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Das Marmorpalais bei Potsdam

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: – g.
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Titel: Das Marmorpalais bei Potsdam
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 18, S. 579
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[579] Das Marmorpalais bei Potsdam. (Mit Abbildung.) Man muß zugestehen, daß Natur und Kunst in Potsdam etwas geschaffen haben, was nach mancher Richtung hin seinesgleichen sucht. Prächtige Gärten und Schlösser, Springbrunnen und Terrassen, Alleen und beschnittene Hecken, heimliche, mit Statuen geschmückte Laubgänge und freie herrliche Blicke über See und Wald! Friedrich der Große war es, der hier eine eigene Welt zu bauen begann, und die späteren Könige haben sein Werk fortgesetzt. Aus der Fülle des Schönen in Potsdam führen wir heute unseren Lesern das Marmorpalais vor Augen. Durchwandert man die villenbesetzte Umgebung der Stadt in nördlicher Richtung, so gelangt man durch hübsche Gartenanlagen zu dem Palais, das, zwischen Bäumen versteckt, den Blicken fast entgeht. Ein schöner stiller Fleck, dieses Schloß am Ufer des Heiligen Sees!

Friedrich Wilhelm II. legte den Grundstein, Friedrich Wilhelm IV. vollendete den Bau, der, weitläufig hingestreckt, mit s[ei]ner kuppelgezierten zweistöckigen Mittelfront und den zwei einstöckigen Arkadenflügeln mehr gefällig als imposant wirkt. Im Sommer blühen im Schloßhof Orangenbäume, und ihr Grün hebt sich reizvoll ab gegen den mächtigen, dort aufgestellten Prometheus von E. Wolff. Man glaubt sich in eine kleine Zauberwelt versetzt, wenn man hier einsam umherwandelt und der Duft der Blumen aus den Gärten herüberbringt. Kein Wunder, daß dieser Ort einen Lieblingsaufenthalt der Kaiserin bildet. Hier gab sie auch dem Kronprinzen, den Prinzen Eitelfritz, Adalbert und Oskar das Leben, und im nördlichen Arkadenflügel haben ihre Söhne die ersten Sommer zugebracht. Mit seinen herrlichen Fernblicken über den Park und die Fluthen des Heiligen Sees bis hin zu den malerischen Ufern des Jungfernsees ist dieses Schloß ein glückliches Idyll, fern dem lauten Treiben des Alltags. – g.     

Das Marmorpalais bei Potsdam.
Nach einer Zeichnung von Otto Strützel.