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Leopold Kompert

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Leopold Kompert
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 51, S. 903–904
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[903] Leopold Kompert ist am 26. November in Wien gestorben, ein Novellist, der in einem allerdings beschränkten Kreise Treffliches geleistet hat. Dieser Kreis war das Leben des Judenthums in allen Schichten [904] der Gesellschaft, vor Allem in den untergeordneten: er suchte dasselbe auf in den engen Gassen, wo es in manchen Städten seit der Zeit mittelalterlicher Bedrückung noch seinen Wohnsitz aufgeschlagen. „Aus dem Ghetto“ war der Titel seiner ersten Novellensammlung. Ein dumpfer Druck lastet auf diesen Schilderungen einer Welt, die mit ihren alten Satzungen fremdartig in die Gegenwart hineinragt: doch die mumienhaften Sitten und Gebräuche sind mit lebendiger Anschaulichkeit geschildert, und das Lieblingsthema des Dichters ist der Kampf in der Seele seiner Helden und Heldinnen zwischen der Anhänglichkeit an die Ueberlieferung und das Gesetz der Väter und der Hingabe an die neue Zeit, die an die Pforten des alten Ghetto und an die Herzen seiner Bewohner und Bewohnerinnen klopft.

Leopold Kompert ist ein feiner Seelenmaler. Das wissen erprobte Kenner und Geschmacksrichter zu würdigen; aber das große Publikum, abgesehen von seinen Glaubensgenossen, wird sich durch diese Kulturbilder nicht leicht erwärmen lassen. Die Werke Leopold Kompert’s sind gesammelt in acht Bänden erschienen 1882 bis 1883. Er selbst war am 15. Mai 1822 zu Münchengrätz in Böhmen geboren, hatte in Prag studirt und, bis er sich der schriftstellerischen Laufbahn widmete, mehrfach Hauslehrerstellen bekleidet. Er war ein warmherziger und bescheidener Mann, in seinem Leben und in seinen Schriften frei von jeder Aufdringlichkeit, von allem Haschen nach äußerem Erfolg und von manchen litterarischen Unarten, welche vielen Jüngern Heine’s und Saphir’s eigen sind. Der Interessen der Schriftsteller hat er sich stets mit Eifer angenommen und war längere Zeit Vorsitzender der Wiener Schillerstiftung.†