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Ein Denkmal der Völkerschlacht bei Leipzig

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Textdaten
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Titel: Ein Denkmal der Völkerschlacht bei Leipzig
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 47, S. 804
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1894
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[804] Ein Denkmal der Völkerschlacht bei Leipzig. Es ist eine erfreuliche Erscheinung, die man wiederholt seit der Gründung des neuen Deutschen Reiches beobachten konnte: die Bürger des neuen Reiches fühlen eine Art sittlicher Verpflichtung, die Schulden des alten zu bezahlen, die angefangenen Werke der Vorfahren zu vollenden. Was an den politischen Wirrnissen, an der wirtschaftlichen Armut früherer Tage auf halbem Wege scheiterte, was vielleicht nur als Pflicht empfunden, aber unter der Ungunst der Zeiten nicht gethan wurde – heute sieht man eins ums andere aufgenommen vom lebenden Geschlechte und als eigene Aufgabe behandelt. Das Hermannsdenkmal im Teutoburger Walde, die Türme zu Köln und zu Ulm sind die glänzenden Zeugnisse für diesen ehrenwerten Zug im Charakter unserer neuen Reichsbürger.

Und jetzt gilt es wieder eine solche Aufgabe. Das Schlachtfeld bei Leipzig, das Gefilde, auf dem einst in bangen Tagen über das Schicksal unseres Volkes entschieden ward, von dem ein glorreicher Aufschwung der Gemüter hinausging in alle deutschen Lande, auch in die, welche an jenem 18. Oktober 1813 dem fremden Herrn noch Vasallendienste leisten mußten – es trägt noch heute kein Denkmal, das einer so erhabenen Wendung in unserer Geschichte würdig wäre. Wohl fehlt es nicht an einzelnen Erinnerungszeichen: der Fremde pilgert zum „Monarchenhügel“ mit seiner Spitzsäule, zu dem Granitwürfel, welcher dem Oberkommandierenden der verbündeten Armeen, dem Fürsten Schwarzenberg, von seiner Gattin errichtet wurde, er betrachtet sich wohl auch den „Napoleonstein“, der die Stelle bezeichnet, wo der französische Kaiser die Niederlage seiner Truppen mitansah. Aber kein Denkmal steht da, in dem das Ungeheure, das hier geschah, auch nur annähernd zum Ausdruck käme.

Man hat die Lücke schon lange empfunden und auch schon lange die ersten Schritte gethan, sie zu füllen. Bei der fünfzigjährigen Wiederkehr des Siegestags, am 18. Oktober 1863, wurde unter großen Feierlichkeiten, unter der Teilnahme fast ganz Deutschlands der Grundstein gelegt zu einem würdigen Nationaldenkmal der Befreiungskriege. Allein in jenen schwülen unklaren Jahren, da die Lösung der „deutschen Frage“ schwer auf den Gemütern lastete, da war die nachhaltige Stimmung nicht vorhanden für den Ausbau eines Völkerschlachtdenkmals, und seit über dreißig Jahren liegt der Grundstein einsam und verlassen im Felde.

Aber er soll nicht ewig so ruhen. Im neuen Deutschen Reiche ist Licht und Raum für den Geist, der an den Völkerbund von 1813, an die glorreichen Erinnerungen der Befreiungsschlacht anknüpft. Und so hat sich zu Leipzig ein „Deutscher Patriotenbund zur Errichtung eines Völkerschlachtdenkmals bei Leipzig“ gebildet, der in ganz Deutschland die Werbetrommel rührt und Freiwillige sammelt zur Erfüllung einer vaterländischen Ehrenpflicht. Jeder gute Deutsche ist willkommen, der sein Scherflein beitragen will; der erste Vorsitzende des Bundes, Architekt Clemens Thieme in Leipzig, An der Pleiße Nr. 12, ist gern bereit, die Gaben in Empfang zu nehmen. Und wenn dann dereinst das Denkmal steht, in schlichter Größe und Schönheit, wie wir allein es uns denken können, dann wird jeder, der das Seine dazu gethan, sich mit Genugthuung sagen können: auch du hast teilgenommen an der Tilgung einer alten Ehrenschuld.