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Das Silberjubiläum des Deutschen Sängerbundes

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Heinrich Pfeil
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Titel: Das Silberjubiläum des Deutschen Sängerbundes
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 37, S. 611–612
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[611] Das Silberjubiläum des Deutschen Sängerbundes. Vor 37 Jahren, am 5. August 1850, war es, als bei einem Feste des Schwäbischen Sängerbundes in Ulm Herr Konrektor Pfaff aus Eßlingen die bedeutsamen Worte sprach: „Stehen wir auch noch fern von der politischen Einheit Deutschlands, so soll doch hier ein Band gewoben werden, welches allmählich alle deutschen Bruderstämme umschlingt; ein Bund soll gegründet werden, den keine engeren Grenzen einschließen als die, welche Gott der Herr selbst dem deutschen Lande setzte, der Alpen Höhen und des Meeres Strand, ein großer deutscher Sängerbund!“ Diese Worte, damals prophetisch ausgesprochen, verwirklichten sich zwölf Jahre später, nachdem sowohl die Schiller-Feier (1859) als auch das Sängerfest in Nürnberg (1861) die Begeisterung für den deutschen Einheitsgedanken in erfolgreicher Weise entflammt hatten. Namentlich die herrlichen Jubeltage in Nürnberg trugen dazu bei, den Festspruch

„Deutsches Banner, Lied und Wort
Eint in Liebe Süd und Nord.“

zur That zu gestalten. Dort beschloß man, die Bildung weiterer Gauverbände zu veranlassen, um dann die Gründung eines allgemeinen deutschen Sängerbundes vornehmen zu können. Die Vorarbeiten wurden dem Schwäbischen Sängerbunde übertragen, der die ihm gestellte Aufgabe mit Energie und organisatorischem Talente löste.

Am 21. September 1862 stellten sich 68 Abgeordnete als Vertreter von 41 Sängerbünden (mit ungefähr 45000 Sängern) in Koburg ein, um, unter dem Vorsitz des Herrn Dr. Otto Elben aus Stuttgart, in einmüthiger Begeisterung das Werk der Einigung zu Stande zu bringen. Wenige Stunden genügten, zu gegenseitigem Verständniß über die Statuten zu gelangen. Nach dem grundlegenden Paragraphen seiner Satzungen geht das Streben des Deutschen Sängerbundes „auf die Ausbildung und Veredelung des deutschen Männergesanges. Durch die dem deutschen Liede innewohnende einigende Kraft will auch der Deutsche Sängerbund an seinem Theile die nationale Zusammengehörigkeit der deutschen Stämme stärken und an der Einheit und Macht des Vaterlandes mitarbeiten.“

Als ein praktisches Bindemittel für die einzelnen Gauverbände hat sich das anfangs mit Mißtrauen aufgenommene Liederbuch erwiesen. Der leitende Gedanke bei der Herausgabe dieser Liederhefte war: eine Zahl von Kernliedern, welche überall gern, freilich oft in verschiedenen Satzweisen, gesungen wurden, den Sängern im richtigen Satz und in handlicher Ausgabe zu bieten, so daß diese Lieder jederzeit gemeinsam gesungen werden können; außerdem wurden den Vereinen neue [612] Kompositionen durch Aufnahme in die Sammlung zugänglich gemacht. Bis jetzt erschienen von dieser Sammlung, die nur an Bundesmitglieder abgegeben wird, acht Hefte.

Am 11. September d. J. soll an der Geburtsstätte des Deutschen Sängerbundes, in Koburg, sein 25jähriges Jubiläum durch einen erweiterten Sängertag gefeiert werden. Viele von denen, die vor 25 Jahren mit Jugendfrische und Begeisterung für die Gründung des Bundes eintraten, sind bereits „zu den Todten entboten“; wir aber, die wir noch im Leben stehen, wollen dankbar ihrer gedenken und treue Hüter und Pfleger des deutschen Liedes bleiben, eingedenk des Wahlspruchs:

O grüne fort und blühe lang,
Du edler deutscher Männersang!

Heinrich Pfeil.