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MKL1888:Kamille

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kamille“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 423
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Kamille. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 423. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kamille (Version vom 29.01.2022)

[423] Kamille (Chamille, Matricaria L.), Gattung aus der Familie der Kompositen, einjährige Kräuter mit doldentraubig verästeltem Stengel, zerstreut stehenden, zwei- bis dreifach fiederteiligen Blättern, kegelförmigem, nacktem, innen hohlem Blütenboden und kantigen, ungeflügelten Achenen. Echte K. (Feldkamille, Helmerchen, M. chamomilla L., Chrysanthemum chamomilla Bernh.), 15–20 cm hoch, mit doppelt fiederteiligen Blättern, weißen Strahlen- und gelben Scheibenblüten, findet sich durch ganz Europa und in Vorderasien, auch in Australien eingebürgert; sie schmeckt bitterlich, riecht aromatisch und enthält in den frischen Blüten (auf trockne berechnet) 0,25 Proz. dunkelblaues ätherisches Öl (Kamillenöl, s. d.). Die K. bildet eins der beliebtesten Hausmittel und besitzt den großen Vorzug, in den meisten Fällen unschädlich zu sein. Man benutzt Kamillenthee als schweißtreibendes Mittel und Unterstützungsmittel beim Erbrechen, wobei indes das heiße Wasser wohl allein wirksam ist, bei kolikartigen und kardialgischen Beschwerden, hysterischen Neuralgien und Krämpfen, als Verbandmittel bei schlaffen Geschwüren, zu Umschlägen bei Kontusionen, zu Klystieren, Bädern, Kräuterkissen etc. Die K. gehört zu den ältesten Arzneimitteln, besonders der Volksmedizin. Den Namen Chamaemelum (woraus Chamomilla) leitet Plinius vom äpfelartigen Geruch der Blüten ab (melon, der Apfel, und chamai, niedrig). Über Hundskamille und römische K. s. Anthemis.