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Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt/Kapitel B 14

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Möhringen,
Gemeinde II. Kl. mit 2446 Einw. a. Möhringen, Pfrdf., 2133 Einw., wor. 4 Kath. und 4 Isr. b. Obere Körsch-Mühle, 6 Einw. c. Untere Körsch-Mühle, 7 Einw. – Ev. Pfarrei; die Kath. gehören zur Pfarrei – und die Isr. zum Rabbinat Stuttgart.

Das Pfarrdorf Möhringen, das Markt-Gerechtigkeit hat, ist 11/2 Stunde südwestlich von Stuttgart gelegen, mit dem es durch eine in die Hauptstraße von Stuttgart nach Tübingen einmündende gut erhaltene Vicinalstraße verbunden wird. Eine zweite Vicinalstraße nach Vaihingen setzt den Ort mit der Stuttgart-Böblinger Landstraße in Verbindung. Das Dorf liegt auf der Hochebene der Filder an der Einmündung des Aischbachs in den Sindelbach, welche vereinigt die Körsch bilden, ist ziemlich regelmäßig gebaut und mit breiten, gut gekandelten Straßen versehen; es gehört mit seinem hohen Kirchthurme und seinen stattlichen, zum Theil im städtischen Styl erbauten Wohnungen zu den größten und schönsten des Bezirks. Die Lage ist gesund und frei, aber etwas uneben. Drei laufende- und viele Pumpbrunnen liefern hinreichend Trinkwasser und 2 Weiher, der eine im Ort, der andere am nördlichen Ende desselben, sind auf den Fall der Feuersgefahr und zu andern Zwecken angelegt. Östlich von Möhringen am sogenannten Märzenbaum ist der reichhaltige nie versiegende Steinenbrunnen, dessen vorzügliches Wasser einen willkommenen Zufluß für die obere Körsch-Mühle liefert. Über das sogenannte Heilbrünnle (der Steinbachbrunnen), das 1/4 Stunde südlich vom Ort sich befindet, s. den allgemeinen Theil. Früher bestand in Möhringen ein eigenes Badhaus, dessen schon im Jahr 1500 gedacht wird.

Auf einem freien Platz, oben an einer südwärts gegen den Sindelbach absinkenden Halde, beinahe mitten im Orte, steht die Kirche mit einem hohen, viereckigen, aus fünf Stockwerken bestehenden Thurme; die vier untern Stockwerke sind alt und fest von schönen Quadern aufgeführt, das fünfte, das Glockenhaus, welches ein Satteldach mit abgestutzten Giebelecken trägt, ist von Holz und später aufgesetzt. Dieser Thurm, laut Inschrift im Jahr 1464 erbaut (s. unten), hat keine Fenster, sondern nur schießschartenartige Öffnungen und scheint, wie manche andere der Umgegend, auch zur Vertheidigung gedient zu haben. Das schöne, ein halbes Achteck bildende Chor der Kirche, hat hohe gothisch gefüllte Fenster, innen ein sehr schönes, übrigens schlecht bemaltes Netzgewölbe | und ist namhaft höher als das in seiner jetzigen Gestalt jüngere, durch geschmacklose Veränderungen mehrfach entstellte Schiff. Nach einer Inschrift im Chor ist die Kirche 1595 und 1736 reparirt worden. Ihr Inneres ist etwas düster und hat für die Gemeinde nicht mehr Raum genug. Die Baulast hat laut oberstrichterlichem Erkenntniß von 1850 die Stiftungsverwaltung in Eßlingen bei der Unvermögenheit des hiesigen Heiligen, auf welchem zunächst die Verpflichtung ruht. Ein meisterhaft geschnitztes, fast lebensgroßes Crucifix, mehrere eichene, im Geschmack des 16. Jahrhunderts gut geschnitzte Säulen, welche die Emporkirche tragen, von C. G. 1595, der Taufstein mit seinen gothischen Grundformen, die aus einem Stein gehauene Kanzel, die alten, zum Theil gut geschnittenen Chorstühle längs des Chors, an denen an der Nordseite ein knieender Ritter mit dem Holdermann’schen Wappen, angebracht ist, sind sehenswerth und verleihen dem Ganzen ein alterthümliches und ehrwürdiges Gepräge. Auf dem Thurm hängen 4 Glocken; darunter eine sehr große mit dem Evangelistennamen im Jahr 1468 gegossen. Früher hatte die Kirche einen mit einer hohen Mauer umgebenen festen Kirchhof, der in Nothfällen zum Schutz und zur Vertheidigung der Einwohner diente. Im Jahr 1840 ließ man die Mauer niederreißen und den erhöhten, seit 1827 abgegangenen Kirchhof abtragen, wodurch der bis dahin bedeckte Sockel der Kirche wieder freigelegt wurde. Der Begräbnißplatz der Gemeinde liegt am nördlichen Ende des Orts. Das wohnliche, angenehm und frei gelegene Pfarrhaus, wurde 1806 von dem Spital in Eßlingen, dem auch die Erhaltung desselben obliegt, erbaut. Der Ort hat zwei Schulhäuser, von welchen das eine 1811 erbaut, das andere an die Stelle des alten baufälligen im Jahr 1848 von der Gemeinde, welche die Schulgebäude im Bau zu erhalten hat, mit einem Aufwand von 10.960 fl. schön und geräumig hergestellt wurde. Den Unterricht ertheilen zwei Schulmeister, ein Unterlehrer und zwei Lehrgehülfen. Eine Industrieschule, mit welcher im Jahr 1850 eine Kleinkinderschule in Verbindung gesetzt wurde, besteht seit 1832 auf Kosten der Gemeinde. Das Rathhaus, 1836 von der Gemeinde mit einem Kostenaufwand von 14.300 fl. erbaut, ist gut eingerichtet und das schönste im Oberamtsbezirk. Seit 1838 besitzt die Gemeinde ein Backhaus, das erste, das in dem Bezirk errichtet wurde. Der am nördlichen Ende des Orts gelegene, mit einer Mauer umgebene Spitalhof, früher im Besitze des Hospitals Eßlingen, von welchem er in den Jahren 1810, 1825 und 1835 nach und nach durch Kauf an den jetzigen Eigenthümer (Schedel), übergegangen ist, enthält ein geräumiges Wohnhaus, welches ehemals die Eßlingischen Beamten und Verwalter bewohnten, mehrere Ökonomiegebüude, worunter die ehemalige Zehentscheuer und eine Kelter, der das Bannrecht auf die Weinberge der Ortsmarkung | zusteht. Über dem rundbogigen großen Hofthor, neben dem eine kleinere, ebenso geformte Pforte angebracht ist, steht ein kleines Thorgebäude mit Thürmchen, Uhr und Glocke.[1] Die Jahrzahl 1589, die oberhalb dem Thor neben dem Eßlinger Spitalwappen und dem Bild der heiligen Katharina, der Schutzpatronin des Spitals, eingehauen ist, wird wohl die Zeit einer Renovation des Hofs angeben, der schon im Jahr 1469 (s. unten) erbaut wurde. Die in mittleren Vermögensverhältnissen stehenden Einwohner sind geordnet und zeichnen sich bei ihren Arbeiten durch ausdauernden Fleiß und besondere Fähigkeit vortheilhaft aus. Auf dem Grundbesitz ruht die Summe von 382.910 fl. versicherter Capitalien und der Besitz der 6 höchsten Gutsbesitzer bewegt sich zwischen 30 und 70 Morgen. Hauptnahrungsquelle ist der Feldbau, der hier mit vieler Umsicht und mit musterhaftem Fleiß betrieben wird, so daß Möhringen in dieser Beziehung einen wohlthätigen Einfluß auf die Nachbarorte ausübt.[2] Eine Flachswasserröstgrube wurde 1845–46 erbaut; der Schwerz’sche Pflug ist allgemein eingeführt und die in Hohenheim üblichen Felg- und Häufelpflüge, wie die Repssäemaschine und Heinzen zum Trocknen der Futterkräuter werden angewendet. Die bedeutende, über 4000 Morgen große Markung, von der mehr als 3000 Morgen für die Landwirthschaft benützt werden, liegt zum größten Theil eben und hat einen sehr fruchtbaren, meist tiefgründigen Lehmboden, der durch Düngung, namentlich auch durch Jauche und Compost fleißig gebessert wird. Die Bewirthschaftung des Ackerfeldes ist die auf den Fildern gewöhnliche. Der Getreidebau ist weit vorherrschend und der Ertrag in Dinkel, Haber und Gerste bestehend, kommt dem Durchschnittsertrag der gesammten Filder nach dem Verhältniß der Morgenzahl gleich. Die Brache wird beinahe durchaus angebaut. Der früher stark betriebene Flachsbau verminderte sich in neuerer Zeit, was seinen Grund in dem hier oft wiederkehrenden Mißwachs dieses Produktes hat. Dagegen hebt sich der Kartoffelbau seit mehreren Jahren bedeutend, ebenso wird gegenwärtig mehr Hanf gebaut, welcher bei guter Düngung vorzüglich geräth. Nächst den Kartoffeln bildet Klee das hauptsächlichste Bracherzeugniß. Reine Brache ist ganz selten, und wird fast nur bei Baumgütern gefunden, die übrigens hier von verhältnißmäßlg bedeutendem Umfang sind. Von Handelspflanzen baut man Reps, Raukarden, Wau und Hopfen; von dem Bau des letzteren kommt man wieder etwas ab, da er weniger lohnend erscheint, als die übrigen angeführten | Handelspflanzen. Der Absatz der Feldprodukte geht meist nach Stuttgart. Die Preise der Äcker bewegen sich von 200–600 fl. per Morgen. Etwa 900 Morgen Wiesen, von denen 50 Morgen bewässert werden können, liefern vorzügliches Futter, das sehr gesucht und häufig gut verkauft wird. Sie sind durchaus zweimädig, die Wässerungswiesen sogar dreimädig. Durch Anpflanzung von Erlen und Weiden an den Ufern der Bäche wird viel Brennholz erzeugt, welches, ohne den Wiesenertrag fühlbar zu vermindern, eine namhafte Nebennutzung abwirft. Der geringste Preis eines Morgens Wiese ist 200 fl., der höchste 800 fl. An südlichen Abhängen, 1/2Stunde nördlich vom Ort, liegen etwa 50 Morgen Weinberge, welche meist mit edlen Sorten bestockt sind und auf ähnliche Weise wie die Degerlocher Weinberge bebaut werden. Sie haben einen für den Weinbau günstigen Liasmergelboden und liefern einen guten und haltbaren Wein. Die Preise eines Morgens gehen von 4–500 fl. Die sehr ausgedehnte Obstzucht beschäftigt sich meist mit Mostobst und in neuerer Zeit auch mit vorzüglichem Tafelobst, von beidem wird viel nach Außen abgesetzt; der Ertrag in mittleren Jahren beträgt 25.000–30.000 Simri; im Jahr 1847 hat die Gemeinde eine Obstdörre erbaut.

Die Gemeinde besitzt 9347/8 Morgen vorzüglich bestockter Laubwaldungen, welche nach dem Wirthschaftsplan jährlich 82 Klafter und 30.000 Wellen ertragen. Jeder Bürger erhält jährlich 50 Stück Wellen als Bürgergabe gegen Ersatz des Holzmacherlohns; der Erlös aus dem übrigen Holz wird zu Gemeindezwecken verwendet. Die sonstigen Gemeindenutzungen beschränken sich auf den unentgeldlichen Genuß von 35 Morgen Allmanden, welche, in ungefähr 500 Parcellen getheilt, den Bürgern nach der Zeit der Erwerbung des Activbürgerrechts zur Benützung überlassen werden. Die Weide - und Allmandplätze der Gemeinde sind in neuerer Zeit sämmtlich kultivirt und mit mehr als 1000 fruchtbaren Bäumen ausgepflanzt worden; sie werden, so weit sie nicht unentgeldlich überlassen werden, seit Aufhebung der Gemeindeschäferei verpachtet, und gewähren einen jährlichen Pachtgeldsertrag von 780 fl. Die Rindviehzucht ist vorzüglich und wird durch Original-Simmenthaler Farren, welche auf Kosten der Gemeinde gehalten werden, immer noch mehr veredelt. Es wird ziemlich viel Vieh nachgezogen, auch ist der Handel mit Zug- und Melkvieh nicht unbedeutend; Milch wird täglich nach Stuttgart getragen, und dort abgesetzt. Die Schweinezucht und Mästung kam hauptsächlich durch Einführung der neuen englischen Race sehr in Aufnahme.

Neben den gewöhnlichen Gewerben sind eine Weberblätterfabrik, 2 Mahlmühlen (s. u.) und eine Baumwollenmanufactur, welche 20–30 Stühle beschäftigt, und deren Fabrikate auch im Ausland Absatz finden, 7 Schildwirthschaften, 2 Handlungen und 1 Krämer im Ort; die Hafnerzunftlade | wurde 1848 von Vaihingen hierher verlegt, auch hat hier der Oberamtskleemeister seinen Sitz. Auf der Markung befinden sich mehrere Liaskalksteinbrüche, aus welchen jährlich viele Pflastersteine für die Stadt Stuttgart gebrochen werden.

Zu den Einkünften der Gemeinde aus Waldungen, Gütern etc. kommt noch der jährliche Erlös von etwa 200 fl. aus Weiden, die auf einem Allmandstück gebaut werden; das Geldvermögen der Gemeinde besteht nach der Rechnung von 1848/49 in Activen aus 13.335 fl., worauf aber 15.350 fl. Passiven haften. Die Stiftungspflege hat 726 fl. Activvermögen und 2607 fl. Schulden, die in den zu Deckung des Defizits von der Gemeindepflege geleisteten Vorschüssen bestehen und in der Hoffnung eines für die Gemeinde günstigen Ausganges des mit dem Hospital Eßlingen wegen Tragung der Kultkosten, Besoldung der Schulmeister etc. schwebenden Processes in der Rechnung nachgeführt werden. Von 580 fl. Stiftungskapitalien wird der jährliche Zins theils zu Brod für Arme, theils zu Schulbüchern für arme Kinder verwendet. Nebst einer realberechtigten Apotheke ist im Orte ein Arzt angesessen, welcher von der Gemeinde und einigen Nachbarorten mit einem Wartgeld angestellt wird. Das Patronat der Kirche gehörte früher dem Hospital Eßlingen, wird aber seit der Vereinigung des Eßlinger Gebiets mit Württemberg von der Krone ausgeübt. Sämmtliche Grundgefälle, welche nicht unbedeutend waren, sind abgelöst. Der Spital Eßlingen hatte Theilgebühren von 672 M. dreitheiligen und 255 M. viertheiligen Äckern zu beziehen, und neben diesen Theilgebühren jährlich an fixirten Gülten 139 Scheffel 51/4 Simri Dinkel und 67 Scheffel 11/4 Simri Haber zu erheben. Für diese Grundabgaben einschließlich von 2 fl. 14 kr. Geldzins hat die Gemeinde nach dem Ablösungsvertrag vom 30. Mai 1836 die Summe von 42.072 fl. 55 kr. bezahlt. Andere, minder bedeutende Gefälle, wie Hellerzinse, Küchengefälle, Rauchgänse u. s. w. sind in den Jahren 1822 und 1836 abgelöst worden, von dem noch bestehenden Zehenten bezieht den großen, kleinen und Heuzehenten der Hospital Eßlingen, welcher den Weinzehenten mit der Kelter im Jahr 1825 an den Ökonomen Schedel verkauft hat. Zehentfrei sind 65 Morgen Güter, welche der Spital Eßlingen theils früher verkauft, theils noch im Besitz hat.

Auf der Markung Möhringen liegen : a) die obere Körschmühle, 1/8 Stunde südöstlich vom Ort an der Körsch; b) die untere Körschmühle, 1/4 Stunde südöstlich von Möhringen am Zusammenfluß der Körsch und des Steinbachs; diese Mühle bildet mit den zwei schlanken Tannen, die ihr zunächst stehen, eine recht malerische Partie.

Möhringen (alt Moringen) erscheint am frühesten als Moringen) im | Hirschauer Schenkungsbuche in Auszügen aus Urkunden um 1105(Cod. Hirsaug. 47); Engelbert von Moringen ist um 1120 (a. a. O. 71) Zeuge in einer Urkunde desselben Klosters, gegen welches sich um diese Zeit Hugo von Moringen und die Wittwe seines Bruders Berthold (a. a. O. 53), desgleichen Burkhard von Moringen (a. a. O. 62) wohlthätig erzeigten.

Nach sichern Rückschlüssen, welche wir von spätern Verhältnissen auf frühere machen können, war Möhringen ein Hauptort der Fildergrafschaft, welche den Grafen von Calw zustund (vergl. Chron. Sindelf. S. 2 ed. Haug.), und welche sich auf Herzog Welf VI. vererbte; obige Herren von Möhringen waren wohl ursprünglich calwische Ministerialen. In die bekanntere Geschichte tritt der Ort erst dann ein, als ein Haupttheil der gräflich calwischen Besitzungen sich auf Welf VI. vererbt und dieser den Pfalzgrafen Hugo von Tübingen mit der Grafschaft auf den Fildern belehnt hatte.[3] Der Umstand, daß der Pfalzgraf drei welfische Dienstleute über Straßenraub ergriff, ihre Burg Möhringen zerstörte und zwei derselben, welche seine eigenen Mannen waren, wieder in Freiheit setzte, den dritten dagegen, welcher den Welfen gehörte, aufhängen ließ, gab Anlaß zu der berühmten Schlacht bei Tübingen (Stälin, Wirt. Gesch. 2, 98). Nach dem Abgänge der schwäbischen Welfen consolidirten sich die Lehen, welche von ihnen die Tübinger Pfalzgrafen trugen, je mehr und mehr in den Händen der letzteren, und so verkaufte im Jahr 1295 Mai 21 Pfalzgraf Gottfried von Tübingen dem Eßlinger Spital alle seine Besitzungen in Möhringen sammt Zugehör für 520 Pfd. mit Bewilligung seiner Gemahlin Elisabeth, geb. Gräfin von Fürstenberg, welcher Möhringen als Widerlage angewiesen war. Da aber auch die Grafen von Württemberg auf Möhringen Ansprüche machten, so wurde im Oct. 1373 zwischen ihnen und dem Spital ein Vergleich geschlossen, worin die Grafen allen ihren Ansprüchen auf Möhringen, wie auch Vaihingen entsagten, und dem Eßlinger Spital beide Orte, namentlich Kirchensatz, Widdum und Zehenten in Möhringen mit Gericht, Zwäng und Bänn, Gülten etc. überließen.

Von dem Adel dieses Orts kommen noch im Anfang des 15. Jahrhunderts die Wölflin von Möhringen vor; Wölflin von Möhringen, Edelknecht, heißt im Jahr 1406 ein Vetter Wolfs von Echterdingen. (Senkenb. Sel. 2, 259, vergl. oben bei Echterdingen). Von benachbarten Adelichen hatten besonders die von Kaltenthal allhier reiche Besitzungen und Rechte, welche allmählig veräußert wurden; Johann von Kaltenthal, Dienstmann Graf Eberhards des Erlauchten von Württemberg, | verkaufte im Jahr 1303 sein hiesiges Gut nebst angrenzendem Besitz um 250 Pfd. Heller an Kloster Salem (Salemer Schenkungsb. im Karlsruhe 3, 317), ferner veräußerten Johann, Rudolph und Walther Gebrüder von Kaltenthal 1318 Juli 31 ihre hiesigen Leute und im Jahr 1324 Mär; 27 das hiesige Patronat an den ebengenannten Grafen von Württemberg. Andere hiesige Besitzungen, wie im Jahre 1313 der Laienzehente, welcher bischöflich constanzisches Lehen war und im Jahr 1342 August 17 von dem Bischof von Constanz geeignet wurde, kamen von den Burggrafen von Kaltenthal unmittelbar an den Eßlinger Spital, welcher den Ort vollends ganz an sich kaufte.

Das Spitalbuch der Reichsstadt Eßlingen von 1660 sagt: dem Spital gehört der große Fruchtzehente, auch vom Neugereute, und der kleine Zehente; das zehentbare Feld beträgt 2188 Morgen; der Ort zählt 150 Haushaltungen; die Steuer beträgt jährlich 825 fl. 12 kr.; der Spital besitzt u. A. auch einen großen Hof (1469 neu gebaut, 1470 mit einer Mauer umgeben). – Am 16. Februar 1596 erlaubte Kaiser Rudolf II. der Stadt Eßlingen wegen großer Schuldenlast die Orte Möhringen, Vaihingen und Deizisau zu verkaufen. Damals wurde Möhringen angeschlagen: Spitalhof 5600 fl., Mühle 3000 fl., 553/4 Morgen Wiesen 5575 fl., zwei Weiher 900 fl., 80 Morgen Wald 5000 fl., ein Fischbach 200 fl., 367 Morgen Wald in Kaltenthaler Markung 36.700 fl., Hellerzinse, Fruchtgülten, Hühner, Gänse, Zinswein, Holz 16.943 fl. 40 kr., Steuer, Umgeld-Abzug, Nachsteuer und Zehenten 90.5831/2 fl., ablösige Gehalte 4068 fl. 13 kr., Leibeigene 3720 fl., zusammen 183.290 fl. 23 kr.; ein zu demselben Behuf zuerst gemachter Anschlag, welcher aber zu hoch befunden wurde, belief sich auf 207.520 fl. 401/2 kr. Die Verkaufsunterhandlungen, welche mit Herzog Friedlich I. von Württemberg gepflogen wurden, führten jedoch zu keinem Ergebniß.

Zu reichsstädtischer Zeit wurde im Jahr 1590 „zur Verringerung der Kosten“ für Möhringen, Vaihingen und Deizisau ein Amtmann angestellt, welcher im Spitalhof zu Möhringen wohnen sollte; sein Staat schrieb ihm fleißige Aufsicht über die Schultheißen vor etc.; bereits im Jahr 1595 ging aber diese Stelle wieder ein. Im Jahr 1752 trat diese Amtmannsstelle, nach längeren Berathungen, wieder ins Leben; aber schon 1755 wurde sie abermals aufgehoben. An verschiedenen Ordnungen für das Dorf ließ es Eßlingen nicht fehlen. Was das Gewerbliche betrifft, so nahmen die Leineweber in Möhringen und Vaihingen mit Erlaubniß des Eßlinger Raths im Jahr 1589 die Stuttgarter Leineweberordnung an, erhielten aber 1661 Febr. 20 eine eigene; sie hatten sich öfters wegen Beschränkung ihres Gewerbes durch Württemberg zu beklagen, bis sie sich als eigene Zunft der Stuttgarter Zunft im Jahr 1722 einverleiben | ließen. Die Schneider wurden im Jahr 1605 in die Eßlinger Zunft aufgenommen und bekamen im Jahr 1717 eine eigene Ordnung.

Was die hiesige Pfarrei (ecclesia S. Mariae, Martini, Barbarae et Catharinae) betrifft, so gelangte der Kirchensatz, welcher, wie bereits erwähnt, im Jahr 1324 in gräflich württembergischen Besitz gekommen war, durch den oben angeführten Vertrag vom October 1378 an den Eßlinger Spital; diesem incorporirte die Kirche Papst Bonifaz IX. im Jahr 1395. – Im Jahr 1460 wurde über den Wiederaufbau des eingestürzten Kirchthurmes mit Hans Böblinger ein Accord geschlossen und demselben 450 Pfd. dafür bewilligt; auf Bitten Eßlingens erlaubte darauf der Bischof von Constanz zur Unterstützung der Gemeinde für den Kirchenbau Collecten in seinem Sprengel.

Am Steinenbach, 1/4 südlich von Möhringen, stand die Marienkapelle, auch Frauenkirche genannt, deren Gründung folgenden Anlaß hatte. Im Jahr 1480 fiel der Sohn eines Bauern beim Hinausfahren auf den Acker von seines Vaters Wagen und starb durch die Räder zerquetscht, worauf der Vater an dem Unglücksplatze ein Steinbild setzen ließ. Bald wallfahrtete man zu diesem, brachte Kranke dahin und baute „wegen der vielen Wunderlichen, welche hier geschehen“, daselbst eine Kapelle, welche vom Bischof von Constanz eingeweiht wurde, worauf der Spital einen Frühmesser an ihr anstellte. Bis zur Reformation wurde die Kapelle stark besucht; hierauf zerfiel sie und lag schon 1600 in Trümmern.

Im Jahr 1449 brannte Graf Ulrich von Württemberg in der Fehde gegen die Reichsstädte, insbesondere gegen Eßlingen, das Dorf nieder. Nach dem unglücklichen Ausgange des schmalkaldischen Krieges (1546) hatte Möhringen durch Quartiere des kaiserlichen Kriegsvolkes zu leiden. Die schwersten Zeiten, welche schon 1619 begannen und erst 1650 endeten, kamen aber im 30jährigen Krieg über den Ort, der im Sept. 1634 ausgeplündert wurde und im Jahr 1647 als Sammelplatz des von Tübingen weggezogenen französischen Heeres viele Drangsale zu erdulden hatte; in jenen Zeiten flüchteten die meisten Einwohner nach Stuttgart und Eßlingen. Neue Leiden brachten die französischen Kriege seit 1673.

Wie schon oben im allgemeinen Theile erwähnt wurde, kam Möhringen im Jahre 1802/3 an Württemberg.

Noch ist der sogenannten Kreuzlinde zu gedenken, die unfern dem östlichen Ende des Dorfs an der Straße nach Stuttgart auf einem Erdhügel stand, der mit 7 steinernen Kreuzen besetzt war. Vor einigen Jahren ließ man die Linde fällen und den Hügel abtragen, dabei wurde ein noch ziemlich erhaltenes menschliches Gerippe, neben dem eine eiserne messerartige Waffe lag, gefunden. An der Stelle der alten Linde ward | eine junge gesetzt, die ein freudiges Wachsthum zeigt und auf die der frühere Name „Kreuzlinde“ nun auch übergegangen ist.



  1. Innerhalb des Hofs unterstützen das Gebäude zwei sehenswerthe romanische Säulen, die vermuthlich früher in der Kirche standen.
  2. Zu den vorzüglichsten Landwirthen des Bezirks gehören: der zugleich als Ortsvorsteher ausgezeichnet Schultheiß Breuning und Gemeinderath Grundler.
  3. Moringen in comitatu, quem (Hugo palatinus de Touingen) a (Guelfone) possederat. Anonym. Weingart. de Guelfis, Hauptquelle über die Tübinger Schlacht bei Hess. Mon. Guelf. 40.


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