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Beschreibung des Oberamts Weinsberg/Kapitel B 24

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Schwabbach,


Gemeinde III. Cl. mit 525 Einw., worunter ein nach Affalterach eingepfarrter Katholik. Evangel. Pfarrei.

Der Ort liegt 25/8 Stunden (geom.) nordöstlich von der Amtsstadt, 802′ (württ.) über der Meeresfläche (Erdfläche an der Kirche), also 94′ höher als die Weinsberger Mittelstraße und 81′ höher als das benachbarte Bitzfeld, in einem Thaleinschnitte des Schwabbaches, der ehemaligen Gränzscheide zwischen Schwaben und Franken, und, mit der mitten durchziehenden Land- und Poststraße von Heilbronn nach Öhringen, sanft an diesem Thaleinschnitte aufsteigend. Ansehnliche, zu beiden Seiten dieser gekandelten Straße liegende Gebäude nebst der anstoßenden Kirche geben ihm ein recht freundliches Aussehen. Climatisch ist es hier zwar etwas rauher als in dem milderen Weinsberger Thale, doch ist die Ernte nicht viel später und die Luft ist der Gesundheit zuträglich, weßhalb epidemische Krankheiten außer den Kinderkrankheiten sehr selten vorkommen.

Auf einer kleinen von der alten Kirchhofmauer umschlossenen Anhöhe, links von der Poststraße, so ziemlich mitten im Orte, über einer eingezäunten alten Linde, steht die im Jahr 1804 ganz umgebaute und vergrößerte Kirche. Auf ihre frühere Restaurirung weist die im Kirchenbuche zu findende Jahreszahl 1655, von welchem Jahr die Beisteuern von Weinsberg, Neuenstadt, Möckmühl, Maulbronn, Marbach, Backnang und von der Hohenloheschen Nachbarschaft verzeichnet sind; und wo die Ausbrechung des Chorbogens und Erweiterung, dd. 27. April, kirchenconventlich beschlossen wurde. Der an der Ostseite über dem Chore stehende viereckige Thurm ist in seinem unteren Theile sehr alt; das oberste, mit einem spitzigen Ziegeldache gedeckte Stockwerk ist erst im Jahr 1842 reparirt worden und trägt 2 Glocken, von welchen eine, die größere, die Jahreszahl 1585 an sich trägt, gegossen von Joh. Bechthold Meßlang. Das geräumige und helle Innere der Kirche hat nichts besonders Bemerkenswerthes. Es ist im Jahr 1858 geschmackvoll restaurirt worden. Der wohl früher um die Kirche her gelegene, wahrscheinlich, wie die noch hohe Mauer ahnen läßt, ehedem feste Kirchhof, ist seit 1750 vor das untere Dorf hinaus, zunächst dem Wege nach Siebeneich, verlegt und für beide Orte gemeinschaftlich.

| Hinter der Kirche hervor, über die abgetragene Umgebungsmauer des vormaligen Kirchhofs, blickt freundlich auf die Landstraße herüber das am jenseitigen Fuße der kleinen Anhöhe gelegene Pfarrhaus, mit einem durch ein Thor verschlossenen gepflasterten Vorhof, in welchem ein Maulbeerbaum die Thüre hütet und beschattet. Die Baulast hat die Staatsverwaltung Namens des Kirchenguts.

Weiter aufwärts, nordöstlich von der Kirche, hart an der Straße, steht das ziemlich große Schul- und Rathhaus, in welchem unten Rathszimmer, Registratur, Gefängniß, oben mit eigenem Eingange das geräumige helle Lehrzimmer und die Wohngelasse des Schulmeisters sind. Die Baulast hat die Gemeinde allein.

Auf einem freien Wiesengrunde, rechts von der Staatsstraße, zunächst am Eingange des Dorfes und der von der Staatsstraße nach Rappach führenden Vicinalstraße, steht die im Jahr 1852 vom Sturme eingestürzte, in verbesserter Gestalt wieder aufgeführte Dorfkelter mit zwei Bäumen. Eine zweite alte Kelter, Eigenthum der Gemeinde, steht auf Siebeneicher Markung, westlich vom Ort, am sogen. Hahnenberg und hat zwei Bäume.

Ein Gemeindebackhaus ist nicht vorhanden, aber ein Brech- und Armenhaus.

Außer zwei stattlichen Schildwirthschaften und zwei Specerei-Krämereien, sind nur die für ländliche Bedürfnisse nöthigsten Gewerbe vorhanden.

Ziemlich gutes Trinkwasser liefern keine öffentliche laufende, aber 19 Privatpumpbrunnen. Auch außerhalb des Ortes finden sich zwei sehr starke Quellen. Zum Viehtränken und für Feuersgefahr wird auch der oft unbedeutende Schwabbach benützt.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gesunde, wohlgewachsene, kräftige Leute, fleißig, sparsam, geordnet und kirchlich. Auch hier, an der Gränze zwischen Schwaben und Franken, ist der Volkscharakter in Sitte, Lebensweise, Tracht und Sprache dem Hohenlohischen noch ähnlicher. Da die Haupterwerbsquellen in Ackerbau und Viehzucht bestehen und der Weinbau sehr untergeordnet ist, so zählt der Ort zu den vermöglicheren des Bezirks, wo sehr wenig ganz Arme zu finden sind.

Die 1303 Morgen große Markung enthält 22 Morg. Gärten und Länder, 893 Morg. Äcker, 159 Morg. zweimähdige und 24 Morg. einmähdige Wiesen, nur 96 Morg. Weinberge, von welch letzteren noch 13 Morgen zu anderen Culturen verwendet werden, 6 Morg. Laubwald, 47 Morg. Weiden und Öden. Davon gehören| dem Staate: 5 Morg. Äcker, 4 Morg. Wiesen; der Gemeinde: 3 Morg. Äcker, 6 Morg. Wald, 6 Morg. Weiden. Das Ackerfeld steigt zu beiden Seiten des ziemlich flachen Schwabbachgrundes mäßig und wellenförmig an und das nordöstliche und östliche senkt sich auf der anderen Seite wieder gegen die Sohle des Schmalbachs hinab. Der Boden ist fruchtbar, aus leichtem Diluviallehm bestehend. Die ergiebigsten Güter liegen im sogen. Flürle. Der größte Güterbesitz beträgt 50 Morg., der mittlere 20 Morg., der geringste 3 Morg. Der größere Theil der Güter ist schuldenfrei.

Die Landwirthschaft wird, mit fast durchgängiger Anwendung verbesserter Ackergeräthschaften (Brabanter Pflug, Walze, Säemaschine etc.), sehr fleißig getrieben. Dungstätten sind mit Güllenlöchern und Pumpen versehen. Man baut vorzüglich Dinkel, Einkorn, Haber, Gerste, Roggen nur wegen der Bänder. Im Durchschnitt liefert der Morgen gegen 8 Schff. Dinkel, 6 Schff. Haber, 5 Schff. Gerste. Die Brache wird fast ganz angebaut, vorzüglich mit Futterkräutern, Angersen, Kartoffeln, wenig Ackerbohnen, viel Reps, Zuckerrüben (welche in die Heilbronner Zuckerfabrik kommen), etwas Flachs und Hanf, Kraut, wozu auch Länder verwendet werden. Das Getreide findet seinen Absatz auf der Schranne zu Heilbronn. Die höchsten Preise eines Morgens Ackers betragen 400 fl. bis 450 fl., die mittleren 250 fl., die geringsten 25 fl.

Die Wiesen, meistens in den Bachgründen gelegen, und daher der Entwässerung bedürftig, aber keine Drainage zulassend, liefern mittelmäßiges, aber für die starke Viehzahl zureichendes Futter, wobei mit dem Anbau von Futterkräutern nachgeholfen wird. Der durchschnittliche Ertrag des Morgens wird zu 20 Ctr. Heu und 10 Ctr. Öhmd geschätzt. Der Preis eines Morgens Wiesen beträgt zwischen 100–300 fl.

Die Weinberge (im Ganzen 96 Morgen) liegen am leichten, südlichen Abhange des sogen. Harschberges, am Galgenberg, in der Kreuthe und im Hetzenberg und sind hauptsächlich mit Silvanern und Elblingen bestockt. Der Morgen erträgt durchschnittlich 4 Eimer, deren Preis in den Jahren 1846–1852 zwischen 16 fl. und 40 fl. sich bewegte. Der Absatz in die Ferne ist unbedeutend. Die benachbarten Hohenloher Bauern kaufen sich hier ihren Haustrunk. Die Preise eines Morgens Weinberg bewegen sich zwischen 180 fl. und 250 fl.

Die Obstzucht erstreckt sich, außer den an der Staatsstraße gepflanzten, schönen Obstbäumen, auch auf ca. 13 Morgen Gärten.| Es werden nur die gewöhnlichen Obstsorten und ziemlich viel Zwetschgen gezogen. In den Handel kommt nicht viel.

An Waldung besitzt die Gemeinde 6 Morgen Laubholz, wovon der Ertrag zu Heizung des Rathhauses und der Schule kaum zureicht.

An Weiden gehören der Gemeinde 6 Morgen. Diese, so wie die Brach- und Stoppelweide, sind an die Schäferei mit 210 Stück Bastardschafen verpachtet, was der Gemeinde neben 125 fl. jährlichem Pachtgeld noch für Pförchnutzung 250–300 fl. einträgt.

Die Rindviehzucht mit im Ganzen 340 Stücken nach der neuesten Aufnahme, gehört zu der ausgedehntesten dieser Region. Vorherrschend ist der sogen. Neckarschlag, der durch zwei Landfarren gezüchtet wird. Die Anschaffung und Haltung derselben besorgt ein Bürger des Orts, wofür die Gemeinde 100 fl. Pacht bezahlt, ihm 11/2 Viertel Wiesen dazu und 16 Pförchnächte überläßt. Die Viehmastung wird im Kleinen betrieben und der Absatz gieng bisher nach Heilbronn und Öhringen. Auch mit Schmalvieh wird besonders auf dem Heilbronner Viehmarkt viel Handel getrieben.

Pferdezucht ist unbedeutend, Pferdehaltung zur Landwirthschaft kommt weniger selten vor. Nach der neuesten Aufnahme waren hier im Ganzen 21 Stück.

Schweinszucht (mit 87 Stücken, worunter 3 Mutterschweine) ist von größerem Belang. Was von gemästeten Schweinen nicht in’s Haus geschlachtet wird, findet bei Metzgern der Umgegend Absatz, in Heilbronn, Weinsberg und Öhringen.

Mit der Bienenzucht befassen sich, trotz ihrer Begünstigung durch den häufigen Repsbau, nur wenige Einwohner. Es waren nach der neuesten Aufnahme nur 10 Bienenstöcke vorhanden.

Ziegen werden, da wenig Ärmere vorhanden sind, sehr wenige gehalten. Man zählte letztmals nur 7 Stücke.

Bedeutender ist die Geflügelzucht für den Hausbedarf und für Eierverkauf in die benachbarten Städte.

Der Handel mit den Produkten der Markung ist durch die durchziehende Land- und Poststraße von Heilbronn nach Öhringen sehr begünstigt. Die sich hier an die Landstraße anschließende Vicinalstraße, welche über Rappach, Bretzfeld, Unterheimbach auf den Burgfrieden und zur Löwenstein-Haller Landstraße führt, vermittelt den Verkehr mit dem Mainhardter Wald.

Der Gemeindehaushalt ist geregelt. Über denselben und den Stiftungshaushalt s. Tab. III. An Gemeindeschaden werden jährlich umgelegt 6–700 fl. Armenstiftungen sind vorhanden 409 fl.

| Schwabbach gehörte zur Herrschaft Weinsberg, deren Schicksale bezüglich der Oberherrn es theilte.

Zwei Huben bei „Suabbach“ erhielt im Jahr 1037 das Chorherrnstift Öhringen von dessen Gründer, dem Bischof Gebhard und dessen Verwandten (s. wirt. Urk.-Buch 1, 264). Den Besitz eines hiesigen Hofes bestätigte im Jahr 1254 Papst Alexander IV. dem Kloster Lichtenstern (Besold Virg. 430). Im Jahr 1328 erwarben sich auch die Grafen von Hohenlohe hier Güter; nach dem Landbuche von 1623 hatten sie hier eine Kelter gemeinschaftlich mit dem Kloster Lichtenstern. Der Aufruhr des armen Konrad verbreitete sich im Jahr 1514 vom Remsthal auch in diese Gegend und zu Schwabbach versammelten sich die Unzufriedenen des Bezirks, wählten die Vermöglichsten zu Hauptleuten und zwangen sie, mit ihnen zu ziehen, als sie, bei 500 Mann stark, gegen alle Abmahnungen des Amtmanns Sebastian Breuning zu Weinsberg, mit Trommeln, Pfeifen und fliegenden Fähnlein nach Affaltrach vorrückten. Die Sache wurde durch einen Zuzug des Bischofs von Würzburg verhindert. Aber im Jahr 1525, wo das Herzogthum unter östreichische Herrschaft gekommen war, und der helle Haufen der Bauern vom Odenwald durchs Hohenlohische heranzog, vereinigten sich auch viele von Schwabbach mit ihm, und Dionysius Schmid von Schwabbach war Einer der Führer, der bei der Erstürmung von Weinsberg von der eroberten Burg her zuerst durch ein aufgesprengtes Pförtlein bei der Kirche eindrang, für 50 fl. Ringe und Kleinodien, die er auf der Burg erbeutet, nachher an einen Nürnberger Goldschmied verkaufte und von dem noch eine Urgicht in den Akten dieses traurigen Krieges vorhanden ist. Dionysius Schmid erscheint noch später im Rathe der Siebener bei den Verhandlungen mit Götz von Berlichingen. Harte Strafen trafen auch die Schwabbacher Theilnehmer. Dionysius Schmid, der alte Schultheiß zu Schwabbach, wurde allein mit 1018 fl. belegt, welche dem unmündigen Grafen von Helfenstein zu gut kommen sollten. – 1701 tauschte Herzog Eberhard Ludwig von Hohenlohe-Pfedelbach dessen Güter und Rechte ein.

Schwabbach, ursprünglich Filial von Waldbach, hatte erst nur eine Kapelle, dem Kloster Lichtenstern gehörig. Im Jahr 1367 entsagte zu Gunsten der dortigen Äbtissin der Edelknecht Engelhard von Maienfels allen seinen Ansprüchen und Rechten daran (Mone Zeitschrift 11, 348). Mit Einwilligung genannten Klosters, als Collator’s und Patron’s der Mutterkirche Waldbach, trennte sich Schwabbach im Jahr 1481 von dieser und erhob sich zur besonderen Pfarrei (ebendas. 11, 361). Der hiesige Pfarrer hat in Rappach, sonst Filial| von Waldbach, alle drei Wochen Sonntag Nachmittags eine Predigt zu halten, wogegen die Nachmittags-Kinderlehre in Schwabbach wegfällt. Der Pfarrer erhält dagegen aus dem dortigen pium Corpus 17 fl. an Geld als Reiseentschädigung. Die Seelsorge steht aber dem Pfarrer von Waldbach allein zu. Diese Einrichtung ist sehr alt und kann ihr Ursprung nicht mehr ermittelt werden.

Gefällberechtigt waren zur Zeit der Ablösungsgesetze von 1848/49:

1) Die Finanzkammer Namens der vormaligen Kellerei des Klosters Lichtenstern, des Stifts Öhringen, des Deutschordenhauses zu Heilbronn, des St. Clara-Klosters daselbst.
2) Die Spitalverwaltung Weinsberg.
3) Die fürstliche Herrschaft Hohenlohe-Öhringen und die fürstliche Herrschaft Bartenstein und Waldenburg.
4) Die Freiherrn von Maienfels-Gemmingen.
5) Der Freiherr von Hügel in Eschenau.
6) Der Heilige zu Waldbach.
Am Zehnten hatten:
Kloster Lichtenstern 2/6.
Kellerei Weinsberg 1/6.
Ganerben zu Maienfels 1/6.
v. Üxküll in Eschenau 2/6.
Nach Tauschvertrag von 1842:
Cameralamt Weinsberg 10/18.
Ganerben 2/18.
Freiherr v. Hügel 6/18.


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