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Der Zahnbrecher (Gemälde der Dresdener Gallerie)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Adolph Görling
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Titel: Der Zahnbrecher
Untertitel: Von Geraart Honthorst
aus: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1848–1851
Verlag: Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne
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Erscheinungsort: Leipzig und Dresden
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Quelle: Scan auf Commons
Kurzbeschreibung:
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The Toothdrawer.     Der Zahnbrecher.

[179]
Der Zahnbrecher.
Von Geraart Honthorst.

Man konnte die beiden Männer auf dem halb erleuchteten, weiten Flur kaum erkennen.

Der Eine war eine wahre Riesengestalt, hochbeinig, sehr breitschulterig, ein angehender Fünfziger. Dieser trug einen ungeheueren Federhut und war ungeachtet der Abendstunden in höchster Galla: in weiten Pluderhosen, seidengepufftem Oberwamms und mit einem Sammtmäntelchen versehen, wie die Gerichtspersonen es zu tragen pflegten. Dieser Coloß hatte seinem Körper gemäß ziemlich grobe Züge; große wasserblaue Augen und einen gewaltigen struppigen Bart. Sein Haar spielte ins Graue und stand in unregelmäßigen Partien starr unter dem Hute hervor.

Der Andere war ein höchst elegant gewachsener und schön gekleideter Herr von ein und zwanzig Jahren, mit frischem, schalkhaftem Gesichte, braunen Haarlocken, mit einem Stutzerhute auf dem Kopfe, und in ein Jagdwamms gekleidet. Auch trug er einen reichen Hirschfänger durch eine goldgestickte Schärpe um die Hüften geschürzt.

Die Männer waren in angelegentlichster Unterhaltung. Der Alte schien sehr aufgeregt und predigte auf den Jüngling, zwar mit unterdrückter Stimme, aber höchst eifrig ein. Dasjenige, was er vortrug, war sicherlich für ihn eine Sache von außerordentlicher Wichtigkeit, – eine Lebensfrage.

Diese Personen waren: der Alte, Mynheer Claas van Slyker, Stadthouder der guten Stadt Amsterdam, und der Jüngling, Hendrik Ter Schuiring, ein nordholländischer Edelmann, und der Bruder der Baronesse Elizabeth von Leuwenbroeck, der Eigenthümerin dieses Gebäudes, welches wohl den Namen eines Palastes verdiente.

– Ich versichere Euch, Herr Junker Ter Schuiring, sagte der Rathsherr, indeß er ihm ein Schächtelchen, reich mit Gold und Perlmutter verziert, aufzudringen suchte, daß es die ausgezeichnetsten [180] Kindern Flora’s sind, welche sich aus diesen kostbaren Keimen entwickeln werden. Ja kostbar! Dritthalbtausend Gulden, wie der Haarlemer Blumist bescheinigen kann! Aber was sind diese Gulden gegen ein einziges Lächeln Eurer huldvollen Schwester . . .

– Mynheer, erwiderte Hendrik, den Hut ungeduldig rückend und den Alten mit einem blitzenden Blicke betrachtend; dieses geht mir dennoch über den Scherz hinaus. Ich fürchte wahrlich – gerade heraus – für Euren Verstand . . .

– Ach ja, seufzte Slyker, an seine Stirn fassend, Ihr habt sehr Recht! Sagt nur, ich bin wahnsinnig – aber diese Obstruction in meinem Kopfe ist aus einer der erhabensten Leidenschaften hervorgegangen . . .

– Geht, geht doch! Träfe Euch Leuwenbroek, so könnte sich eine unangenehme Scene für Euch ereignen! sagte Hendrik, welcher das Kästchen, das ihm der Rathsmann geschickt in den Arm gelegt hat, vergebens wieder zurückzugeben versuchte.

– Mag der Baron kommen! rief Slyker jetzt beinahe mit lauter Stimme. Ich weiche nicht, bevor ich ein Wort des Trostes von der schönsten Dame Amsterdams empfangen habe! Gern will ich für Elizabeth der Gefahr trotzen, von Eurem Schwager hier ermordet zu werden!

– Gijsbert Leuwenbroek, sagte Hendrik, allmälig aufgebracht werdend, wird Euch, Mynheer, nicht ermorden, sondern von seinen Dienern durchprügeln lassen. – Geht, oder ich selbst werde Euch in Abwesenheit des Hausherrn für Eure Unverschämtheit züchtigen. Wie? Soll eine geachtete, tugendhafte Dame, die Gemahlin eines angesehenen Edelmannes, durch die Narrheit eines alten Tropfes in Gefahr kommen, den tadellosen Glanz ihres Rufs einzubüßen?

Slyker war durchaus nicht aufgebracht, wie man es hätte erwarten sollen. Er zeigte eine große Niedergeschlagenheit.

– Urtheilt von meinen Empfindungen, sagte er mit tragikomischem Pathos, wenn ich Euch nochmals inständig bitte, mir nur auf zehn Minuten mit der Baronesse Leuwenbroek ein Gespräch unter vier Augen zu vermitteln. Ihr könnt Eurerseits von einem Millionair, wie ich bin, einigen Nutzen für Eure Gefälligkeit erwarten. Fordert und ich bin bereit, Euch zu dienen . . .

– Noch ein Wort, unterbrach ihn Hendrik mit Eiseskälte, und Ihr erhaltet Ohrfeigen. Die Achtung vor Eurer Stellung bewegt mich, Euch dieses zuvor anzuzeigen; Ihr hättet Eure Belohnung sonst schon empfangen.

– Und Ihr, mein Herr, sagte Slyker, sich stolz aufrichtend und die Hand an seinen Degen mit einem schön geflochtenen, goldenen Korbe legend, und Ihr hättet, wäre ich nicht in Eure Schwester verliebt und hätte ich nicht auf Euch und Eure Vermittelung meine Hoffnung gesetzt, schon das Vergnügen gehabt, nach Eurer ersten Beleidigung gegen mich niedergestoßen zu werden.

Eine Pause trat ein. Hendrik schien nicht mehr zu wissen, was er diesem Manne gegenüber sagen sollte.

– So aber, fuhr Slyker fort, bitte ich Euch nochmals. Nehmt dieses Kästchen, gebt es Eurer Schwester, klagt ihr meine Leiden; vergeßt sogar dieses Gespräch nicht, denn es beurkundet mehr, als alle Versicherungen, meine Liebe und versprecht mir, daß Ihr ein gutes Wort für mich einlegen wollt.

Hendrik sah den Alten groß an, sagte aber nichts. Bevor er sich genug gesammelt [181] hatte, um antworten zu können, schlüpfte ein altes Frauenzimmer, nach flandrischer Sitte ein buntes Tuch um den Kopf gewickelt, die Stufen einer weiten Treppe herab und kam an die beiden Männer heran.

– Mynheer Hendrik, murmelte sie, und auch Ihr, Mynheer Slyker, Ihr solltet doch wissen, daß man solche Angelegenheiten, wie Ihr sie verhandelt, nicht mit Posaunenstimmen bespricht.

– Ach, Agathe! sagte Slyker erfreut, als er die alte Wärterin Elizabeths erkannte. Offenbar war sie ihm sehr günstig gestimmt.

– Und weiter sind dies Sachen, welche von Männern allein niemals gehörig in Ordnung gebracht werden können. Wir haben auch ein Wort dazu zu sagen und ich insbesondere, Mynheer Slyker, wenn Ihr erlaubt. Ich habe Alles angehört; ich weiß, wie das Spiel steht. Sage Euch, Mynheers, mit einem Worte, was ich will: Ihr, Mynheer, nehmt bis auf Weiteres Eure Tulpenzwiebeln wieder mit nach Hause, und Mynheer Hendrik und ich wir werden über das Fernere uns zu verständigen suchen. Auf jeden Fall werdet Ihr die Baronesse allein sprechen, wenn Ihrs wünscht: das kann des Anstandes und Eures Ranges wegen keine Dame der Welt, und wäre es die Königin von Spanien, abschlagen!

Es fehlte wenig, so hätte der verliebte Rathsherr die Alte vor Freude umarmt.

– Du giebst mir das Leben wieder, Agathe! sagte er. Ich fasse wieder Hoffnung und Muth . . .

– Davon später, Mynheer! sagte die Alte. Uebrigens wird Mynheer vom Hause, der Baron Leuwenbroek, sehr bald zurückkehren . . . Würde vielleicht Euch oder dem Herrn unbequem sein . . .

– Verstehe! Verstehe! Aber ich . . .

– Sollt Alles wissen; werden Euch Nachricht von unserm Entschlusse geben; dürft später fragen und sagen, was Ihr wollt, und sollt auf der Stelle Resolution haben . . . plapperte die Flamländerin.

– Ach die Resolution! seufzte Slyker. Ihr wollt mich ab und zur Ruhe verweisen . . .

– Wer weiß? sagte Agathe.

– Wirkt mir das Rendezvous aus, Agathe; ein Wort so gut wie tausend und ich werde mich so dankbar zeigen, als wäre ich der König beider Indien und nicht der bescheidene Rathsherr der alten Stadt Amsterdam.

Und in stolzester Demuth hob er sich empor, so daß er wenigstens noch zwei Zoll länger wurde.

Agathe sah ihn mit ihren großen, klaren Augen starr an. Eine sonderbare Bewegung zuckte über ihr schmales, faltiges Antlitz. Einen Augenblick richtete auch sie sich stolzer auf, sie sah verachtend auf den Graubart – dann aber verschwand dieser Ausdruck schnell und spurlos und sie fiel wieder in ihr Plappern, welches durchaus theilnahmlos, fast gedankenlos schien.

– Rendezvous? Ihr verlangt viel, sehr viel! Wollen aber sehen. Glaube nicht, daß Baronesse Elizabeth . . . Und doch . . . Wer ergründete das Herz eines Weibes?

Slyker drückte enthusiastisch die dürre Hand der alten Amme. Sie entzog sie ihm heftig.

[182] – Jetzt geht! drängte sie. Ihr wißt ja jetzt – und wir wissen auch – sollt Nachricht haben!

– Aus Gnade, noch ein Wort . . . Wann? Wann?

Agathe blickte sinnend auf einen Fleck, dann faßte sie den alten Herrn fest ins Auge.

– Ihr wollt’s . . . erwiderte sie und ihre Stimme hatte einen eigenthümlichen, fast boshaften Ton angenommen. Sollt Euren Willen haben. Haltet Euch bereit . . . Nachricht wenigstens erhaltet Ihr in Zeit von einer Stunde. Nun aber: lebt wohl!

Slyker, sein Kästchen mit Tulpenzwiebeln unter’m Arm widerstrebte nicht, um die Alte nicht etwa in üble Laune zu versetzen, sondern empfahl sich und ging nach der Thür. Er war fast berauscht vor Freude. Als er auf die Straße kam, mußte er, ein amsterdamer Kind, still stehen und sich erst besinnen, welchen Weg er denn einzuschlagen habe, um nach seiner Wohnung zu gelangen.

Zu Hause angekommen, warf er sich in größter Bewegung auf sein glänzendes Lotterbettlein. Dann sprang er auf und musterte sich im Spiegel. Der sonst so kalte und unerschütterliche Hagestolz, in seinem Alter von dem Strahl aus den schönen Augen einer jungen Dame fast zauberhaft berührt, empfand das volle Fieber von Qual, Schmerz, Hoffnungslosigkeit und Sehnsucht, welches im Frühling der Gefühle die jugendliche Brust durchzuckt.

Indeß der Alte, mit großen Schritten auf und abmarschirend und wie ein neuer Roscius gesticulirend, einen glänzenden Monolog hielt, steckte die alte Agathe plötzlich den Kopf in’s Zimmer.

Slyker schrie fast auf. Die Dame trat ein und machte ihm eine Meldung, die er selbst in seinen kühnsten Phantasien, wenigstens noch heute Abend nicht, für möglich gehalten hatte.

Wir sind die vermittelnde Scene dem Leser noch schuldig.

Als Mynheer Slyker den Palast Leuwenbroek verlassen hatte, sah Hendrik die alte Agathe starr an; dann setzten Beide die Hände in die Seiten und fingen auf’s Signal ein Lachduett an, welches kein Ende nehmen zu wollen schien. – Beide hatten sich vollkommen verstanden.

– Aber wie, gute Agathe? brachte Hendrik dann hervor. Wie soll dieser Schwachkopf bestraft werden? Ich sehe, daß ich ihm gegenüber, wenn ich mich mit Dir vergleiche, eine alberne, durchaus der Gewandtheit ermangelnde Rolle gespielt habe. Ich überlasse es daher Dir, die Züchtigung dieses Narren zu unserer Revanche und zu seinem Wohle zu bestimmen. Sie darf aber weder zu gelinde, noch zu grausam sein . . .

– „Etwas Grausamkeit ist spanische Mode,“ sagte Moritz, als der spanische Cardinal-Legat für Oldenbarnevelt bat! erwiderte Agathe sehr heiter. Ich versichere Euch, Ihr sollt zufrieden sein und Mynheer Slyker ebenfalls. Laßt uns gleich Hand an’s Werk legen.

– An welches Werk? flötete eine weiche Stimme dicht hinter den Verschwörern.

Elizabeth Leuwenbroek wars, in der That reitzend genug, um einem Dutzend der „ehrenfestesten“ alten Rathsherren die Köpfe zu verdrehen. Sie lauschte halbernst auf die Nachricht von dem Besuche des Herrn Slyker, verdammte aber, obgleich ihr der ganze verliebte Unsinn desselben berichtet war, dennoch die beabsichtigte Züchtigung des Alten.

– Ich verbiete Euch, sagte sie eindringlich, Euch an dem Menschen zu vergreifen, laßt [183] ihn mit seiner Marotte seinen Weg gehen; denn er ist seiner Ueberspanntheit wegen eher zu bemitleiden als zu verdammen . . .

Hendrik murmelte und Agathe schüttelte den Kopf, als Elizabeth abging.

– Wir werden dennoch? fragte der Jüngling.

– Sicher! Wer kehrt sich an die Dame? Sie hat schon Mitleid mit dem Narren, weil er sie schön findet . . . Gut, Mynheer Slyker, wir werden wetten, daß Ihr sobald Niemand wieder mit Euren Huldigungen beglücken sollt, um Euch das Mitleid einer schönen Dame zu erschleichen! – Baron Hendrik, laßt Pieter und Dirk und Jan kommen, wir gehen sofort ab, um unseren Plan auszuführen. Daß die Leute aber ordentliche Stöcke mitnehmen . . .

– Aber geschlagen wird er auf keinen Fall! meinte Hendrik rasch.

– Fügen muß er sich, fügen, und da werden die Stäbe nicht unnütz sein.

Die drei Trabanten erschienen mit ihren Stöcken. Jan, der Koch, war jung, mit einer dicken Pelzmütze auf dem Kopfe; Dirk war der Jäger, ein durchwettertes Gesicht, und Pieter, mit einem Apostelbarte und grauem Kopfe, war der alte Kutscher. Sie sahen sehr unternehmend aus. Agathe ging voran und Hendrik folgte mit den dienstbaren Geistern. Der Zug ging zuerst nach dem Hause des Rathsherrn. Wir haben Agathe schon ankommen gesehen.

– Folgt mir, Mynheer! sagte die Alte mit sibyllinischer Kürze.

– Ich werde also Elizabeth – sehen – brachte der Ueberraschte hervor.

– Folgt mir nur! Macht Euch aber etwas unkenntlich. Legt Eure Staatskleidung ab und geht im Wamms mit; Eure Erscheinung könnte sonst Verdacht erregen.

– Das ist wahr! murmelte Slyker und legte rasch das überflüssige Zeug ab, setzte eine Mütze auf, nahm seinen Stock, aus Rücksicht auf eine podagristische Zehe, in die Hand und hinkte hinter der alten Dame her. Die Uebrigen folgten in einiger Entfernung.

Dame Agathe schritt wacker darauf los und vertiefte sich in entlegene Stadttheile.

– Immer fort! rief sie, wenn Slyker bedenklich still stehen wollte. Und er ging wieder. Bei einem niedrigen Häuschen bat sie ihn einzutreten. Sie blickte nochmals aus der Thür und nun drängten sich Hendrik und die Diener auch auf den engen Flur. Slyker hatte sich in eine Ecke geflüchtet. Der Inhaber des Hauses erschien mit einem Wachsstocke in der Hand; ein schöner, großer, verschmitzt sehender Mann, und lud die Gäste ein, näher zu treten.

– Allons! Mynheer! riefen Agathe und Hendrik, indeß die Diener die langen Stäbe aufhoben. In die Stube hinein!

Der arme Slyker mußte hervor und ging halb sein Geschick ahnend, mit einem bewegten Blicke auf das Heer seiner Feinde in das Zimmer. Der große bärtige Herr setzte sehr höflich einen Stuhl hin.

– Wem ist’s von Euch gefällig? fragte er, eine Zange von der Wand nehmend, wo mehre Instrumente eines Zahnarztes hingen.

Hendrik zog den Rathsherrn auf den Stuhl.

– Mir? Das glaube der Teufel . . . stammelte Slyker . . . Habe in meinem Leben keine Zahnschmerzen gehabt . . .

– Ihr habt jetzt Angst, sagte der Zahnbrecher, dann pflegt sich’s auf eine Minute zu geben aber heraus muß er, das ist so sicher wie Amen nach der Predigt.

[184] – Versteht sich, Meister! rief Hendrik. Gebt mir die Kerze und thut Eure Schuldigkeit. Mynheer, wollt Ihr Euch in die entsprechende Positur bringen, oder nicht?

Mynheer Slyker gab sich gefangen.

– Welcher ist es? fragte der Meister, an einige Zähne klopfend.

– Der da! rief Agathe, auf den Eckzahn in der Unterkinnlade deutend.

Mynheer Slyker wollte noch sprechen, aber die Zange war ihm schon im Munde – der Zahnarzt stand hinter ihm. Hendrik leuchtete; Pieter stützte sich auf sein Knie und sah aufmerksam zu; der Jäger hatte die rechte Hand des Rathsherrn gefaßt und der Koch zog den Geldbeutel, um den Meister zu bezahlen. Dieser sah am mitleidigsten aus. Agathe zeigte sich, stoisch ihr Werk betrachtend, im Hintergrunde. Der Meister aber und Hendrik lachten, wie ausgemachte Schalke.

Es krachte und Mynheer sprang mit triefenden Augen und verstörter Miene auf, indeß der Meister den kerngesunden Zahn triumphirend in die Höhe hielt. Nur einige Augenblicke besann sich der alte Hagestolz, welcher so grausam-komisch getäuscht wurde, dann wankte er, für die übrigen Zähne und für seine fast ausgerenkte Kinnlade fürchtend, zum Hause hinaus und seiner Wohnung zu. Die Verbündeten zogen lachend ab.

Mynheer Slyker aber war wie durch ein Wunder nicht allein von seiner Leidenschaft für Elizabeth Leuwenbroek, sondern von der Zuneigung zu allen möglichen jungen Damen von Stund an auf’s Gründlichste geheilt, so zwar, daß er später wegen seiner Weiberfeindschaft förmlich berüchtigt wurde.