl
der jährlichen
IV. in der 3jährigen Periode
von 1855–1857

die durchschnittliche Zahl
der jährlichen
V.
i. d. ganzen
Zeitraum von
1838–1857

 
die Summe
der Trauungen
Trau-
ungen.
ortsange-
hörigen Ein-
wohner.
das Verhält-
niß beider.
Trau-
ungen.
ortsange-
hörigen Ein-
wohner
das Verhält-
niß beider.
Trau-
ungen.
ortsange-
hörigen Ein-
wohner.
das Verhält-
niß beider.
Trau-
ungen
ortsange-
hörigen Ein-
wohner.
das Verhält-
niß beider.
im
Oberamt
Gmünd
190 25.125 1:132 176 26.337 1:150 128 26.906 1:210 157 27.313 1:174 3.386
im
Jagst-
kreis
2.758 379.247 1:137 2.579 393.487 1:153 2.033 399.584 1:197 2.103 398.349 1:189 49.396
in
Württem-
berg
12.737 1.705.431 1:134 11.921 1.776.671 1:149 9.077 1.803.066 1:199 9.660 1.788.170 1:185 226.787







|

Nach einer behufs der Revision des Verehelichungsgesetzes durch das K. Ministerium des Innern für die Periode 1. Januar 1830/64 veranstalteten Aufnahme der Zahl der Trauungen ergaben sich für die 8jährige Periode 1830/67 und für die 7jährige 1858/64 noch folgende Resultate:

1) Für die Periode 1830/37:
Durchschnittliche Zahl der
jährlichen
Trauungen
 ortsangehörigen
      Bevölkerung
 Verhältniß
      beider
in Württemberg   13.119 1.586.675 1 : 121
im Jagstkreis 2.926 357.584 1 : 122
im Oberamtsbez. Gmünd   211 23.960 1 : 114,
2) für die Periode 1858/64
in Württemberg 12.815 1.809.985 1 : 141
im Jagstkreis 2.820 402.103 1 : 143
im Oberamtsbez. Gmünd   204 25.430 1 : 125.

Von sämtlichen im Oberamt Gmünd von 1838/57 getrauten 3386 Paaren waren es 2723, die von der katholischen und 663, die von der evangelischen Kirche getraut worden sind; und von den katholischen Trauungen waren 126, unter den protestantischen 80 gemischte Ehen. Hierunter waren wieder

 64 und 71, zus. 135, bei denen der Bräutigam evangelisch und
 62   "    9, zus. 71, bei denen er katholisch war.
126      80.

Über das Alter der Brautpaare ist Folgendes erhoben worden:
Es waren unter 3386 getrauten Paaren oder 6772 getrauten Personen

     
  Überschuß der
Bräutigame,
welche alt waren
weniger als
Summe der
Bräutigame,
die alt waren
weniger als
1. a) Bräutigame von weniger als 25 J.  234.
    b) Bräute " " " 20 "   141. 25 J.   93.
2. a) Bräutigame    " 25–30 " 1407. 30 J.  1500.
\———————————————/ 
    b) Bräute " 20–25 " 1074. 30 J.  426.
3. a) Bräutigame    " 30–40 " 1232. 40 J.  1658.
\———————————————/ 
    b) Bräute " 25–30 " 1068. 40 J.  590.
4. a) Bräutigame    " 40–50 "  347. 50 J.    937.
\———————————————/ 
    b) Bräute " 30–40 "  834. 50 J.  103.
5. a) Bräutigame von über 50 "  166.      269.
\———————————————/ 
    b) Bräute "    " 40 "  269.
|

Nach dem Civilstand klassificiren sich diese Trauungen folgendermaßen. Es waren Trauungen

  a) mit Jung-
frauen
b) mit
Wittwen
c) mit
geschiedenen
Frauen
 zus.
 
1) Von Junggesellen   2.541 185 2 2.728
2) Von Wittwern    592   65   657
3) von geschiedenen Männern     1 2     1.
____________________________________________________________
3.133 251   2 3.386.


5. Vertheilung der Bevölkerung nach Religion,
Familienverhältniß, Alter, Geschlecht, Beruf etc.

Die Vertheilung der Bevölkerung unter die verschiedenen Religionsbekenntnisse war folgende. Es wurden gezählt:

  a) in der Stadt: b) in den übrig. Ge-
meinden des Bezirks:
c) zusammen:
Ka-
tho-
li-
ken.
Pro-
tes-
tan-
ten.
son-
sti-
ge
Chr.[15]
Is-
rae-
li-
ten.
Ka-
tho-
li-
ken.
Pro-
tes-
tan-
ten.
son-
sti-
ge
Chr.[16]
Is-
rae-
li-
ten.
Ka-
tho-
li-
ken.
Pro-
tes-
tan-
ten.
son-
sti-
ge
Chr.[17]
Is-
rae-
li-
ten.
Orts-
an-
geh.
1. Nov. 1812 5.531 167 12.496 3.165 18.027 3.332 21.359
1. Nov. 1822 5.363 287 13.038 3.426 18.401 3.713 22.114
1. Nov. 1833 5.822 489 13.626 3.871 19.448 4.360 23.808
3. Dec. 1846 5.412 854 1 15.136 4.487 3 20.548 5.341 4 25.893
3. Dec. 1858 5.530 1.134 13 16.176 4.642 1– 21.706 5.776 16 27.498
3. Dec. 1867  6.961 2.076 8 22 14.276 4.510 21.237 6.586 8 22 27.853 [18]

Über die Vertheilung der Bevölkerung nach Familienverhältniß, Beruf, Alter in der Oberamtsstadt, in den Amtsorten und im ganzen Bezirk enthalten die älteren Aufnahmen Folgendes: Am 1. November 1812 wurden gezählt:

1) Nach Verschiedenheit des Alters

  A. Männlichen Geschlechts: B. Weiblichen Geschlechts:
1)
unter
14
Jahre.
2)
von 14
bis 18
J.
3)
von 18
bis 25
J.
4)
von 25
bis 40
J.
5)
von 40
bis 60
J.
6)
über
60
Jahre.
zu
sam-
men.
 
a)
unter
14
Jahren
b)
über
14
Jahren
zu
sam-
men.
 
a) Stadt 708 144 321 558 688 279 2.698 745 2.255 3.000
b) Amtsorte  2.439 526 863 1.609 1.517 657 7.611 2.547 5.503 8.050
_______________________________________________________
3.147 670 1.184 2.167 2.205 936 10.309 3.292 7.758 11.050
Am 1. November 1822 im ganzen Bezirk:
3.141 905 1.216 2.240 2.245 978 10.725 3.686 7.895 11.581
|
2) In Hinsicht auf den Ehestand:
  Ehen
vom letzten
Jahre
vom vorigen
Jahre
zus.
 
von der Stadt Gmünd   45  968  1.013. 
von den Amtsorten 102  2.544  2.646. 
___________________________________________
zusammen  147  3.512  3.659. 
am 1. Nov. 1822 im ganzen Bezirk 173  3.336  3.509. 
 
3) In Hinsicht auf bürgerliche Verhältnisse:
a) Adelige b) Nicht-
adelige
zus.
in der Stadt Gmünd   10  5.688  5.698 
in den Amtsorten 19  15.642  15.661. 
___________________________________________
  29  21.330  21.359. 
am 1. Nov. 1822 im ganzen Bezirk 45  22.261  22.306. 
 
4) In Hinsicht auf Nahrung und Gewerbe:
  I. Bedienstete in II. ohne bürg.
Gewerbe,
vom eigenen
Vermögen
lebend
III. Handelsleute,
Professionist
Wirthe u.
Handwerks-
leute
IV. Bauern
u.
Wein-
gärtner
 
V. Tag-
löh-
ner
 
 
VI. im
Almo-
sen
ste-
hend
a) Milit.
 
b) Civil-
 
c) guts-
herrsch.
d) in Kom-
mun-
Diensten.
am 1. Nov. 1812:  
a) Stadt Gmünd
100 67 62 15 940 8 204 309.
b) Amtsorte 345 102 24 249 100 1.075 974 735 78.
 ______________________________________________________________________________________
zus.   445 169 24 311 115 2.015 982 939 387.
am 1. Nov. 1822:
im ganzen Bezirk
290 139 29 256 55 1.987 1.028 788 628.


Nach einer im Jahr 1865 angeordneten besonderen Zählung der ortsanwesenden Bevölkerung pro 3. Dec. 1864 nach Familienstand und Beruf theilten sich 4.580 männliche und 150 weibliche Haushaltungsvorstände, bei denen ein Beruf nach den Haushaltungszetteln überhaupt angegeben war (61 männliche und 451 weibliche Haushaltungsvorstände laufen nämlich ohne Angabe eines Berufs) in folgende Berufsklassen:

  Ia. Angehörige des
öffentlichen Dienstes
in Staat, Kirche und
Schule (einschließlich
der niederen Diener)
Ib. Angehörige
höherer
Berufsarten,
(Ärzte,
Advokaten)
II. Hof- u.
herrschaftl.
Angestellte
 
III. Gemeinde-
und Korporations-
diener (einschl.
der niederen
Diener.)
a) Stadt  98  19  1  29 
b) Amtsorte  96  10  1  71 
 ___________________________________________________________________
zus.  194  29  2  100 
|
  IV. Von
Renten u.
Pensionen
lebend
V. Gewerb-
treibende
männl.  weibl.
VI. Landwirth-
schaft treibend

männl.  weibl.
VII. Freie
Lohn- und
Handarbeiter,
Taglöhner
VIII. Erwerb-
lose, v. öffentl.
Unterstützun-
gen lebend
a) Stadt  14  1.071  61  67  1  84  1 
b) Amtsorte  6  1.469  63  1.074  25  469   
 ___________________________________________________________________
zus.  20  2.540  124  1.141  26  553  1 


Die Zahl der Gemeindediener erscheint nach der neueren Zählung deßhalb viel geringer, weil man früher die Gemeinderäthe als Gemeindebeamte zählte.

Was den Familienstand anbelangt, so wurde unter anderem Folgendes ermittelt: Unter 1.545 Hanshaltungen der Stadt und 3.697 Haushaltungen der Amtsorte, also von zusammen 5.242 Haushaltungen, waren

  a) in der
Stadt
in
Proc.
b) in den
Amtsorten
in
Proc.
c) zus.
 
in
Proc.
1) solche, die nicht mehr als 5
 Personen umfassen.
920 60 2.249 61 3.169 60
2) solche, deren Vorstände ver-
 heirathete Männer sind
1.264 82 2.931 79 4.195 80
3) Haushaltungen mit Kindern
 unter 14 Jahren
892 58 2.392 65 3.284 63
4) Haushaltungen mit nicht mehr
 als 2 Kindern unter 14 Jahren
591 38 1.410 38 2.001 38
5) Haushaltungen mit Personen
 über 14 Jahren, ausgenommen
 den Hausherrn u. die Hausfrau
1.209 78 2.684 73 3.893 74
6) Haushaltungen mit nicht mehr
 als 2 solcher Personen über
14 Jahren
677 44 1.754 47 2.431 46
7) Haushaltungen mit Dienstboten 436 28 893 24 1.329 25
8) Haushaltungen mit nicht mehr
 als 2 Dienstboten.
391 25 707 19 1.098 21.

Ferner kamen nach dieser Aufnahme im Oberamt Gmünd auf je 100 Haushalte durchschnittlich

Personen
überhaupt
  O.Z.   Vorstände 
nebst Ehefrau
Kinder (Personen
unter 14 Jahren)
  O.Z.
513  9 180  154  7
Erwachsene Hausgenossen
(Personen über 14 Jahre)
 O.Z.  Verhältn. d. Kinder zu
den erwachs. Hausgenossen
=100:
 O.Z. 
179
14
116
36.
|

Der Oberamtsbezirk war hienach unter denjenigen des Landes, die hinsichtlich der Zahl der Familienglieder den meisten übrigen Bezirken vorangingen. Dabei jedoch nahm er hinsichtlich des Verhältnisses der Zahl der Kinder zu der der erwachsenen Hansgenossen, welches sich in der ganzen Reihe der 64 Bezirke, erstere gleich 100 angenommen, zwischen 100:80 und 100:234 bewegte, mit 160:116 eine mittlere Stelle ein, woraus also sich auf einen Zustand des Gleichgewichts zwischen solchen Haushaltungen, die fremde Arbeitskräfte benützen, und solchen, die Arbeitskräfte an andere abgeben, schließen läßt.

Nach den 4 letzten Zollvereinszählungen wurden ferner gezählt:

  Unverheirathete Verheirathete Verwittwete Geschied. zusammen
  männl. weibl. männl. weibl. m. w. m. w. männl. weibl.
auf 3. Dec. 1858
a) Stadt 2.381 2.583 1.191 1.123 150 312 4 8 3.726 4.026
b) Amtsorte  5.503 5.857 2.822 2.842 383 670 4 8 8.712 9.377.
 __________________________________________________________________
zus. 7.884 8.440 4.013 3.965 533 982 8 16 12.438 13.403.
auf 3. Dec. 1861
a) Stadt 2.653 2.730 1.249 1.200 133 322 6 5 4.041 4.257
b) Amtsorte  5.674 6.050 2.899 2.913 381 676 7 6 8.961 9.645.
 __________________________________________________________________
zus. 8.327 8.780 4.148 4.113 514 998 13 11 13.002 13.902.
auf 3. Dec. 1864
a) Stadt 2.802 2.892 1.343 1.313 139 350 5 8 4.289 4.563
b) Amtsorte  5.706 6.047 3.004 3.001 377 668 6 7 9.093 9.723.
 __________________________________________________________________
zus. 8.508 8.939 4.347 4.314 516 1.018 11 15 13.382 14.286.
auf 3. Dec. 1867
a) Stadt 2.778 2.932 1.435 1.398 141 361 10 12 4.364 4.703
b) Amtsorte  5.474 5.904 3.168 3.152 392 680 6 10 9.040 9.746.
 __________________________________________________________________
zus. 8.252 8.836 4.603 4.550 533 1.041 16 22 13.404 14.449.


Im Jahr 1861 kamen auf 100 männliche Personen weibliche

in Württemberg im Jagstkreis im Oberamtsbez. Gmünd
107,3 107,0 106,8

und unter je 1000 Einwohnern waren

  in Württemberg im Jagstkreis im Oberamtsbez. Gmünd
  männl. weibl. männl. weibl. männl. weibl.
1861  482 518 483 517 481 519
1867 484 516 483 517 481 519.

Ausländer waren unter der ortsanwesenden Bevölkerung des Oberamtsbezirks begriffen:

 im Jahr 1858: 125, wovon in der Stadt 102,

 im Jahr 1861: 193,  " " " " 151,

 im Jahr 1864: 254,  " " " " 222,

 im Jahr 1867: 280,  " " " " 236,


womit 1864 im Oberamt Gmünd auf 1000 Einwohner 9,2 Ausländer | kamen, 1867 dagegen 10,05, während das Landesmittel 1864 und 1867 11,9 und 19,38 ausmachte.

Es ist wahrscheinlich, daß der Zuwachs an Ausländern auch von größerer Zahl der Fabrikarbeiter herrührte. Nach der Gewerbeaufnahme von 1861 waren in Gold- und Silberwaarenfabriken beschäftigt:

  Direktions-
Personal
 
  Arbeiter
im Oberamtsbezirk Gmünd 14 433
im Stadtdirektionsbezirk Stuttgart 26 244
in den übrigen Oberamtsbezirken 27 346
___________________________
zusammen in Württemberg 67 1.023.


Von den auf 3. December 1864 gezählten Ortsanwesenden genossen Armen-Unterstützung aus öffentlichen Kassen:

  männl. weibl.
Personen zusammen
a) in der Stadt 16 72 88 
b) in den Amtsorten   45 93 138. 
____________________________
zusammen 61 165 226, 


und von der auf 3. December 1867 gezählten ortsanwesenden Bevölkerung des Bezirks, abzüglich von 280 Ausländern, waren heimathberechtigt in Gemeinden

des Oberamtsbezirks Gmünd   anderer Oberamtsbezirke
männl. weibl. männl. weibl.
10.336 11.511   2.902 2.824 
\________/ \________/
21.847. 5.726.

Nach den angeordneten besonderen Zählungen der ortsanwesenden Bevölkerung Württembergs vom 3. December 1861 und 1867 nach Altersjahren war im Oberamtsbezirk Gmünd

  am 3. December 1861
die Zahl der
am 3. December 1867
die Zahl der
 
im Alter
 
Ledigen
Verheiratheten od.
Verheirathet gewes.
 
 Ledigen 
Verheiratheten od.
Verheirathet gewes.
von Jahren  männl.  weibl. männl.  weibl.  männl.  weibl. männl.  weibl.
0–5 1.721 1.747 1.588 1.683
5–10 1.254 1,211 1.469 1.498
10–15 1.353 1.338 1.303 1.220
15–20 1.501 1.647 11 1.328 1.399 19
20–25 1.083 1.071 24 194 1.136 1.120 38 256
25–30 636 683 218 450 647 647 375 558
30–35 270 317 479 493 321 392 606 655
35–40 165 231 654 710 140 225 564 636
40–45 101 169 665 584 97 165 621 653
45–50 66 142 616 620 94 162 663 603
50–55 44 88 614 604 59 140 522 524
55–60 40 99 544 509 39 97 584 576
60–65 17 56 365 369 33 78 481 438
65–70 17 39 272 270 21 55 342 333
70–75 6 23 170 184 9 21 175 151
75–80 9 17 70 94 7 19 113 101
80–85 2 10 38 30 2 6 28 43
85–90 2 5 1 13 14
über 90
_________________________________________________________________
8,285 8.938 4.731 5.097 8.293 8.928 5.125 5.560
| 


Auf je 10.000 Einwohner kamen ferner Personen nach der Zählung vom

  3. December 1861: 3. December 1867:
von
Jahren
zus. in
 Württemberg
 zus. im Ober-
amt Gmünd 
zus. in
 Württemberg
 zus. im Ober-
amt Gmünd 
0–5 1.261 1.282 1.212 1.172
5–10 939 911 1.027 1.063
10–15 1.028 1.013 906 904
15–20 1.090 1.168 940 984
20–25 910 877 897 914
25–30 718 735 832 798
30–40 1.244 1.227 1.277 1.268
40–50 1.100 1.095 1.116 1.096
50–60 944 940 908 911
60–70 535 508 630 638
70–80 199 211 217 214
80–90 31 33 36 38
über 90 0,6 2
\___________/  \___________/ 
10.000.   10.000. 


Was die Dichtheit der Bevölkerung anbelangt, so gehört der Oberamtsbezirk Gmünd nach der neuesten Zahlung pro 3. Dec. 1867 mit 5.809 Einwohnern auf die Quadratmeile (O.Z. 22) zu denjenigen, welche sich den dichtest bevölkerten des Landes mit über 6000 Einwohnern auf die Quadratmeile am meisten annähern. Hiebei zählten von 25 Amtsorten des Bezirks neben der |
Stadt Gmünd mit 9.067
die Stadt Heubach 1.466
außerdem mehr als 1000 Einwohner noch
3 Orte mit zusammen
3.274;
500–1000 Einwohner zählten 17 Ortschaften
mit zusammen
12.469,
weniger als 500 Einwohner dagegen nur
4 Orte mit zusammen
1.577
zus. 27.853 Einwohner.

Es kommt also ungefähr 1/3 der ganzen Bevölkerung des Bezirks auf die Oberamtsstadt, während die Einwohnerschaft der übrigen Gemeinden 2/3 ausmacht. Schließlich ist noch zu bemerken, daß nach der im Jahr 1853 stattgehabten Aufnahme der Geisteskranken, Taubstummen und Blinden die verhältnißmäßige Anzahl derselben sich folgendermaßen berechnet: Es kam

  auf Einwohner
 in Württem-
berg
 im Jagst-
kreis
 im Oberamtsbez.
Gmünd
 O.Z.
1 Irre 943 1.030 850 22
1 Kretine (Blödsinniger) 484 353 680 38
1 Blinder 1.194 1.218 1.133 23
1 Taubstummer 962 824 1.600 46.

Gezählt wurden im Oberamtsbezirk Gmünd

 Blödsinnige  Irrsinnige  Blinde  Taubstumme.
im Jahr 1853 40 32 24 17
im Jahr 1861 34 18 35 65.


Die größere Zahl der Taubstummen und Blinden, welche sich nach der Zählung von 1861 ergab, rührt daher, daß die Zöglinge der Taubstummen-Anstalt und des Blinden-Asyls nicht, wie 1853 geschehen ist, ausgeschieden und, soweit es Inländer waren, auf die Bezirke, denen sie angehörten, vertheilt worden sind.


2. Stamm und Eigenschaften der Einwohner.[19].

Die dem schwäbischen Volksstamm durchaus angehörige Gesamtbevölkerung zeigt, namentlich in den Landorten, einen kräftigen Menschenschlag, man trifft hier nicht nur kräftige, sondern auch häufig großgewachsene, ansehnliche Menschen, besonders auf den mit Lias bedeckten Hochebenen, während die Thalbewohner in ihrer körperlichen Beschaffenheit etwas nachstehen. Das Größenmaß der Bezirksbewohner gehört in das Mittel des Landes. Bei der Aushebung zum Militärdienst findet man die meisten Tüchtigen unter den Landbewohnern, die Bewohner der Stadt sind gewöhnlich schmächtiger und schwächlicher.

|

Nach einer 24jährigen Durchschnittsberechnung von den Jahren 1834–1857 [20] waren in dem Bezirk unter 100 Konscriptionspflichtigen 7,51 wegen mangelnder Größe untüchtig, so daß derselbe unter den 64 Oberamtsbezirken des Landes die 23. Stelle einnimmt und somit zu den ziemlich günstigen gehört (die günstigsten Ergebnisse lieferte Wangen mit 4,22, die ungünstigsten Weinsberg mit 18,83). Wegen Gebrechen waren unter 100 Pflichtigen 40,62 untüchtig, so daß in dieser Beziehung der Bezirk unter den 64 Oberämtern die 32. Stelle einnimmt und somit zu den mittelgünstigen gehört (die günstigsten Ergebnisse lieferte Saulgau mit 32,99 und die ungünstigsten Sulz mit 49,78). Überhaupt untüchtig waren 48,13, so daß in dieser Beziehung der Bezirk die 22. Stelle einnimmt (die günstigsten Resultate lieferte Saulgau mit 37,76, die ungünstigste Freudenstadt mit 63,86). Unter sämtlichen der ärztlichen Visitation und dem Messen unterworfenen Konscribirten (von 1834–1857: 3422) waren 257 wegen mangelnder Größe, 1390 wegen Gebrechen, im Ganzen 1647 untüchtig.

Der allgemeine Gesundheitszustand ist in der Regel günstiger auf dem Lande als in der Oberamtsstadt, in welcher in Folge der ausgebreiteten Beschäftigung in Fabriken die Schwächlichkeit der Einwohner in der Zunahme begriffen ist. Der günstigere Gesundheitszustand der Landbewohner ergiebt sich theils aus der Lebensdauer, aus dem Mangel endemischer Krankheiten und aus der Seltenheit größerer Epidemien. Über die Lebensdauer im allgemeinen giebt folgende Tabelle Aufschluß:

Es waren im Jahr  von Ge-
storbenen
im Alter von
46–70 Jahr über 70 Jahr.
vom 1. Juli 1851–1852 798 143 106
vom 1. Juli 1852–1853 828 160 110
vom 1. Juli 1853–1854 778 178 118
vom 1. Juli 1854–1855 862 168 107
vom 1. Juli 1855–1856 710 130 75
vom 1. Juli 1856–1857 823 169 81
vom 1. Juli 1857–1858 908 157 92
vom 1. Juli 1858–1859 699 134 84
vom 1. Juli 1859–1860 728 122 83
vom 1. Juli 1860–1861 781 135 91
vom 1. Juli 1861–1862 963 148 105
vom 1. Juli 1862–1863 817 142 69
vom 1. Juli 1863–1864 853 165 94
vom 1. Juli bis 31. December 1864 435 79 44
vom 1. Januar 1865–1866 1.142 175 43
vom 1. Januar 1866–1867 885 170 103
vom 1. Januar 1867–1868 956 162 99
vom 1. Januar 1868–1869 932 173 85
|

Epidemien kamen in früheren Jahren mehrfach vor, namentlich in den hochgelegenen Orten Iggingen und Göggingen, wo das Frieselfieber sehr stark auftrat und jetzt noch, jedoch weniger zahlreich, erscheint. Ebenso kam früher der Typhus in den gleichfalls hochgelegenen Orten Spreitbach, Durlangen, Straßdorf, Rechberg und Wißgoldingen sehr häufig epidemisch vor, auch noch in den letzteren Jahren zeigte er sich, jedoch seltener; seine Form war gewöhnlich die des Abdominal-Typhus.

Unter diesen früher vorgekommenen Epidemien war die verbreitetste und häufigste die der Ruhr mit sehr gefährlichem Charakter und vermischt mit zahlreichen Fällen von Cholerinen; sie erscheint beinahe noch jedes Spätjahr, jedoch nicht mehr so zahlreich.

In den letzteren Jahren traten häufig Ausschlagskrankheiten, Masern und Scharlach auf, sowie in weiterer Verbreitung und über den ganzen Bezirk ausgedehnt die Pocken. Indessen hat das Verhalten der eigentlich epidemischen Krankheiten in unserem Bezirk nichts Eigenthümliches.

In der kalten Jahreszeit herrschen pneumatische Affektionen katarrhalischer und entzündlichen Natur, in der warmen die gastrischen Fieber und in den Übergängen der beiden Jahreszeiten kommen diese Formen vermischt vor.

Unter den chronischen Krankheiten sind die Katarrhe am häufigsten, nach ihnen die gastrischen Leiden, namentlich die Magenkatarrhe; endlich ist die Lungentuberkulose eine sehr häufige Krankheit. Die Skrophel-Krankheiten kommen in der Oberamtsstadt am zahlreichsten vor; Bleichsucht ist selten; Epilepsie ist eine nicht häufige Erscheinung, dagegen nehmen die Geisteskrankheiten in neuerer Zeit überhand; Spuren von Kretinismus finden sich in Leinzell.

Die Lebensweise der Bezirkseinwohner ist im allgemeinen einfach und mäßig; hauptsächlich Brodsuppen, viele Gemüse, Kartoffeln, saure Milch, Mehlspeisen, und von diesen vorzugsweise Spätzlen (Klöse) etc. bilden die Kost der Landbewohner; Fleisch kommt selten vor, doch in neuerer Zeit mehr als früher. Bier und Obstmost wird viel getrunken, weniger Wein und Branntwein. Kaffee ist sehr im Gebrauch, bei den Landbewohnern jedoch sparsamer, als in der Oberamtsstadt.

Was den moralischen Charakter der Bezirkseinwohner betrifft, so ist dieser im allgemeinen gut; man trifft bei ihnen viel Fleiß, Sparsamkeit und kirchlichen Sinn; nebenbei ein heiteres, geselliges und freundlich entgegenkommendes Wesen, was sich hauptsächlich auch bei den Bewohnern der Oberamtsstadt ausspricht und dort zuweilen die Grenzen etwas überschreitet. Die Vorliebe für Musik und Gesang ist allgemein und in mehreren Orten, namentlich in den beiden Städten, bestehen Liederkränze und Musikgesellschaften. Tanzbelustigungen | sind noch allgemein üblich und finden bei Hochzeiten, Kirchweihen, in der Fasnacht, wie auch am Oster- und Pfingstmontag häufig statt. Das Kegelschieben ist das gewöhnliche Spiel, das in allen Orten mehr oder weniger getrieben wird, auch das Kartenspiel hat seine Verehrer und das Scheibenschießen wird hauptsächlich in der Oberamtsstadt und in Heubach, wo besondere Schützengesellschaften bestehen, eifrig ausgeübt.

Von eigentümlichen Gebräuche nennen wir die Fasnachtsbelustigungen (das sog. Maskern), welche in Gmünd leidenschaftlich gerne gepflegt werden; dabei kommen Vermummungen, Maskeraden aller Arten vor und ganze Gesellschaften führen zuweilen vereint allerlei Fasnachtsspiele und Scenen auf. Auch die Kirchweihen werden in der Oberamtsstadt in einer seltenen Ausdehnung gefeiert (s. hierüber die Ortsbeschreibung von Gmünd). Das Passionsspiel, das früher in Gmünd mit großem Glanz und Aufwand alljährlich aufgeführt wurde, hörte im Jahr 1803 auf.

Bei Taufen und Hochzeiten schießen die ledigen Bursche, während sich der Zug in die Kirche und von da wieder zurück begiebt; diese Sitte ist beinahe in allen Orten noch üblich, doch beginnt sie allmählig seltener zu werden. In Leinzell werden bei den Taufen heitere Melodien auf der Orgel gespielt. Der Taufschmaus ist beinahe ganz abgegangen und wird nur in einzelnen Orten noch gehalten. In Winzingen findet am Sonntag nach der vollzogenen Taufe ein Taufschmaus in dem Hause des Täuflings statt.

Die Hochzeiten sind theils Zech-, theils Schenkhochzeiten und werden nicht selten noch solenn gefeiert, wobei sich alsdann nicht allein die Verwandten und Bekannten aus dem Ort, sondern auch aus der nächsten Umgegend zahlreich einfinden. Bei größeren Hochzeiten bewegt sich der Hochzeitszug unter Musik in die Kirche und von da zurück in das Wirthshaus, wo die Hochzeit mit Tanz und Schmaus gefeiert wird. In Leinzell gehen beim Hochzeitszug von beiden Brautführern einer vor der Braut, der andere hinter ihr mit gezogenem Degen, damit die Braut nicht gestohlen werde. Auch in Muthlangen und Täferroth treten die Brautführer (Hochzeitsknechte) mit gezogenen Degen auf; in letzterem Ort sind die Degen mit Bändern verziert, an welche in dem Wirthshaus die Geschenke gehängt werden. In Unter-Böbingen wird die Braut von zwei Jünglingen (Brautführern) zum Altar geführt; nach der Trauung geht der Hochzeitszug in das Gasthaus, wo einer der Brautführer mit der Braut den Reigen eröffnet und nach drei Tänzen bringt er dieselbe dem Bräutigam. In Winzingen geht der Hochzeitszug in folgender Ordnung in die Kirche: zuerst die Musikanten, dann die ledigen Bursche, diesen folgen der Bräutigam und dann die verheirateten Männer; hierauf die Jungfrauen, nach ihnen die Braut, begleitet von dem Brautführer und | den zwei Brautmägden; den Schluß bilden die Weiber. Nach der Trauung geht der Zug in gleicher Ordnung wieder zurück in das Wirthshaus, wo der Brautführer zuerst die drei Brauttänze mit der Braut tanzt und hiemit die Tanzbelustigung eröffnet. In der Oberamtsstadt war früher der Hochzeitzug stets ein sehr zahlreicher; die Begleiter trugen Sträuße mit Citronen und jeder gab ein Geschenk. Die Braut hatte einen Kranz auf dem Kopfe und in ihre Zöpfe waren rothe und gelbe Bänder geflochten. Die Paare wohlhabender und vornehmer Familien wurden im Chor, die vom Mittelstand unter der Staffel beim Kreuzaltar, und die von minder Bemittelten im Wege neben der Kanzel kopulirt.

Die Leichenbegängnisse werden mit Ernst und Würde nach der kirchlichen Vorschrift abgehalten; die früher üblichen Leichenschmäuse sind mit wenigen Ausnahmen abgegangen. In Gmünd gingen früher 12 arme, in schwarze Kutten mit weißen Krägen und Aufschlägen gekleidete Männer dem Leichenzug voran, einen schwarzen Stab mit Flormantel in der Hand haltend. Die Frau, die Mutter, die Tochter etc. des Verstorbenen trugen Leichenmäntel und Schleier, welche die Frau noch 6–8 Wochen lang im Hause trug; der Mann war ebenfalls zu Hause schwarz gekleidet. Der tägliche Kirchgang wurde 4 Wochen lang fortgesetzt.

Nach der Getreideernte wird die sog. Sichelhänget und nach dem Ausdreschen die Flegelhänget, je in einem Schmaus bestehend, in manchen Orten noch abgehalten; in Heubach pflegt man bei der Sichelhänget die größten Ähren auszulesen und während des Schmauses in einem Glas auf den Tisch zu stellen. Man zählt dann die Körner einer Ähre und hebt sie bis zur nächsten Ernte auf.

In Unter-Böbingen und Zimmern kniet der Bauer mit allen Schnittern, bevor man die Winterfrucht schneidet, nieder und beten 5 Vaterunser und den Glauben. Auf dem letzten Acker der Winterfrucht läßt man jedesmal eine Handvoll Halme stehen, die man vorher schon bezeichnet und umkreist hat. In diese Ähren steckt man einen geschmückten Maien (eine kleine Birke oder Pappel) und befestigt die Halme daran. Alsdann knieen wieder alle nieder und beten 5 Vaterunser und den Glauben. Den Maien läßt man gewöhnlich auf dem Felde stehen, wo die Vögel dann die Ähren ausfressen (s. Meier, Sagen, Sitten und Gebräuche, S. 439).

Die Johannisfeuer bestehen nur noch in den Orten Ober-Bettringen, Winzingen und Wißgoldingen; an den Abenden des Johannistags und des Peter- und Paulstags werden von der Jugend auf den umliegenden Höhen, namentlich auch auf dem Stuifen, Feuer angezündet, um welche die jungen Leute tanzen und auch über dieselben wegspringen, während sie den Spruch sagen: „St. Johann, mach den Flachs 3 Ellen lang“, damit der Flachs gedeihe; der dabei | früher übliche Gebrauch, Strohräder anzuzünden und den Berg hinunter rollen zu lassen, hat seit längerer Zeit aufgehört.

Das Eierlesen und der sog. Hahnentanz sind gänzlich abgegangen.

Die drei Donnerstage vor Weihnachten, die sog. Knöpflinsnächte, werden die „Anklopfete“ genannt; an diesen Tagen zogen Knaben mit einer Ruthe in der Hand herum und giengen in einzelne Häuser, klopften an und sprachen:

Klopf an, klopf an,
Wer mir ebbes giebt ist wohl dran etc.

Dieser Gebrauch ist beinahe ganz abgegangen; ebenso der sogenannte Klosentag (St. Nikolaustag) und vieles andere.

Noch haben wir des Kinderfestes zu erwähnen, das alle 3 Jahre auf dem Rosenstein oder Hochberg bei Heubach abgehalten wird und sich zu einem kleinen Volksfest ausgebildet hat.

Die kleidsame Volkstracht verschwindet leider täglich mehr und räumt einem unmalerischen Gemenge von städtischer und ländlicher Kleidung die Stelle. Die früher allgemeine Tracht findet man nur noch bei älteren Leuten beiderlei Geschlechts; sie besteht bei den Männern aus einem dreieckigen Filzhut (Dreispitz), einem blauem Tuchrock, einem Scharlach- oder dunklem Manchesterbrusttuch mit Rollknöpfen, kurzen schwarzen Lederhosen und hohen Stiefeln. Bei dem weiblichen Geschlecht hat die halbstädtische Mode noch mehr Eingang gefunden und nur das deutsche Häubchen mit breiten, schwarzen, über den Rücken bis zu den Knien hinunterhängenden Bändern hat sich noch ziemlich allgemein erhalten; zuweilen sieht man auch noch bei katholischen Weibern die Radhaube. In Straßdorf tragen die Weiber Bandhauben, die mit Flittergold gestickt sind. Im allgemeinen besteht die weibliche Kleidung aus verschiedenen, meist bunten Stoffen; namentlich sind die seidenen Halstücher vielfarbig, sie werden nicht selten, z. B. in Mögglingen, derart um den Hals gelegt, daß von ihnen 3 Ecke (Zipfel) über den Rücken zu liegen kommen.

Die Mundart ist im allgemeinen die etwas breite schwäbische, wie z. B. statt haben „haun“, statt stehen „staun“, statt gehen „gaun“, in Gmünd aber gangen z. B.: „land me ganga“, statt laßt mich gehen etc.

Die Vermögensverhältnisse der Bezirksbewohner sind im allgemeinen gut, theilweise sehr gut; einzelne Orte befinden sich in mittelmäßigen und nur ganz wenige, wie z. B. Leinzell und Bartholomä, in ungünstigen Vermögensumständen.




  1. Von Finanzassessor Kull.
  2. Von hier an nach den Zollvereinszählungen.
  3. 2) incl. Giengenhof, Haldenhof später zu Weiler in den Bergen gehörig;
  4. 6) incl. Thierhaupten, Koppenkraut, Stehnenmühle, Buchhof, Uzstetten, später zu Täferroth gehörig;
  5. 9) incl. Appenhaus, Burgholz, Herlikofen, Ussenhofen später sämtlich unter Herlikofen begriffen.
  6. 12) incl. Muthlangen und Täferroth;
  7. 13) incl. Lautern;
  8. 15) incl. Herdtlinsweiler, Krieghof, Steinbacherhöfe und Weiler in den Bergen mit Bilsenhof, später sämtlich bei Weiler in den Bergen;
  9. 16) incl. Unterböbingen mit Braunhof, Gratwohlhof, Krausenhof, später bei Unter-Böbingen;
  10. 19) incl. Durlangen und Leinmühle, Thanau, Zimmerbach, später sämtlich bei Durlangen;
  11. 23) incl. Bläsishof, später bei Rechberg;
  12. 26) incl. Krazerhof, Täscherhof und Zirschberg, später zu Reichenbach gehörig.
  13. Unter den Ortsanwesenden von 1812 sind Ausländer nicht begriffen.
  14. s. württemb. Jahrbücher, Jahrgang 1853, S. 91.
  15. korrekt:von übrigen christl. Rel.-Bekenntn.
  16. korrekt:von übrigen christl. Rel.-Bekenntn.
  17. korrekt:von übrigen christl. Rel.-Bekenntn.
  18. Ortsanwesende
  19. Die Gesundheitsverhältnisse nach Beiträgen von Oberamtsarzt Dr. Romerio in Gmünd
  20. S. Württ. Jahrb. 1857, S. 158.
Berichtigungen
  1. Korrektur nach Beschreibung des Oberamts Brackenheim Fußnote S. 64: In der Beschreibung des Oberamts Gmünd, Nr. 61 S. 67 Zeile 14 von unten fehlt hinter b) das Wort „unverheirathet“.


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