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Die Virtuosin

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Textdaten
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Autor: Hermann Heiberg
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Titel: Die Virtuosin
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 47, S. 833, 836
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[833]

Die Virtuosin.
Nach dem Oelgemälde von H. Albrecht.

[836] Die Virtuosin. (Mit Illustration S. 833.) Auf dem Podium sehen wir eine jugendliche Gestalt, welche den Bogen über die Saiten gleiten läßt. Vielleicht ist’s eine Dilettantin, die in einer der Soiréen der Aristokratie mitwirkt, vielleicht auch eine Künstlerin von Fach, die ein reicher Börsenmann in seine Gesellschaft zog, um den Gästen einen Genuß zu bereiten, der durch den hohen Preis an Werth gewinnt.

Jedenfalls fesselt die Künstlerin ihre Zuhörerschaft. Alle heften ihre Blicke auf das markante Gesicht und hören lautlos zu, was der Geige entströmt. Nur eine der beiden Damen im Vordergrunde scheint eben ein Wort geflüstert zu haben, dessen Wirkung sie auf dem Gesicht ihrer Nachbarin beobachtet.

Dem Anscheine nach ist’s ein Mitglied der Gesellschaft, welches an dem Flügel sitzt und begleitet. Das aufmerksam auf das Notenblatt geheftete Auge des alten Herrn sowie der ernste Ausdruck, der um die Mundwinkel liegt, zeigen das Bestreben, der Vortragenden in möglichst künstlerischer Weise gerecht zu werden. Namentlich in dieser Figur hat es der Maler verstanden, etwas Ueberzeugendes zu schaffen. Man sieht, daß die Hände mit einer gewissen decenten Rücksicht die Tasten berühren, um durch die Begleitung die Wirkung des Vortrages zu erhöhen.

Neben mehreren anderen ausgesprochenen Typen überrascht auch durch die Sicherheit der Auffassung die Figur des Dieners. Er steht mit seiner vornehmen Würde über den Dingen dieser Welt, und zumal heute! All dergleichen Volk registrirt er unter das Musikantenthum, und das Musikantenthum ist mehr oder minder Bettelvolk in seinen Augen.

In dem Gesammtbilde ist dem Künstler die Lichtvertheilung trefflich gelungen. Man sieht, wie der Kronleuchter, der von der Decke des hohen Koncertsaales herabhängt, den Raum durchleuchtet. Die seidenen Kleider der beiden jungen Damen zur Rechten schimmern in dem Lichtglanze, den auch noch die Lichter vom Flügel wirksam unterstützen. Hermann Heiberg.