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Beschreibung des Oberamts Gmünd/Kapitel B 2

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Bargau,
Gemeinde III. Klasse mit 680 Einw., worunter 2 Ev., a) Bargau, Pfarrdorf, 578 Einw., b) Beiswang, Weiler, 67 Einw., c) Birkhof, Hof, 12 Einw., d) Lauchhof, Hof, 12 Einw., e) Schlößle, Hof, 11 Einw. – Kath. Pfarrei, die Ev. sind nach Heubach eingepfarrt. 13/4 Stunden östlich von Gmünd gelegen.
Nahe schon dem großartigen Steilabfalle der Alb, an den Vorterrassen des Scheuelberges liegt im flachen Thälchen des Eselsbronnenbaches | der freundliche, gedrängt angelegte Ort, ziemlich in die Länge gedehnt, und von Bäumen, namentlich hohen Pappeln, angenehm umgeben und unterbrochen. Fast die ganze Markung gewährt schöne Aussichten, besonders an den Rosenstein, Rechberg und Hohenstaufen; sehr schön und weit werden die Ausblicke von den höheren Punkten, vom Schlößle, Birkhof und dem Scheuelberg aus. Die mitunter stattlichen Bauernhäuser lagern sich auf beiden Seiten des munteren, mitten durch das Dorf fließenden Baches und sind theils in die Thalebenen, theils an den sanften Thalabhängen hingebaut; die Straßen sind chaussirt.

Am Südende steht frei und erhöht auf dem ummauerten Friedhof die dem h. Jacob geweihte Kirche, auf der Stätte einer früheren Kapelle erbaut 1729 im Geschmack dieser Zeit, mit einfachen Formen und vieleckig geschlossenem Chore. Schon 1459 wurde durch Heinrich v. Rechberg hier eine Stiftung zu einer ewigen Messe gemacht (s. u.). Die Jahreszahl 1729 steht am westlichen Eingang und darunter „Frantz Joseph Wingert Oberstetmeister“, dabei sein Wappen, ein Weinstock. Auf dem Chor sitzt ein hölzerner Thurm. Das ansprechende mit Gemälden geschmückte Innere ist einschiffig und hat einen Hochaltar im Rococostil, die Seitenaltäre und die Kanzel sind in hübscher, modern gothischer Weise gefaßt. Das Sakramenthäuschen im Chor zeigt noch gothische Formen; auf dem Boden liegen hier schön gemodelte, aus der früheren Kirche stammende Fliese. Von den drei, hübsch im Zopfstil verzierten Glocken hat die größte die Umschrift: magna et mirabilia sunt opera tua. o domine deus. apoc. 15. 1782 goss mich W., die zweite: Anno 1782 goss mich A. Weingarthen in Lavingen, die dritte 1721 goss mich Christian Ginther zu Königsbronn. In der noch ringsum gehenden Friedhofsmauer sind gegenüber der Westseite der Kirche zwei alte Grabsteine mit Wappen eingemauert; auf einem ist noch zu lesen 1616, auf dem andern A. D. 1597 starb Hanns Spies. Die Baulast der Kirche ruht bis jetzt auf der Stadtpflege Gmünd.

Das sehr hübsche zweistockige Pfarrhaus steht mit Scheune und Garten gerade nördlich von der Kirche und ist vom Staat zu unterhalten.

Das gut erhaltene Schul- und Rathhaus, 1832 erbaut, enthält neben den Gelassen für den Gemeinderath zwei Lehrzimmer, sowie die Wohnung des Schulmeisters und des Lehrgehilfen.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 20 Pump- und 35 Schöpfbrunnen; auch lassen sich allenthalben in einer Tiefe von 10–18′ Pumpbrunnen anlegen. Die Markung ist reich an trefflichen Quellen, darunter der Eselsbronnen, der hoch oben auf dem Aalbuch am sog. Hornberg, dann der Tannenbronnen, der in der Nähe des ehemaligen Schlosses entspringt. Einige Brunnen haben Schwefelgeschmack, | weil der Ort auf Liasschiefer liegt. Außer dem schon genannten

Eselsbronnenbach fließt über die Markung noch der Krümlingsbach.

Vicinalstraßen gehen von hier über Ober-Bettringen nach Gmünd, Weiler, Buch und Zimmern. Auf der Straße nach Ober-Bettringen führt über den Bach eine steinerne Brücke und mitten im Ort sind zwei hölzerne angelegt, sonst bestehen etwa noch fünf kleine hölzerne Stege; die Unterhaltung derselben ruht auf der Gemeinde.

Von den Einwohnern, einem gesunden, wohlgewachsenen Menschenschlage, zählen gegenwärtig drei Ortsangehörige über 80 Jahre. Die ländliche Volkstracht findet man nur noch bei einzelnen Bauern; die Frauen haben annähernd städtische Tracht.

Haupterwerbsquellen sind Feldbau und Viehzucht; die auf der Markung befindlichen Steinbrüche im weißen Jura und im Liassandstein befriedigen das örtliche Bedürfniß, überdies wird Lehm und Töpferthon gewonnen, welch letzteren auch die Hafner von Heubach und zwar aus der Nähe des Birkhofs beziehen.

Von den Gewerbetreibenden sind Zimmerleute, Maurer, Schuster und Schneider am zahlreichsten; nach außen wird wenig gearbeitet; zwei Kramläden und drei Schildwirthschaften, worunter in zweien Brennerei und Bierbrauerei getrieben wird, bestehen.

Eine Mahlmühle mit einem Gerbgang und zwei Mahlgängen befindet sich im Ort.

Die Vermögensverhältnisse sind im allgemeinen gut; die Vermöglichsten besitzen 50–70 Morgen, der Mittelmann, wozu die Mehrzahl der Einwohner gehört, besitzt 20–50 Morgen und die weniger bemittelte Klasse 2–15 Morgen. Ortsangehörige haben auch Güter auf angrenzenden Markungen, namentlich gegen 60 Morgen auf Ober-Bettringer. Armenunterstützung erhalten nur zwei Personen.

Die natürlichen Verhältnisse sind im allgemeinen günstig, nur ist das Klima wegen der Nähe des Gebirgs etwas rauh und zuweilen wird die Gegend von schädlichen Frühlingsfrösten heimgesucht, dagegen kommt Hagelschlag selten vor, weil der hier ziemlich vortretende Aalbuch eine Wetterscheide bildet.

Die im Norden ebene, im Süden aber sehr bergige, mittelgroße Markung hat im allgemeinen einen etwas stark gebundenen, fruchtbaren Boden, der nur gegen die Alb hin, wo die Zersetzungen des Liasschiefers und die des braunen und weißen Jura auftreten, weniger ergiebig ist; im übrigen Theil der Markung macht sich hauptsächlich der Lehm geltend, dem der Liaskalk als Unterlage dient und der daher theilweise einen sog. naßkalten Boden bildet.

Der landwirthschaftliche Betrieb ist sehr gut und einzelne Besitzer größerer Güter tragen durch ihre angestellten Versuche zur Hebung der Landwirthschaft wesentlich bei, wie denn auch der Brabanter, theilweise der Suppinger Pflug, eiserne Eggen, Walzen etc. | allgemein Eingang gefunden haben. Von den Getreidearten pflanzt man vorzugsweise Dinkel und Haber, weniger Gerste, Weizen, Einkorn und Roggen. Dinkel und Haber wird viel nach außen, besonders in die Gegend von Canstatt abgesetzt. Überdies kommen

zum Anbau Kartoffeln, sehr viel dreiblättriger Klee und Angersen, Ackerbohnen, etwas Reps und Hopfen; von den beiden letzteren wird nach außen abgesetzt.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt und liefert meist ein gutes, nahrhaftes Futter, von dem ein kleiner Theil nach außen verkauft wird.

Die Obstzucht ist nicht sehr ausgedehnt und beschäftigt sich hauptsächlich mit Luiken, Goldparmänen, Haberbirnen und Zwetschgen; der Obstertrag wird im Ort verbraucht.

Früher muß auch Weinbau getrieben worden sein, denn noch heute wird eine südlich vom Ort gelegene Halde „in den Weinbergen“ genannt.

Die Gemeinde besitzt nur noch etwa 50 Morgen Laubwaldungen, indem im Jahr 1848 140 Morgen Gemeindewaldungen unter die Ortsbürger, von denen jeder gegen zwei Morgen erhielt, vertheilt wurden. Der Ertrag aus den Gemeindewaldungen ist unbedeutend.

Eigentliche Weiden sind 80–90 Morgen vorhanden, die mit der Herbstweide um 600–670 fl. an einen fremden Schäfer jährlich verpachtet werden; überdies trägt die Pferchnutzung der Gemeinde 100–125 fl. ein.

Von den Allmanden, die größtentheils als Schafweide benützt werden, ist ein Theil zum Anbau verpachtet, was der Gemeindekasse eine Rente von 50 fl. jährlich sichert.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde in Vergleichung mit andern Orten des Bezirks ziemlich gut und eher im Zu- als im Abnehmen. Sehr namhaft und gut ist die Rindviehzucht, welche sich mit der Simmenthaler und Limpurger Race beschäftigt und von zwei Limpurger Farren nachgezüchtet wird. Herbstaustrieb findet noch statt. Mit Vieh wird einiger Handel getrieben und die Milch theilweise in den drei vorhandenen Käsereien verwerthet.

Die Schafzucht ist unbedeutend, indem die meisten Schafe dem Pachtschäfer gehören, der im Sommer 425, im Winter 200 Stück Bastardschafe auf der Markung laufen läßt.

Die Stiftungspflege besitzt 3200 fl. Vermögen, aus dessen Zinsen die Kultkosten und Armenunterstützungen bestritten werden.

Zu der Gemeinde gehören:

b. Beiswang, ein freundlicher Weiler, der 3/4 Stunden nördlich vom Mutterort auf der Hochebene am Anfang des Lützelbachs liegt und dessen Markung von der übrigen Gemeindemarkung getrennt ist. Etwa 1/8 Stunde nördlich vom Ort steht die Beiswanger | Kapelle, die an der Stelle einer früheren sehr alten Wallfahrtskapelle

mit wunderthätigem Marienbild im 17. Jahrhundert erbaut wurde. Nach der Sage rächte hier Gottes Blitz an den Rosensteiner Rittern die Beraubung der Kapelle.

Kloster Königsbronn, als Patron von Heubach, machte Anspruch auf den Novalzehnten; überhaupt hatte das Spital verschiedene Zehentstreitigkeiten auszufechten.

c. Birkhof, liegt mit schöner Aussicht 1/4 Stunde südöstlich von Bargau am Abhang des Schloßbergs.

d. Lauchhof, ein ansehnlicher, 1/4 Stunde südwestlich vom Mutterort gelegener Hof, der eine alte Zubehörde der Burg Bargau war.

e. Schlößle, liegt auf der westlichen Spitze des Schloßbergs, auf dem die 1817 vollends abgebrochene Burg Bargau lag, nachdem sie früher einem Vogt als Wohnung diente; nur noch spärliche Überreste sind von ihr vorhanden. Die Aussicht von diesem Punkt ist überraschend schön.

Bargau oder Bargen gehörte zu den ursprünglichen Besitzungen der Rechberge, und zwar stand auf dem Schloßberg, südöstlich vom Dorf, eine stattliche Burg als Mittelpunkt einer Herrschaft mit aller Hoheit und Gerichtsbarkeit, zu welcher (beim Verkauf 1544) gehörten außer dem Dorf die Höfe Haldenwang, Lauchhof, zum Stubbenberg, Trontal (=Mönhof), Steinbuchhof und ein Hof zu Hertlisweiler, zwei Höfe und ein Lehengütlein zu Buch, Hällergeld zu Bettringen, Vogtleute auch zu Ober-Böbingen und Beuren i. B., Wasser zu Ober-Böbingen und Mögglingen, eigene Leute an verschiedenen Orten, mehrere Hölzer u. dgl. m. Im Besitz dieser Herrschaft war die Rechbergische Linie unter den Bergen und besonders die Söhne Ulrichs II., von welchen Johann der Bettringer hie und da (1340 bis 1347) genannt ist von Bargen. Wann und wie der Hohenlohesche Lehensverband entstand, ist nicht bekannt. Da übrigens der Bargauer Laienzehnte 1351 genannt wird in Verbindung mit den Kirchsätzen von Iggingen und Herlikofen, so könnte wohl alles zusammen vom Kloster Ellwangen an Hohenlohe gekommen sein. Der letzte Heuchlinger Rechberg, Conrad, war noch belehnt worden, überließ aber die Herrschaft seinem Vetter Wilhelm v. Hohenrechberg, welcher 1393 Bargau frei machte durch Lehensauftragung von Waldau (Oberamt Welzheim S. 157). (Daher mags kommen, daß eine ansehnliche Gült von der Weide in Unter-Bettringen zur Burg Waldau gehörte, als hohenl. Lehen.) Bargau war an die Hohenrechberg-Weissensteiner Linie gekommen, deren Letzter, Wolf v. Rechberg, 1554, 4. Februar, die ganze Herrschaft um 32.000 fl. an Gmünd verkaufte. Seitdem gehörte das Dorf mit Zubehörden ganz | der Stadtkammer und in den erhaltenen Theilen des Schlosses wohnte noch lange der Gmünder Vogt.

Die Gemeinde hatte z. B. 1560 Streitigkeiten mit Heubach und Beuren wegen des Viehtriebs; bäuerliche Erbgüter wurden von der Stadt jederzeit gern angekauft, um sie zu Fallgütern zu machen. Um 1700 sprach die Reichsritterschaft Auslösung des ehemals ritterschaftlichen Gutes aus, oder doch das Besteuerungsrecht, welches schon 1629, 1642, 1652 und 1676 beansprucht worden war und zu endlosen Verhandlungen geführt hatte. Der Kanton wendete sich 1710 wieder an den Reichshofrath, welcher endlich 1744 für das Besteuerungsrecht entschied. Beim Reichshofrath klagten die Unterthanen circa 1720 wegen unbilliger Frohndienste.

Kirchlich war Bargau Filial von Heubach, mit eigener Kapelle, für welche Heinrich v. Rechberg eine Stiftung machte 1459 zu einer ewigen Messe. Die Errichtung einer eigenen Pfarrei bestätigte der Bischof von Augsburg 1471 und 1475–1476 wurde deren Dotation und Errichtung vollzogen. Diese Kirche soll ein Freiort für Todtschläger gewesen sein. – Das Patronat samt dem ehemals auch hohenlohisch Lehen gewesenen Laienzehnten gieng 1554 an Gmünd über, wo der Zehnte 1649 an Obrist Schletz vorübergehend verkauft wurde. Kirche und Pfarrhaus waren 1638 von kaiserlichen Völkern verbrannt worden. Über den Novalzehnten stritt der Pfarrer circa 1750 mit der Stadt, überließ ihn aber 1756 gegen ein jährliches Quantum Früchte.

Kriegsnöthen sind oft über den Ort ergangen; das Reichsheer des Markgrafen von Baireuth nahm 1707 eine Stellung zwischen Iggingen und Bargau, wobei Schanzen errichtet wurden.

Der Weiler Beiswang war noch 1444 z. B. ein Hof, 1523 z. B. werden Höfe, 1587 beede Höfe zu Bisenwangen genannt. Er gehörte nicht zur Herrschaft Bargau, sondern wurde frühe schon vom Spital zu Gmünd erworben.

Der Birkhof trägt einen verderbten Namen statt Bürg-, d. h. Burghof; er lag zunächst bei der Burg Bargau.



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