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Med. Topographie Gmuend:060

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Franz Joseph Werfer
Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd
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weniger Einfluß und Wirkung auf die Sitten, Gebräuche und den Charakter, auf Beförderung oder Verminderung des körperlichen und geistigen Wohls eines einzelnen Menschen, so wie eines ganzen Volkes haben müssen, deren Resultate aber nur einst eine spätere Vergleichung zu erheben im Stande seyn wird.

Die Sterblichkeit steht mit andern gleich großen Städten in ziemlich gleichem Verhältniß: im Durchschnitt stirbt bey uns der 25ste Mensch. In dem Zeitraum der letzten 10 Jahre übertrifft die Zahl der Gestorbenen jene der Gebohrnen um 103; und unter den Gebohrnen waren es männlich gebohrne 38 mehr, als weiblich gebohrne. Die unehliche Geburten haben sich innerhalb diesem Zeitraum fast mit jedem Jahr vermehrt, wie aus anhängender Geburtsliste zu ersehen ist: so zählte man im J. 1803 noch 8, und 1812 bereits 31 derselben unter 228 Geburten, daß also immer die siebente Geburt eine unehliche war. Und wenn nun das häufigere Vorkommen unerlaubter Schwangerschaften, zum Theil wenigst, auch auf zunehmendes Sittenverderbniß mit dessen bekannten nachtheiligen Einfluß auf das Gesundheitswohl im gemeinen Wesen schließen läßt, so mag dieses wohl als Bestättigung des in Hinsicht der moralischen Denk- und Lebensweise oben ausgesprochenen einerseits gelten können, wenn schon nicht immer auch der umgekehrte Schluß zumal in großen Städten als gültig betrachtet werden kann und darf. Zwillingsgeburten sind nicht gar häufig, gewöhnlich 2 bis 3 im Jahr, und gerne sterben bald beyde, oder eines dieser Kinder; doch in den Jahren 1804 und 1808 zählten wir im ersten 9, und im andern 7 derselben. Drillinge sind

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bey uns höchst seltne Erscheinungen, so wie auch Mißgeburten von besonderer Seltenheit gar wenig bekannt sind; Todtgebohrne kommen in jedem Jahr 3 bis 5 vor; und widernatürliche Geburten kann man im Durchschnitt jährlich 6–8 annehmen, und auf dem Lande sind dieselben verhältnißmäßig noch seltner.

Das Lebensziel hiesiger Einwohner erstreckt sich im allgemeinen gewöhnlich zwischen das 60 und 70ste Jahr; doch erreichen viele auch ein weit höreres Alter: so kommen mit 90–95 Jahren in jedem Jahrgang eines oder mehrere vor; 100 Jahre aber erreicht nicht leicht eins; 80jährige und darüber sind hingegen häufig, und immer findet man in den Sterbelisten mehr Weiber als Männer mit diesem Alter aufgezeichnet, wie aus beygesetzter tabellarischen Uebersicht der jährlich Gestorbenen innerhalb dem letzten Dezennium zu ersehen ist, was man auch findet, wenn man weiter zurückgeht.

Die Krankheiten, an denen die meisten Menschen hier sterben, sind die mancherley Arten von Auszehrung, und unter diesen vorzüglich die Lungenschwindsucht; die Wassersucht, die allgemeine wie die Bauch- und Brustwassersucht, welche letztere gewöhnlich und gerne eine Folge des hier so häufig vorkommenden chronischen feuchten Asthma ist; ferner der Steck- und Schlagfluß mit den mancherley chronischen Nervenkrankheiten, und die Kinder sterben meistens an symptomatischen und idiopatischen Zuckungen (Gichtern) in den ersten Wochen und Monaten ihres Lebens dahin. An den Folgen der zurückgetriebenen Krätze, durch den unzeitigen Gebrauch äußerlicher Mittel, zumal der Schwefel- und Bleisalben, und den daraus folgenden