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Eine Bitte für den ersten Star

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Textdaten
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Titel: Eine Bitte für den ersten Star
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 12, S. 199
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[181]

Der erste Star.
Nach einer Originalzeichnung von Lothar Meggendorfer.

[199] Eine Bitte für den ersten Star! (Zu dem Bilde S. 181.) Lange bevor der Kampf zwischen Winter und Frühling entschieden ist, erscheinen die Stare wieder in ihrer nördlichen Heimat. Diese frühen, ja man könnte wohl sagen, vorzeitigen Boten des Lenzes leiden beim rauhen Wetter keine Not, wenn nur keine Schneedecke den Boden verhüllt; denn in der Ackerkrume, auf Gartenbeeten und im Wiesengrase finden sie in allerlei Gewürm und Gesäme reichliche Nahrung. Schlimm sind sie aber dran, wenn das trügerische Wetter umschlägt und der Nachwinter mit Schneefällen und Frost sich einstellt. Dann kommt die Leidenszeit für die heimgekehrten gefiederten Sänger und viele von ihnen rafft der Tod dahin. Die Untersuchung der kleinen Leichen, der Opfer des Nachwinters, hat nun gelehrt, daß der Nahrungsmangel ihrem Leben ein frühzeitiges Ende bereitet hat. Der tiefe Schnee hat ihnen den Zutritt zu dem Tischlein verwehrt, das die Natur für sie gedeckt hatte. Erfahrene Vogelkundige, vor allem Prof. Dr. K. Th. Liebe, haben die Aufmerksamkeit der Vogelfreunde wiederholt auf diese Thatsache gelenkt. Außer den Staren werden noch viele andere Vögel vom Nachwinter besonders hart getroffen und für diese erscheint das Anlegen von Futterplätzen, namentlich von sogenannten Feldplätzen, dringend wünschenswert. „Etwas entfernt vom lebhaften Treiben der Ortschaft und im freien Felde,“ schreibt Liebe, „aber in der Nähe von kleinen Feldgehölzen, Raingebüschen oder abgelegenen Obstpflanzungen wird auf einer Wiese oder in freiem Felde, am liebsten auf einer gegen Süden gelegenen Böschung, ein Platz mit einigen Dornen besteckt. Darauf werden kleine Pfählchen eingeschlagen und an diesen aufrecht Bündelchen dürrer Sträucher von Disteln, Cichorien, wilden Möhren oder statt dessen auch nur von Erbsen- oder Getreidestroh aufgesteckt. Auf den Platz und unter die Dornen streut man Rübsen- und Rapsabfälle, Heugesäme, Mohnsamen und allerhand ölige und mehlige Garten- und Feldsämereien.“ Daneben ist auch Beigabe von Fleischstückchen erwünscht. Auf solchen Plätzen können die Vögel, vor Raubzeug geschützt, ihrer Nahrung nachgehen. Der Ruf „Erbarmet euch der darbenden Vögel!“ erklingt oft während des Winters, mit dem Eintritt des Tauwetters pflegt er zu verstummen und nur wenige Menschen denken im Nachwinter an die hungernde Vogelwelt. Möge das hübsche Bild auf der ersten Seite dieser Nummer der „Gartenlaube“ unsre Leser, falls noch ein Nachwinter uns beschert werden sollte, an die Not der frühen Lenzesboten erinnern und sie zur Mildthätigkeit anregen! *