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Med. Topographie Gmuend:072

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Franz Joseph Werfer
Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd
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einfachen die damalige Arzneykunde so auszeichnenden Heilmethode.

Wechselfieber sind bey uns eine äußerst seltne Erscheinung, und ich weiß mich seit sieben Jahren nur eines einzigen zu erinnern; dagegen aber sieht man die dicke Hälse und Kröpfe unter beyden Geschlechtern um so häufiger vorkommen, und mögen zum Theil als vicarirende Thätigkeit von jenen unter einer andern Krankheitsform zu betrachten seyn, welche hier in der glandula thyroidea, so wie dort in der größern Unterleibsdrüse, der Leber dominirend so gerne Indurationen bildet, deren Entstehungsgrund natürlich durch Lage, Wasser, Luft und Lebensart bestimmt und ungemein begünstiget wird, so wie die häufige Fortpflanzung derselben in Familien durch eine nicht wohl zu bezweifelnde cacochymia strumali gleich andern ähnlichen Krankheitsformen, zu erklären seyn mag; denn schon bey Knaben und Mädchen findet man diese Auftreibung der glandula thyroid., so wie auch aus gleichem Grund die frequente Erscheinung der dicken Hälse, häufig mit beengen Athem, und nicht selten mit schwächlicher Brust und scrophulösem Habitus komplizirt, unter den[1] Militärpflichtigen aus der Stadt bey den Jahres-Musterungen zwar auffallend, aber nicht zu bewundern ist.

Unter den chronischen Krankheiten sieht man die Lungenschwindsucht scrophulösen Ursprungs, und von Bluthusten und vernachläßigten Katarrhen häufig entstanden; die Wassersucht jeder Art; das schleimichte Asthma und Lähmungen von Schlagflüssen, letztere nicht selten von versetzter Gicht und Unterleibskrankheiten, am häufigsten

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vorkommen, und nicht wenig mag die bedeutendere Frequenz derselben auch durch den in neuern Zeiten immer mehr steigenden Luxus aller Art zum Theil begründet und begünstiget werden. Sonst leiden auch viele an Unverdaulichkeit und daher rührenden Magen- und Unterleibskrankheiten. Unter den Goldarbeitern leiden viele an Gliederzittern und nicht selten auch an Lähmungen, woran das bey der Vergoldung der Tombackwaaren, und überhaupt bey der Verarbeitung und Schmelzung des Goldes vielfältig gebrauchte Quecksilber Ursache ist. Auch mit den Hämorrhoiden sind dieselben bey der mit ihrer Arbeit verbundenen meistens sitzenden Lebensart, und dem oft noch dabey häufigen Genuß eines nur unschmackhaften und den Magen erschlaffenden Kaffee’s mehr als andere geplagt; und gerne gehen bey ihnen die Katarrhe, wenn sie von solchen befallen werden, in die Lungensucht und Auszehrung über, indem sie sich nämlich bey ihren Schmelzarbeiten in der Esse am glühenden Kohlfeuer stark erhitzen, darauf in leichter Kleidung der kalten Luft wieder aussetzen, wodurch die Katarrhe hartnäckig und chronisch werden, und am Ende sich nothwendig mit der Lungensucht schließen müßen; was um so leichter bey solchen geschieht, welche schon voraus eine natürliche Anlage zur Lungensucht haben, und aus dem Grund auch häufiger mit Katarrhen und andern Brustbeschwerden befallen werden. Die meisten Lungensüchtigen kommen vom 18ten bis ins 35te Jahr, häufiger unter dem männlichen als weiblichen Geschlecht bey uns vor; und da diese bekanntermassen äusserst selten und schwer zu heilende Krankheit erblich und


Anmerkungen (Wikisource)

  1. d n Vorlage