Zum Inhalt springen

Der Luisen-Tempel im Schloßpark zu Hohenzieritz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: H. K.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Luisen-Tempel im Schloßpark zu Hohenzieritz
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 8, S. 685, 703
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[685]

Der Luisen-Tempel im Schloßpark zu Hohenzieritz.
Nach einer Photographie.

[703] Der Luisen-Tempel im Schloßgarten zu Hohenzieritz. (Mit Illustration S. 685.) Wen überkommt nicht ein Gefühl stillen Friedens, wenn er diesen Tempel in seiner lieblichen Umgebung von Baum und Strauch liegen sieht? Er ist auch ein Friedenstempel, dem Andenken der gelobtesten deutschen Fürstin geweiht. Auf der Stelle, wo er steht, hat die Königin Luise, die Mutter unseres Kaisers, nach vielen Leiden und Demüthigungen in freundlicher Abgeschiedenheit die letzte irdische Ruhe genossen, die nur zu bald durch die verhängnißvolle Krankheit unterbrochen werden sollte.

Am 25. Juni 1810 war sie mit dem König Friedrich Wilhelm III. in Neustrelitz eingetroffen. „Als wir uns der mecklenburgischen Grenze näherten,“ schreibt die Gräfin Voß in ihren „Erinnerungen“, „überkam sie plötzlich eine räthselhafte Traurigkeit. Einige Augenblicke war sie ganz von derselben übermannt, aber sie faßte sich rasch wieder und es ging vorüber.“

Sie fühlte sich ja auch unaussprechlich glücklich in der Nähe des geliebten Gemahls, des Vaters, der alten „engelsguten“ Großmama, die sie und alle ihre Geschwister erzogen. In Neustrelitz blieb der Hof nur einige Tage, um dann nach Hohenzieritz, etwa anderthalb Meile von der freundlichen Residenz entfernt, überzusiedeln, wo auch die Königin, damals noch Kronprinzessin, schon im Juli 1796 einige Zeit zugebracht hatte und das sie sehr liebte. In Neustrelitz gab ihr der herzogliche Vater noch ein Fest im Schloßkoppelpark; auf seinem Zimmer schrieb sie auch am Abende des Tages, 29. Juni 1810, die bekannten Worte nieder: „Lieber Vater! Ich bin heute sehr glücklich als Ihre Tochter und als die Frau des besten der Gatten.“

Dann folgten einige Tage glücklichen Beisammenseins und anheimelnden Lebens in Hohenzieritz, bis die tückische Krankheit ganz plötzlich auftrat, die so verhängnißvoll für die erst vierunddreißigjährige Königin werden sollte. Der König hatte sie am 3. Juli verlassen; am 4. wachte schon die Schwester Friederike, die nachherige Königin von Hannover, die ganze Nacht bei ihr. Dann nahm die Krankheit den schnellsten Verlauf, und schon am 19. Juli, Morgens gegen neun Uhr, hatte die Königin ausgelitten, ihre Hände in denen des Königs, ihre Augen auf ihre beiden knieenden Kinder gerichtet. „Ich sterbe, o Jesu, mach’ es leicht!“ waren ihre letzten Worte.

Ihre Söhne, der König Friedrich Wilhelm IV. und der Kaiser Wilhelm späterer Zeiten, setzten sich an dem traurigen Morgen auf die Lieblingsbank der Mutter und wanden ihr einen Todtenkranz. Die Bank ist noch erhalten und steht im Vorzimmer des Sterbegemachs der Königin. Den Platz selbst, den sie so liebte, wünschte der König bald nach ihrem Tode durch die Errichtung eiues Erinnerungstempels geweiht zu sehen, und der Bau begann schon im Jahre 1811. Der Tempel steht auf einer kleinen Anhöhe, auf einigen Stufen; Sandsteinsäulen tragen die Kuppel, an der innen ein Fries von Genien herumläuft. Um den Tempel herum zieht sich ein eisernes Gitter, umrankt von der blassen „Mädchenröthe“, einer Rose, welche die Königin sehr liebte; auf den Beeten um den Tempel im Sommer stehen Hortensien, ebenfalls Lieblingsblumen der Königin. In unmittelbarer Nähe umgeben den Bau Cypressen, denen sich dann hohe Waldbäume anschließen. Alles äußerst friedvoll und ebenso poesie- wie erinnerungsreich. Im Tempel selbst steht auf einem hohen Postament, das eine kunstreich geschmiedete Schlange als Sinnbild der Treue umgiebt, die Büste der Königin in Marmor. Sie ist nach der Todtenmaske von Christian Philipp Wolff, dem Vater des berühmten Bildhauers Albert Wolff, gearbeitet und macht im ersten Augenblicke einen zu ernsten, matronenhaften Eindruck, da wir uns die Königin gern so jugendlich-lieblich und doch hoheitsvoll vorzustellen lieben, wie sie eins der bekanntesten ihrer Bilder, das von Georg Kannengießer, uns vorführt. Allein dieses ernste, feierliche Antlitz stimmt zu der Umgebung. In der Säule oder dem Postamente, auf dem die Büste steht, ruht ein Wahrzeichen, das mit dem Namen des Königs, der Königin, des schweren Krieges, den sie mit Deutschland durchgekämpft, auf das Innigste verknüpft ist. Es ist das erste Eiserne Kreuz. König Friedrich Wilhelm III. hatte den Orden des Eisernen Kreuzes an ihrem Geburtstage, dem 10. März, gestiftet und das erste Eiserne Kreuz sollte ihrem Angedenken geweiht sein. H. K.