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Kaiser Maximilian von Mexico

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Textdaten
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Autor: A. Traeger
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Titel: Kaiser Maximilian von Mexico
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 43, S. 690
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1869
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[690] Kaiser Maximilian von Mexico, dessen unseliges Gedächtniß durch die spanischen Ereignisse jüngst wieder erweckt worden, ist der Titelheld eines von J. G. Fischer vor kurzem in der Frankh’schen Verlagshandlung in Stuttgart erschienenen Trauerspiels. Den Lesern der Gartenlaube wohlbekannt, ist der schwäbische Sänger ein würdiger Nachfolger Uhland’s, doch immer noch nicht hinreichend gewürdigt, fehlt er doch auch in der neuesten Auflage des Brockhaus’schen Conversations-Lexikons, das weniger Bedeutendem willig einen Platz vergönnt. Keuscher Wohllaut der Form, mit sittlichem Ernst in das Erfaßte sich vertiefende Anschauung, männliche Gedankenschwere, alle diese nicht eben häufigen Vorzüge des Lyrikers zeichnen auch den Dramatiker aus, dessen Saul und Friedrich der Zweite nicht trotzdem, sondern vielleicht deshalb auf der heutigen Bühne Bahn sich zu brechen nicht vermocht.

Seiner neuesten Dichtung bleiben die Bretter gänzlich verschlossen, wie er selbst sich bescheidet, weil sie nun einmal die wirkliche gegenwärtige Welt nicht bedeuten dürfen, sobald höhere Personen und Interessen im Spiel sind. Nur der neugeborene Scandal hat freien Zutritt; habe ich doch in diesem Sommer ein Billet zu „Ebergenyi und Chorinsky“ buchstäblich mir erkämpfen müssen. Allen Vorlesern aber sei Fischer’s Trauerspiel auf das Wärmste empfohlen, im Bürgerverein zu Stuttgart hat es eine bedeutende Wirkung erzielt. In diesem Stück Geschichte giebt uns der Dichter einen Ausspruch des Weltgerichtes, mahnend und erschütternd zugleich, kein romantischer Nebel hat ihm den klaren Blick umflort, nicht sclavisches Zittern seinen unerbittlichen Griffel zum Wanken gebracht. Hören wir selbst, wie er seine Auffassung des tragischen Conflicts im Vorwort darlegt: „Maximilian und seine Freunde mit ihren monarchischen Voraussetzungen erscheinen ebenso sehr im Recht als im Irrthum, und die Mißbilligung der Verstöße ist durch das Ende des unglücklichen Kaisers mit seinen josephinischen Ideen in sehr begründetes Mitleid verwandelt. Juarez aber und sein Anhang? Wer möchte das Recht der nationalen Selbstbestimmung nicht als ein ewig unbestreitbares ahnen, auch dann, wenn es noch so lang in mißlingenden Griffen sich versucht!“ Wer sich etwa an die „josephinischen Ideen“ stoßen möchte, erwäge, daß es dem Dichter gestattet ist, die Höhe des Helden mit der Tiefe des Sturzes in Verhältniß zu bringen. Der eigentliche Held freilich ist Juarez und zugleich der siegreiche, in ihm triumphirt die Gerechtigkeit, was auf der Bühne nicht immer und noch seltener in der Geschichte der Fall. Aus dem reichen Sprachschatz der Dichtung nur noch das Wort des Juarez:

 „Der Völker Interessen,
Ihr Eigensinn und ihre Consequenzen
Sind auch ein Papstthum, das nicht anders kann.“

Möchten doch endlich die Völker zum Non possumus! sich ermannen!

A. Traeger.